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Von der Zimmerdecke fielen glühende Holzstücke herab. Die

Wand zum Bad fiel zusammen, und lange Flammenzungen leckten nach ihm. Chotas begann zu schreien. Sein Haar und sein Schlafanzug brannten. Er warf sich mit aller Kraft gegen das Fenster und krachte durch die zersplitternde Scheibe. Sein wie eine Fackel brennender Körper schlug fünf Meter tiefer auf der Terrasse auf.

Sehr früh am nächsten Morgen wurde Staatsanwalt Peter Demonides von einem Dienstmädchen in Constantin Demiris' Bibliothek geführt.

«Kalimera, Peter«, sagte Demiris.»Danke, daß Sie gekommen sind. Haben Sie ihn mitgebracht?«

«Ja, Herr Demiris. «Er gab ihm den versiegelten Umschlag, den Napoleon Chotas bei ihm hinterlegt hatte.»Ich dachte, Sie würden ihn vielleicht lieber hier aufbewahren.«

«Das nenne ich aufmerksam, Peter. Darf ich Sie zum Frühstück einladen?«

«Efcharisto, sehr freundlich von Ihnen, Herr Demiris.«

«Costa. Nennen Sie mich Costa. Sie sind mir schon vor einiger Zeit aufgefallen, Peter. Ich glaube, daß Sie eine große Zukunft vor sich haben. Ich würde Ihnen gern eine passende Stellung innerhalb meines Unternehmens anbieten. Wären Sie daran interessiert?«

Peter Demonides lächelte.»Ja, Costa. Daran wäre ich sehr interessiert.«

«Gut! Ich schlage vor, daß wir uns beim Frühstück darüber unterhalten.«

9

Catherine rief Constantin Demiris mindestens einmal in der Woche von London aus an, und ihre Gespräche verliefen immer nach dem gleichen Muster. Er schickte ihr laufend Geschenke, und wenn sie protestierte, versicherte er ihr, das seien nur kleine Zeichen seiner Anerkennung.»Evelyn hat mir erzählt, wie glänzend du die Sache mit Baxter hingekriegt hast.«

Oder:»Ich habe von Evelyn gehört, daß deine Idee uns eine Menge Frachtkosten einspart.«

Tatsächlich war Catherine stolz darauf, wie gut sie sich eingearbeitet hatte. Im Büro hatte sie bereits einiges entdeckt, was verbesserungsfähig war. Ihre früheren Fertigkeiten waren wieder da, und sie wußte, daß der Bürobetrieb ihretwegen weit effizienter lief als zuvor.

«Ich bin sehr stolz auf dich«, erklärte Constantin Demiris ihr.

Und Catherine wurde es warm ums Herz. Er war ein so wundervoller, so besorgter Mann.

Bald ist es soweit, daß du deinen Plan verwirklichen kannst. Da Stavros und Chotas nun beseitigt waren, blieb Catherine das einzige Verbindungsglied zwischen ihm und dem Mordprozeß gegen Larry Douglas und seine Geliebte. Von daher drohte ihm nur wenig Gefahr, aber wie schon Napoleon Chotas am eigenen Leib erfahren mußte, war Demiris kein Mann, der irgend etwas dem Zufall überließ. Wirklich schade, dachte er jetzt, daß sie zum Schweigen gebracht werden muß. Sie ist so schön! Aber zuerst lernt sie die Villa in Rafina kennen.

Demiris hatte die Villa gekauft. Er würde Catherine dorthin mitnehmen und sie lieben, wie Larry Douglas Noelle geliebt hatte.

Danach…

Von Zeit zu Zeit wurde Catherine an die Vergangenheit erinnert. Als sie in der Londoner Times las, daß Frederick Stavros und Napoleon Chotas umgekommen waren, hätten diese Namen ihr nichts gesagt, wenn nicht erwähnt worden wäre, daß sie Larry Douglas und Noelle Page verteidigt hatten.

In dieser Nacht hatte sie wieder den Traum.

Eines Morgens las Catherine eine Zeitungsmeldung, die ihr einen gelinden Schock versetzte:

William Fraser, Sonderbeauftragter des amerikanischen Präsidenten Harry Truman, ist zu Gesprächen mit der britischen Regierung über ein neues Handelsabkommen in London eingetroffen.

Catherine ließ die Zeitung mit dem Gefühl sinken, lächerlich empfindlich zu sein. William Fraser. Er hatte eine solch wichtige Rolle in ihrem Leben gespielt. Was wäre aus mir geworden, wenn ich ihn damals nicht verlassen hätte…

Catherine saß mit Tränen in den Augen hinter ihrem Schreibtisch und starrte die Zeitungsmeldung an. William Fraser gehörte zu den liebsten Menschen, die sie je gekannt hatte. Allein die Erinnerung an ihn bewirkte, daß sie sich warm und geliebt fühlte. Und jetzt war er hier in London! Ich muß ihn wiedersehen, dachte sie. Wie aus der Notiz hervorging, wohnte er im Claridge's.

Ihre Finger zitterten, als sie die Nummer des Hotels wählte. Sie hatte das Gefühl, ihre Vergangenheit sei dabei, zur Gegenwart zu werden. Außerdem freute sie sich schon jetzt auf ein Wiedersehen mit Fraser. Was wird er sagen, wenn er meine Stimme hört? Wenn er mich wiedersieht?

«Claridge's, guten Morgen«, sagte eine Telefonistin.

Sie holte tief Luft.»Mr. Fraser, bitte.«

«Entschuldigung, Ma'am. Haben Sie Mr. oder Mrs. Fraser gesagt?«

Catherine fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen. Wie unglaublich dumm von dir! Warum bist du nicht selbst darauf gekommen? Natürlich ist er inzwischen verheiratet.

«Ma'am… «

«Ich… Danke, schon gut. «Sie legte langsam auf.

Dafür ist es jetzt zu spät. Das ist vorbei. Costa hat recht. Es ist besser, die Vergangenheit ruhen zu lassen.

Einsamkeit kann lähmend wirken und allen Unternehmungsgeist ersticken. Jeder braucht irgendeinen Menschen, mit dem er Freud und Leid teilen kann. Catherine lebte in einer von Fremden bevölkerten Welt, beobachtete das Glück anderer Paare und hatte das Echo des Lachens von Liebenden im Ohr. Aber sie weigerte sich, Selbstmitleid zu empfinden.

Ich bin nicht die einzige alleinstehende Frau! Ich lebe! Ich lebe!

In London brauchte man sich nie zu langweilen. Die Kinos zeigten eine große Auswahl amerikanischer Filme, die Catherine sich gern ansah. Sie ging in The Razor's Edge und Anna And The King of Siam. Gentleman 's Agreement war ein beunruhigender Film, und Cary Grant war wundervoll in The Bachelor And The Bobby Soxer.

Catherine besuchte Konzerte in der Royal Albert Hall und Ballettabende bei Sadler's Wells. Sie ging ins Old Vic, um Sir Laurence Olivier in Richard III. zu sehen, und fuhr nach Stratford-on-Avon, um Anthony Quayle in Macbeth zu erleben.

Die Pubs, die sie besuchte, wählte sie wegen ihrer originellen Namen aus: Ye Old Cheshire Cheese, Falstaff und Goat ln Boots. Aber es machte keinen Spaß, allein auszugehen.

Und dann begegnete ihr Kirk Reynolds.

Im Büro kam eines Tages ein großer, gutaussehender Mann auf Catherine zu und sagte:»Ich bin Kirk Reynolds. Wo haben Sie gesteckt?«

«Wie bitte?«

«Ich habe schon immer auf Sie gewartet.«

So fing alles an.

Kirk Reynolds war ein amerikanischer Anwalt, der für Constantin Demiris internationale Firmenfusionen vorbereitete. Er war Anfang Vierzig, ernsthaft, intelligent und ritterlich.

«Weißt du, was mir an ihm am besten gefällt?«sagte Catherine, als sie mit Evelyn über Kirk Reynolds sprach.»Daß er mir das Gefühl gibt, eine Frau zu sein. Dieses Gefühl habe ich schon lange nicht mehr gehabt.«

«Hmmm, ich weiß nicht recht«, wandte Evelyn ein.»An deiner Stelle wäre ich lieber vorsichtig. Ich würde nichts überstürzen.«

«Keine Angst, das tue ich nicht«, versprach Catherine ihr.

Kirk Reynolds lud Catherine zu einer Juristentour durch London ein. Sie besuchten den auch als» Old Bailey «bekannten Central Criminal Court, den Obersten Gerichtshof für Strafsachen, auf dessen Korridoren ihnen würdevolle Anwälte mit Perücken und Talaren begegneten. Hier hatte sich bis 1902 das im 13. Jahrhundert erbaute Newgate Prison befunden. Vor dem ehemaligen Gefängnis wurde die Straße breiter, um sich dann unerwartet wieder zu verengen.

«Merkwürdig«, meinte Catherine.»Wozu ist die Straße damals so angelegt worden?«

«Um Platz für Zuschauer zu bieten. Hier haben früher öffentliche Hinrichtungen stattgefunden.«

Catherine fuhr zusammen. Hätte ich das nur nicht gefragt.

Eines Abends fuhr Kirk Reynolds mit Catherine zu den East India Docks an der Themse.

«Noch vor einigen Jahren sind Polizisten hier nur Doppelstreife gegangen«, erklärte Reynolds ihr.»Dieses Gebiet ist ein richtiges Verbrecherviertel gewesen.«