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Aber Jankel hört nicht. Er arbeitet eifrig an der neuen Nummer der „Mücke“. Was geht Jankel die Geschichte an? Alnikpop sieht, daß er den Kopf über die Bank geneigt hat. Sein Gesicht verfinstert sich. „Tschornych!“ ruft er. Jankel fährt zusammen. „Was ist, Onkel Sascha?“

„Berichte bitte von Iwan dem Schrecklichen. Beim letztenmal habe ich euch umständlich alles wiederholt; deshalb müßt ihr es wissen.“ Doch Jankel weiß nur noch, daß er beim letztenmal seine „Mücke“ geschrieben hat. Er muß sich irgendwie herauswinden. „Onkel Sascha, ich habe ein schlechtes Gedächtnis.“ „Rede keinen Unsinn.“

„Ehrenwort. Ich weiß nur, daß er junge Katzen aus dem Fenster geschmissen hat, sonst nichts.“ Alnikpop ist niedergeschlagen. „Setz dich“, brummt er mürrisch. Dann geht er zu Kaufmann und ertappt ihn auf frischer Tat.

„Was machst du da?“

„Ich schreibe“, versetzt Kaufmann in gelassenem Baß. „Zeig her!“

„Jaaa… aber nehmen Sie es mir nicht weg.“

„Du sollst es mir zeigen!“

Mit stolzem Lächeln holt Kaufmann eine Nummer des „Maschinengewehrs“ hervor. Sie ist naß von Aquarellfarben. „Da! Ich arbeite an meiner Zeitung.“

In seiner Wut möchte Alnikpop dem Jungen die knallbunten Blätter wegreißen.

Weil er aber mit Kaufmann nicht fertig wird, beschränkt er sich auf den eindrucksvollen Satz: „Ich werde dich in die 'Chronik' einschreiben, weil du dich mit Dingen beschäftigst, die nicht zum Unterricht gehören.“

Während er zum Lehrerpult zurückgeht, bemerkt er, daß in den übrigen Bänken die gleichen Dinge vor sich gehen. Da greift der Prophet zum äußersten Mittel.

„Kinder, ich schreibe die ganze Klasse wegen Unaufmerksamkeit beim Unterricht ein.“

Jedoch auch diese für alltägliche Verhältnisse starke Drohung fruchtet diesmal nicht. Öde und qualvoll zieht sich der Unterricht hin. Die Schüler antworten unzutreffend oder gar nicht.

„So kann man unmöglich arbeiten“, beklagt sich Alnikpop nach dem Klingeln im Lehrerzimmer. „Diese Zeitungen untergraben die ganze Disziplin!“

In der Klasse herrscht großes Durcheinander.

In der einen Ecke streitet sich Japs schimpfend mit Zigeuner um das Recht, über den Illustrator Jankel verfügen zu können. Jankel soll Japs ein Bild für den „Vorwärts“ malen; das gleiche verlangt Zigeuner, der einen „Almanach der besten Werke der Schkid“ herausgibt, von ihm.

In der anderen Ecke kreischt der Lyriker Finkelstein. Die Ursache ist Kaufmann, der Material für sein „Maschinengewehr“ sammelt.

„Gibst du mir die Verse?“ brüllt er. „Ja oder nein?“

„Ich habe keine Verse“, verteidigt sich Falke.

„Du lügst, du hast welche! Wenn du sie mir nicht gibst, schinde ich dich!“

„Laß das, Kaufmann. Au!“

„Gibst du sie mir?“

„Ja, du kriegst welche.“

„Na, warum nicht gleich so.“

Befriedigt läßt Kaufmann Finkelstein los und stürzt sich auf Jankel.

„Gibst du mir eine Geschichte oder nicht?“

Wieder Gekreische: „Ich hab' zu tun!“

„Ja oder nein?“

„Ja!“

Kaufmann ist von all seinen Mitarbeitern verlassen worden, deshalb hat er sich dieses einfache Mittel zur Materialbeschaffung erdacht.

Am Fenster sitzt Pantelejew, in die „Rote Zeitung“ vertieft. Verbissen sucht er seinen „Technischen Boten“ zu einer richtigen Zeitung zu machen. Alles ist fertig, nur die Anzeigen fehlen, und dafür hat er den Umschlag frei gelassen. Er hat schon bei allen Verlegern vorgesprochen und mehrere Anzeigen sammeln können, aber sie reichen nicht aus, zwei Ecken sind noch frei.

„Ach!“ seufzt er niedergeschlagen. „Ein paar Zeilen in der kleinsten Schriftgröße müßte ich noch haben, dann war alles voll.“

Da findet er Material in der „Roten“. Kurz darauf schreibt er bereits:

„Gesucht wird eine Maschinenschreiberin für die Verwaltung der ÄRA.“

Plötzlich stürzt der kleine Kusja aus der ersten Abteilung in die Klasse und rennt stracks auf Jankel zu.

„Nun?“ Fragend blickt Jankel von seiner Zeichnung auf. „Einverstanden!“ sagt Kusja aufgeregt.

„Gut“, erwidert Jankel kurz. Beide laufen in die erste Abteilung. Da werden sie schon von mehreren Neugierigen erwartet.

„Es bleibt also bei unserer Verabredung“, erklärt Jankel. „Ich schreibe euch jetzt ein Poem von sechzig Zeilen, und dafür gebt ihr mir ein Taschenmesser. Klar?“

„Klar!“ stimmen die Kleinen zu.

Jankel setzt sich hin und beginnt auf der Stelle, ein Poem für den „Fliegenpilz“ zu schreiben:

Ich fange jetzt zu schreiben an, ist auch mein Kopf so leer wie'n Faß, so daß mir gar nichts einfall'n kann. Doch trotzdem schreib' ich euch nun was…

Die Feder fliegt über das Papier, und die Strophen reihen sich aneinander.

Die Jungen aus der ersten Klasse sind tief befriedigt, so angesehene Mitarbeiter zu haben. Das Poem kostet allerdings ein Taschenmesser, das als Honorar in Jankels Tasche wandert, aber der angesehene Name bedeutet schließlich etwas für eine Zeitung!

Nach einer halben Stunde hat Jankel den Auftrag erledigt. Das Poem von sechzig Zeilen wird dem Redakteur eingehändigt, und der berühmte Literat rast davon, um seine Zeichnung zu vollenden. Still ist es in der Schule, niemand rennt im Saal umher, niemand schaukelt an der Tür, rutscht das Treppengeländer hinunter oder prügelt sich. Alle sind in die Arbeit vertieft.

Drei Monate lang ist die Schule einzig und allein von dem Streben besessen, immer neue und neue Zeitungen herauszugeben. Drei Monate lang werden saubere Bogen Tag für Tag mit Druckbuchstaben, handschriftlichen Notizen, fehlerhaften Krakeln bedeckt.

Jede Zeitung hat ihr eigenes Gesicht.

Ein Redakteur veröffentlicht eine Erzählung in folgendem Sticlass="underline"

DER BÄR Eine Erzählung

Es war eine kalte Nacht. Der Schneesturm heulte. Der Rotarmist Iwan Sacharow stand Posten. Es war kalt. Plötzlich kam ein Bär herbei und lief gerade auf Iwan zu. Iwan wollte wegrennen, aber da fielen ihm die Feinde ein, die die Patronenlager anzünden könnten. Er blieb. Der Bär kam nahe heran, aber Iwan holte Streichhölzer heraus und zündete sie an. Der Bär erschrak und blieb stehen, weil er sich fürchtete, zum Feuer hinzugehen. Am Morgen lief der Bär weg, und Iwan hatte das Lager gerettet.

Verfasser der Erzählung: Kusmin.

Ein anderer Redakteur, ein Lyriker, schreibt so:

Ich betrachte die Mimosen, atme tief den Duft der Rosen. Glück verschleiert meine Augen, die zum Sehen nicht mehr taugen. Warme Strahlen schickt die Sonne, taucht die Welt in lauter Wonne. Und mein Herz fühlt nichts als Liebe, wenn es ewig doch so bliebe!

Ein dritter Redakteur ist ganz anders eingestellt:

Laßt die Sturmesglocke schallen, weithin übers Feld, daß sie den Millionen allen in den Ohren gellt! Proletarierland im Dämmer, strebe stolz zum Licht des Mai! Hell ertönt im Klang der Hämmer unser Mailied endlich frei!

Drei Monate lang tobte sich die Republik Schkid aus. Dann schwand das Fieber allmählich. Wie Sterne im Morgenrot erloschen nacheinander „Fliegenpilz“, „Clown“, „Fackel“, „Sonnenaufgang“ und andere Zeitungen und Zeitschriften. Die Jungen ermüdeten. Rechtzeitig gab Vikniksor ihnen einen guten Gedanken ein: Es war an der Zeit, eine große Wandzeitung gemeinsam für alle Klassen zu gründen. So entstand der „Pfeffer“, eine gesunde, stabile Schulzeitung, deren Material aus der ganzen Schule, aus allen Abteilungen stammte, die nicht von einem einzigen Redakteur, sondern von fünfzehn bis zwanzig Korrespondenten geschrieben wurde. Von sechzig Presseorganen blieben nur vier übrig. Das Spiel war zu Ende. Es machte ernsthafter Arbeit Platz, und von den früheren Vergnügungen kündete nur noch das Schulmuseum, das eine vollständige Sammlung aller Zeitungen enthielt.