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«Vielleicht fühle ich mich in gewisser Weise für Sie verantwortlich. «Er machte eine Pause.»Ich habe Ihren Mann damals Noelle Page vorgestellt.«

«Ah«, sagte Catherine langsam. Noelle Page. Allein dieser Name ließ sie frösteln. Die beiden waren füreinander gestorben. Larry muß sie sehr geliebt haben.

Catherine zwang sich dazu, die eine Frage zu stellen, die sie die ganze Nacht gequält hatte.»Wie… wie sind sie hingerichtet worden?«

Demiris antwortete nicht gleich.»Durch Erschießen«, sagte er dann.

«Oh. «Sie glaubte am eigenen Leib zu spüren, wie die Kugeln Larrys Körper durchschlugen, wie sie den Mann zerfetzten, den sie einst so sehr geliebt hatte. Sie bedauerte, diese Frage gestellt zu haben.

«Ich möchte Ihnen einen guten Rat geben. Denken Sie nicht mehr an die Vergangenheit. Die Erinnerung kann nur schmerzen. Sie müssen das alles hinter sich lassen.«

«Ja, Sie haben recht«, stimmte Catherine zögernd zu.»Ich werde es versuchen.«

«Gut. Eines meiner Flugzeuge fliegt heute morgen zufällig nach London, Catherine. Könnten Sie in eineinhalb Stunden reisefertig sein?«

Catherine dachte an ihre vielen Reisen mit Larry — an die aufregenden Vorbereitungen, das Packen, die Vorfreude.

Diesmal würde sie unbegleitet reisen, wenig packen müssen und kaum Vorbereitungen nötig haben.»Ja, bis dahin kann ich fertig sein.«

«Ausgezeichnet. Übrigens, noch etwas«, fuhr Demiris scheinbar beiläufig fort.»Nachdem Sie jetzt Ihr Gedächtnis wiedergefunden haben…Gibt es vielleicht jemanden, mit dem Sie sich in Verbindung setzen möchten — jemanden aus Ihrer Vergangenheit, dem Sie gern mitteilen möchten, daß mit Ihnen alles in Ordnung ist?«

Catherine fiel sofort der Name Bill Fraser ein. Bill war der einzige, an den sie sich aus ihrer Vergangenheit erinnerte. Aber sie wußte, daß sie noch nicht stark genug war für ein Wiedersehen mit ihm. Sobald ich mich eingewöhnt habe. Sobald ich wieder arbeite, werde ich mich bei ihm melden.

Constantin Demiris beobachtete sie, wartete auf ihre Antwort.

«Nein«, sagte Catherine schließlich.»Es gibt niemanden.«

Sie konnte nicht ahnen, daß sie William Fraser damit gerade das Leben gerettet hatte.

«Hier, ich habe Ihnen einen Reisepaß auf Ihren Namen ausstellen lassen. «Demiris gab ihr einen Umschlag.»Das Geld ist ein Gehaltsvorschuß. Wegen einer Wohnung in London brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Der Firma gehören dort mehrere Apartments. Sie können eins davon beziehen.«

Catherine war überwältigt.»Sie sind zu großzügig!«

Er griff nach ihrer Hand.»Sie werden sehen, daß ich…«Demiris brachte den Satz nicht so zu Ende, wie er es vorgehabt hatte. Du mußt vorsichtig mit ihr umgehen. Nichts überstürzen. Du darfst sie nicht verschrecken. «… daß ich ein sehr guter Freund sein kann.«-»Sie sind ein sehr guter Freund.«

Demiris lächelte. Abwarten!

Zwei Stunden später half Constantin Demiris Catherine beim Einsteigen in den Fond des Rolls-Royce, der sie zum Flughafen bringen würde.»Genießen Sie London«, sagte er zum Abschied.»Ich lasse gelegentlich von mir hören.«

Fünf Minuten nach der Abfahrt des Wagens telefonierte Demiris mit London.»Sie ist unterwegs.«

5

Das Flugzeug sollte um neun Uhr vom Athener Flughafen Hellenikon starten. Zu Catherines Überraschung war sie der einzige Fluggast an Bord der Hawker Siddeley. Der Flugkapitän, ein freundlicher Grieche namens Pantelis, den sie auf Mitte Vierzig schätzte, überzeugte sich selbst davon, daß Catherine bequem saß und angeschnallt war.

«Wir starten in wenigen Minuten«, teilte er ihr dabei mit.

«Danke.«

Während sie ihm nachsah, als er ins Cockpit zu seinem Kopiloten zurückging, begann ihr Herz plötzlich zu jagen. Das ist Larrys ehemaliges Flugzeug! Hat vor mir schon Noelle Page auf diesem Platz gesessen? Catherine fürchtete, ohnmächtig zu werden. Die Kabinenwände schienen näher zu rücken und sie erdrücken zu wollen. Sie schloß die Augen und holte tief Luft. Das ist jetzt alles vorbei. Demiris hat recht. Niemand kann die Vergangenheit mehr ändern.

Sie hörte die Motoren lauter dröhnen und öffnete die Augen. Das Flugzeug rollte an, beschleunigte, hob ab und nahm Kurs nach Nordwesten — in Richtung London. Wie oft ist Larry diese Route geflogen? Larry. Das Gefühlschaos, das sein Name in ihr weckte, ließ sie erbeben. Und die Erinnerungen. Die wundervollen, die schrecklichen Erinnerungen…

Es war der Sommer 1940, das Jahr vor dem Kriegseintritt

Amerikas. Aus Chicago war Catherine Alexander frisch von der dortigen Northwestern University nach Washington, D. C., gekommen, um sich einen ersten Job zu suchen.

Ihre Mitmieterin hatte ihr erzählt:»Im Außenministerium ist ein Job als Sekretärin bei William Fraser frei. Das ist der für

Öffentlichkeitsarbeit verantwortliche große Boß. Ich hab' erst gestern abend davon erfahren. Wenn du dich gleich vorstellst, müßtest du den anderen Girls zuvorkommen.«

Catherine war sofort ins Ministerium gefahren — aber in Frasers Vorzimmer drängten sich bereits fast ein Dutzend Bewerberinnen! Ich habe keine Chance, dachte Catherine resigniert. Dann öffnete sich die Tür des Chefbüros, und William Fraser erschien auf der Schwelle. Er war ein großer, gutaussehender Mann mit lockigem, an den Schläfen leicht ergrautem blondem Haar, leuchtendblauen Augen und markantem, energisch wirkendem Kinn.

«Ich brauche ein Exemplar von Life — eine Nummer, die vor drei bis vier Wochen erschienen ist«, sagte er zu seiner Vorzimmerdame.»Die mit einem Bild Stalins auf dem Titel.«

«Ich bestelle sie Ihnen, Mr. Fraser«, antwortete die Sekretärin.

«Sally, ich habe Senator Borah am Apparat. Ich möchte ihm einen Absatz aus dieser Ausgabe vorlesen. Sie haben zwei Minuten Zeit, ein Exemplar für mich aufzutreiben. «Fraser verschwand in seinem Büro und schloß die Tür hinter sich.

Die Bewerberinnen sahen einander an und zuckten die Achseln.

Catherine stand da und überlegte angestrengt. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und lief hinaus. Hinter sich hörte sie eine der Frauen sagen:»Gut, wieder eine weniger!«

Nach drei Minuten kam Catherine mit der gewünschten Ausgabe der Zeitschrift Life ins Vorzimmer zurück. Sie legte sie der Sekretärin auf den Schreibtisch.

Zehn Minuten später saß sie in William Frasers Arbeitszimmer.

«Sally hat mir erzählt, daß Sie das Life-Heft besorgt haben.«

«Ja, Sir.«

«Sie haben dieses drei Wochen alte Exemplar doch nicht zufällig in der Handtasche gehabt?«

«Nein, Sir.«

«Wo haben Sie es so schnell aufgetrieben?«

«Ich bin zum Friseur runtergefahren. Bei Ärzten und Friseuren liegen immer alte Zeitschriften aus.«

«Sind Sie auf allen Gebieten so clever?«

«Nein, Sir.«

«Das wird sich zeigen«, meinte William Fraser.»Sie sind eingestellt.«

Catherine fand es aufregend, für Fraser zu arbeiten. Er war ein charmanter, wohlhabender Junggeselle, der ganz Washington zu kennen schien. Die Time hatte ihn zum» begehrenswertesten Junggesellen des Jahres «erkoren.

Ein halbes Jahr nachdem sie die Stellung bei William Fraser angetreten hatte, verliebten sie sich ineinander.

In seinem Schlafzimmer sagte Catherine:»Ich muß dir was sagen. Ich bin noch Jungfrau.«

Fraser schüttelte verwundert den Kopf.»Unglaublich! Wie bin ich bloß an die einzige Jungfrau Washingtons geraten?«

Eines Tages sagte William Fraser zu Catherine:»Unsere Abteilung soll die Herstellung eines bei MGM in Hollywood gedrehten Ausbildungsfilms für das Army Air Corps überwachen. Ich möchte, daß du dich um den Film kümmerst, solange ich in London bin.«

«Ich? Bill, ich kann nicht mal einen Film in eine Box einlegen! Was verstehe ich von Ausbildungsfilmen?«

Fraser grinste.»Ungefähr soviel wie alle anderen. Mach dir keine Sorgen, den Film dreht ein Regisseur. Er heißt Allan Benjamin. Die Army hat vor, die Rollen mit Schauspielern zu besetzen.«