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„Ich bin Blade“, sagte er. Er zeigte seinen Ausweis vor. Der Robot prüfte ihn.

„Ihren Papieren nach lautet Ihr Name Baird Ewing“, verkündete der Robot nach einiger Zeit.

Ewing seufzte erschöpft. „Überprüfe deine Gedächtnisbänke. Sicher, mein Name ist Ewing — aber ich hatte abgemacht, daß ich unter Blade aufgerufen würde. Erinnerst du dich?“

Die optischen Linsen des Robots drehten sich aufgeregt, während der mechanische Verstand seine Gedächtnisbänke durchging. Nach einer scheinbar endlosen Wartezeit erklärte der Robot: „Ihre Angabe ist korrekt. Sie sind Baird Ewing, Pseudonym Blade. Ihr Schiff wartet in Startareal 11.“

Erleichtert nahm Ewing die ovale Ausweismarke entgegen und suchte die Startbahn auf. Hier übergab er die Marke einem wartenden Robot, der ihn über das breite Feld zu seinem Schiff brachte.

Das Schiff roch leicht muffig nach einer Woche der Lagerung. Ewing sah sich um. Alles schien in Ordnung zu sein. Er konnte starten.

Aber zuerst eine Nachricht.

Er betätigte die Kontakte an dem subätherischen Generator. Sein erster Funkspruch war noch nicht in Corwin angelangt; eine weitere Woche würde vergehen, bevor er die Empfänger auf seiner Heimatwelt erreichte. Die Ankündigung des Endes meiner Reise würde der Ankunftsmeldung nur wenige Tage nachfolgen, dachte er unglücklich.

Ein Lämpchen leuchtete auf. Er blickte in das Aufnahmegitter. „Hier spricht Baird Ewing. Dies ist mein zweiter und letzter Bericht. Ich kehre nach Corwin zurück. Die Mission war ein völliger Fehlschlag — ich wiederhole, völliger Fehlschlag. Die Erde ist nicht in der Lage, uns zu helfen. Ihr droht Beherrschung durch Einwohner terrestrischer Abstammung von Sirius IV, und kulturell steht sie tiefer als wir. Es tut mir leid, diese schlechte Nachricht übermitteln zu müssen. Keine weiteren Meldungen folgen. Ende.“

Er starrte nachdenklich einen Moment lang auf die erlöschenden Lichter des Generators, dann schüttelte er den Kopf und erhob sich. Er aktivierte den Innersystem-Kommunikator, verlangte und erhielt den Zentralturm des Raumhafens.

„Hier spricht Baird Ewing, im Einmannschiff auf Startareal 11. Ich beabsichtige, in fünfzehn Minuten unter automatischer Kontrolle zu starten. Kann ich eine Zeitangabe haben?“

Die robotische Stimme antwortete: „Es ist jetzt 16.58 und 13 Sekunden.“

„Gut. Habe ich Starterlaubnis für 17.13 und 13?“

„Starterlaubnis gewährt“, sagte der Robot.

Ewing flüsterte die Daten in den Autopiloten und legte den Hauptschalter um. In vierzehn Minuten würde das Schiff sich von der Erde erheben, ob er zu diesem Zeitpunkt in dem schützenden Tank lag oder nicht.

Er streifte seine Kleider ab, verstaute sie und drehte den Hahn auf, der die Nährlösung einließ. Der Autopilot tickte. Elf Minuten bis zum Start.

Er kletterte in den Tank. Der Kommunikator schrillte, als er gerade im Begriff stand, die Fußhebel zu treten. Er blickte irritiert hoch.

„Baird Ewing, bitte melden Sie sich — Baird Ewing, bitte melden —“

Es war die Zentralkontrolle. Ewing sah auf die Uhr. Acht Minuten. Wenn er zur Startzeit immer noch im Schiff umherlief, würde nichts anderes als eine Pfütze von ihm übrigbleiben.

Mürrisch stieg er aus dem Tank und bestätigte den Ruf. „Ewing. Was ist los?“

„Ein dringendes Gespräch aus dem Zentralgebäude, Mr. Ewing. Der Anrufer sagt, er müßte Sie erreichen, bevor Sie starten.“

Ewing überlegte. Verfolgte Firnik ihn? Oder Byra Clork? Nein. Sie hatten „ihn“ am Zweittag sterben sehen. Myreck? Vielleicht. Wer sonst konnte es sein? Er entgegnete: „Gut. Geben Sie das Gespräch durch.“

Eine neue Stimme fragte „Spreche ich mit Ewing?“

„Ja. Wer sind Sie?“

„Das spielt im Augenblick keine Rolle. Können Sie umgehend ins Zentralgebäude kommen?“

Die Stimme klang vertraut. Ewing zog ärgerlich die Brauen zusammen. „Nein, das kann ich nicht! Mein Autopilot ist eingeschaltet, und ich starte in sieben Minuten. Wenn Sie mir nicht sagen können, wer Sie sind, fürchte ich, daß ich mich nicht damit abgeben kann, meine Flugpläne zu ändern.“

Ewing hörte einen Seufzer. „Ich könnte Ihnen sagen, wer ich bin. Sie würden mir nicht glauben, das ist alles. Aber Sie dürfen nicht abfliegen. Kommen Sie ins Zentralgebäude.“

„Nein.“

„Ich warne Sie“, sagte die Stimme. „Ich kann Schritte unternehmen, um Sie am Start zu hindern — aber das würde sich für uns beide schädigend auswirken. Können Sie mir nicht vertrauen?“

„Ich verlasse das Schiff nicht auf anonyme Warnungen hin“, entgegnete Ewing scharf. „Sagen Sie mir, wer Sie sind. Andernfalls unterbreche ich die Verbindung und trete in den Kälteschlaf ein.“

Noch sechs Minuten.

„Gut“, kam die zögernde Antwort. „Ich werde es Ihnen sagen. Mein Name lautet Baird Ewing. Ich bin Sie. Werden Sie jetzt das Schiff verlassen?“

14. Kapitel

Mit Fingern, die ihm nicht gehorchen wollten, stellte Ewing den Autopiloten ab und drehte die Kälteschlafanlage aus. Er rief den Kontrollturm an und teilte mit unsicherer Stimme mit, er höbe seinen Startplan vorübergehend auf, und kehrte in das Zentralgebäude zurück. Er zog sich wieder an und war fertig, als der Robotwagen über das Feld polterte, um ihn abzuholen.

Er hatte mit dem anderen Ewing vereinbart, ihn im Erfrischungsraum zu treffen. Das leise Summen allgemeiner Unterhaltung erfüllte ihn, als Ewing eintrat. Wie von magnetischen Kräften angezogen, richteten sich seine Augen auf die große, konservativ gekleidete Gestalt an einem Tisch im Hintergrund.

Er ging vorüber. Er ließ sich nieder, ohne dazu aufgefordert zu sein. Der Mann am Tisch bedachte ihn mit einem Lächeln — kalt, mechanisch, das gleiche Lächeln, das Ewing selbst in dieser Situation angewendet haben würde. Ewing befeuchtete seine Lippen. Er empfand Benommenheit.

Er sagte. „Ich weiß nicht recht, wo ich anfangen soll. Wersind Sie?“

„Idi sagte Ihnen bereits. Sie selbst. Ich bin Baird Ewing.“

Die Akzentuierung, der Tonfall, das sardonische Lächeln — alles paßte. Ewing fühlte, wie der Raum sich um ihn drehte. Er starrte sein Spiegelbild auf der anderen Seite des Tisches an.

„Ich dachte, du wärst tot. Die Mitteilung, die du mir hinterlassen hast —“

„Ich habe keine Mitteilungen hinterlassen“, unterbrach ihn der andere.

„Augenblick!“ Die Unterhaltung schien sich in einer Alptraumwelt abzuwickeln. Ewing meinte, ersticken zu müssen. „Du hast mich vor Firnik gerettet, nicht wahr?“

Der andere nickte.

„Und mich dann in das Hotel geschafft, mich zu Bette gebracht und einen Brief geschrieben, in dem du die Situation darlegtest und am Schluß erklärtest, du würdest dich mit der Energitronzelle in die Luft jagen.“

Die Augen überrascht geweitet, widersprach der andere; „Nein, keineswegs! Ich brachte dich in das Hotel — und ging wieder. Ich schrieb keine Nachricht und kündigte auch nicht an, Selbstmord zu begehen.“

„Und du hast mir auch kein Geld oder einen Blaster hinterlassen?“

Der Mann, der ihm gegenübersaß, schüttelte heftig den Kopf. Ewing schloß einen Moment die Augen. „Wenn du mir diesen Brief nicht hingelegt hast — wer dann?“

„Berichte mir davon“, forderte der andere.

Ewing umriß den Inhalt der Botschaft kurz, so gut er es aus dem Gedächtnis vermochte. Der andere hörte zu und klopfte bei jedem Punkt mit dem Finger auf den Tisch. Als Ewing geendet hatte, blieb er gedankenversunken sitzen. Schließlich sagte er:

„Es gab vier Ewings.“

„Was?“

„Ich bin der erste, der das Ganze durchgemacht hat. Es beginnt mit einem Paradoxon wie jede Zeitverzerrung: Ein zukünftiges Ich kehrt zurück, um mich aus der Folterkammer zu retten. Vier voneinander unabhängige Risse traten im Kontinuum auf — und sie schufen einen Ewing, der unter Firniks Martern starb, einen Ewing, der den gefolterten Ewing rettete, einen Brief hinterließ und Selbstmord beging, einen Ewing, der den gefolterten Ewing rettete und nicht Selbstmord beging, und einen Ewing, der gerettet wurde, nicht selbst zurückkehrte, um zum Retter zu werden, und dadurch die Kette unterbrach. Zwei dieser Ewings sind noch am Leben — der dritte und der vierte. Du und ich.“