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Dr. Frangescos zögerte erneut.»Nein. Er hat mir erzählt, seine Frau hätte ihn geschlagen.«

Im Saal wurde erschrockenes Gemurmel laut.

«Herr Verteidiger«, fragte der Richter irritiert,»wollen Sie nicht Einspruch dagegen erheben, daß Informationen, die der Zeuge nur aus zweiter Hand bezogen hat, ins Protokoll aufgenommen werden?«

Napoleon Chotas sah auf.»Oh, ja, danke, Hohes Gericht«, erwiderte er gelassen.»Ja, ich erhebe Einspruch.«

Aber der Schaden war natürlich nicht wieder gutzumachen. Die Geschworenen starrten die Angeklagte jetzt mit unverhüllter Feindseligkeit an.

«Danke, Doktor Frangescos. Keine weiteren Fragen. «Peter Demonides wandte sich an Chotas und sagte selbstgefällig:»Ihr Zeuge, Herr Verteidiger.«

«Keine Fragen.«

Danach folgte ein steter Strom weiterer Zeugen: ein

Dienstmädchen, das mehrmals beobachtet hatte, wie Anastasia Savalas im Zimmer des Chauffeurs verschwunden war…der Butler, der gehört hatte, wie Giorgios Savalas seiner Frau gedroht hatte, er würde sich scheiden lassen und sein Testament ändern…Nachbarn, die wider Willen Ohrenzeugen der lautstarken Auseinandersetzungen des Ehepaars Savalas geworden waren…

Und Napoleon Chotas hatte noch immer keine Fragen an die Belastungszeugen.

Die Schlinge um Anastasias Hals zog sich immer enger zusammen.

Peter Demonides fühlte sich bereits als sicherer Sieger. Vor seinem inneren Auge erschienen die Schlagzeilen der Morgenzeitungen. Dieses Verfahren würde als einer der kürzesten Mordprozesse in die Rechtsgeschichte eingehen. Möglicherweise ist es schon heute zu Ende, dachte er. Der große Napoleon Chotas ist ein geschlagener Mann.

«Ich rufe Niko Mentakis in den Zeugenstand.«

Mentakis war ein hagerer, ernster junger Mann, der langsam und methodisch sprach.

«Herr Mentakis, was sind Sie von Beruf?«

«Ich arbeite in einer Gärtnerei mit Baumschule.«

«Ah, dann sind Sie also Fachmann, was Anbau und Aufzucht von Pflanzen betrifft?«

«Richtig, Herr Staatsanwalt. Und mein Beruf ist zugleich mein Hobby.«

«Und zu Ihren Aufgaben gehört es wohl auch, dafür zu sorgen, daß die für den Verkauf bestimmten Pflanzen gesund sind?«

«Aber ja! Wir kümmern uns sehr gut um sie. Kranke Pflanzen könnten wir unseren Kunden nicht anbieten. Die meisten von ihnen sind Stammkunden.«

«Damit meinen Sie Kunden, die häufig wiederkommen?«

«Genau«, bestätigte der junge Mann stolz.»Wir führen nur Spitzenqualität.«

«Sagen Sie, Herr Mentakis, ist Frau Savalas eine alte Kundin gewesen?«

«Ja, natürlich. Frau Savalas liebt Pflanzen.«

«Herr Staatsanwalt«, sagte der Richter ungeduldig,»das Gericht hält die Richtung, in die Ihre Fragen gehen, für wenig relevant. Würden Sie bitte zur Sache kommen oder…»

«Wenn ich fortfahren darf, Hohes Gericht, wird sich bald zeigen, daß die Aussage dieses Zeugen für das Verfahren sehr wichtig ist.«

Der Richter blickte zu Napoleon Chotas hinüber.»Herr Verteidiger, haben Sie etwas gegen die bisher gestellten Fragen einzuwenden?«

Napoleon Chotas sah blinzelnd auf.»Was? Nein, Hohes Gericht.«

Der Vorsitzende Richter starrte ihn frustriert an, bevor er sich wieder an Peter Demonides wandte.»Gut, Sie können fortfahren.«

«Herr Mentakis, ist Frau Savalas an einem Dezembertag zu Ihnen gekommen und hat Ihnen erzählt, sie hätte Schwierigkeiten mit einigen ihrer Pflanzen?«

«Ja, das stimmt.«

«Hat sie nicht sogar gesagt, eine Insektenplage hätte ihre

Pflanzen heimgesucht?«

«Richtig, das hat sie gesagt.«

«Und hat sie nicht irgendein Mittel gegen diese Schädlinge verlangt?«

«Ja, das hat sie getan.«

«Sagen Sie uns bitte, was Sie ihr gegeben haben?«

«Ich habe ihr etwas Antimon verkauft.«

«Und sagen Sie uns bitte, was genau Antimon ist?«

«Es ist ein Gift, wie Arsen.«

Ein verhaltener Aufschrei ging durch den Saal.

Der Richter schwang seine Glocke.»Ruhe im Saal! Ruhe, sonst lasse ich den Saal räumen!«Er nickte Peter Demonides zu.»Sie können die Vernehmung fortsetzen.«

«Sie haben ihr also eine gewisse Menge Antimon verkauft.«

«Das habe ich.«

«Würden Sie Antimon als ein tödliches Gift bezeichnen? Sie haben es mit Arsen verglichen.«

«Mit vollem Recht. Es ist hochgiftig.«

«Und Sie haben diesen Verkauf wie gesetzlich vorgeschrieben in Ihr Giftbuch eingetragen?«

«Selbstverständlich.«

«Haben Sie dieses Giftbuch heute mitgebracht, Herr Mentakis?«

«Ja, Herr Staatsanwalt. «Er übergab Demonides ein gebundenes Journal.

Der Staatsanwalt legte es auf den Tisch des Protokollführers.»Hohes Gericht, ich beantrage, das Giftbuch als Beweisstück A zu den Akten zu nehmen. «Er wandte sich wieder an den Zeugen.»Danke, ich habe keine weiteren Fragen. «Dann sah er erwartungsvoll zu Napoleon Chotas hinüber.

Der Verteidiger blickte auf und schüttelte den Kopf.»Keine Fragen.«

Peter Demonides holte tief Luft. Nun war es Zeit, die Bombe platzen zu lassen.»Meine Herren Richter, ich darf Ihnen Beweisstück B vorführen. «Er nickte einem der an den Ausgängen stehenden Gerichtsdiener zu.»Bringen Sie's jetzt bitte herein.«

Der Gerichtsdiener hastete hinaus und kam wenig später mit einer Flasche Hustensaft auf einem Tablett zurück. Aus der Flasche fehlte etwa ein Drittel. Die Zuhörer beobachteten gespannt, wie der

Gerichtsdiener sie dem Staatsanwalt übergab. Peter Demonides stellte sie auf den Tisch vor die Geschworenen.

«Meine Damen und Herren Geschworenen, dies ist die Waffe, mit der Giorgios Savalas ermordet wurde. Dies ist der Hustensaft, den Anastasia Savalas ihm am Abend seines Todes einflößte. Er ist mit Antimon versetzt. Wie Sie sehen, fehlt ein Teil, der Teil, den ihr Mann geschluckt hat — um zwanzig Minuten später daran zu sterben!«

Napoleon Chotas stand auf.»Einspruch, Euer Ehren«, sagte er gelassen.»Der Staatsanwalt kann nicht wissen, ob der Verstorbene seinen Hustensaft gerade aus dieser Flasche bekommen hat.«

Und Peter Demonides ließ die Falle zuschnappen.»Bei allem Respekt vor meinem gelehrten Herrn Kollegen… Die Angeklagte leugnet nicht, ihrem Mann am Abend seines Todes während eines Hustenanfalls dieses Mittel gegeben zu haben. Es ist am Tatort beschlagnahmt und von der Polizei verwahrt worden, bis der Gerichtsdiener es vorhin hereingebracht hat. Die gerichtsmedizinische Untersuchung hat ergeben, daß Giorgios Savalas an Antimonvergiftung gestorben ist. Und dieser Hustensaft ist mit Antimon versetzt. «Er starrte Napoleon Chotas herausfordernd an.

Napoleon Chotas schüttelte deprimiert den Kopf.»Dann ist wohl kein Zweifel mehr möglich.«

«Nicht der geringste!«bestätigte Demonides triumphierend.»Hohes Gericht, damit ist die Beweisaufnahme der Staatsanwaltschaft abgeschlossen.«

Napoleon Chotas blieb eine halbe Minute unbeweglich stehen. Dann schlurfte er langsam nach vorn. Vor der Geschworenenbank kratzte er sich den Kopf, als überlege er angestrengt, was er sagen solle. Als er schließlich begann, sprach er stockend und nach Worten suchend.

«Wahrscheinlich haben einige von Ihnen sich gefragt, warum ich keinen der Zeugen ins Kreuzverhör genommen habe. Nun, um ganz ehrlich zu sein, ich habe mir gedacht, daß Herr Demonides diese Aufgabe so tadellos erfüllt, daß ich auf weitere Fragen verzichten kann.«

Der alte Narr nimmt mein Plädoyer vorweg, dachte Peter Demonides freudig überrascht.

Napoleon Chotas drehte sich kurz um, warf einen nachdenklichen Blick auf die Hustensaftflasche und wandte sich dann wieder an die Geschworenen.

«Alle Zeugen haben sehr aufrichtig gewirkt. Aber sie haben eigentlich nichts bewiesen, stimmt's? Ich meine…«Er zuckte mit den Schultern.»Wenn Sie zusammenfassen, was diese Zeugen ausgesagt haben, kommt eines heraus: Eine hübsche junge Frau ist mit einem alten Mann verheiratet, der sie vermutlich nicht mehr befriedigen konnte. «Er nickte zu Joseph Pappas hinüber.»Deshalb hat sie sich einen jungen Mann gesucht, der es konnte.