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Ich streifte Teller mit einem zweifelnden Blick, doch der klopfte ruhig die Asche von seiner Zigarette und bemerkte schlicht:»Sim behauptet, Sie seien davon überzeugt, daß ich mit Absicht in den Fluß gestoßen wurde. Mit seiner Frage will er sich vermutlich erkundigen, ob sich Ihre Ansicht nun geändert hat.«

«Nein«, antwortete ich.

Keeble und Teller tauschten einen Blick. Dann sagte Teller mit einem Seufzer:»Wir sind über ein paar Dinge gestolpert, die es beinahe als sicher erscheinen lassen, daß Sie damit recht haben.«

Keeble nickte.»Ich fuhr nach London, holte Daves Gepäck aus seinem Hotel, bezahlte die Rechnung und hinterließ seine Anschrift, für den Fall, daß jemand etwas von ihm wollte. Der junge Mann vom Empfang erkundigte sich, ob die Journalistin von der Züchterzeitschrift >Stud and Stables< Dave am Samstag gefunden habe. Sie habe es wegen des Redaktionsschlusses ihrer Zeitschrift äußerst dringend gemacht, deshalb habe er ihr meine Anschrift und Telefonnummer gegeben. Dave hatte sie für den Fall hinterlassen, daß er im Zusammenhang mit dem Fall Chrysalis dringend gebraucht würde.«

«Und so haben der Junge und das Mädchen erfahren, wo Sie zu finden waren?«

«Stimmt. «Keeble nickte.»Es war nicht schwer, die Spur vom Haus zum Fluß zu verfolgen. Übrigens habe ich bei >Stud and Stables< nachgefragt. Sie haben niemanden zu Dave geschickt, und ihr Redaktionsschluß liegt jeweils um den Ersten eines jeden Monats.«

«Wie hübsch«, bemerkte ich.

Keeble zog einen Umschlag aus der Tasche und entnahm ihm einige Schwarzweißfotos.»Das sind Peters Schnappschüsse«, erklärte er.»Sehen Sie sich die Bilder einmal an.«

Ich nahm sie in die Hand und schaute sie mir an. Die Enten waren blendend getroffen, jedenfalls besser als Lynnie, die sich gerade bewegt hatte. Ein anderes Bild zeigte unser Picknick, dann die >Flying Linnet< in der Schleuse von Marsh, Dave auf dem Bug des Bootes, und auf einem anderen Bild starrte ich mit finsterem Gesicht ins Wasser. Auch die vier Männer waren zu sehen, die in dem Kahn übereinandergepurzelt waren; bei einem anderen Bild schließlich hatte der Fotograf mit dem Rücken zum Fluß gestanden und Keeble, Joan, Dave, Lynnie und mich geknipst, wie wir um den kleinen runden Tisch unter dem Sonnenschirm saßen, jeder ein Glas in der Hand.

Keeble wartete geduldig, ohne zu blinzeln. Das fiel mir auf. Also sah ich mir den ganzen Stapel noch einmal genauer an und entdeckte, was er gefunden hatte. Ich blickte auf. Er nickte und fischte ein Vergrößerungsglas aus der Rocktasche. Er warf es mir zu. Mit Hilfe der Lupe konnte ich die beiden Gestalten klar erkennen. Im Hintergrund des Fotos, das uns mit den Gläsern in der Hand im Garten der Wirtschaft zeigte, standen nebeneinander ein Mädchen mit langem Haar und weißer Hose und ein junger Mann in heller Hose und kariertem Hemd.

«Das sind sie!«

«Ja«, stimmte mir Keeble zu.»Sie waren also am Morgen schon da. Sie könnten uns im Wagen von Henley aus nachgefahren sein. Von verschiedenen Stellen der Straße aus kann man die Themse einsehen. Ich gebe auch zu, daß sie Dave am Bug des Bootes stehen sahen, als wir in Henley und von der Wirtschaft ablegten, vielleicht auch bei der Ankunft und in der Marsh-Schleuse. Dann war ihnen klar, daß er höchstwahrscheinlich wieder am Bug stehen würde, wenn wir durch die Harbour-Schleuse fuhren.«

Ich lächelte.»Und das fehlende Stück Leine ging drauf, als sie auf uns warteten und dabei ihren Kahn sicher am Pfosten des Warnschildes anbanden.«

«Gebe ich auch zu«, sagte Keeble.»Nachdem Sie am Montag abgeflogen waren, nahmen wir den Kahn aus dem Wasser und stellten fest, daß die Klampe für die Heckleine vom Heck abgeschraubt und unterhalb der Wasserlinie am Bug angeschraubt worden war.«

«Beide Leinen zum Festmachen befanden sich demnach an einem Ende«, fügte Teller hinzu.»Die Sicherungsleine hat sich die ganze Zeit unter Wasser befunden, verdeckt durch den Kahn selbst und durch den Körper des Mädchens. Natürlich konnten wir nichts Derartiges vermuten und haben deshalb auch nicht gleich danach gesucht.«

Keeble schloß:»Nachdem Joan die sichtbare Leine sicher in Händen hielt und wir alle besorgt hinter Ihnen und Dave herschauten, brauchte das Mädchen nur rasch eine Schlinge aufzuziehen, und der Kahn schwamm frei. Ich gebe also zu, Gene, daß es sich um einen Unfall handelt, der gestellt sein kann — und tatsächlich gestellt war —, und daß Sie recht hatten, während ich unrecht hatte. Ich erinnere mich vage, daß das bereits früher ein- oder zweimal der Fall war.«

Er lächelte mich an. Mir kam zu Bewußtsein, daß nur wenige Vorgesetzte so etwas zugeben würden.

Eine Krankenschwester brachte mit lautem Geschirrklappern Daves Mittagessen, das aus Geflügelsalat und Mandarinen aus der Dose bestand. Der Patient schüttete die Mandarinen über den Salat und löffelte den Eintopf resigniert.

«Das Essen ist scheußlich«, sagte er sanft.»Ich hab’ schon ganz vergessen, wie ein ordentliches Steak aussieht.«

Wir sahen ihm neidlos beim Essen zu. Dann fragte ich Keeble, ob er hinsichtlich des Taschentuchs etwas erreicht habe.

«Nur negative Antworten. Kein Lizenzträger für Yogi-Bären in diesem Land hat es importiert. Nach dem Gewebe und der Farbe zu urteilen, soll es angeblich in Japan hergestellt sein. Einige Fachleute bezweifeln, daß es von den Originalkünstlern stammt. Die Zeichnung sei nicht gut genug, meinten sie.«

«Ich nehme es mit in die Staaten und versuche es dort«, sagte ich.»Der Junge und das Mädchen waren höchstwahrscheinlich Amerikaner.«

Teller hatte den Mund voll und sah mich fragend an.

«Der Junge rief: >Können Sie uns helfen, Sir?< Dieses >Sir< verwendet ein Amerikaner häufiger als ein Engländer. Außerdem sagte der Bootsverleiher aus, sie hätten genauso geredet wie die Leute im Fernsehen. Im Fernsehen hört man fast mehr Amerikanisch als Englisch.«

«Das könnte man auch für die Schüler unserer Public Schools anführen«, bemerkte Keeble beiläufig.»Aber die beiden kamen aus Amerika, da stimme ich Ihnen zu.«

«Abgesehen davon, wer sie waren, brauchen wir also nur noch herauszufinden, warum die beiden Sie umbringen wollten«, sagte ich zu Teller.

Zu diesem Punkt fiel keinem von uns etwas Vernünftiges ein. Teller trank seinen Kaffee aus, dann holte ein Mädchen in grünem Overall das Tablett ab.

Ich sah dem Mädchen nach und fragte Keeble:»Haben Sie vorgesorgt, daß sie nicht noch einen Versuch unternehmen können?«

Keeble folgte meinem Blick.»Ich habe alle Vorkehrungen getroffen«, versicherte er mir.»Ich habe die Agentur Radnor-Halley beauftragt. Für Dave nur das Allerbeste!«

«Ich darf nicht einmal Päckchen selbst öffnen«, beklagte sich Teller.»Ich glaube, die Burschen nehmen die Pakete mit ins Freie, tauchen sie in einen Eimer Wasser und warten darauf, daß es zu ticken anfängt. Schokolade bekomme ich nur ausgehändigt, wenn Sim persönlich sie gekauft hat. Sie würden nicht die Hälfte von dem glauben, was sich hier tut!«

Ich mußte lachen.»Warten Sie, bis Sie hier erst mal rauskommen!«

«Er bleibt hier drin, bis Sie den Fall geklärt haben«, sagte Keeble und meinte es auch.

Ich stand unruhig auf und trat ans Fenster. Es regnete immer noch. Zwei Krankenschwestern liefen von einem Gebäude zum anderen. Sie hatten sich Capes übergeworfen und spritzten sich in der Eile die Rückseite der Strümpfe voll. Solche Leute werden gebraucht. Leute, die etwas leisten, ihren Beruf ernst nehmen, alles ertragen…

«Na?«fragte Keeble hinter mir.

«Ich gehöre zur Abwehr von Infiltration, nicht zum CID, das ist Ihnen doch klar?«

«Aber sicher. Die Methode ist dieselbe. Lassen Sie Ihren Jagdinstinkten freien Lauf und sagen Sie uns, was Sie als nächstes vorhaben.«

Ich drehte mich um und lehnte mich an die Wand.»Wie sieht’s mit den Finanzen aus?«

Teller antwortete:»Hören Sie, Gene, ich habe genug Geld, um damit ein kleines Raumfahrtprojekt zu finanzieren. Und wie ich bereits sagte: Ohne Sie wäre ich überhaupt nicht mehr hier. Veranlassen Sie, was Sie für nötig halten, die Rechnungen bezahle ich.«