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Demiris wußte nicht, was er sagen sollte. In der Firmenhierarchie war der Geologe ein sehr wichtiger Mann, und Demiris hatte nicht die Absicht, sich mit seiner Frau einzulassen und dadurch seinen Job zu gefährden. Ohne es begründen zu können, wußte er bestimmt, daß dieser Job der Schlüssel zu allem war, was er sich erträumt hatte. Die Zukunftgehörte dem Öl, und Demiris war entschlossen, daran teilzuhaben.

Eines Nachts ließ Sybil Potter ihn aus dem Bett holen. Demiris betrat die Siedlung, in der sie wohnte, und klopfte an die Tür ihres kleinen Hauses.

«Herein!«Sybil trug ein hauchdünnes Nachthemd, das unglücklicherweise nichts verbarg.

«Ich… Sie haben nach mir geschickt, Ma'am?«

«Ja, komm herein, Costa. Diese Nachttischlampe scheint defekt zu sein.«

Demiris trat mit abgewandtem Blick an den Nachttisch und griff nach der Lampe, um sie zu begutachten.»Die Glühbirne ist locker, darum…«Er spürte, wie ihr Leib sich gegen seinen Rücken drängte und ihre Hände über seinen Körper glitten.»Mrs. Potter…«Sie küßte ihn heißhungrig und drückte ihn aufs Bett. Von diesem Augenblick an verlor er endgültig die Kontrolle über den Gang der Dinge.

Seine Sachen lagen auf dem Fußboden, und er stieß in sie hinein, und sie kreischte vor Lust.»So ist's richtig! Ja, so! Mein Gott, wie lange hab' ich das entbehren müssen!«

Zuletzt stöhnte sie auf, und ein Zittern durchlief ihren Körper.»Oh, Darling, ich liebe dich!«

Demiris war kurz davor, in Panik zu geraten. Was hast du getan? Wenn Potter das rauskriegt, bist du erledigt!

Sybil Potter kicherte, als habe sie seine Gedanken erraten.»Das bleibt unser kleines Geheimnis, nicht wahr, Darling?«

Ihr kleines Geheimnis existierte noch einige Monate weiter. Demiris konnte ihr nicht aus dem Weg gehen, und da ihr Mann jeweils für einige Tage unterwegs war, gab es keine Ausrede, die ihn davor hätte bewahren können, mit ihr ins Bett gehen zu müssen. Erschwerend kam hinzu, daß Sybil Potter sich sinnlos in ihn verliebt hatte.

«Du bist viel zu gut, um hier zu arbeiten, Darling«, erklärte sie ihm.»Du und ich, wir gehen nach England zurück.«

«Meine Heimat ist Griechenland.«

«Jetzt nicht mehr. «Sie streichelte seinen schlanken, sehnigen Körper.»Du kommst mit mir nach Hause. Ich lass' mich von Henry scheiden, und wir heiraten.«

Demiris wurde von panikartiger Angst erfaßt.»Sybil, ich… ich habe kein Geld. Ich

Sie ließ ihre Lippen über seine Brust wandern.»Das ist kein Problem. Ich weiß, wie du zu Geld kommen kannst, Sweetheart.«

«Wie denn?«

Sie setzte sich im Bett auf.»Gestern abend hat Henry mir erzählt, daß er gerade ein neues großes Ölvorkommen entdeckt hat. Darauf versteht er sich wirklich, weißt du. Jedenfalls war er ganz aufgeregt! Bevor er wieder losfuhr, hat er seinen Bericht geschrieben und mich gebeten, ihn morgen dem Kurier mitzugeben. Ich habe ihn hier. Willst du ihn lesen?«

Demiris spürte sein Herz rascher schlagen.»Ja. Ich… ich würde ihn gern lesen. «Er beobachtete, wie sie aufstand und zu dem verkratzten Tischchen unter dem Fenster hinüberwatschelte. Sie griff nach einem großen braunen Umschlag und kam damit ins Bett zurück.

«Mach ihn auf!«

Demiris zögerte nur einen Augenblick. Er riß den Umschlag auf und zog Potters fünf Seiten langen Bericht heraus. Nachdem er ihn rasch überflogen hatte, las er ihn nochmals Wort für Wort.

«Sind diese Informationen was wert?«

Sind diese Informationen was wert! Dieser Bericht betraf ein neues Ölfeld, das wahrscheinlich zu den ergiebigsten aller bisher

entdeckten Felder gehören würde.

Demiris schluckte trocken.»Ja. Sie… sie könnten wertvoll sein.«

«Da hast du's!«meinte Sybil zufrieden.»Jetzt haben wir Geld.«

Er seufzte.»So einfach ist es leider nicht.«

«Warum nicht?«

Demiris erklärte es ihr.»Damit ist nur jemandem geholfen, der es sich leisten kann, Optionen auf das Land über den Öllagerstätten zu kaufen. Und die kosten viel Geld, sehr viel Geld. «Er hatte knapp 300 Dollar auf seinem Bankkonto.

«Oh, deswegen brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Henry hat Geld. Ich schreibe dir einen Scheck. Genügen fünftausend Dollar?«

Constantin Demiris wollte seinen Ohren nicht trauen.»Ja. Ich… ich weiß nicht, was ich sagen soll.«

«Es ist für uns, Darling. Für unsere Zukunft.«

Er setzte sich im Bett auf und überlegte angestrengt.»Sybil, glaubst du, daß du diesen Bericht noch ein bis zwei Tage hierbehalten kannst?«

«Natürlich. Ich lasse ihn bis Freitag liegen. Reicht das, Darling?«

Er nickte langsam.»Das müßte reichen.«

Mit den 5000 Dollar von Sybil — Nein, das ist kein Geschenk, sondern ein Darlehen, sagte er sich — sicherte sich Constantin Demiris die Optionen auf das Land über den vermuteten Lagerstätten. Als dann einige Monate später die ersten Ölquellen zu sprudeln begannen, war er über Nacht zum Millionär geworden.

Er zahlte Sybil Potter ihre 5000 Dollar zurück, schickte ihr ein neues Nachthemd und kehrte nach Griechenland heim.

Sie sah ihn nie wieder.

3

Eine Theorie besagt, daß in der Natur niemals etwas verlorengeht — daß jeder jemals erzeugte Ton, jedes jemals gesprochene Wort noch irgendwo in Raum und Zeit existieren und möglicherweise eines Tages zurückgeholt werden können.

Wer hätte vor der Erfindung des Radios geglaubt, sagen die

Verfechter dieser Theorie, daß die Atmosphäre um uns herum voller Musik und Nachrichten und Stimmen aus aller Welt ist Eines Tages werden wir in die Vergangenheit zurückreisen und alles hören können: Lincolns Gettysburger Ansprache, die Stimme

Shakespeares, die Bergpredigt…

Catherine Alexander hörte Stimmen aus ihrer Vergangenheit — aber sie waren undeutlich und bruchstückhaft und verwirrten sie nur noch mehr…

«Weißt du, daß du eine ganz besondere Frau bist, Cathy? Ich habe es auf den ersten Blick gemerkt

«Es ist aus, ich liebe eine andere. Ich lasse mich scheiden…«

«Ich weiß, wie gemein ich zu dir gewesen bin. Ich will alles wiedergutmachen

«Er hat versucht, mich umzubringen» Wer hat versucht, Sie umzubringen?«»Mein Mann!«

Die Stimmen wollten nicht verstummen. Sie waren eine Qual. Ihre Vergangenheit wurde zu einem Kaleidoskop aus wechselnden Bildern, die durch ihren Kopf huschten.

Das Kloster, das ihr ein wunderbar friedvoller Zufluchtsort hätte sein sollen, war plötzlich zu einem Gefängnis geworden. Ich gehöre nicht hierher. Aber wohin gehöre ich? Sie wußte es nicht.

Im Kloster gab es keinen Spiegel, aber in einem Teich im Garten spiegelte sich der Himmel. Catherine hatte ihn bisher bewußt gemieden, weil sie sich davor fürchtete, was er ihr zeigen würde. Aber an diesem Morgen ging sie zum Teich, kniete langsam nieder und betrachtete ihr Spiegelbild.

Die glatte Wasserfläche zeigte ihr eine höchst attraktive Frau mit schwarzem Haar, sonnengebräuntem Teint, ebenmäßigen Zügen und ernsten grauen Augen, die todtraurig wirkten — aber das konnte auch ein Trick des Wassers sein. Sie sah volle, zum Lächeln bereite Lippen und die leichte Stupsnase einer schönen Frau von Anfang Dreißig — einer Frau ohne Vergangenheit und ohne Zukunft, einer Frau ohne Gedächtnis. Ich brauche jemanden, der mir hilft, dachte Catherine verzweifelt, jemanden, mit dem ich reden kann. Sie betrat Mutter Theresas Arbeitszimmer.

«Ehrwürdige Mutter… «

«Ja, mein Kind?«

«Ich… möchte mich von einem Arzt behandeln lassen. Von jemandem, der mir helfen kann, zu mir selbst zurückzufinden.«

Die Oberin bedachte sie mit einem langen Blick.»Setzen Sie sich. «Catherine nahm auf dem Holzstuhl vor dem alten, verschrammten Schreibtisch Platz.