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«Pete hat auch einen«, unterbrach Laveri ihn.»Weißt du, was er vorhat? Er läßt dir ausrichten, daß er von dir kassieren will, falls der Stoff nicht bis nächste Woche unterwegs ist.«

«He, so viel Geld hab' ich doch nicht!«protestierte Rizzoli.»Ich…«

«Das glaubt Pete auch. Deshalb sind wir hier, um dich auf andere Weise dafür zahlen zu lassen.«

Tony Rizzoli holte tief Luft.»Okay. Ihr könnt ihm sagen, daß alles unter Kontrolle ist.«

«Klar doch. Aber wir bleiben trotzdem hier. Du hast eine Woche Zeit.«

Für Tony Rizzoli war es Ehrensache, nie vor Mittag Alkohol zu trinken, aber als die beiden gegangen waren, öffnete er eine Flasche Scotch und nahm zwei große Schlucke. Er spürte, wie der Whiskey ihn wärmte, aber auch das nützte nichts. Mir ist nicht mehr zu helfen. Wie kann der Alte sich plötzlich gegen mich stellen? Ich war praktisch sein Sohn — und jetzt soll ich in einer Woche einen Ausweg aus dieser Scheiße finden. Ich brauche schnellstens ein Maultier. Im Spielkasino vielleicht. Dort finde ich am ehesten eins.

Gegen 22, Uhr abends fuhr Tony Rizzoli nach Loutraki, dem beliebten Spielkasino 75 Kilometer westlich von Athen. Er machte einen Rundgang durch den riesigen Saal, in dem ein reges Treiben herrschte, und beobachtete den Spielbetrieb. Am Roulettetisch gab es immer Verlierer, die bereit waren, für Geld alles zu tun, nur um weiterspielen zu können. Je verzweifelter der Spieler war, desto leichter war er zu kriegen. Rizzoli entdeckte sein Opfer fast augenblicklich: ein schmächtiger, grauhaariger kleiner Mann Anfang Fünfzig, der sich ständig mit einem Taschentuch die Stirn abtupfte. Je mehr er verlor, desto stärker schwitzte er.

Rizzoli beobachtete ihn interessiert. Solche Symptome sah er nicht zum ersten Mal. Dies war der klassische Fall eines zwanghaften Spielers, der mehr verlor, als er sich eigentlich leisten konnte.

Als der Mann seine Jetons verspielt hatte, wandte er sich an den Croupier:»Ich… ich möchte für weitere fünfzig Jetons unterschreiben.«

Der Croupier sah fragend zum Saalchef hinüber.

«Geben Sie sie ihm. Aber das sind die letzten.«

Tony Rizzoli fragte sich, wie hoch seine Schulden bereits sein mochten. Er nahm neben ihm Platz und kaufte einen Stapel Jetons. Roulette war ein Spiel für Dumme, aber Rizzoli verstand es, die Chancen zu nützen, und sein Jetonstapel wuchs stetig, während der kleine Mann weiter verlor. Der Verlierer wechselte verzweifelt zwischen Finale, kleiner Serie und Orphelins hin und her. Von Roulette hat der Kerl keinen blassen Schimmer, dachte Rizzoli.

Dann strich der Rechen des Croupiers seine letzten Jetons ein. Der kleine Mann saß wie erstarrt da.

Dann blickte er hoffnungsvoll zu dem Croupier auf.»Könnte ich…?«

Der Croupier schüttelte den Kopf.»Tut mir leid.«

Der kleine Mann stand seufzend auf.

Rizzoli erhob sich mit ihm.»Schade«, sagte er mitfühlend.»Ich habe mehr Glück gehabt. Kommen Sie, ich lade Sie zu einem Drink ein.«

Der andere blinzelte. Seine Stimme zitterte.»Sehr freundlich von Ihnen, Sir.«

Das ist dein Maultier! Der Mann brauchte Geld und würde sich vermutlich auf die Chance stürzen, für 100 Dollar und ein Flugticket ein harmloses Paket nach New York zu bringen.

«Mein Name ist Tony Rizzoli.«

«Viktor Korontzis.«

Rizzoli führte Korontzis an die Bar.»Was trinken Sie?«

«Ich… ich habe leider kein Geld mehr.«

Tony Rizzoli winkte großzügig ab.»Sie sind mein Gast.«

«Danke, dann trinke ich einen Retsina.«

Rizzoli wandte sich an den Ober.»Und einen Chivas Regal mit Eis.«

«Sind Sie als Tourist hier?«fragte Korontzis höflich.

«Ja«, antwortete Rizzoli,»ich mache hier Urlaub. Ein wundervolles Land.«

Korontzis zuckte mit den Schultern.»Schon möglich.«

«Gefällt's Ihnen hier nicht?«

«Oh, unser Land ist schön, das stimmt. Aber es ist so verdammt teuer geworden. Ich meine, alles wird von Tag zu Tag teurer. Wer kein Millionär ist, hat Mühe, Essen auf den Tisch zu bringen — vor allem ein Familienvater mit vier Kindern. «Seine Stimme klang verbittert.

Der ideale Mann!» Was sind Sie von Beruf, Viktor?«erkundigte Rizzoli sich beiläufig.

«Ich bin Kurator in der Athener Staatlichen Sammlung.«

«Wirklich? Und was tut ein Kurator?«

Jetzt sprach etwas Stolz aus Korontzis' Stimme.»Ich bin für die Altertümer zuständig, die in Griechenland ausgegraben werden. «Er trank einen Schluck aus seinem Glas.»Na ja, nicht für alle, versteht sich. Es gibt schließlich noch andere Museen wie das Akropolismuseum oder das Archäologische Nationalmuseum. Aber unser Museum besitzt die wertvollsten Artefakte.«

Tony Rizzoli horchte auf.»Wie wertvoll?«

Viktor Korontzis hob die Achseln.»Die meisten Stücke sind unbezahlbar. Natürlich ist die Ausfuhr von Altertümern gesetzlich verboten. Aber bei uns im Museum gibt's einen kleinen Laden, der Kopien verkauft.«

Rizzolis Verstand arbeitete auf Hochtouren.»Tatsächlich? Wie gut sind diese Kopien?«

«Oh, die sind ausgezeichnet. Nur ein Fachmann könnte sie vom Original unterscheiden.«

«Kommen Sie, trinken wir noch einen«, forderte Rizzoli den kleinen Mann auf.

«Danke. Das ist wirklich sehr freundlich von Ihnen. Aber ich kann mich leider nicht revanchieren.«

Rizzoli winkte lächelnd ab.»Schon gut, Viktor. Übrigens, Sie können mir einen Gefallen tun. Ich möchte mir Ihr Museum ansehen. Was Sie davon erzählt haben, klingt faszinierend.«

«Oh, das ist es wirklich!«versicherte Korontzis ihm nachdrücklich.»Es gehört zu den interessantesten Museen der Welt. Ich führe Sie gern einmal durch. Wann hätten Sie denn Zeit?«-»Wie war's mit morgen vormittag?«

Tony Rizzoli hatte das Gefühl, auf etwas weit Gewinnbringenderes gestoßen zu sein als ein Maultier.

Die Athener Staatliche Sammlung befindet sich unweit des Syntagma-Platzes im Herzen der Stadt. Das Museumsgebäude ist ein prächtiger Bau im Stil eines antiken Tempels mit vier ionischen Säulen, die einen mit vier Statuen geschmückten Giebel tragen, über dem die griechische Fahne weht.

In seinem Inneren sind in weitläufigen Marmorsälen Altertümer aus verschiedenen Perioden der griechischen Geschichte ausgestellt. Alle Räume stehen voller Vitrinen mit kostbarsten

Artefakten: Schmuck und Trinkgefäße aus Gold, reichverzierte Schwerter und prunkvolle Opfergefäße. In einer Vitrine liegen vier goldene Grabmasken; eine andere enthält Fragmente uralter Statuen.

Viktor Korontzis führte Tony Rizzoli persönlich. Der Kurator blieb vor einer Vitrine stehen, in der die Statue einer Göttin mit einem Kranz aus Mohnblumen im Haar stand.»Das ist die Mohngöttin«, erklärte er Rizzoli mit gedämpfter Stimme.»Der Kranz symbolisiert ihre Funktion als Bringerin von Schlaf, Träumen, Erleuchtung und Tod.«

«Wieviel ist sie wert?«

Korontzis lachte.»Wenn sie zu verkaufen wäre? Viele Millionen.«

«Tatsächlich?«

Den kleinen Kurator erfüllte offensichtlicher Stolz, während er den Rundgang fortsetzte und auf seine unbezahlbaren Schätze aufmerksam machte.»Dies ist ein Kuroshaupt, um vierzehnhundert vor Christus… dies ist das Haupt der Athene mit einem korinthischen Helm, um vierzehnhundertfünfzig vor Christus… und dies ist ein wirkliches Prachtstück. Eine goldene Maske eines Achäers aus dem Königsgrab der Akropolis von Mykene, sechzehntes Jahrhundert vor Christus. Vermutlich stellt sie Agamemnon dar.«-»Was Sie nicht sagen!«

Er führte Tony Rizzoli zu einer weiteren Vitrine mit einer herrlichen Amphore.

«Dies ist mein liebstes Stück«, bekannte Korontzis strahlend.»Ich weiß, daß man als Vater kein Kind vorziehen sollte, aber ich kann nicht dagegen an. Diese Amphore…«