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«Davon bin ich überzeugt«, sagte ich.

Sie stand auf und schwankte ein wenig.»Ich glaube, ich hab’ zuviel getrunken.«

«Manches andere ist schlimmer«, sagte ich lächelnd.

«Ersparen Sie mir um Himmels willen um ein Uhr morgens diese verdammten Andeutungen. Wenn Sie nach diesem Allyx suchen, dann können Sie wahrscheinlich nicht mit nach Kalifornien kommen?«

«Ich möchte gern.«

«Verdammter Lügner«, murmelte sie.»Gute Nacht.«

Ohne sich umzudrehen, verließ sie das Zimmer.

Am Morgen fuhr ich sie zum Flughafen. Eunice hatte mir den Wagen und das Haus überlassen, solange ich beides brauchte. Über ihren nächtlichen Besuch war sie beim Frühstück mit einer sarkastischen Bemerkung hinweggegangen.

«Lieber zuwenig Sex als zuviel Kummer.«

«Wie bitte?«fragte Lynnie.

«Eunice versucht gerade, das Problem der Überbevölkerung zu lösen«, erklärte ich.

Lynnie kicherte. Eunice zeigte mir ihre herrlich blitzenden Zähne und bat mich um die Sahne.

Nachdem sie sich verabschiedet hatten, richtete ich mich nach einer Straßenkarte und Eunices ungenauen Beschreibungen und erreichte schließlich die Perrystud-Farm, Eigentum von Mr. Jefferson L. Roots, unter anderem auch Vorsitzender des Vollblüter-Zuchtverbandes. Ein Hausboy in fleckenloser weißer Jacke führte mich durchs Haus in den Innenhof. Das Gebäude bestand aus großen, kühlen Betonwürfeln mit grob verputzten Wänden und einem golden leuchtenden Holzfußboden. Wilder Wein, der über eine Loggia rankte, spendete dem Innenhof Schatten. Um einen Tisch aus Glas und Stahl standen niedrige, bequeme Liegestühle. Aus einem von ihnen erhob sich Jeff Roots und streckte mir die Hand entgegen.

Er war ein dicker Mann mit einem Bauch, der alle Schlankheitskuren überstanden hatte, und er machte sich Sorgen um sein Gewicht. Er hatte die leise, etwas geringschätzige Lässigkeit des echten harten Amerikaners an sich: Wie bei einem Rolls-Royce ahnte man die Kraft, die unter der Haube steckte, am leisen Schnurren des Motors. Er trug einen superleichten Stadtanzug, und schon nach kurzer Zeit erinnerte ihn eine äußerst tüchtige Sekretärin daran, daß seine Maschine nach Miami nicht wartete.

«Etwas zu trinken?«fragte er.»Es ist heute schon sehr heiß. Was möchten Sie gern?«

«Vielleicht Zitronensaft oder etwas Ähnliches.«

Ich bekam frisch gepreßte Zitronen auf zerhacktem Eis. Mein Gastgeber trank geschmackloses Sodawasser und verzog dabei das Gesicht.

«Ich brauche nur Pommes frites zu riechen, und schon passen meine Hemden nicht mehr«, beklagte er sich.

«Warum machen Sie sich Sorgen drum?«fragte ich.

«Noch nie etwas von hohem Blutdruck gehört?«

«Den können auch schlanke Leute bekommen.«»Erzählen Sie das mal Ihrer Großmutter — oder noch besser, erzählen Sie es meiner Frau. Sie versucht, mich auszuhungern. «Mit düsterer Miene betrachtete er sein Glas und schwenkte es, bis die Eisstückchen dem Rand ziemlich nahe kamen.»Na ja, einerlei. Womit kann ich Ihnen helfen, Mr. Hawkins?«

Er schob mir eine zusammengefaltete Zeitung über den Tisch und deutete mit anerkennendem Lächeln auf eine Überschrift.

Chrysalis eingefangen. Darunter stand in kleineren Buchstaben: Kostbarer Hengst büßt Freiheit ein, wird in Perry eingefangen und nach Midway zurückgebracht. Ob sich die Stuten darüber freuen werden? Bestimmt aber die Züchter. Ein Foto zeigte Chrysalis in seiner Koppel, Daves Beinverletzung wurde erwähnt, dann kamen ein paar bissige Seitenhiebe auf die Polizei und andere Leute mit angeblichem Pferdeverstand, die nicht in der Lage waren, auf zehn Schritt Entfernung ein Millionenpferd zu erkennen.

«Wo haben Sie den Gaul geklaut?«fragte Roots.»Sam Hengelman will es mir nicht sagen. Sieht ihm gar nicht ähnlich.«

«Sam hat sich der Beihilfe bei einem kleinen Schwindel schuldig gemacht. Es handelte sich um eine Vertauschung. Wir haben ein Pferd zurückgelassen und ein anderes mitgenommen

— er will keinen Ärger bekommen.«

«Sie haben den anderen Hengst natürlich bezahlt.«

«Das schon.«

«Aus Ihrem Anruf muß ich aber schließen, daß Sie nicht wegen Chrysalis gekommen sind?«

«Nein, es geht um Allyx.«

«Allyx?«

«Ja, der zweite Hengst, der.«

«Das weiß ich«, unterbrach er mich.»Bei der Suche nach ihm haben sie den ganzen Staat auf den Kopf gestellt und ihn ebensowenig entdecken können wie Chrysalis.«

«Erinnern Sie sich zufällig noch an ein Pferd namens Showman, das vor zehn Jahren verschwunden ist?«

«Showman? Der ist doch einem Stallburschen abgehauen, der ihn bewegen sollte, oder so ähnlich. Und dann kam er in den Appalachen um.«

«Wurde er mit Sicherheit identifiziert?«

Jeff Roots stellte sein Sodawasser vorsichtig auf die Tischplatte.

«Wollen Sie damit sagen, daß der Hengst noch lebt?«

«Ich habe nur laut gedacht«, sagte ich freundlich.»Soweit man mir erzählt hat, wurde zwei Jahre nach Showmans Verschwinden ein totes Pferd gefunden. Es war schon stark verwest, aber erst seit drei Monaten tot. Es wäre doch genausogut möglich, daß es sich nicht um Showman handelte, sondern um ein anderes Pferd, das ihm in Farbe und Größe ähnlich sah.«

«Wenn er es wirklich nicht war…«

«Dann könnte es sein, daß wir ihn in der Nähe von Allyx finden.«

«Haben Sie…«Er räusperte sich.»Haben Sie irgendeine Ahnung, wo er gefunden werden könnte?«

«Ich fürchte, nein. Noch nicht.«

«Doch nicht in der gleichen Gegend wie Chrysalis?«

«Nein. Das war nur sozusagen eine Durchgangsstation. Chrysalis sollte auch an einen anderen Ort gebracht werden.«

«Und dieser andere Ort, vielleicht finden wir dort.«

«Durchaus möglich.«

«Die Hengste können wieder ins Ausland gegangen sein. Vielleicht nach Mexiko oder Südamerika.«»Das wäre möglich, aber ich glaube es nicht so recht.«

Wer immer dieser Onkel Bark war, er mußte irgendwo in den Vereinigten Staaten wohnen, denn Yola hatte sich nicht über das Auslandsfernamt mit ihm verbinden lassen. Sie konnte seine Nummer direkt wählen.

«Das alles kommt mir sehr ungewöhnlich vor. «Roots schüttelte den Kopf.»Ein Irrer soll herumlaufen und Hengste stehlen, deren Wert sofort auf den Nullpunkt sinkt, weil er ja nicht zugeben kann, daß er sie besitzt. Glauben Sie denn an einen Fanatiker, der damit experimentiert? Der vielleicht ein Superpferd züchten will? Oder vielleicht an ein kriminelles Syndikat, das alle seine Stuten für einen Penny vom blauesten Blut decken läßt? Nein, das ginge nicht. Die Fohlen könnten sie an kein Gestüt verkaufen, die ganze Sache würde sich nicht bezahlt machen.«

«Ich glaube, die Sache ist viel einfacher«, sagte ich lächelnd.»Viel weniger kompliziert.«

«Wie denn?«

Ich erklärte es ihm.

Er grübelte darüber nach, und ich trank meinen Zitronensaft.

«Dieser Spur möchte ich wenigstens nachgehen und sehen, wohin sie führt.«

«Einfach haarsträubend«, murmelte Roots.»Ich kann nur hoffen, daß Sie sich irren.«

Ich lachte.»Ja, das sehe ich ein.«

«Sie werden Monate brauchen, um sich da durchzuarbeiten, und ich glaube nicht, daß Sie die Vollblutzucht in Amerika so genau kennen. Warum lassen Sie sich nicht helfen?«

«Dafür wäre ich sehr dankbar.«

Neben seinem Lehnstuhl stand ein Telefon. Er hob den Hörer ab und drückte auf ein paar Knöpfe. Dann vereinbarte er mit dem Herausgeber einer führenden Fachzeitschrift für den

Pferdesport, daß ich mit Hilfe von zwei erfahrenen Mitarbeitern die Archive durchstöbern durfte.

«So, das wäre erledigt«, sagte er und erhob sich.»Das Büro des Verlags ist am North Broadway in Lexington. Sagen Sie mir, was Sie erreicht haben?«

«Ganz bestimmt.«