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Die Götter lachten.

Am Morgen nach der Party kam Melinas Butler ins Frühstückszimmer.»Miss Lambrou, für Sie ist ein Päckchen abgegeben worden. Herr Demiris' Chauffeur hat es gebracht.«

«Bringen Sie es mir bitte.«

Constantin Demiris bildet sich also ein, mich mit seinem Reichtum beeindrucken zu können. Nun, da steht ihm eine Enttäuschung bevor! Was er auch geschickt hat — einkostbares Schmuckstück oder eine unbezahlbare Antiquität —, er bekommt es sofort wieder zurück.

Das Geschenk war klein, rechteckig und geschmackvoll verpackt. Melina öffnete es neugierig. Auf der beigelegten Visitenkarte stand lediglich: Ich dachte, dies würde Ihnen gefallen. Constantin.

Es handelte sich um ein kostbar in Leder gebundenes Exemplar von Toda Raba ihres Lieblingsschriftstellers Nikolas Kasantzakis. Woher hatte er das gewußt?

Sie bedankte sich mit einigen höflichen Zeilen und dachte: Das war's dann.

Am nächsten Morgen wurde ein weiteres Päckchen abgegeben. Es enthielt eine Schallplatte mit Werken ihres Lieblingskomponisten Delius. Auf der Visitenkarte stand: Vielleicht ist das die richtige Musik, um Toda Raba zu lesen! Constantin.

Von diesem Tag an wurde jeden Morgen ein Geschenk für Melina abgegeben. Blumen, Parfüms, Schallplatten und Bücher, die sie liebte. Constantin Demiris hatte sich die Mühe gemacht, ihre Vorlieben herauszubekommen, und Melina fühlte sich durch seine

Aufmerksamkeit unwillkürlich geschmeichelt.

Als Melina anrief, um sich bei Demiris zu bedanken, antwortete er:»Nichts, was ich Ihnen schenken könnte, wäre Ihnen jemals angemessen.«

Zu wie vielen Frauen hat er das schon gesagt?

«Essen Sie mit mir zu Mittag, Melina?«

Sie wollte bereits ablehnen, aber dann dachte sie: Warum soll ich nicht annehmen! Er ist sehr aufmerksam gewesen.

«Gut, meinetwegen.«

Als sie Graf Manos erzählte, daß sie mit Constantin Demiris zum Essen gehen würde, erhob dieser Einspruch.

«Wozu, meine Liebe? Mit diesem schrecklichen Mann hast du nichts gemein. Weshalb willst du dich mit ihm treffen?«

«Vasilis, er hat mir jeden Tag kleine Aufmerksamkeiten geschickt. Ich werde ihm erklären, daß das aufhören muß.«

Noch während Melina das sagte, dachte sie: Das hätte ich auch telefonisch erledigen können.

Constantin Demiris hatte einen Tisch in dem beliebten Restaurant Flocas in der Panepistimioustraße reservieren lassen und wartete dort auf Melina.

Er stand auf, als sie hereinkam.»Wie schön, daß Sie gekommen sind. Ich hatte solche Angst, daß Sie sich die Sache anders überlegen würden.«

«Ich halte immer Wort.«

Demiris sah ihr in die Augen» Und ich halte meines«, erklärte er ihr ernsthaft.»Ich werde Sie heiraten.«

Melina schüttelte halb belustigt, halb verärgert den Kopf.»Herr Demiris, ich bin mit einem anderen Mann verlobt.«

«Manos? Er ist nicht der richtige Mann für Sie.«

«Ach, tatsächlich? Und warum nicht?«

«Ich habe ein paar Erkundigungen über ihn eingezogen. In seiner Familie gab es Fälle von erblichem Schwachsinn, er ist ein Bluter, er steht in Belgien wegen einer Sexualstraftat im Fahndungsregister, und er spielt miserabel Tennis.«

Melina mußte unwillkürlich lachen.»Und Sie?«

«Ich spiele nicht Tennis.«

«Aha! Und deshalb soll ich Sie heiraten?«»Nein. Sie werden mich heiraten, weil ich Sie zur glücklichsten Frau auf Erden machen werde.«

«Herr Demiris… «

Er bedeckte ihre Hand mit seiner.»Costa.«

Melina entzog ihm ihre Hand.»Herr Demiris, ich bin heute hergekommen, um Ihnen zu sagen, daß Sie mir keine Geschenke mehr schicken sollen. Ich habe nicht die Absicht, Sie wiederzusehen.«

Er betrachtete sie sekundenlang.»Sie sind bestimmt keine grausame Frau.«

«Das hoffe ich nicht.«

Demiris lächelte.»Gut! Dann wollen Sie mir sicher nicht das Herz brechen.«

«Ich bezweifle, daß Ihr Herz so leicht bricht. Sie verfügen da über eine beachtliche Reputation.«

«Ah, die stammt aus einer Zeit, bevor ich Sie gekannt habe. Ich habe schon lange von Ihnen geträumt.«

Melina lachte.

«Doch, das ist mein Ernst. Als sehr junger Mann habe ich Zeitungsmeldungen über die Familie Lambrou verschlungen. Sie ist sehr reich gewesen — und wir sehr arm. Wir haben von der Hand in den Mund gelebt. Mein Vater war Hafenarbeiter in Piräus. Ich habe vierzehn Geschwister, und wir haben uns alles, was wir haben wollten, hart erkämpfen müssen.«

Melina war unwillkürlich gerührt.»Aber jetzt sind Sie reich.«

«Ja. Nicht so reich, wie ich noch sein werde.«

«Was hat Sie reich gemacht?«

«Hunger. Ich bin immer hungrig gewesen. Ich bin's noch immer.«

Sie las in seinem Blick, daß er die Wahrheit sagte.»Wie sind Sie…Wie haben Sie den Durchbruch geschafft?«

«Interessiert Sie das wirklich?«

«Ja, das interessiert mich wirklich«, bestätigte Melina.

«Als Siebzehnjähriger habe ich begonnen, bei einer kleinen Ölgesellschaft im Nahen Osten zu arbeiten. Eines Abends bin ich mit einem bei einer großen Ölgesellschaft beschäftigten älteren Geologen zum Essen gegangen. Ich habe Steak bestellt, und er wollte nur eine Suppe. Als ich ihn gefragt habe, warum er kein Steak bestelle, hat er mir erklärt, er könne es nicht essen, weil er eigentlich ein Gebiß brauche, das er sich aber nicht leisten könne. Ich habe ihm fünfzig Dollar geschenkt, damit er sich ein Gebiß machen lassen konnte.

Vier Wochen später hat er mich spät nachts angerufen, um mir mitzuteilen, daß er gerade auf ein neues Ölvorkommen gestoßen sei. Seinem Arbeitgeber hatte er seine Entdeckung noch nicht gemeldet. Am nächsten Morgen habe ich jeden Cent zusammengekratzt, den ich mir borgen konnte, und bis zum Abend Optionen auf große Flächen in diesem Gebiet gekauft. Es hat sich dann als eine der größten Erdöllagerstätten der Welt erwiesen.«

Melina hing fasziniert an seinen Lippen.

«Damit hat alles angefangen. Für den Transport meines Öls habe ich Tanker gebraucht, deshalb habe ich mir eine Flotte zugelegt. Wenig später eine Ölraffinerie. Danach eine Fluggesellschaft. «Er zuckte mit den Schultern.»Und so ist es weitergegangen.«

Erst lange nach ihrer Hochzeit sollte Melina herausbekommen, daß die Geschichte mit dem Steak ein Märchen war.

Melina Lambrou hatte nicht die Absicht gehabt, Constantin Demiris wiederzusehen. Durch sorgfältig arrangierte» Zufälle «verstand er es jedoch, ihr wieder und wieder auf Partys, im Theater oder auf Wohltätigkeitsveranstaltungen zu begegnen. Und sie spürte jedesmal seine überwältigende Anziehungskraft. Neben ihm wirkte Vasilis Manos langweilig — so ungern sie sich das auch eingestand.

Melina Lambrou liebte flämische Maler, und als Breughels Jäger im Schnee versteigert wurde, schickte Demiris ihr das Bild als Geschenk, bevor sie es selbst erwerben konnte.

Sie fand es beeindruckend, wie gut er ihre Vorlieben kannte.»Ein so teures Geschenk kann ich von Ihnen nicht annehmen!«protestierte sie.

«Ah, das ist kein Geschenk. Sie müssen dafür bezahlen. Gehen Sie heute abend mit mir essen.«

Und sie nahm seine Einladung schließlich an. Dieser Mann war unwiderstehlich.

Eine Woche später löste Melina ihre Verlobung mit Graf Manos.

Ihr Bruder war wie vor den Kopf geschlagen, als sie ihm von der aufgelösten Verlobung berichtete.

«Um Himmels willen, warum?«fragte Spyros. »Warum?«

«Weil ich Constantin Demiris heiraten werde.«

Er war entsetzt.»Bist du übergeschnappt? Demiris kannst du nicht heiraten. Der Kerl ist ein Ungeheuer! Mit ihm wirst du nur unglücklich. Er… «

«Nein, du täuschst dich in ihm, Spyros. Er ist wunderbar. Und wir lieben uns. Wir haben…«

«Du bist verliebt!«knurrte Spyros.»Ich weiß nicht, worauf er es abgesehen hat, aber mit Liebe hat das nichts zu tun. Kennst du seinen Ruf als Weiberheld? Er ist… «