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Ich sagte:»Die Interpetro Oil Company ist kein Unternehmen des Konsortiums, zu dem Ihre Gesellschaft gehört, aber sie ist oder war vornehmlich in norwegischem Besitz, und die Ölquelle, um die es hier geht, liegt im norwegischen Teil der Nordsee. Nachdem Bob Sherman sein Päckchen nach Norwegen gebracht hatte, kletterte der Kurs der Interpetro-Aktien an den internationalen Börsen sofort in die Höhe. Obwohl die Aktienkäufe sehr geheim getätigt worden sind, habe ich doch gehört, die Hauptkäufer säßen im Nahen Osten. Sie können weitaus besser beurteilen als ich, ob es für Norwegen von Vorteil ist oder nicht, wenn eines seiner vielversprechendsten Ölfelder von ölproduzierenden Konkurrenten aufgekauft wird.«

Nicht das leiseste Zucken der Augenlider.

«Norwegen hat denen unter seinen Bürgern, die seinerzeit mit den Nazis kollaboriert haben, nie verziehen. Was wird man wohl von einem der angesehensten Geschäftsleute des Landes halten, der aus Profitgier Vorausinformationen über das beste norwegische Ölfeld in den Nahen Osten verkauft hat?«

Er veränderte seine Haltung und schlug das andere Bein über. Dann schnippte er die Asche seiner Zigarette auf den Boden und tat einen tiefen Zug.

«Ich möchte«, sagte er schließlich,»mit meinem Anwalt telefonieren. Und mit meiner Frau.«

Kapitel 16

Knut und ich kehrten in sein Büro zurück und ließen uns wieder an seinem Schreibtisch nieder.

«Können Sie das beweisen?«fragte er.

«Wir können beweisen, daß er ins Grand Hotel gegangen ist, den Schlüssel geholt und das Schließfach geöffnet hat.«

«Was noch?«

Ich sagte finster:»Es sind Indizien. Ein guter Verteidiger kann das alles auf den Kopf stellen.«

Knut kaute auf seinem Bleistift herum.

«Der Skandal wird ihn ruinieren«, sagte er.

Ich nickte.»Aber ich wette, er hat irgendwo ein Vermögen in Sicherheit gebracht.«

«Ihm muß aber«, meinte Knut,»auch viel an seinem Ruf und nicht bloß am Geld liegen, denn sonst wäre er doch einfach außer Landes gegangen und hätte nicht Bob Sherman umbringen lassen.«

«Ja.«

Wir saßen uns eine Weile schweigend gegenüber.

«Sie sind müde«, sagte Knut schließlich.

«Ja, und Sie auch.«

Er grinste und sah plötzlich Erik sehr ähnlich.

Ich sagte:»Ihr Bruder hat mir erzählt, daß Per Bj0rn Sandvik während des Krieges dem Widerstand angehört hat.«

«Ja, das stimmt.«

«An Mut fehlt’s also nicht«, sagte ich.»Hat’s nicht gefehlt und fehlt’s auch heute nicht.«

«Und wir sind nicht die Gestapo«, sagte Knut.»Er weiß, daß

wir ihn nicht foltern werden. Wir müssen ihm nach all dem, was er in seinen jungen Jahren riskiert hat, recht lahm vorkommen. Er wird sich nicht geschlagen geben und ein Geständnis ablegen. Niemals.«

Dieser Ansicht war ich auch.

«Die beiden Männer«, sagte ich,»Gelbauge und Braunauge. Die sind zu jung, um in der Widerstandsbewegung gewesen zu sein. Aber. wäre es denkbar, daß ihre Väter dabeiwaren? Arnes Vater war Widerstandskämpfer. Könnten Sie nicht mal die Gruppe überprüfen, der Per Bj0rn damals angehört hat, und feststellen, ob einer von ihnen Gelbauges Vater ist?«

«Sie verlangen die unmöglichsten Dinge.«

«Es ist wirklich nur eine höchst vage Vermutung«, seufzte ich.

«Ich mache mich gleich morgen dran«, sagte er.

Wir bekamen einen Kaffee, einen sehr milchigen. Ich hätte gut einen dreifachen Scotch und einen Schub von Emmas Scones gebrauchen können.

«Wissen Sie«, sagte ich nach einem neuerlichen Schweigen,»da ist noch etwas. Eine andere Möglichkeit. Es muß einfach eine geben.«

«Das verstehe ich nicht.«

«Ich meine. es war das schiere Glück, daß ich diesen Schlüssel gefunden habe. Wenn Paddy die Helme nicht getauscht hätte, hätten wir das Papier in Fornebu nie und nimmer gefunden. «Ich trank einen Schluck Kaffee. So schwach wie er war, half er bloß gegen den Durst.»Aber. die haben doch schon versucht, mich umzubringen, bevor sie wußten, daß dieses Papier nicht bei Bob Sherman im Teich lag. Es mußte also noch etwas anderes geben, was ich nicht finden durfte.«

Ich stellte die Tasse ab und zog eine Grimasse.

«Aber was?«fragte Knut.

«Weiß der Himmel.«»Irgend etwas, was mir entgangen ist«, sagte er gedrückt.

«Warum sollten die annehmen, daß ich etwas sehe, was Sie nicht sehen?«

«Weil es so ist«, erwiderte er.»Und Arne weiß es.«

Arne, mein Freund Arne.

«Warum hat er Sie da draußen auf dem Fjord eigentlich nicht selber umgebracht?«fragte Knut.»Warum hat er Ihnen nicht einfach eins auf den Schädel gegeben und Sie dann über Bord geschmissen?«

«Es ist nicht so leicht, jemandem eins auf den Schädel zu geben, wenn man, der eine vorn, der andere hinten, in einem kleinen Dinghi sitzt. Und außerdem. ein Tier zum Schlachthof zu bringen und es zu schlachten, das sind zwei verschiedene Dinge.«

«Das verstehe ich nicht.«

«Arne war zwar sehr an meinem Tod gelegen, aber er wollte es nicht selber tun.«

«Woher wissen Sie das?«

«Weil er es nicht getan hat. In den vergangenen Wochen hätte er mehr Gelegenheiten gehabt als jeder andere, aber er hat es nicht getan.«

«Sie konnten aber nicht sicher sein, daß er es nicht tun würde.«

«Er ist zwar ein schwieriger Mensch, aber seine Einstellungen liegen alle fest. wenn er es beim ersten Mal nicht getan hatte, dann würde er es später auch nicht tun.«

Wieder vergingen ein paar Minuten des Schweigens, während derer ich mich auf das zu konzentrieren versuchte, was ich nicht gefunden hatte.

Es hat keinen Zweck, dachte ich.

Gestern, dachte ich, wußte ich noch nicht, wer Interpetro Oil manipuliert hat. Heute weiß ich es. Macht das einen Unterschied?

«Mein Gott!«sagte ich und wäre fast vom Stuhl gekippt.

«Was ist?«fragte Knut.

«Ich bin vielleicht ein Trottel!«

«Wie das denn?«

«Sie erinnern sich doch noch an diese Bombe.«

«Natürlich erinnere ich mich noch daran.«

«So ein verdammt schlampig durchgeführter Mordversuch«, sagte ich.»Sie hätte auch schon eher hochgehen können, vor unserer Rückkehr zum Auto. Sie hat uns nicht getötet, und deshalb haben wir die ganze Sache als Fehlschlag verbucht. Aber es war gar kein Fehlschlag. Ganz und gar nicht, es war ein Riesenerfolg. Die Bombe hat genau das erreicht, was sie erreichen sollte.«

«David.«

«Wissen Sie noch, wo ich an jenem Nachmittag hin wollte? Ich bin nicht hingefahren, weil mich die Bombe daran gehindert hat. Ich bin ja so was von blöd. es geht nicht darum, was ich nicht gesehen habe, sondern wen.«