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«Ist es Ihnen jetzt bequem?«

«Sehr gut, danke vielmals.«

Er nickte mir halbwegs freundlich zu und kümmerte sich um den nächsten Kunden. Die Stallburschen unterschieden sich von den Städtern nur im Alter und in der Kleidung. Alle waren junge Männer zwischen achtzehn und dreißig, einige von ihnen Studenten, die in den Semesterferien etwas Geld verdienen wollten. Wie mir Betty-Ann Wilkerson überlegen anvertraute, nannte man einen Cowboy nur im Film einen Cowboy. >Cowhand< ginge noch an, aber richtiger wäre Stallmeister. Auf der High Zee Ranch gab es keine Rinder. Die Stallmeister pflegten die Pferde, und die waren nur für die Städter vorhanden.

Was die Kleidung anbetraf, so waren die Stallburschen etwas staubiger, weniger farbenfroh herausgeputzt, weniger sorgfältig gebügelt. Sie waren schon seit halb sechs auf den Beinen. Anderer Leute Ferien bedeuteten für sie schwere Arbeit.

«Sie treiben abends die Pferde immer in die Hügel hinaus«, erklärte mir Wilkie.»Am Morgen holen sie sie dann wieder herein.«

Wir brachen in zwei Partien von der Ranch auf. Zu jeder gehörten etwa zwölf Urlaubsgäste und zwei Pferdeburschen. Es ging über eine flache Holzbrücke, und dann auf der anderen Seite in die Teton-Berge hinauf. Als wir uns in einer Reihe den gewundenen Pfad emporarbeiteten, ritt Wilkie vor mir, Betty-Ann hinter mir. Beide redeten unermüdlich.

«Sie treiben die Pferde da drüben in die Hügel, weil’s hier im Tal nicht genug Weidegrund für sie gibt. «Wilkie drehte sich im Sattel um und überzeugte sich davon, daß ich ihn auch verstehen konnte.»In den meisten Nächten zerstreuen sie sich meilenweit. Die Stallburschen machen es wie die Schweizer mit ihren Kühen: Sie hängen einigen Pferden Glocken um, damit sie sie am Morgen wiederfinden. Das sind sozusagen die natürlichen Leittiere, die unter den anderen Pferden ein gewisses Ansehen genießen. «Er lächelte herzlich.»Manchmal sieht man sie nicht gleich, wenn die Sonne durch die Bäume scheint und Schatten wirft.«

Er hatte recht. Wir kamen später an drei Pferden vorbei, die in einer kleinen Senke standen. Erst als sich eins der Tiere bewegte und die umgehängte Glocke bimmelte, bemerkten wir

sie.

«Sie holen nur so viele herein, wie sie gerade brauchen«, ergänzte Betty-Ann.»Die anderen lassen sie draußen und nehmen sie vielleicht erst am nächsten Tag mit, wenn sie sie zufällig zuerst aufstöbern.«

«Manche Pferde können also eine ganze Woche hintereinander in den Hügeln draußen sein?«fragte ich.

«Denke schon«, murmelte Wilkie unsicher. Er wußte es nicht.»Wenn die Burschen ein bestimmtes Pferd suchen, dann reiten sie natürlich bis hinauf in die Berge und finden es auch, das weiß ich zufällig sicher.«

«Wer gut genug reiten kann, der darf die Pferdeburschen am Morgen hinaufbegleiten«, sagte Betty-Ann.»Aber sie galoppieren den ganzen Weg, statt im Schritt zu reiten.«

Der Pfad war steil und auch steinig.

«Diese Pferde sind es gewohnt, Liebling«, erklärte Wilkie milde.»Das ist etwas ganz anderes als die Pferde in der Reitschule zu Hause.«

In einer Höhe von weit über dreitausend Metern wurde der Pfad eben. Wir hatten ein baumbestandenes Plateau erreicht und überblickten ein atemberaubend schönes Waldtal mit einem strahlendblauen See auf dem Grunde. Die Fotoapparate klickten aufgeregt. Die lauten Stimmen übertönten den Befehl der schönen Landschaft zum Schweigen. Und schließlich machten wir uns wieder auf den Rückweg.

Beim Mittagessen erkundigte sich Yola, wie mir der Vormittag gefallen habe. Ich brauchte mich nicht einmal dazu zu zwingen,»gut «zu sagen. Die Wilkerson-Kinder nannten mich >Hans< und baten mich, am Nachmittag mit ihnen im Fluß schwimmen zu gehen. Wilkie klopfte mir herzhaft auf die Schulter und eröffnete mir, ich sei ein netter Kerl, und Betty-Ann begann, mir höchst irritierende Blicke zuzuwerfen, die Wilkies Meinung über mich auf der Stelle geändert hätten, wenn er sie bemerkt hätte.

Ich verließ als letzter den Mittagstisch und schmuggelte in einer Papierserviette eine große Scheibe Brot mit hinaus. In meiner Kabine packte ich ein paar Lebensmittel aus, die ich heimlich erworben hatte, stopfte mir Würfelzucker in die eine Tasche und kippte eine ganze Dose Ölsardinen auf das Brot. Die Brotscheibe wickelte ich wieder in die Serviette und trug sie vorsichtig über den buschbestandenen Hügel hinunter zu der Koppel auf der anderen Seite des Ranchhauses.

Mit der einen Hand hielt ich den Tieren Zucker hin, mit der anderen das Sardinenbrot. Die Stuten kamen, schnupperten und entschieden sich ausnahmslos für Zucker. Auch die Fohlen waren für Zucker. Der Braune mit der weißen Blesse fraß Zucker. Zuletzt kam das staubige Halbblut näher, das Matt vor zwei oder drei Wochen in Laramie gekauft hatte. Der Hengst zeigte sich weniger neugierig als die übrigen Tiere.

Er schnupperte an der Papierserviette mit dem Sardinenbrot und hob mit steil gestellten Ohren den Kopf, als habe er von den fernen Teton-Bergen einen vertrauten Laut gehört, von fern einen bekannten Geruch gewittert. Seine Nüstern bebten sanft. Ich betrachtete die herrliche Kopfform, das ein wenig schräggestellte Auge, den vollkommenen Winkel von Kopf und Hals. Er hatte die Kruppe eines Vollblüters und die Fesseln eines Rennpferdes.

Er senkte den Kopf und fraß mir das ganze Sardinenbrot aus der Hand.

Yola und Matt wohnten in einer eigenen Blockhütte, die etwas abseits vom großen Ranchhaus stand. Im Haupthaus waren nur Speisesaal, Küche, Wohnräume und Aufenthaltsräume für regnerische Tage untergebracht.

Yola holte einen schmutzig-olivgrünen Kombi aus dem Unterstand neben ihrer Hütte und fuhr über die staubige Straße davon. Auf den Türen stand in kleinen weißen Buchstaben eine Aufschrift. Ich sah ihr halb erstaunt, halb lächelnd nach. Einen Punkt für die Fahrer des Pferdetransporters, dachte ich. Sie hatten sowohl den Möbelwagen der Firma >Snail Express< als auch den olivgrünen Kombi bemerkt. Beide Fahrzeuge mußten sie eigentlich mehrfach gesehen haben, aber sie erinnerten sich wenigstens daran.

Die Gäste durften das einzige Telefon der Ranch benutzen, das in der Blockhütte der Clives stand. Ich schlenderte hin und klopfte. Es war niemand da, die Tür stand offen, und für jeden Fall steckte sogar ein Schlüssel. Keine der Hütten war verschlossen, man konnte sie nur von innen verriegeln, und zwar mit einem schlichten Holzriegel.

Bei einer raschen Inspektion der Hütte fand ich zwei Schlafzimmer, ein Wohnzimmer, die Küche, das Bad und einen Büroraum vor. Ich brachte so unsichtbar wie möglich drei überempfindliche Abhörgeräte unter und ging ohne Eile wieder hinaus.

Danach schwang ich mich in den Chevrolet und fuhr ebenfalls nach Jackson, weil man dort ungestörter telefonieren konnte. Ich führte ein sehr langes Gespräch mit der >Buttress<-Lebensversicherung, und in der zweiten Hälfte unserer Unterhaltung bekam ich von Walt nur noch erregtes Schnaufen und ein paar Proteste zu hören:»Nein, das geht doch nicht, das können Sie nicht!«

«Hören Sie, Walt«, sagte ich schließlich.»Wir sind doch keine Polizeibeamten. Ich nehme an, Ihrer Firma liegt mehr daran, das gestohlene Eigentum zurückzubekommen, als indiskrete Fragen zu stellen? Mein Auftrag lautet, Chrysalis seinem Besitzer Dave Teller zurückzubringen. Nichts sonst. Wenn wir nach Ihren Vorstellungen arbeiten, dann haben wir’s am Ende mit einem ganzen Haufen superschlauer Anwälte und einem vermutlich toten Gaul zu tun.«

Es entstand eine lange Pause. Dann murmelte er:»Okay.

Sie haben recht.«

Er schrieb sich eine lange Liste von Instruktionen auf, während ich laut dachte:»Heute haben wir Mittwoch. Sagen wir, am Sonntagmorgen. Sie hätten somit ganze drei Tage Zeit. Das muß reichen.«

«Nur knapp.«

«Macht nichts«, beruhigte ich ihn.»Sie können das meiste davon im Sitzen erledigen.«

Walt empfand diese Bemerkung nicht als komisch.