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Ich glitt tiefer in meinen Sitz und drehte den Rückspiegel so, daß ich den Wagen sehen konnte. Matt bezahlte den Sprit und sprang über die geschlossene Tür hinweg in sein Cabrio. Dann fuhr er auf die Straße, bog in meine Richtung ein und preschte mit zunehmendem Tempo an mir vorbei. Ich folgte ihm eine Weile in gebührendem Abstand und kehrte in die Stadt zurück, nachdem ich mich davon überzeugt hatte, daß er auf der Bundesstraße 93 wirklich mit der zulässigen Höchstgeschwindigkeit nach Las Vegas jagte.

Vor dem bescheiden wirkenden >Mojave-Motel< nahm Sam Hengelmans Pferdetransporter ein Sechstel des Parkplatzes ein. Ich trat ein und erfuhr, er sei um 16.30 Uhr angekommen und schlafe in Zimmer 6. Ich ließ ihn schlafen, da wir uns ohnehin erst auf den Weg machen konnten, nachdem ich um 20.00 Uhr mit Walt telefoniert hatte. Im Busbahnhof holte ich mir einen Kaffee. Er kam in einem Plastikbecher aus dem Automaten und war schwarz, aber schwach. Wie schlecht er schmeckte, fiel mir kaum auf. Ich überlegte, ob ich etwas essen sollte, aber eigentlich hatte ich gar keinen Hunger, und in meinem verschmutzten und unrasierten Zustand konnte ich doch in kein gutes Lokal gehen. Ich blieb bis nach acht Uhr auf einer Bank im Busbahnhof sitzen und starrte Löcher in die Luft, dann versuchte ich, eine Verbindung mit Walt zu bekommen.

Es dauerte eine Weile, bis er sich meldete.

«Wie sieht’s aus?«fragte er.

«Matt ist um 19.30 Uhr aus Kingman in Richtung Las Vegas abgefahren. Er wird sich also etwas verspäten.«

«Aus Kingman?«fragte Walt überrascht.

Ich erklärte ihm die Sache mit dem Autowechsel.»Sein Ford war wahrscheinlich noch nicht ganz fertig, als er ankam. Auf jeden Fall kommt er in dem blauen Cabrio und nicht in dem Mietwagen.«

«Bei Ihnen ist alles in Ordnung?«fragte Walt zögernd.

«Natürlich.«

«Ihre Stimme klingt aber nicht danach.«

Ich überhörte seinen Einwand.»Sam Hengelman ist hier. Er schläft im >Mojave-Motel<. Sobald ich wieder zurück bin, treffe ich ihn, dann brechen wir auf.«

«Auf der Farm ist alles in Ordnung?«Das klang ein wenig besorgt.

«Kein Mensch da«, versicherte ich ihm.»Sie steht seit gestern leer. Außer Matt war niemand in der Gegend. Machen Sie sich also keine Sorgen. Reden Sie mit Matt und spielen Sie ihm ein bißchen Theater vor, dann fahren Sie sofort nach Santa Barbara zurück. Sobald Sam sicher aus der Gegend verschwunden ist, komme ich nach. In etwa zwölf Stunden sehen wir uns beim Frühstück.«

«In Ordnung«, sagte er.»Nun — geben Sie gut auf sich acht.«»Sie auch.«

«Na klar, ich bin ja nicht verrückt. «Es klickte in der Leitung, bevor ich ihm darauf antworten konnte, und ich hatte das vage Gefühl, daß ich ihm eigentlich noch manches hätte sagen wollen, aber es fiel mir nichts mehr ein.

Ich klopfte an Sams Zimmertür; er öffnete mir mit verschlafenem Gesicht. Dann schaltete er das Licht ein und schloß wieder die Tür.

«Ich bin gleich fertig«, sagte er, griff nach den Schuhen und suchte nach der Krawatte.

«Sam, Sie müssen nicht mitkommen.«

«Wie?«

«Schlafen Sie weiter. Ich hole die Pferde allein. Dann sind Sie nicht in die Sache verwickelt.«

Er saß auf der Bettkante und blickte zu Boden.»Ich soll sie aber doch nach Lexington fahren?«

«Nur, wenn Sie wollen. Sie können den Transporter auch hier stehenlassen und mit dem Flugzeug zurückkehren.«

«Nein. «Er schüttelte den Kopf.»Geschäft ist Geschäft. Wenn ich schon drinstecke, mache ich es auch richtig. Im Rückwärtsgang läßt sich der Transporter nicht leicht manövrieren — ich weiß nicht, ob Sie damit zurechtkommen.«

Ich mußte lächeln und erhob keine Einwände. Ich wollte ihn schon dabeihaben, aber freiwillig — und das hatte ich erreicht. Er band seinen Schlips um, fuhr sich mit dem Kamm durchs Haar und begutachtete danach mit einem schiefen Seitenblick mein Äußeres. Ich sah wesentlich verkommener aus als er. Er war ein rundlicher Mann von etwa fünfzig Jahren, kahl, mit rosigem Gesicht und in keiner Weise aufgeregt. Seine Nerven würden die Anspannung des Abends schon durchstehen.

«Gut, dann gehen wir«, rief er unternehmungslustig.

«Ich habe im voraus bezahlt.«

Wir gingen zu seinem Transporter und kletterten in die Kabine. Sam ließ den Motor an, berichtete, daß er gleich bei der Ankunft in Kingman aufgetankt habe, und dann rollten wir nach Südosten auf die Straße zur Farm. Im matten Schimmer der Armaturenbeleuchtung wirkte sein Gesicht völlig ruhig und gelassen. Er ging mit dem Riesenmonstrum, das immerhin sechs Pferde faßte, wie mit einem Spielzeugauto um. Acht Meilen fuhren wir schweigend dahin, dann meinte er nur:»So weit weg von der Stadt möchte ich auch nicht wohnen. Hier gibt’s doch kein Bier.«

Wir fuhren an der dritten Seitenstraße vorbei und hatten nur noch die zehn menschenleeren Meilen bis zur Farm vor uns. Drei Meilen weiter hörte ich von Sam einen besorgten Ausruf, dann bremste er den Transporter, der ohnehin nur dreißig gefahren war, ganz ab.

«Was ist los?«fragte ich.

«Hier, der Anzeiger. «Er deutete auf ein Zifferblatt. Die Nadel des Fernthermometers pendelte im roten Bereich.

«Muß mal nachsehen«, knurrte er und schaltete den Motor aus. Als er aus dem Führerhaus stieg, konnte ich nur noch leise vor mich hinfluchen. Ausgerechnet hier, an dieser gefährlichen Stelle, mußte die Karre zusammenbrechen.

Er kam zurück und öffnete die Tür auf meiner Seite. Ich sprang auf die Straße hinunter, und er führte mich zum Auspuffrohr.

«Hier«, sagte er unnötigerweise.»Wasser.«

Aus dem Rohr tropfte es feucht auf die Straße, wie ich beim Licht seiner Taschenlampe sah.

«Eine Dichtung«, sagte er, seine Stimme sprach Bände. Es war eine Katastrophe, und er haderte mit dem Schicksal.

«Kein Wasser im Kühler«, sagte ich.

«Richtig.«»Und wenn wir weiterfahren, fressen die Kolben fest.«

«Richtig.«

«Sie haben vermutlich kein Wasser mit?«

«Natürlich habe ich das. Fahre nie ohne Wasser.«

«Können wir dann nicht welches nachfüllen?«

«Ja, das schon. Zwei Gallonen habe ich mit. Wir können einen Liter hineinschütten, drei Meilen fahren und wenn er ausgelaufen ist, wieder einen Liter hineinschütten und wieder drei Meilen fahren. Dann kommen wir insgesamt 12 Meilen weit. Das war’s.«

13 Meilen bis Kingman. Das konnten wir gerade schaffen. Auf der Farm konnten wir den Kühler nachfüllen, aber mit einem lecken Kühler konnte Sam sich nicht auf eine Zweitagesreise mit gestohlenen Pferden begeben.

«Natürlich habe ich eine Ersatzdichtung mit«, sagte er.

«Die richtige?«

«Klar, ich habe immer alle Ersatzteile bei mir. Man weiß nie, was passieren kann. Achsgelenke, Kabel, Vergaser, alles habe ich mit. Jeder vernünftige Mensch tut das.«

«Nun gut«, sagte ich erleichtert.»Wie lange dauert denn die Reparatur?«

Er hob vorn die Klappe und betrachtete die Maschine im Schein seiner Taschenlampe.

«Sagen wir drei Stunden.«

Drei Stunden!

«Nicht viel weniger«, sagte er.»Was sollen wir denn machen?«

Ich schaute auf die Uhr. 20.50 Uhr. Drei Stunden dazu, macht 23.50 Uhr. Wenn wir dann zur Farm fuhren und die Pferde abholten, konnten wir frühestens um 1.15 Uhr wieder in Kingman sein.

Matt mußte etwa um 21.30 Uhr den Pittsville Boulevard erreichen und war um 22.00 Uhr sicher mit seiner Versicherungsangelegenheit fertig. Wenn er dann gleich nach Hause fuhr, erreichte er die Straße zu seiner Farm um Mitternacht. Wir auch, wenn Sam diese Dichtung vorher auswechselte.