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Ich ging mit Eunice und Lynnie zu Daves Haus zurück. Der Drink, den Eunice mir mixte, bestand zu vier Fünfteln aus Whisky und einem Fünftel aus Eis.

«Wer hat Sie eigentlich durch den Fleischwolf gedreht?«fragte sie.»Sie sehen aus wie ein Hochzeitsreisender nach der zehnten Nacht.«

Sam Hengelman war am Dienstag um die Mittagszeit mit Chrysalis in Midway angekommen. Am Tag zuvor war ich mit Walt nach New York geflogen und gerade erst in Lexington gelandet, so daß ich noch das Ende von Eunices Interview durch die Reporter miterlebte. Ein paar Burschen aus diesem hartgesottenen Verein stolperten mit betroffenen Gesichtern an mir vorbei, und Lynnie hatte gerade einen Lachkrampf über-

standen.

Ich probierte den harten Drink.

«Ein bißchen Schlaf könnte ich jetzt gut gebrauchen«, gab ich zu.»Hätten Sie vielleicht ein Bett für mich übrig? Oder gibt es hier in der Nähe ein Motel?«

«Bleiben Sie«, sagte Eunice.»Natürlich wohnen Sie hier.«

Ich warf Lynnie einen Blick zu. Mit einer Frau allein konnte ich nicht im Haus bleiben, mit beiden war das in Ordnung. Wie albern!

«Dann vielen Dank. Außerdem muß ich Dave in England anrufen.«

Dave lag noch im Krankenhaus.

«Ich hab’s vor einer halben Stunde in den Nachrichten gehört«, sagte er fassungslos.»Chrysalis soll ganz einfach wieder aufgetaucht sein?«

«Genauso war es«, sagte ich prompt.

«Wo war er denn?«

«Das ist eine lange Geschichte, und Drähte haben Ohren. Aber die bisherigen Kosten belaufen sich auf etwa 6300 Dollar. Reicht Ihnen das oder sind Sie noch scharf auf einige Antworten?«

«Auf welche Fragen?«Das klang unsicher.

«Zum Beispiel, warum Chrysalis geraubt wurde; warum Sie in die Themse fielen; und noch etwas: Wollen Sie Allyx wiederhaben?«

«Um Himmels willen — wissen Sie denn, wo er ist?«

«Nein. Aber vielleicht kann ich ihn finden. Allerdings muß die Versicherungssumme für Allyx an die >Buttress<-Lebensversicherung zurückgezahlt werden, falls ich ihn auftreibe, und falls er ebenso eindeutig identifiziert werden kann wie Chrysalis. Das wäre praktisch dasselbe, wie wenn Sie ihn neu kaufen müßten. Er ist jetzt drei Jahre älter, und Sie haben drei Jahrgänge an Fohlen eingebüßt. Vielleicht ist er für Sie und Ihr Syndikat gar kein so gutes Geschäft mehr. In diesem Fall ist es Ihnen vielleicht lieber, wenn er nicht gefunden wird. Das liegt ganz bei Ihnen.«

«Herr im Himmel«, sagte er.

«Wollen Sie es sich noch einmal überlegen und wieder zurückrufen?«schlug ich vor.»Ihre Frau und Lynnie stopfen mich mit Essen und Trinken voll, und ich werde wahrscheinlich heute nacht hierbleiben. Aber wenn Sie möchten, daß ich weitermache, dann stimmen Sie es mit Keeble ab. Ich muß am nächsten Montagmorgen um Punkt 9.00 Uhr hinter meinem Schreibtisch sitzen, und das schaffe ich vielleicht nicht.«

«Klar«, sagte er mit matter Stimme, und ich gab den Hörer an Eunice weiter.

«Wie geht’s denn, Liebling?«fragte sie. Ich nahm einen kräftigen Schluck aus meinem Glas, lehnte den Kopf im Sessel zurück und hörte mir mit geschlossenen Augen eine Unterhaltung an, wie sie zwischen langjährigen Ehepaaren eben üblich ist.

«Frag mich nicht, wie er es geschafft hat, Dave, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, daß er gestern nachmittag aus New York anrief und sich nach dem Namen eines guten Freundes von uns erkundigte, der nach Möglichkeit einflußreich und angesehen sein sollte und in Züchterkreisen einen gewissen Ruf haben mußte — jedenfalls ein Mann, dessen Wort bei der Presse Gewicht hat. Nach einigem Überlegen sagte ich, Jeff Roots erfülle diese Bedingungen am besten. Und siehe da, heute morgen taucht Chrysalis zufällig auf Jeffs Weideland auf. - Ja, der Hengst ist so gut wie neu. Er ist auf jeden Fall richtig behandelt worden. - Hör mal, Dave, laß es damit genug sein. Ich habe gehört, was Gene über die Auffindung von Allyx sagte. Tu es nicht. Wir brauchen Allyx so dringend wie Kopfschmerzen. Außerdem ist dein Freund hier kein Herkules, und in seinem jetzigen Zustand wirft ihn der nächste Windstoß um. - Ja, Lynnie geht’s gut. Morgen machen wir einen Ausflug nach Kalifornien. Ich will die Maße für die Vorhänge auf der neuen Farm nehmen und ein paar Dinge erledigen, und Lynnie kann am Strand faulenzen. Vielleicht geht sie auch mit den Jungen von Vesey zum Wellenreiten. Sollen wir Gene nicht lieber mitnehmen? — Natürlich habe ich im Hotel >Vacationer< in Santa Barbara Zimmer bestellt. Die haben sicher noch eins frei…«

Enttäuscht hörte ich ihr zu. Wenn ich irgendwo faulenzen wollte, dann am liebsten hier auf der Midway-Farm, neben dem Swimmingpool, in dem ruhigen, grünen Garten liegen, schlafen, trinken und Lynnie ansehen.

Eunice legte den Hörer auf. Wir gingen zum Abendessen. Später am Abend rief Dave noch einmal an.

«Hören Sie, Gene«, sagte er.»Gibt es, abgesehen von purer Neugier, irgendwelche triftigen Gründe, warum wir nach den Antworten suchen sollten, von denen Sie sprachen?«

«Ja. Um eine Wiederholung zu verhindern«, antwortete ich prompt.

«Sie meinen, damit keine Hengste mehr geklaut werden und ich kein Bad im Fluß mehr nehmen muß?«

«Genau.«

Es entstand eine Pause.

«In diesem Fall möchte ich die Antworten haben, wenn Sie sie mir geben können«, sagte er dann.»Und was Allyx betrifft

— wenn Sie glauben, daß es eine Chance gibt, ihn lebend und gesund wiederzubekommen, dann bin ich wohl moralisch verpflichtet, Ihnen grünes Licht zu geben. Natürlich muß ich mit ihm das ganze Geschäft von neuem aufziehen. Er ist jetzt zwölf. Das heißt, daß er als Zuchthengst nur noch sechs oder acht wirklich gute Jahre vor sich hat, aber seine Nachkommenschaft ist jetzt schon so gut, daß sie überall in Europa das Rennen gewinnt.

Was das Geschäft angeht, bin ich nicht sehr glücklich über die drei verlorenen Jahre. Aber vom züchterischen Standpunkt aus wäre es einfach ein Verbrechen, nicht zu versuchen, ihn wiederzubekommen.«

«In Ordnung«, sagte ich.»Ich will sehen, was sich in der Sache tun läßt.«

«Was Sie für die Wiederauffindung von Chrysalis ausgegeben haben, ist weniger als die Deckgebühr für eine einzige Stute. Bei Allyx gebe ich Ihnen wieder völlig freie Hand.«

«Gut«, sagte ich.

«Ich habe mit Sim Keeble gesprochen; er verlängert Ihren Urlaub um weitere sieben Tage. Er sagte, diese Woche stünde Ihnen ohnehin zu, weil Sie von Weihnachten her noch Urlaub übrig haben.«

Das hatte ich ganz vergessen.

«Falls diese eine Woche nicht reicht, kann ich wahrscheinlich bei ihm noch mehr herausholen.«

«Wenn die Sache in einer Woche nicht gelaufen ist, hat es ohnehin keinen Zweck mehr weiterzumachen, und ich kann genausogut nach Hause fahren.«

«Ach so. «Das klang enttäuscht.»Na gut, lassen wir es vorläufig dabei. «Er räusperte sich.»Eunice hatte den Eindruck, daß Sie nicht besonders gut aussehen.«

«Der Bursche, der Sie von dem Kahn aus bewußtlos geschlagen hat, tat mir den gleichen Gefallen.«

«Gene!«Das klang erschrocken.

«Na ja, aber sagen Sie meinem Chef nichts davon, daß mir so etwas zustoßen kann. Wenn ich mir’s recht überlege — wahrscheinlich weiß er es ohnehin.«

Dave Teller lachte.»Sollten Sie das Bürschchen noch einmal zu sehen bekommen, dann kleben Sie ihm links und rechts eine mit schönen Grüßen von uns beiden.«

«Mach ich«, sagte ich. Allerdings war ich für meine Arbeit als Ermittlungsbeamter von klugen Leuten ausgebildet worden, die sich einfach nicht vorstellen konnten, daß Leute wie ich hin und wieder um ihr Leben kämpfen müssen. Bevor ich ihnen das Gegenteil beweisen konnte, war ich schon zu alt, um noch ein Experte für Boxen oder Judo zu werden, ganz abgesehen davon, daß ich ohnehin nicht viel davon hielt. Statt dessen hatte ich halbwegs schießen gelernt, und meine Parabellum hatte mir in den letzten drei Jahren zweimal dazu verholfen, aus heiklen Situationen ungeschoren davonzukommen. In einem Kampf Mann gegen Mann mit diesem jungen Stier Matt Clive mußte ich ein todsicherer Verlierer sein. Schon physisch war der Vorschlag, ihm rechts und links eine zu kleben, gar nicht durchführbar.