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«Ich fürchte, Sie werden sich einen anderen Reeder suchen müssen.«

Tony Rizzoli saß da, starrte Lambrou mit kaltem Blick an und nickte zuletzt.»Okay. «Er zog seine Visitenkarte aus der Jackentasche und warf sie auf den Schreibtisch.»Sollten Sie sich die Sache doch noch anders überlegen, erreichen Sie mich unter dieser Adresse. «Er stand auf und ging.

Spyros Lambrou griff nach der Karte. Unter den beiden Zeilen ANTHONY RIZZOLI und Export — Import las er Anschrift und Telefonnummer eines Athener Hotels.

Nikos Veritos hatte das Gespräch mit großen Augen verfolgt. Als Tony Rizzoli die Tür hinter sich geschlossen hatte, fragte er:»Ist er wirklich ein…?«

«Ja. Rizzoli handelt mit Heroin. Überließen wir ihm jemals eines unserer Schiffe, würden wir riskieren, daß der Staat unsere gesamte

Flotte beschlagnahmt.«

Tony Rizzoli verließ Lambrous Arbeitszimmer vor Wut kochend. Dieser Scheißgrieche hat mich behandelt wie einen Bauernlümmel von der Straße. Und woher hat er von dem Deal gewußt! Die Lieferung bringt mindestens zehn Millionen Dollar. Aber wie mache ich das mit dem Transport nach New York? Ich werd' in Sizilien anrufen und noch etwas mehr Zeit rausschinden.

Tony Rizzoli war noch kein Deal durch die Lappen gegangen, und er würde es auch diesmal schaffen. Er hielt sich für den geborenen Sieger.

In New York war Rizzoli in Hell's Kitchen aufgewachsen, einem Stadtteil an der Westseite von Manhattan, zwischen 8th Avenue und Hudson River, im Norden und Süden von der 23rd und 59th Street begrenzt. Hell's Kitchen war eine Stadt in der Stadt, eine waffenstarrende Enklave; seine Straßen wurden von Banden beherrscht; Mordaufträge wurden für 100 Dollar Kopfgeld übernommen; durfte das Opfer zuvor mißhandelt werden, gab es sogar Rabatt.

Die Bewohner von Hell's Kitchen hausten in verfallenen und verwahrlosten Mietskasernen, in denen es von Läusen, Ratten und Wanzen nur so wimmelte. Den Mangel an hygienischen Einrichtungen glichen die Kids des Viertels auf ihre Weise aus: Sie sprangen nackt von den Docks in den Hudson River — in Eintracht mit den ungeklärten Abwässern von Hell's Kitchen. Ihre Spielplätze waren die Straßen, die Docks, die Flachdächer der Mietskasernen, zu Müllbergen verkommene unbebaute Grundstücke und — im Sommer — der einer Kloake gleichende North River. Und über allem lag der beißende Geruch von Armut.

In dieser Umgebung war Tony Rizzoli aufgewachsen.

Rizzolis Erinnerungen an seine Kindheit reichten bis zu jenem Tag zurück, an dem zwei Jungen ihn niedergeschlagen und ihm das Milchgeld gestohlen hatten. Damals war er vier Jahre alt gewesen. Ältere und größere Jungen stellten eine ständige Bedrohung dar. Der Schulweg war ein Niemandsland und die Schule selbst ein Schlachtfeld. Mit 15 hatte Rizzoli eisenharte Muskeln und wußte seine Fäuste zu gebrauchen. Er boxte gern, und da er kaum einen Gegner zu fürchten hatte, verschaffte ihm das ein gewisses Gefühl der Überlegenheit. Seine Freunde und er veranstalteten Boxkämpfe im Stillman's Gym.

Manche Gangsterbosse kamen gelegentlich vorbei, um zu beobachten, wie die ihnen gehörenden Berufsboxer trainierten. Frank Costello erschien ein- bis zweimal im Monat, meistens mit Joe Adonis und Lucky Luciano im Schlepptau. Sie hatten Spaß an den Boxkämpfen der Jugendlichen und begannen schließlich sogar Wetten abzuschließen. Der Dauersieger Tony Rizzoli wurde rasch zum Favoriten der Gangster.

Beim Umziehen bekam Rizzoli eines Tages ein Gespräch zwischen Frank Costello und Lucky Luciano im Umkleideraum mit.»Der Junge ist 'ne Goldmine«, sagte Luciano.»Ich hab' letzte Woche auf ihn gesetzt und fünf Riesen gewonnen.«

«Hast du vor, beim Kampf gegen Lou Domenic auf ihn zu setzen?«

«Klar. Und diesmal gleich zehn Riesen.«

Da Tony die Bedeutung dieses Gesprächs nicht so richtig klar war, ging er zu seinem älteren Bruder Gino und erzählte ihm davon.»Jesus!«rief sein Bruder aus.»Die Jungs setzen 'ne Menge Geld auf dich!«

«Aber warum? Ich bin doch kein Profi.«

Gino überlegte kurz.»Du hast noch keinen Kampf verloren, oder, Tony?«

«Richtig.«

«Wahrscheinlich haben sie anfangs nur aus Spaß gewettet, aber als sie gesehen haben, was du kannst, sind sie groß eingestiegen.«

Der Jüngere zuckte mit den Schultern.»Und wennschon! Mir kann's egal sein.«

Gino legte ihm eine Hand auf den Arm.»Damit ist 'ne Menge Geld zu machen«, sagte er beschwörend.»Für beide von uns. Hör mir mal zu, Kleiner…«

Der Kampf gegen Lou Domenic fand an einem Freitagnachmittag im Stillman's Gym statt, und die Big Boys waren fast vollzählig versammelt: Frank Costello, Joe Adonis, Albert Anastasia, Lucky Luciano und Meyer Lansky, Sie hatten Spaß daran, die Kids boxen zu sehen, aber noch mehr Spaß verschaffte ihnen die Tatsache, daß sie eine Möglichkeit entdeckt hatten, mit ihnen Geld zu verdienen.

Lou Domenic war 17 — ein Jahr älter als Tony und drei Kilo schwerer. Aber er hatte Tony Rizzolis technischen Fähigkeiten und seinem Killerinstinkt nicht viel entgegenzusetzen.

Der Kampf ging über fünf Runden. Die ersten drei Runden entschied Tony mühelos für sich, und die Gangster zählten bereits ihr Geld.

«Der Junge wird noch mal Weltmeister!«rief Lucky Luciano begeistert aus.»Wieviel hast du auf ihn gesetzt?«

«Zehn Riesen«, antwortete Frank Costello.»Die beste Quote ist fünfzehn zu eins gewesen. Der Junge hat 'nen guten Ruf.«

Und dann geschah plötzlich das Unerwartete. Zur Hälfte der fünften Runde schickte Lou Domenic seinen Gegner mit einem Uppercut zu Boden. Der Ringrichter begann zu zählen… sehr langsam, während er die mit versteinerten Mienen dasitzenden Zuschauer ängstlich im Auge behielt.

«Steh auf, du kleines Miststück!«kreischte Joe Adonis.»Steh auf und mach weiter!«

Der Ringrichter zählte langsam weiter und kam selbst bei diesem Tempo schließlich bis zehn. Tony Rizzoli lag noch immer bewußtlos auf der Matte.

«Dieser Hurensohn! Ein einziger Zufallstreffer!«

Die Männer begannen, ihre Verluste zusammenzurechnen. Sie hatten eine Menge Geld verloren. Gino Rizzoli schleppte seinen Bruder in den Umkleideraum. Tony hielt die Augen fest geschlossen, denn er fürchtete, man könnte merken, daß er bei Bewußtsein war, und ihm etwas Schreckliches antun. Tony wagte erst aufzuatmen, als er sicher zu Hause angelangt war.

«Wir haben's geschafft!«rief sein Bruder aufgeregt.»Hast du 'ne Ahnung, wieviel Geld wir verdient haben? Fast tausend Dollar, Mann!«

«Das versteh' ich nicht. Ich

«Ich hab' bei ihren eigenen Shylocks Geld aufgenommen, um auf Domenic zu wetten, und 'ne Quote von eins zu fünfzehn gekriegt. Wir sind reich!«

«Sind sie jetzt nicht sauer?«fragte Tony.

Gino winkte grinsend ab.»Das kriegen sie nie raus!«

Als Tony Rizzoli am nächsten Tag aus der Schule kam, wartete eine lange schwarze Limousine am Straßenrand. Im Fond saß Lucky Luciano. Er winkte den Jungen zu sich heran.»Steig ein.«

Tonys Herz begann zu jagen.»Ich kann nicht, Mr. Luciano, ich muß

«Steig ein!«

Er gehorchte.»Fahr um den Block«, wies Lucky Luciano seinen Fahrer an.

Gott sei Dank fährt er nicht mit mir weg, um mich irgendwo umzulegen!

Luciano wandte sich an den Jungen.»Du hast Fallobst gespielt«, stellte er nüchtern fest.

Tony wurde rot.»Nein, Sir. Ich…«

«Erzähl mir keinen Scheiß! Wieviel hast du mit dem Kampf verdient?«

«Nichts, Mr. Luciano. Ich

«Ich frage dich noch maclass="underline" Wieviel hat dir deine Show eingebracht?«

Der Junge zögerte,»'nen Tausender.«

Lucky Luciano lachte.»Ein besseres Taschengeld! Aber für 'nen… wie alt bist du?«

«Fast sechzehn.«

«Für 'nen Sechzehnjährigen ist das gar nicht so schlecht. Dir ist hoffentlich klar, daß du meine Freunde und mich 'ne Menge Geld gekostet hast.«