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«Und Französisch, nehme ich an?«fragte sie.

«Ein bißchen«, gab ich zu.

«Sicher genug, um so im Leben zurechtzukommen?«

Ihrem Gesicht und der Betonung, die sie den Worten gab, konnte man unschwer entnehmen, was sie damit meinte. Es handelte sich keinesfalls um Essen und Trinken.

«Völlig«, pflichtete ich ihr bei und ließ erkennen, daß ich ihre Definition akzeptierte.

Sie lachte. Das klang in keiner Weise geziert oder kleinmädchenhaft. Sie führt fort:»Chrysalis macht uns nichts als Ärger. Ich hätte ihn mir gar nicht erst ausgesucht. Purple Emperor ist weich und hat seine schlechten Eigenschaften an die gesamte Nachkommenschaft weitergegeben. Das ist immer so. Moth hat das Derby in einem entsetzlich schlecht besetzten Jahr gewonnen. Wenn ihn ein anderes Pferd gefordert hätte, wäre er zusammengeklappt. «Sie nahm einen tiefen Schluck.»Verstehen Sie etwas von Pferden, oder sind Sie blutiger Laie?«

«Wann ist man ein blutiger Laie?«

Sie schaute mich verwundert an, dann lachte sie halb ungläubig auf.»Ein blutiger Laie ist man dann, wenn man nicht kapiert, daß Pferde aus Männern verdammte Narren machen.«

Ich lächelte sie unwillkürlich an, weil mir der Kontrast zwischen ihrer robusten Sprech- und Denkweise und ihrem

zerbrechlichen Äußeren gefiel.

«Ich gehe schwimmen«, sagte sie.»Bringen Sie Ihren Drink mit.«

Im Vorbeigehen mixte sie sich einen neuen Whisky. Dann schob sie eine gläserne Tür auf, ohne einen Blick zurück auf die grüne Teppichwiese zu werfen. Sie schob sich draußen durch das Fliegengitter und marschierte geradeaufgerichtet über die Terrasse auf den gepflegten Rasen hinaus. Seufzend stand ich auf und folgte ihr. Das Gras war dicht und weich, ganz anders als der typische englische Rasen. Auf der einen Seite warf ein Rasensprenger diamantene Tropfen durch die Luft.

Sie blieb auf dem plattenbelegten Umgang eines nierenförmigen Beckens stehen und nestelte an den Verschlüssen ihres gelben Kleides. Es fiel in einem Stück zu Boden und enthüllte darunter einen zweiteiligen Badeanzug. Sie hatte eine schlanke, sorgsam gepflegte Figur, die aber ganz und gar nicht an ein junges Mädchen erinnerte. Anfang bis Mitte Vierzig, schätzte ich. Sie gehörte zu den Frauen, die unter dreißig uninteressant sind.

Sie glitt ins Wasser und legte sich auf den Rücken. Ich sah zu, wie die Sonne in samtenen Wellen auf ihrer braunen Haut spielte.

«Kommen Sie!«rief sie.»Da drüben in der Kabine liegen Badehosen herum.«

Ich schüttelte lächelnd den Kopf und ließ mich auf einen der bequemen Stühle mit den weichen Plastikpolstern nieder. Sie ließ sich Zeit, planschte im Wasser herum und summte leise dazu. Es war heiß in der Sonne, aber nicht so drückend wie in der Stadt. Ich zog das Jackett aus und spürte, wie die Sonne durch das weiße Baumwollhemd auf den Rücken brannte. Allmählich breitete sich in mir eine friedliche Stimmung aus. Ich brannte gar nicht auf Mrs. Tellers Gesellschaft, aber sie gesellte sich bald wieder zu mir. Wassertropfen glitten schimmernd über ihre eingeölte Haut.

«Sie haben Ihr Glas kaum berührt«, sagte sie vorwurfsvoll.»Sie gehören doch wohl nicht zu den Waschlappen, die keinen Alkohol vertragen?«Sie griff nach ihrem Glas und bewies, daß zumindest sie nicht zu dieser Sorte gehörte.

«Chrysalis…«:, begann ich.

Sie unterbrach mich sofort:»Können Sie reiten?«

«Das schon, aber ich reite nicht«, antwortete ich.

«Warum nicht?«

«Ich habe kein Pferd und auch kein Königreich, um es gegen ein Pferd einzutauschen.«

«Trinken Sie aus«, sagte sie lächelnd.

«Gleich.«

«Dann ziehen Sie sich aus und springen Sie ins Wasser.«

Ich schüttelte den Kopf.

«Warum denn nicht?«

«Weil ich mich so pudelwohl fühle. «Außerdem hatte ich von dem Wehr noch zu viele blaue Flecken am Leib.

Leicht verärgert zuckte sie die Achseln.»Verdammt, macht Ihnen denn gar nichts Spaß?«

«Wie viele Leute wußten, um welche Zeit Chrysalis vom Kennedy-Flughafen abtransportiert würde?«

«Mein Gott, was sind Sie langweilig!«

«Wollen Sie das Pferd denn nicht wiederhaben?«

«Nein!«antwortete sie heftig.»Was mich betrifft, so finde ich, daß wir mit der Versicherungssumme weitaus besser dran wären.«

«Zweihunderttausend Dollar, das ist ein ziemliches Risiko«, gab ich zu.»Wenn er nun keine Nachfolger wie Moth mehr zeugt?«

«Dave läßt sich nicht beirren, wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat. «Sie saß auf der Kante eines Liegebetts und strich sich aus einer mattrosa Tube Creme ins Gesicht.»Er wollte bei seiner Rückkehr ein paar Anteile verkaufen. Weiß der Himmel, was nun geschehen soll, wo er im Krankenhaus festsitzt.«

«Er wird in etwa vier Wochen entlassen.«

«Ja, das hat er auch gesagt. «Sie legte sich zurück und schloß die Augen.»Ich hab’ ihm gesagt, er soll sich Zeit lassen. Hier in den Staaten ist Kranksein verdammt kostspielig.«

Fünf stille Minuten verstrichen. Eine einzelne Düsenmaschine zog über uns dahin, ein silberner Strich in so großer Höhe, daß wir das Düsengeräusch erst hörten, als der Vogel verschwunden war. Es regte sich kein Lüftchen. Die braungebrannte Haut bekam an den Stellen, die der gelbe Bikini nicht bedeckte, eine saftige Dosis ultravioletter Strahlen ab, und die Eiswürfel in unseren Gläsern schmolzen dahin.

«Ziehen Sie sich um Himmels willen schon aus«, sagte sie, ohne die Augen zu öffnen.»Oder schämen Sie sich wegen der käsigen Haut, die ein Engländer normalerweise hier anschleppt?«

«Ich glaube, ich gehe jetzt lieber.«

«Machen Sie doch, was Sie wollen!«Sie machte eine lässige Handbewegung, die deutlich sagte: Geh oder bleib. Wie du willst.

Ich stand auf, ging zu der Kabine hinüber und betrat das schöne Gebäude aus Fichtenholz mit dem weit vorspringenden, schattenspendenden Dach. Es enthielt ein Bad und zwei Umkleideräume. In der Diele stand ein Schrank mit bunten Badehosen und Handtüchern. Ich zog eine blaue Badehose an, griff nach einem Handtuch, um es als Kissen zu verwenden, und behielt das Hemd an. Die Verletzungen an meinen Beinen waren fast abgeheilt… Langsam ging ich hinaus und legte

mich auf das Liegebett neben ihr.

Sie grunzte nur mit geschlossenen Augen, aber nach einer weiteren Minute sagte sie:»Wenn Sie etwas über den Zeitplan wissen wollen, was Chrysalis angeht, so müssen Sie schon Sam Hengelman in Lexington fragen. Er hat den Transporter besorgt, betreibt dort ein kleines Fuhrunternehmen. Dave rief mich an und teilte mir mit, wann der Hengst landen würde, und ich rief Sam Hengelman an. Alles andere hat er erledigt.«

«Wem haben Sie sonst noch etwas über die Ankunftszeit gesagt?«

«Du liebe Zeit, das war doch kein Geheimnis! Ich hab’ sechs oder sieben Leute des Syndikats angerufen und es ihnen gesagt. Dave bat mich darum. Ich glaube, halb Kentucky hat’s gewußt.«

Plötzlich setzte sie sich auf und öffnete die Augen.

«Was zum Teufel, macht es schon, wie viele Leute wußten, daß Chrysalis unterwegs war? Auf ihn hatten es doch die Straßenräuber nicht abgesehen. Sie sind einfach einer Verwechslung aufgesessen und haben den falschen Lastwagen erwischt.«

«Nehmen wir einmal an, sie haben bekommen, was sie wollten.«

«Sind Sie eigentlich von vorgestern? Züchter bezahlen doch für den Stammbaum. Wer den nicht vorweisen kann, für den ist Chrysalis keinen roten Heller wert. Zu irgendeinem Gaul, der gerade zur Verfügung steht, schickt doch niemand eine halbwegs anständige Stute, wenn nicht ein Name dahintersteht, ein Ruf, ein ordentliches Zuchtbuch, Papiere. Glauben Sie vielleicht, nur dafür bezahlt jemand fünfzehntausend Dollar?«