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Da hob La Mettrie den Kopf ein wenig und blickte an die Decke – genau an den Punkt, wo über dem wartenden Monarchen das gewaltige goldene Spinnennetz entsprang. Dann sah er Quantz an und nickte ihm zu. Der Kammermusiker glaubte, den Franzosen verstanden zu haben, und gab die Geste zurück.

Im selben Moment verschwand die gespannte Stille.

Denn die Musik begann.

Historisch verbürgte Personen in der Reihenfolge ihres Auftretens

Friedrich II., König von Preußen, genannt »der Große« (1712–1786)

Friedrich II. begann noch im Jahr seiner Thronbesteigung 1740 in einem für die damalige Zeit ungewöhnlichen Wintereinmarsch den Krieg um Schlesien, der 1745 beendet war. Im selben Jahr begann der Bau der Sommerresidenz, die heute unter dem Namen »Sanssouci« bekannt ist und die Friedrich im Mai 1747 offiziell bezog. Gleichzeitig nahm der König die Erneuerung der Potsdamer Innenstadt in Angriff und ließ nach und nach die alten Fachwerkgebäude durch die heute noch das Stadtbild prägenden Häuser ersetzen.

Teil von Friedrichs Tagesablauf war das tägliche, private Kammerkonzert am frühen Abend, zu dem vor allem der König und sein Kammermusikus Johann Joachim Quantz Kompositionen beisteuerten. Quantz war als Flötenlehrer und Kammermusiker des Königs stets anwesend. Eines der berühmtesten Bilder einer solchen Veranstaltung malte Adolph von Menzel zwischen 1850 und 1852 – also hundert Jahre nach den Ereignissen dieses Romans. Auf diesem Gemälde mit dem Titel »Das Flötenkonzert Friedrichs des Großen in Sanssouci« sind außer dem König selbst, den Musikern einschließlich Quantz auch Personen des Hofstaates zu sehen, die Friedrichs Darbietung lauschen. Die Historiker sind sich darin einig, dass die dargestellte Situation nicht der Realität entspricht, denn der König pflegte in Sanssouci nicht vor Publikum zu musizieren, sondern frönte seiner Liebhaberei allein mit seinen Hofmusikern. Die Friedenszeit endete 1756, als der Siebenjährige Krieg gegen Habsburg und dessen Verbündete begann.

Berühmt geworden sind ebenfalls Friedrichs abendliche kulinarische Tafelrunden, zu denen er große Geister der Zeit nach Sanssouci einlud – unter anderem ab 1748 den französischen Arzt und Philosophen Julien Offray de La Mettrie, der sich in Preußen der Verfolgung entziehen konnte, später auch den französischen Schriftsteller Voltaire.

Nach den Schlesischen Kriegen beschäftigte sich Friedrich mit der Einrichtung einer »Policey« im heutigen Sinne einer Strafverfolgungsbehörde. Dabei waren ihm Entwicklungen aus Frankreich ein Vorbild, die damals als neu galten, denn der Begriff »Policey« bezeichnete im 18. Jahrhundert eigentlich noch die Staatsverwaltung im Allgemeinen.

Friedrich II. verwendete zur Chiffrierung von Dokumenten die beschriebene Technik des Buchstaben-Rotationsverfahrens, die der Diplomat Blaise de Vigenère (1523–1596) erfunden hatte, und die nach ihm benannt ist. Die im Roman Andreas Freiberger zugeschriebene Technik der Textverschlüsselung durch jeweils zwei Noten pro Buchstabe entwickelte Herzog August der Jüngere bereits im 17. Jahrhundert und veröffentlichte sie 1624 – als eine der seltenen Methoden, Texte in Musik zu verwandeln, ohne den musikalischen Sinn zu vernachlässigen.

Johann Sebastian Bach (1685–1750)

Bach war seit 1723 Kantor der Thomaskirche und Städtischer Musikdirektor in Leipzig. Am 7. Mai 1747 kam er nach Potsdam, um seinen dort am königlichen Hofe angestellten Sohn Carl Philipp Emanuel zu besuchen. Den überlieferten Quellen zufolge traf Bach während des königlichen Kammerkonzerts in der Stadt ein. Friedrich war so neugierig auf seine Bekanntschaft, dass er ihn noch in Reisekleidung zum Stadtschloss bringen ließ (Sanssouci wurde erst kurze Zeit später eingeweiht). Dort soll er Bach die Aufgabe gestellt haben, über ein musikalisches Thema des Königs zu improvisieren. Der König soll sogar eine sechsstimmige Fuge aus dem Stegreif verlangt haben – eine ungeheure Aufgabe, die selbst Bach nicht bewältigen konnte. Danach ließ Friedrich Bach seine neue Sammlung von Hammerklavieren begutachten, auf die der König sehr stolz war. Diese damals neuen Instrumente, direkte Vorläufer des heute gebräuchlichen Klaviers, kamen auch in seinen Hofkonzerten zum Einsatz und ersetzten das damals sonst übliche Cembalo. Nach seiner Rückkehr beschäftigte sich Bach mit dem königlichen Thema und schuf eine ganze Sammlung von ausgeklügelten kontrapunktischen Stücken unter dem Titel »Das musikalische Opfer«, die auch das verlangte sechsstimmige Werk enthält. Bis heute ist unklar, ob das äußerst raffinierte Thema wirklich von Friedrich stammt, dessen kompositorische Fähigkeiten ja begrenzt waren. Manche Autoren glauben, Quantz habe es ersonnen, andere sind der Meinung, Carl Philipp Emanuel Bach sei der Autor. Johann Sebastian Bach widmete das »Musikalische Opfer« dem preußischen König und schickte ihm ein auf eigene Kosten gedrucktes Exemplar. Friedrich soll darauf nicht reagiert haben. Später fand sich das Exemplar in der Bibliothek von Friedrichs Schwester Anna Amalia von Preußen, die sich sehr für kontrapunktisch anspruchsvolle Musik begeisterte und selbst komponierte.

Johann Joachim Quantz (1697–1773)

Nach Jahren vieler Reisen und Dienste am sächsischen Hof in Dresden lernte Quantz, Sohn eines Hufschmieds aus dem Kurfürstentum Hannover, 1728 den damaligen preußischen Kronprinzen Friedrich kennen und gab ihm Flötenunterricht. Als Friedrich König geworden war, holte er Quantz 1741 mit einem sehr hohen Jahresgehalt von zweitausend Talern an seinen Hof. Quantz schrieb Hunderte von Flötenkompositionen exklusiv für seinen Dienstherrn, dessen Flötenspiel er als Einziger beurteilen durfte. Es war ihm nicht erlaubt, die Kompositionen für den König weiterzuverbreiten. Eines seiner Konzerte trägt den Titel »Pour Potsdam«. Als Kammermusikus war er für die täglichen frühabendlichen Konzerte des Königs zuständig. 1739 begann Quantz selbst Flöten herzustellen und sorgte mit einer zweiten Klappe an dem Instrument für eine technische Neuerung. 1752 erschien unter dem Titel »Versuch einer Anweisung die Flöte traversière zu spielen« eine große Flötenschule aus Quantz’ Feder. Das Werk ist heute noch eine wichtige Quelle für die Interpretation der Musik des frühen 18. Jahrhunderts. 1737 heiratete Quantz die Witwe Anna Rosina Carolina Schindler, geborene Hölze. Die Ehe blieb kinderlos und soll unglücklich gewesen sein. Quantz besaß ein Haus am Potsdamer Kanal, das heute nicht mehr existiert. Es befand sich zwischen den Abzweigungen der heutigen Straßen »Am Bassin« und »Französische Straße«. Friedrich II. ließ Quantz nach dessen Tod ein Denkmal errichten. Den erwähnten Brand in Radeberg hat Quantz tatsächlich erlebt: Er war dort 1714 als junger Musiker beschäftigt.

Johann Gottlob Freudenberg (Lebensdaten unbekannt)

Geiger in der preußischen Hofkapelle, der in den Akten auch als Kopist geführt wird und somit neben seinen Aufgaben als Instrumentalist auch Noten durch Abschreiben vervielfältigt hat.

Carl Philipp Emanuel Bach (1714–1788)

Seit 1738, also noch in dessen Kronprinzenzeit, stand Carl Philipp Emanuel Bach, Sohn von Johann Sebastian Bach, in Friedrichs Diensten als Cembalist und Pianist. In Potsdam hat Bach des Öfteren über sein geringes jährliches Einkommen von dreihundert Talern geklagt (ein Bruchteil des Gehalts von Quantz). Um 1747 soll er versucht haben, in die Hofmusik der Prinzessin Amalia aufgenommen zu werden, die freilich einen anderen Musikstil als Friedrich vertrat. Bach beschäftigte sich um 1748 mit Kirchenmusik, mit der er Amalia zu beeindrucken versuchte. Ein berühmtes Dokument dieser Versuche ist das 1749 uraufgeführte »Magnificat«. Bach ist darüber hinaus der Autor eines bemerkenswerten Artikels, der nach 1752 in der Musikzeitschrift »Historisch-kritische Beyträge zur Aufnahme der Musik« erschien. Sein Titel lautet »Einfall, einen doppelten Contrapunct in der Octave von sechs Tacten zu machen, ohne die Regeln davon zu wissen«, und er ist eine wahre »Kompositionsmaschine«. Bekannter ist Carl Philipp Emanuel Bachs Klavierschule »Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen« (1753 und 1762 in mehreren Teilen erschienen). Trotz der erwähnten Belege für Bachs kontrapunktisches Interesse war er einer der ersten großen Musiker der Empfindsamkeit. Seine freien Improvisationen und seine extremen harmonischen und formalen Kühnheiten machen ihn für so manchen Autoren sogar zu einem Vorläufer der Klaviermeister der Romantik. Bach verließ Preußen 1767 und wurde Musikdirektor in Hamburg.