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Bedrückend überfiel ihn der Gedanke an sein eigenes Versagen. Er hatte nichts auf der Erde erreicht, keine mögliche Lösung für Corwins Problem gefunden. Welcher kühne Plan auch immer dem toten Ewing vorgeschwebt hatte, er vermochte sich nichts Ähnliches vorzustellen. Dieser Ewing hatte offensichtlich einen Weg gesehen, auf dem der Planet gegen die andringenden Klodni verteidigt werden konnte. Aber er hatte nichts darüber in seiner Botschaft gesagt.

Die Musikplatte endete. Myrek erhob sich, nahm sie von dem Spieler und schob sie an ihren Platz zurück. Er bemerkte: „Wir besitzen eine hervorragende Sammlung anderer alter Meister. Mozart, Bach, Vurris —“

Myreck legte Bach auf — eine Komposition, die den Titel Goldberg-Variationen trug und für ein klimperndes, nicht unangenehm klingendes Instrument mit Namen Spinett geschrieben war.

Mehrere der Gelehrten hatten sich besonders mit alter und neuer Musik befaßt und bestanden darauf, ihre Theorien vorzutragen. Der Nachmittag verging. Zuletzt, als die Diskussion wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurückkehrte, meinte Myreck: „Wir haben auch eingehend an den Theorien über die Temporalstruktur gearbeitet. Unsere Maschinen stehen im unteren Teil des Gebäudes. Falls Sie darin interessiert sind —“

„Nein!“ rief Ewing so plötzlich und rauh, daß es fast wie ein Schrei klang. Er fuhr in einem gemäßigteren Ton fort: „Ich meine — nein, danke, ich werde das ablehnen müssen. Es ist schon spät, und ich würde die Zeitmaschinen zweifellos so faszinierend finden, daß ich meinen Besuch übermäßig ausdehnen würde.“

„Aber Sie sollen so lange wie möglich bei uns bleiben“, protestierte Myreck. „Wenn Sie die Maschinen sehen wollen —“

„Nein“, wiederholte Ewing nachdrücklich. „Ich fürchte, ich muß zurückkehren.“

„Dann werden Sie in Ihr Hotel fahren.“

An diesem Punkt muß die Abweichung einsetzen, dachte Ewing, während die Irdischen ihn an die Tür begleiteten und die notwendigen Handgriffe ausführten, um in Phasengleichheit mit der Welt der Viertnacht zurückzukehren, die sich draußen erstreckte. Mein Vorgänger hat dieses Gebäude niemals verlassen. Stattdessen verdoppelte er sich in die Zeitnacht. Der Kreis ist durchbrochen.

Er bestieg den Wagen, der anzog. Er blickte zurück, auf das leere Grundstück, das nicht leer war.

„Eines Tages müssen Sie sich unsere Maschinen ansehen“, hörte er Myreck sagen.

„Ja — ja, natürlich“, erwiderte Ewing unbestimmt.

Aber morgen werde ich auf dem Rückweg nach Corwin sein, dachte er. Ich werde eure Maschinen wohl niemals sehen.

Er erkannte, daß er durch sein Handeln eine neue Kette von Ereignissen ausgelöst hatte. Er runzelte die Stirn und versuchte, die Schwierigkeiten des Problems zu durchdringen. Aber es spielt keine Rolle, dachte er. Der Schritt hatte unwiderruflich stattgefunden.

Ob zum Guten oder zum Bösen, die Zeitlinie war geändert worden.

13. Kapitel

Ewing verließ das Grand-Valloin-Hotel am folgenden Nachmittag. Es war nur gut, dachte er, daß die Direktion ihm eine freie Wochenmiete gewährt hatte; andernfalls hätte er durch die Entführung niemals seine Rechnung begleichen können. Sie betrug über hundert Kredite, und er besaß nichts als die zehn seines toten Retters.

Er schlenderte durch die kostbar eingerichtete Halle, vorbei an dem Lichtbrunnen, den Laxosesseln, vorbei an den Energitronzellen, an denen Robots mit Reparaturarbeiten beschäftigt waren. Bei Tagesende würde nichts mehr darauf hindeuten, daß hier ein Mann vor drei Tagen gewaltsam den Tod gefunden hatte.

Er kam an mehreren Siriern vorüber, aber er empfand keine Unruhe. Soweit es Rollun Firnik und die anderen betraf, war der Corwinit Baird Ewing am vergangenen Zweittag unter Folter gestorben. Jede Ähnlichkeit mit ihm verkörperte bloßen Zufall. Er ging durch die Gruppe von Siriern und trat hinaus auf die Straße.

Ewing bestieg die Limousine, die das Hotel benutzte, um seine Gäste zum und vom nahen Raumhafen zu befördern, und warf einen letzten Blick auf das Grand Valloin Hotel. Er fühlte sich müde und ein wenig traurig bei dem Gedanken, die Erde zu verlassen; so vieles erinnerte hier an vergangenen Glanz.

Er grübelte einen Augenblick über das Paradoxon der Zeitreise nach. Offensichtlich war die irdische Maschine imstande, Materie zu schaffen, wo zuvor keine existiert hatte. Irgendwoher hatte sie die verschiedenen Ewingkörper gezogen, von denen mindestens zwei, möglicherweise mehr, gleichzeitig existiert hatten.

„Raumhafen“, gab eine Robotstimme bekannt.

Ewing folgte dem Strom in die Abflughalle. Er bemerkte nur wenige Erdenmenschen; lediglich eine Anzahl Sirier und einige wenige der nonhumanoiden Fremden verließen die Erde. Er stellte sich an eine Schlange an, die sich langsam auf einen Robotangestellten zuschob.

Als Ewing an der, Reihe war, wies er seine Papiere vor. Der Robot überflog sie schnell.

„Ihre Papiere sind in Ordnung. Ihr Schiff ist im Hangar 107-B untergebracht worden. Unterzeichnen Sie dies bitte.“

Es war eine Einverständniserklärung, die dem Raumhafenpersonal gestattet, sein Schiff aus dem Trockendock zu holen, es abflugbereit zu machen, seine Habseligkeiten an Bord zu bringen und das Schiff auf das Startfeld zu schaffen. Ewing las das Formular schnell durch, unterschrieb und gab es zurück.

„Bitte begeben Sie sich in den Warteraum Y und bleiben Sie dort, bis Ihr Name aufgerufen wird. Ihr Schiff wird in nicht ganz einer Stunde bereitstehen.“

Ewing befeuchtete seine Lippen. „Heißt das, daß ich über Lautsprecheranlage verständigt werde?“

„Ja.“

Die Vorstellung, daß sein Name so vielen Siriern in den Ohren widerhallen würde, gefiel ihm nicht. Er versetzte: „Ich — würde es vorziehen, nicht bei meinem Namen genannt zu werden. Kann irgendein Kode benutzt werden?“

Der Robot zögerte. „Haben Sie einen besonderen Grund.“

„Ja.“ Ewings Stimme klang bestimmt. „Höre zu: laß mich unter dem Namen — Blade rufen. Mr. Blade. In Ordnung?“

Unschlüssig erklärte der Robot: „Es ist gegen die Vorschriften.“

„Verbieten die Bestimmungen den Gebrauch eines Pseudonyms?“

„Nein, aber —“

„Wenn die Bestimmungen nichts darüber aussagen, wie kann es dann vorschriftswidrig sein? Es bleibt also bei Blade.“

Es war leicht, Robots zu verwirren. Das glatte Metallgesicht hätte sich wahrscheinlich ratlos verzogen, wäre das möglich gewesen. Endlich stimmte der Robot zu; Ewing grinste ihn an und bahnte sich einen Weg zum Warteraum Y.

Der Raum, dessen glitzernde, sternenübersäte Decke dreißig Meter über ihm aufragte, von glühenden Adern organischen Berylliums durchzogen, erinnerte eher an ein majestätisches Gewölbe. Freischwebende Lichtblasen, die in zwanzig Meter Höhe hingen, lieferten den größten Teil der Beleuchtung. Am einen Ende des Raumes war ein hohes Lautsprechergitter errichtet; am anderen zeigte ein quadratischer Schirm von neun Meter Seitenlänge wechselnde kaleidoskopische Lichtmuster für gelangweilte Wartende.

Ewing starrte teilnahmslos auf die wirbelnden Lichtformen. Allmählich sank sein Kopf vornüber; er stützte ihn müde in die Hände.

„Mr. Blade bitte zum Abflugschalter. Mr. Blade bitte zum Abflugschalter. Mr. Blade …“

Schwach erinnerte sich Ewing, daß er es war, der gerufen wurde. Er drückte sich von seinem Sitz hoch.

Er folgte einer Reihe heller violetter Lichter im Zentrum des Warteraums, wandte sich nach links und strebte auf den Abflugschalter M.