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«Wenn Sie wollen, arrangiere ich das für Sie«, sagte ich.

«Was.?«»Die Reise nach Norwegen, damit Sie sich dort die Bilder im Verbrecheralbum ansehen können.«

Sein Vorsatz nahm Gestalt an. Er straffte die krummen Schultern und hörte auf, den Teppich des Jockey Club zu verschleißen.

«Ja, bitte tun Sie das. Ich fliege sobald wie möglich.«

Ich nickte.»Setzen Sie sich doch«, sagte ich.»Rauchen Sie? Und wie geht es Emma?«

Er setzte sich, lehnte die angebotene Zigarette dankend ab und sagte, Emma sei, als er sie am vergangenen Abend besucht habe, wieder sehr viel kräftiger gewesen.

«Sie meint, sie würden sie in zwei oder drei Tagen aus dem Krankenhaus entlassen.«

«Gut.«

Er sah nicht so aus, als ob er das auch gut fände. Er sagte mit neu aufsteigender Wut:»Was, um Himmels willen, soll das arme Mädchen jetzt machen? Der Mann ermordet. das Haus verwüstet. sie könnte bei mir wohnen, aber.«

«Ich bin sicher, sie wird in ihren eigenen vier Wänden wohnen wollen«, sagte ich.»Zumindest eine Zeitlang. Ist auch besser für sie. Dort kann sie ihren Schmerz am besten verarbeiten.«

«Klingt schon merkwürdig, was Sie da sagen.«

«Wann können Sie fahren?«fragte ich und griff nach dem Telefonhörer.

«Sofort.«

«Gut.«

Es meldete sich der Manager der Pferderennbahn von 0vrevoll, der mir die Privat- und die Büronummer Lars Baltzersens gab. Ich erreichte diesen in seinem Büro und erklärte ihm die Situation. Natürlich, sagte er bestürzt, natürlich könne er das mit der Polizei arrangieren. Für den morgigen Tag? Gewiß doch. Arme Mrs. Sherman, sagte er und bat, ihr sein herzliches Beileid zu übermitteln. Ich antwortete, das wolle ich gern tun, und fragte, ob es schon irgendwelche Fortschritte gegeben habe.

«Leider überhaupt keine«, sagte er. Er zögerte ein paar Sekunden und fuhr dann fort:»Ich habe noch mal darüber nachgedacht. ich meine. wenn die Polizei dieses Verbrechen nicht klären kann. würden Sie dann wohl noch einmal herkommen wollen und sehen, was Sie tun können?«

Ich entgegnete:»Ich habe, was die Untersuchung von Mordfällen angeht, keinerlei Erfahrung.«

«Im wesentlichen muß das doch dasselbe sein wie jede andere Form der Untersuchung.«

«Hm. Meine Brötchengeber hier könnten etwas dagegen haben, daß ich mich damit befasse.«

«Und wenn ich sie fragen würde, sie um einen Gefallen auf internationaler Ebene bäte? Schließlich war Bob Sherman ja auch ein britischer Jockey.«

«Würde Norwegen es nicht vorziehen, ihn nach Hause zu schicken und den ganzen häßlichen Vorfall zu vergessen?«

«Nein, Mr. Cleveland«, sagte er streng.»Es ist ein Mord begangen worden, und da sollte der Gerechtigkeit Genüge getan werden.«

«Ich bin ganz Ihrer Meinung.«

«Dann. würden Sie also kommen?«

Ich überlegte.»Warten Sie noch eine Woche. Wenn dann weder Ihre Polizei noch die unsere irgendwelche neuen Hinweise gefunden hat und Sie immer noch wollen, daß ich komme, nun gut, dann läßt es sich vielleicht einrichten. Aber. erwarten Sie nicht zuviel, ja?«

«Nicht mehr als bisher«, erwiderte er trocken und legte auf.

William Romney hatte sich inzwischen mit der Aussicht vertraut gemacht, bereits am folgenden Tag reisen zu sollen, und fing an, wegen Ticket, Geld und Hotel einigen Wirbel zu veranstalten. Ich scheuchte ihn hinaus, denn das alles konnte er ebensogut auch selber erledigen. Ich hatte schließlich eine ganze Menge zu tun — und sogar noch mehr, wenn ich Zeit für eine weitere Reise nach Oslo rausschlagen mußte. Ich hoffte jedoch sehr, die Polizei würde den Fall schnell aufklären und es mir ersparen, aller Welt beweisen zu müssen, daß ich es nicht konnte.

William Romney flog nach Norwegen und kehrte nach zwei vollen Tagen deprimiert nach Hause zurück. Die norwegische Polizei verfügte über keine Fotos von den Eindringlingen — und wenn doch, dann hatte Romney sie darauf nicht erkannt.

Emma wurde aus dem Krankenhaus entlassen und machte sich daran, ihr Haus aufzuräumen. Ein Angebot meinerseits, ihr dabei behilflich zu sein, wurde abgelehnt, eine Einladung zum Mittagessen jedoch angenommen.

«Sonntag?«schlug ich vor.

«Schön.«

Am Sonntag lagen die Teppiche wieder auf dem Fußboden, hingen die Bilder wieder an den Wänden, waren alle zerschlagenen Dinge beseitigt und die Fenstervorhänge für die Reinigung zusammengeschnürt. Das Haus sah nackt und unbewohnt aus, aber seine Herrin war endlich ins Leben zurückgekehrt. Zum ersten Mal, seit ich sie kennengelernt hatte, trug sie Lippenstift. Sie hatte sich die Haare gewaschen, ihre Kleidung war adrett, sie selbst gelassen. Die Ahnung einer hübschen jungen Frau war jetzt stärker spürbar, war unmittelbar unter der noch immer allzu blassen Haut, hinter den noch immer unglücklich blickenden Augen verborgen.

«Am Donnerstag wird er beerdigt«, sagte sie.

«Hier?«

Sie nickte.»Auf dem Dorffriedhof. Vielen Dank, daß Sie sich um seine Heimkehr gekümmert haben.«

Ich hatte diese Aufgabe delegiert.»Ich habe das alles nur veranlaßt«, sagte ich.

«Wie auch immer. herzlichen Dank.«

Der Oktobertag war still, sonnig und mit einem Hauch von Kühle unterlegt. Wir gingen zu einem an der Themse gelegenen Pub, wo spitze gelbe Weidenblätter langsam auf dem grauen Wasser vorbeitrieben und Angler gewitzte Fische mit aufgespießten Würmern zu ködern versuchten. Wir wanderten am Ufer entlang — langsam, weil Emma vom Blutverlust noch immer geschwächt war.

«Haben Sie schon Pläne?«erkundigte ich mich.

«Ich weiß nicht. Ich habe während der Zeit im Krankenhaus natürlich viel darüber nachgedacht. Ich glaube, ich werde noch eine Weile in unserem Haus wohnen bleiben. Irgendwie scheint mir das das Richtige zu sein. Schließlich werde ich es wohl verkaufen, denke ich, aber jetzt noch nicht.«

«Wie steht’s mit den Finanzen?«

Sie brachte die Andeutung eines Lächelns zustande.»Alle sind so rührend. Wirklich wunderbar. Wußten Sie, daß die Besitzer, für die Bob in Norwegen geritten ist, zusammengelegt und mir einen Scheck geschickt haben? Wie nett die Menschen sind.«

Die kaufen sich nur frei, dachte ich bitter, sprach es aber nicht aus.

«Diese beiden Männer, die in Ihr Haus eingedrungen sind. macht es Ihnen etwas aus, wenn wir über sie sprechen?«

Sie seufzte.»Nein.«

«Beschreiben Sie sie.«

«Aber.«

«Ja, ich habe gelesen, was Sie der Polizei gesagt haben. Sie haben sich die beiden nicht angeschaut, die Augen zugemacht, nur die Pullover und Gummihandschuhe gesehen.«

«Das stimmt.«»Nein. Was Sie der Polizei erzählt haben, das war nur das, was Sie an Erinnerung ertragen konnten, und selbst das hätten Sie gern verdrängt, wenn die Polizei nicht auf einer Beantwortung der Frage bestanden hätte.«

«Das ist doch Unsinn.«

«Versuchen wir es mal anders. Welcher von den beiden hat Sie geschlagen?«

Sie antwortete sofort:»Der größere mit dem. «Sie hielt unsicher inne.

«Mit dem was?«

«Ich wollte sagen: mit dem rötlichen Haar. Wie seltsam. Bis eben konnte ich mich nicht daran erinnern, daß einer rötliches Haar hatte.«

«Und der andere?«

«Braun. Braunes Haar. Er hat Großvater getreten.«

«Der, der Sie geschlagen hat. was hat der gesagt?«

«>Wo hebt Ihr Mann geheime Papiere auf? Wo versteckt er Sachen? Sagen Sie uns, wo er solche Sachen versteckt.««

«In gutem Englisch?«

«J. a. Ziemlich gut. Er hatte aber einen Akzent.«