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«Hast du vor, welche bauen zu lassen?«

Ihr Bruder nickte.»Aber keine gewöhnlichen Tanker. Ich lasse die erste Flotte von Großtankern bauen. Sie werden doppelt so groß sein wie die bisher eingesetzten Schiffe. «Seine Begeisterung war unüberhörbar.»Ich habe alles monatelang durchgerechnet. Paß auf! Der Rohöltransport vom Persischen Golf zur amerikanischen Ostküste kostet drei Dollar pro Barrel. Durch den Einsatz von Großtankern würden die Kosten auf eineinviertel Dollar pro Barrel sinken. Hast du eine Vorstellung davon, was das bedeuten würde?«

«Spyros — woher willst du das Geld für eine neue Tankerflotte nehmen?«

Ihr Bruder lächelte.»Das ist das Beste an meinem Plan! Sie kostet mich keinen Cent.«

«Unmöglich!«

Er beugte sich vor.»Ich reise nächsten Monat nach Amerika, um mit den Bossen der großen Ölgesellschaften zu sprechen. Mit diesen Tankern kann ich ihr Öl um die Hälfte billiger transportieren, als sie es selbst können.«

«Aber… aber du hast keine Großtanker.«

Sein Lächeln wurde zu einem Grinsen.»Nein, aber wenn ich die Ölgesellschaften dazu bringe, langfristige Charterverträge mit mir abzuschließen, leihen die Banken mir das Geld für den Tankerbau. Na, was hältst du davon?«

«Ich halte dich für ein Genie. Ein brillanter Plan!«

Melina Demiris fand den Plan ihres Bruders so aufregend, daß sie Constantin beim Abendessen davon erzählte.

«Ist seine Idee nicht großartig?«fragte Melina, nachdem sie ihm die Einzelheiten erläutert hatte.

Constantin Demiris schwieg einen Augenblick.»Dein Bruder ist ein Träumer. Das würde nie funktionieren.«

Melina starrte ihn überrascht an.»Warum nicht, Costa?«

«Weil es ein hirnrissiger Plan ist. Erstens wird die Nachfrage nach Erdöl nicht so steil ansteigen, wie er annimmt, so daß seine imaginären Tanker leer fahren werden. Zweitens denken die Ölgesellschaften nicht im Traum daran, ihr kostbares Rohöl einer Phantomflotte anzuvertrauen, die noch gar nicht existiert. Und drittens werden alle Banker, die er aufsuchen will, ihn gnadenlos abblitzen lassen.«

Melina verzog enttäuscht das Gesicht.»Spyros war so begeistert… Willst du nicht mal mit ihm darüber reden?«

Demiris schüttelte den Kopf.»Laß ihm seinen Traum, Melina. Am besten erzählst du ihm nicht mal, daß wir darüber gesprochen haben.«

«Wie du meinst, Costa.«

Am nächsten Morgen flog Constantin Demiris in aller Frühe in die Vereinigten Staaten, um über Großtanker zu verhandeln. Wie er wußte, wurden die Erdölreserven außerhalb der USA und des Ostblocks von den» Sieben Schwestern «kontrolliert: Standard Oil of

New Jersey, Standard Oil of California, Gulf Oil, Texas Company, Socony-Vacuum, Royal Dutch-Shell und Anglo-Iranian. Und er wußte, daß die anderen nachziehen würden, wenn es ihm gelang, nur eine von ihnen zu überzeugen.

Constantin Demiris' erster Besuch galt der Zentrale der Standard Oil of New Jersey. Er hatte einen Termin bei Owen Curtiss, einem der Vizepräsidenten.

«Was kann ich für Sie tun, Mr. Demiris?«

«Ich möchte Sie mit einem Projekt bekannt machen, das Ihrer Gesellschaft große finanzielle Vorteile bringen könnte.«

«Ja, das haben Sie am Telefon bereits angedeutet. «Curtiss warf einen Blick auf seine Armbanduhr.»Ich habe in wenigen Minuten einen Termin. Machen Sie es also kurz.«

«Ich werde es sehr kurz machen. Im Augenblick kostet Sie der Rohöltransport vom Persischen Golf zur amerikanischen Ostküste drei Dollar pro Barrel.«

«Das ist richtig.«

«Was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen garantieren könnte, daß ich Ihr Rohöl für eineinviertel Dollar pro Barrel transportiere?«

Curtiss lächelte gönnerhaft.»Wie wollen Sie dieses Wunder fertigbringen?«

«Indem ich eine Flotte von Großtankern bauen lasse«, antwortete Demiris ruhig.»Jeder Tanker faßt die doppelte Menge wie die bisher üblichen. Damit kann ich Ihr Rohöl so schnell transportieren, wie Sie es aus dem Boden pumpen.«

Curtiss betrachtete ihn mit nachdenklicher Miene.»Und woher wollen Sie eine Großtankerflotte nehmen?«

«Die lasse ich bauen.«

«Tut mir leid, aber wir sind nicht an Beteiligungen interessiert, die…«- Demiris unterbrach ihn.»Es würde Sie keinen Cent kosten! Ich möchte nur einen langfristigen Vertrag für den Transport Ihres Öls zur Hälfte des Preises, den Sie im Augenblick zahlen müssen. Die Finanzierung werden Banken übernehmen.«

Ein langes, bedeutungsschweres Schweigen folgte. Dann räusperte Owen Curtiss sich.»Ich glaube, wir fahren mal nach oben, damit unser Präsident Sie kennenlernt.«

Damit war der Anfang gemacht. Auch die übrigen Ölgesellschaften zeigten sich bereit, Constantin Demiris' neue Großtanker zu chartern. Als Spyros Lambrou mitbekam, was dort geschah, war es bereits zu spät. Er flog nach Amerika und konnte noch mit einigen unabhängigen Ölgesellschaften Charterverträge für seine Großtanker abschließen, aber Demiris hatte bereits abgesahnt.

«Er ist dein Mann«, wütete Spyros,»aber ich schwöre dir, Melina, daß ich ihm das eines Tages heimzahle!«

Melina war bei dem Gedanken daran, wie ihr Bruder reingelegt worden war, ganz elend zumute. Sie hatte das Gefühl, ihn verraten zu haben.

Aber als sie Constantin Vorwürfe machte, zuckte der nur die Achseln.»Ich bin nicht zu ihnen gegangen, Melina. Sie sind zu mir gekommen. Wie hätte ich sie abweisen können?«

Und damit war die Diskussion beendet.

Nikos Veritos, Lambrous Assistent, betrat das Büro seines Chefs. Veritos arbeitete nun schon fünfzehn Jahre bei Spyros Lambrou. Er war kompetent, aber phantasielos, ein Mann ohne Zukunft, grau und gesichtslos. Die Rivalität zwischen den beiden Schwägern bot Veritos eine seiner Überzeugung nach goldene Gelegenheit. Er setzte darauf, daß Constantin Demiris siegen würde, hinterbrachte ihm gelegentlich vertrauliche Informationen und hoffte, später dafür belohnt zu werden.

Veritos blieb vor Lambrous Schreibtisch stehen.»Verzeihung, Herr Lambrou, draußen wartet ein Mr. Anthony Rizzoli, der Sie sprechen möchte.«

Sein Chef seufzte.»Bringen wir's also hinter uns! Schicken Sie ihn rein.«

Anthony Rizzoli war ein Mittvierziger mit schwarzem Haar, einer schmalen Adlernase und tiefliegenden braunen Augen. Er bewegte sich mit der Leichtfüßigkeit eines trainierten Boxers. Zu einem teuren cremeweißen Maßanzug trug er ein gelbes Seidenhemd und weiche Slipper. Obwohl er höflich und zurückhaltend auftrat, hatte er etwas Verschlagenes an sich.

«Freut mich, Sie kennenzulernen, Mr. Lambrou.«

«Nehmen Sie Platz, Mr. Rizzoli. Was kann ich für Sie tun?«

«Nun, wie ich Mr. Veritos schon erklärt habe, möchte ich einen Ihrer Frachter chartern. Ich habe eine Maschinenfabrik in Marseille und will einige Schwermaschinen in die Vereinigten Staaten verschiffen. Falls wir uns einig werden, können Sie in Zukunft mit lukrativen Folgeaufträgen rechnen.«

Spyros Lambrou lehnte sich in seinen Sessel zurück und betrachtete den vor ihm Sitzenden. Widerwärtig.»Ist das alles, was Sie zu verschiffen beabsichtigen, Mr. Rizzoli?«erkundigte er sich.

Tony Rizzoli runzelte die Stirn.»Wie meinen Sie das? Tut mir leid, ich verstehe Sie nicht.«

«Doch, Sie verstehen mich recht gut«, antwortete Lambrou.»Ihnen stehen meine Schiffe nicht zur Verfügung.«

«Warum nicht? Wovon reden Sie überhaupt?«

«Von Drogen, Mr. Rizzoli. Sie sind Drogenhändler.«

Rizzoli kniff die Augen zusammen.»Unsinn! Sie werden doch nicht auf Gerüchte hereinfallen.«

Lambrous Informationen basierten jedoch keineswegs nur auf Gerüchten, denn er hatte den Mann sorgfältig überprüfen lassen. Tony Rizzoli gehörte zur Mafia und galt als einer der erfolgreichsten Drogenhändler Europas, aber in der Branche hieß es, Rizzoli habe Schwierigkeiten, neue Lieferungen zu arrangieren. Das war der Grund, warum er mit Lambrou unbedingt ins Geschäft kommen wollte.