Выбрать главу

«Ach!«sagte er amüsiert,»Offen spielte die gekränkte Unschuld. Er verstand einfach nicht, wie jemand auf die Idee kommen konnte, er sei in eine Betrugsaffäre verwickelt. Und so weiter. Auf die Beamten der Staatsanwaltschaft machte das allerdings keinen Eindruck, weil die solchen Zinnober dauernd zu hören bekommen. Sie werden dadurch höchstens noch schärfer. Sie hatten eine ziemlich lange Unterhaltung mit ihm, höflich zwar, aber doch eindringlich. Künstler sind das! Offen sagte nichts, was für uns von Interesse sein könnte, höchstens eines: Die Beamten fragten ihn nach dem Stallmeister, diesem Kiddo, erinnern Sie sich? Der uns von den Stuten erzählt hat, die immer nachts fohlen?«

«Ja, ich erinnere mich.«

«Nun, bei den Stuten scheint im Augenblick keine Saison zu sein, jedenfalls ist dieser Kiddo am Tag nach unserem Besuch in Urlaub gefahren.«

«Davon hat er nichts gesagt, als wir dort waren.«

«Natürlich nicht. Offen sagt, Kiddo würde in drei Wochen wieder zurück sein. Ich nehme an, er hofft, daß sich bis dahin Centigrade und Moviemaker als echt erwiesen haben. Wenn sich der Wirbel gelegt hat, kann er wieder Allyx und Showman holen, und Kiddo darf zurückkehren. Offen wußte vermutlich nicht, wie der Junge sich verhalten würde, und schaffte ihn vorsichtshalber aus dem Weg.«

«Da haben Sie sicherlich recht«, sagte ich.»Etwas Interessantes auf dem Tonband?«

«Diese verdammte Maschine bringt mich noch um«, sagte er müde.»Heute war hauptsächlich die Unterhaltung zwischen Offen und den Beamten drauf, und die hab’ ich mir gleich zweimal angehört. Danach rief er Yola und Matt an und erstattete Bericht. Er schien mit dem Lauf der Dinge recht zufrieden zu sein. Matt war wohl ziemlich verärgert, weil er noch bleiben muß, da sagte ihm Offen, er solle sich nicht so anstellen, was seien schon eine Woche oder auch zwei bei dem, was auf dem Spiel stehe. Yola will Matt anscheinend auch zurückhaben, denn Offen schmierte auch ihr Honig ums Maul. «Walt räusperte sich.

«Was glauben Sie wohl, wie Matt und Yola zueinander stehen?«

Ich lächelte den Empfänger an und sagte:»Aber Walt! Solche Gedanken hatte ich bei Ihnen nicht vermutet!«

«Ist doch möglich…«:, begann er verlegen.

«Natürlich ist es das. Aber nichts weist darauf hin außer der Tatsache, daß sie nicht verheiratet sind.«

«Dann glauben Sie nicht.«

«Ich würde sagen, sie hängen sehr aneinander, aber wie weit das geht, weiß ich wirklich nicht. Ich hab’ sie nur zweimal zusammen gesehen, und da hatten sie entweder Ruderstangen oder Waffen in den Händen.«»Hm, ja, vielleicht bindet sie das Verbrechen aneinander.«

Ich stimmte ihm zu und fragte, ob er mit Matt schon eine Vereinbarung wegen des Gesprächs über die Versicherung getroffen habe.

«Natürlich hab’ ich das«, antwortete er selbstgefällig.

«Hab’ ihn heute nachmittag angerufen, wahrscheinlich gleich nach seinem Gespräch mit Offen. Er war anscheinend recht froh über eine Ausrede, mal nach Las Vegas zu kommen. Er war mit 18.00 Uhr einverstanden, dann bat er mich aber doch, etwas später zu kommen.«

«Wahrscheinlich will er die Pferde füttern, wenn’s am Abend etwas kühler wird«, sagte ich.»Die Pferde kommen zuerst.«

«Ja. Bei einem Preis von drei Millionen Dollar! Mir ist schon rätselhaft, daß er sie überhaupt für eine Minute aus den Augen läßt.«

«Gegen wen soll er sie denn bewachen?«

«Stimmt auch wieder«, gab er zu.»Nur gegen uns, und wir konzentrieren uns ganz offensichtlich auf die zwei Hengste auf der Orpheus-Farm. Stimmt’s?«

«Genau.«

«Wir haben uns jedenfalls dann auf 21.00 Uhr geeinigt. Das bedeutet, daß er auf dem Heimweg vermutlich noch ein wenig Roulette spielen wird. Möglich, daß wir ziemlich die ganze Nacht haben, um die Pferde wegzuschaffen.«

«Gut, Walt«, sagte ich.»Aber…«

«Ja?«

«Gut aufpassen.«

«Predigen Sie Ihrer Großmutter!«schnaubte er. Ich lächelte wieder und fragte, ob er etwas von Sam Hengelman gehört hätte.

«Der hat heute abend angerufen, wie Sie angeordnet haben.

Er hat Santa Rosa in New Mexico erreicht und wollte in Albuquerque übernachten. Um etwa vier Uhr morgen mittag wolle er in Kingman sein, sagte er. Nein, heute nachmittag, um genau zu sein. Er erwartet Sie im >Mojave-Motel<. Ich sagte ihm, die Rückfahrt werde nicht vor acht Uhr abends losgehen, er solle sich ein Zimmer nehmen und noch ein paar Stunden schlafen.«

«Danke, Walt, das war genau richtig.«

«Damit wäre wohl alles klar, wie?«Seine Stimme klang eine Spur unruhig, und wieder spürte ich, wie meine Sinne mich vor einer drohenden Gefahr warnten.

«Sie brauchen nicht nach Las Vegas zu kommen«, sagte ich.»Wir haben auch so genug Zeit.«

«Ich komme aber«, erwiderte er.»Dabei bleibt’s!«

«Nun gut. Wir sollten aber einen Treffpunkt vereinbaren, falls etwas schiefgeht. Sagen wir, Sie warten morgen abend von 20.00 Uhr bis 20.30 Uhr in der Halle der >Angel Inn<, wo ich gewohnt habe, gleich am Rand von Las Vegas, aber leicht vom Pittsville Boulevard zu erreichen. In dieser halben Stunde rufe ich an. Wenn ich nicht anrufe, bleiben Sie dort und fahren nicht zu Matts Haus.«

«Okay«, antwortete er. Er gab sich Mühe, aber seine Stimme klang eindeutig erleichtert.

Wir legten auf. Ich besorgte mir in einem Schnellimbiß am Busbahnhof, der die ganze Nacht geöffnet hatte, ein Sandwich und heißen Kaffee, dann fuhr ich mit meinem Mietwagen wieder zur Farm zurück. Die drei flachen Steine tauchten im Scheinwerferlicht auf. Ich stellte den Wagen in seinem vorherigen Versteck ab und legte dann das letzte Stück des Weges zu Fuß zurück.

Im Schutz meines überhängenden Felsens versuchte ich, ein wenig zu schlafen. Bis zum Morgengrauen hatte ich noch mindestens eine Stunde Zeit, und auch dann war die Sonne noch für eine Weile erträglich. Doch obgleich ich wußte, daß ich in der kommenden Nacht überhaupt keinen Schlaf finden würde, konnte ich nicht einschlafen. In offenem Gelände, umgeben von Kakteen, in Rufweite eines Mannes, der mich nur allzugern umbringen wollte, hatte das vermutlich nichts mehr mit gewöhnlicher Schlaflosigkeit zu tun, aber ich gab mich keinen Illusionen hin. Ich kannte alle Symptome nur zu gut — die innere Unruhe, die jagenden Gedanken, die prickelnde Spannung, das Bewußtsein, daß jede Faser des Körpers unter Dampf steht. Man kann sich flach hinlegen und so bewußt entspannen, daß man nicht mehr sagen kann, wo man die Arme und Beine liegen hat, trotzdem schläft man nicht ein. Tief atmen, tausend Schafe zählen, alte Verse aufsagen — nichts hilft.

Die Sonne ging auf und schien mir in die Augen. Ich entzog mich diesem gefährlichen Scheinwerfer und rutschte ein Stück um den Felsen herum. Dann schaute ich wieder durch mein Glas zur Farm hinunter. Keine Bewegung. Um 5.30 Uhr lag Matt noch immer im Bett.

Ich setzte das Glas ab und überlegte, ob ich mir eine Zigarette leisten konnte. Ich hatte nur noch vier Stück in meiner Packung. Ich hätte ja leicht in Kingman welche kaufen können, dachte ich mit einem Seufzer, wenn ich nur daran gedacht hätte. Ein langer Tag lag vor mir. Außer dem Fernglas hatte ich nur noch eine Flasche Wasser bei mir, eine Sonnenbrille — und die Parabellum in meinem Gürtel.

Um 7.30 trat Matt aus der schief in den Angeln hängenden Gittertür, stand eine Weile auf dem Hof und reckte sich, dann betrachtete er den wolkenlosen, kobaltblauen Himmel. Er ging hinüber zum Stall und steckte kurz den Kopf hinein.

Nachdem er zufrieden festgestellt hatte, daß das Gold noch auf der Bank lag, holte er zwei Eimer Wasser und verschwand im Stall zum Füttern und Ausmisten. Nach einer Weile kam er mit einer Karre Pferdeäpfel wieder zum Vorschein und fuhr sie

hinter den Stall. Dort konnte ich ihn nicht mehr sehen.

Die Hühner bekamen ihre Körner, die Kälber in der nahen Koppel ihre Wasserration, dann zog sich Matt zum Frühstück zurück. Der Morgen zog sich in die Länge. Es wurde heißer. Sonst geschah nichts.