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Constantin Demiris hörte nicht mehr zu. Bei all den Ereignissen, die auf ihn eingestürzt waren, hatte er Catherine völlig vergessen. Falls sie aufgespürt wurde und aussagte, was sie wußte, konnte die Staatsanwaltschaft die Anklage auf Mitschuld am Tode Noelles und Larrys erweitern. Sie mußte mit allen Mitteln daran gehindert werden! Sofort!

Er beugte sich vor und umklammerte den Arm des Rechtsanwalts.»Sie müssen für mich eine Nachricht nach London kabeln!«

Er las die Nachricht zweimal und spürte dabei die beginnende sexuelle Erregung, die sich seiner stets bemächtigte, bevor er einen Mordauftrag ausführte. Er kam sich vor wie Gott. Er entschied, wer weiterlebte und wer starb. Seine Macht war ihm selbst fast unheimlich. Aber diesmal gab es ein Problem: Da er den Auftrag sofort ausführen sollte, blieb keine Zeit mehr für lange Vorbereitungen. Er würde irgend etwas improvisieren müssen. Noch an diesem Abend. Die Sache mußte wie ein Unfall aussehen.

29

VERTRAULICH!

WORTPROTOKOLL EINER THERAPIESITZUNG MIT WIM VANDEEN

A.: Wie fühlen Sie sich heute?

W.: Okay. Ich bin mit einem Taxi hergekommen. Der Fahrer hieß Ronald Christie. Das Kennzeichen war LT drei-null-zwo-sieben-eins, die Taxinummer drei-null-sieben-acht. Unterwegs sind uns fünf Rover, ein Bentley, drei Jaguars, sechzehn Austins, neun Morris, ein Rolls-Royce, dreizehn Taxis, achtzehn Busse, siebenundzwanzig Motorräder und einundvierzig Fahrräder entgegengekommen.

A.: Wie geht es Ihnen im Büro, Wim?

W.: Das wissen Sie doch.

A.: Erzählen Sie's mir.

W.: Ich hasse die Leute dort.

A.: Was ist mit Catherine Alexander?…Wim, was ist mit Catherine Alexander?…Wim?

W.: Oh, die. Sie arbeitet nicht mehr lange bei uns.

A.: Wie meinen Sie das?

W.: Sie wird ermordet werden.

A.: Was? Wie kommen Sie darauf?

W.: Sie hat's mir gesagt.

A.: Catherine hat Ihnen erzählt, daß sie ermordet werden wird?

W.: Nein, die andere.

A.: Welche andere?

W.: Seine Frau.

A.: Wessen Frau, Wim?

W.: Constantin Demiris'.

A.: Er hat Ihnen erzählt, daß Catherine Alexander ermordet wer den wird?

W.: Mrs. Demiris. Seine Frau. Sie hat mich aus Griechenland angerufen.

A.: Wer wird Catherine ermorden?

W.: Einer der Männer.

A.: Sie meinen einen der Männer, die aus Athen hierhergekommen sind?

W.: Ja.

A.: Wim, wir müssen die Sitzung jetzt beenden. Ich muß dringend weg.

W.: Okay.

30

Wenige Minuten vor 18 Uhr machten Evelyn Kaye und die übrigen Angestellten sich zum Gehen bereit.

Evelyn kam in Catherines Büro.»Im Criterion wird Miracle On 34th gegeben. Das Stück hat sehr gute Kritiken. Hättest du Lust, heute abend mit mir hinzugehen?«

«Ich kann leider nicht«, sagte Catherine.»Danke, Evelyn, aber ich habe Jerry Haley versprochen, mit ihm ins Theater zugehen.«

«Die drei halten dich wirklich auf Trab, was? Schön, dann amüsier dich gut.«

Catherine hörte, wie Türen geschlossen wurden und die Schritte der anderen verhallten. Dann herrschte Stille. Nach einem letzten prüfenden Blick auf ihren Schreibtisch schlüpfte sie in ihren Mantel, griff nach ihrer Handtasche und ging den Korridor hinunter.

Sie war schon fast am Ausgang, als ihr Telefon klingelte.

Catherine zögerte, sah auf ihre Uhr; sie würde sich verspäten.

Aber das Telefon klingelte weiter. Sie lief in ihr Büro zurück und nahm den Hörer ab.»Hallo?«

«Catherine!«sagte Alan Hamilton. Er schien außer Atem zu sein.»Gott sei Dank, daß ich dich noch erreicht habe!«

«Ist was nicht in Ordnung?«

«Du bist in Lebensgefahr! Ich glaube, daß jemand dich ermorden will!«

Sie stöhnte leise auf. Ihr schlimmster Alptraum schien plötzlich wahr zu werden. Ihr schwindelte.»Wer?«

«Das weiß ich nicht. Aber ich möchte, daß du bleibst, wo du bist. Bleib im Büro! Red mit keinem Menschen! Ich komme und hol' dich ab.«

«Alan, ich… «

«Keine Angst, ich bin schon unterwegs. Schließ dich ein! Ich komme, so schnell ich kann.«

Am anderen Ende wurde eingehängt.

Catherine legte langsam den Hörer auf.»O mein Gott!«

Atanas erschien an der Tür. Als er sah, wie blaß Catherine war, trat er rasch näher.»Ist was nicht in Ordnung, Miss Alexander?«

Sie drehte sich zu ihm um.»Jemand…jemand will mich umbringen.«

Er starrte sie erschrocken an.»Warum? Wer… wer könnte das tun wollen?«

«Das weiß ich nicht sicher.«

Sie hörten ein Klopfen an der Eingangstür.

Atanas sah Catherine fragend an.»Soll ich…?«

«Nein«, sagte sie rasch.»Laß niemanden rein. Doktor Hamilton ist hierher unterwegs.«

Das Klopfen wurde lauter, energischer.

«Sie könnten sich im Keller verstecken«, flüsterte Atanas.»Dort unten wären Sie sicher.«

Catherine nickte nervös.»Ja, das stimmt.«

Sie schlichen den Flur entlang zur Kellertür.»Wenn Doktor Hamilton kommt, sagst du ihm, wo ich bin.«

«Werden Sie dort unten auch keine Angst haben?«

«Nein«, antwortete Catherine.

Atanas machte Licht und ging auf der Kellertreppe voraus nach unten.

«Hier findet Sie kein Mensch«, versicherte er Catherine.»Haben Sie denn gar keinen Verdacht, wer Sie umbringen will?«

Sie dachte an Constantin Demiris und ihre Träume. et wild dich umbringen. Aber das war nur ein schlimmer Traum gewesen.»Nein, keinen bestimmten.«

Atanas sah sie an und flüsterte:»Ich weiß, wer der Mörder ist, glaub' ich.«

Catherine starrte ihn an.»Wer?«

«Ich, Catherine. «Er hielt plötzlich ein offenes Klappmesser in der Hand und drückte die Schneide an ihre Kehle.

«Laß das, Atanas! Dies ist nicht der richtige Augenblick für makabre… «

Sie spürte, wie er den Druck auf die Schneide verstärkte.

«Hast du mal Eine Verabredung in Samarra gelesen, Catherine? Nein! Nun, dafür ist es jetzt auch zu spät, nicht wahr? Die Geschichte handelt von einem Mann, der vor dem Tod flüchten wollte. Er ist nach Samarra geflohen, aber der Tod hat ihn dort erwartet. Dies ist dein Samarra, Catherine.«

Aus dem Mund dieses so unschuldig wirkenden Jungen klangen solche schrecklichen Worte obszön.

«Atanas, bitte! Du kannst kein…«

Er schlug ihr brutal ins Gesicht.»Ich kann kein Mörder sein, weil ich ein kleiner Junge bin? Habe ich dich nicht gut getäuscht? Das liegt daran, daß ich ein brillanter Schauspieler bin. In Wirklichkeit bin ich dreißig Jahre alt, Catherine. Weißt du, warum ich wie ein kleiner Junge aussehe? Weil ich in meiner Kindheit nie genug zu essen gekriegt habe. Ich habe von Abfällen gelebt, die ich mir nachts aus Mülltonnen holen mußte. «Er nahm das Messer keinen Millimeter von ihrer Kehle.»Als Siebenjähriger habe ich zusehen müssen, wie die Türken meine Mutter vergewaltigten und meinen Vater erstachen — und danach haben sie mich vergewaltigt und liegengelassen, weil sie mich tot glaubten.«

Er drängte Catherine rückwärts tiefer in den Keller hinein.

«Atanas, ich… ich habe dir nie etwas getan. Ich… «

Er lächelte sein jungenhaftes Lächeln.»Was ich tue, hat keine persönlichen Gründe. Dies ist eine geschäftliche Transaktion. Tot bringst du mir fünfzigtausend Dollar.«

Catherine sah alles wie durch einen roten Schleier. Ein Teil ihres Ichs schien ihren Körper verlassen zu haben und die Ereignisse von außen zu beobachten.

«Ich hatte einen wundervollen Plan für dich ausgearbeitet. Aber der Boß hat's jetzt eilig — deshalb müssen wir improvisieren, nicht wahr?«