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Wenn Offen seinen Stallmeister nach Miami zu seinen Eltern geschickt hatte, so war an Kiddos Treue gegenüber seinem Arbeitgeber nicht zu zweifeln. Ich mußte beinahe Offens Technik bewundern, wie er es fertigbrachte, sich mit einem Schlag ein abgelegenes Versteck für die Pferde und einen verschwiegenen Mitarbeiter zu beschaffen.

Nach dem Haus blieb nur noch Walt übrig. Ich mußte ihm Lebewohl sagen.

Ich kniete neben ihm im Staub, aber die regungslose Gestalt war eigentlich schon nicht mehr Walt. Der Tod hatte ihn gezeichnet. Ich zog einen Handschuh aus und berührte seine Hand. In der warmen Luft war sie noch warm geblieben, aber die Festigkeit des Lebens fehlte ihr.

Es hatte keinen Sinn, ihm zu sagen, wie mir zumute war. Wenn sein Geist noch irgendwo hier in der Gegend schwebte, wußte er es ohnehin.

Ich ließ ihn in der Dunkelheit liegen und ging zu Sam zurück.

Er warf einen Blick auf mein Gesicht und fragte entsetzt:»Sie wollen ihn doch nicht etwa da liegenlassen?«

Ich nickte und stieg neben ihm ein.

«Aber Sie können doch nicht.«

Ich nickte nur wieder und bedeutete ihm mit einer Geste, er solle sich endlich auf den Weg machen. Er fuhr mit einem so wütenden Ruck los, daß die Hengste durcheinandergeschüttelt wurden. Auf dem ganzen Weg nach Kingman sprach er kein Wort. Doch seine Abscheu vor dem, was ich getan hatte, hing beinahe greifbar zwischen uns.

Es war mir gleichgültig. In mir war nichts als schmerzende Trauer um den Mann, den ich da zurücklassen mußte.

Kapitel 18

Lynnie legte zögernd ihre braungebrannte Hand auf meine und fragte:»Gene, was ist denn los?«

«Nichts«, sagte ich.

«Sie sehen viel schlimmer aus als bei Ihrer Rückkehr mit Chrysalis. Viel schlimmer.«

«Ich vertrage das Essen nicht.«

Sie schnaubte verächtlich und zog die Hand weg. Wir saßen auf der Seeterrasse und warteten auf Eunice, um gemeinsam zu essen. Die Sonne legte ihr letztes Stück Weg bis zur Dämmerung zurück, und in unseren Cocktails klickerten die Eiswürfel.

«Ist Walt schon zurück?«fragte Lynnie.

«Nein.«

«Ein seltsamer Mann, nicht wahr?«sagte sie.»Launen und ein finsteres Gesicht, dann plötzlich lächelt er, und man merkt erst, wie nett er ist. Ich mag ihn wirklich sehr.«

Nach einer langen Pause sagte ich:»Ich auch.«

«Wie war’s in San Francisco?«fragte sie.

«Neblig.«

«Was ist denn los?«

«Nichts.«

Seufzend schüttelte sie den Kopf.

Eunice schwebte in einer Wolke von gelbem Chiffon heran und klimperte mit ihrem goldenen Armband, als sie nach ihrem Glas griff. Ihre strahlende Laune war kaum zu ertragen.

«Na, mein Lieber, wann sind Sie denn gelandet?«

«Heute nachmittag«, antwortete ich.

«Was gibt’s Neues?«

«Ich hab’s aufgegeben, nach den Pferden zu suchen.«

Eunice richtete sich mit einem Ruck auf.»Da soll doch gleich…«

«Ich fliege bald wieder nach Hause. Morgen abend wahrscheinlich.«

«Ach nein«, sagte Lynnie.

«Doch, ich fürchte schon. Mein Urlaub ist vorüber.«

«Sieht nicht danach aus, als ob er Ihnen viel genützt hätte«, bemerkte Eunice.»Und wie werden Sie jetzt damit fertig?«

«Womit?«

«Mit dem Versagen. Damit, etwas nicht geschafft zu haben.«

Mit schiefem Lächeln antwortete ich:»Den Tatsachen ins Auge blicken und sie schlucken.«

«Es wird Sie schon erwischen«, sagte Eunice sarkastisch.»In mir nagt es immer. «Sie trank ihren zweiten Schluck und betrachtete mich gedankenvoll.»Wenn ich es mir recht überlege — ich glaube, Sie hat es schon erwischt.«

«Vielleicht fange ich doch an, Golf zu spielen.«

Sie lachte und war viel gelöster, als ich sie jemals gesehen hatte.

«Spiele sind langweilig«, sagte sie.

Ich brachte es nicht fertig, die beiden zum Essen in den Speisesaal zu begleiten, und fuhr statt dessen zur OrpheusFarm zurück, um mein Tonbandgerät abzuholen. Die kurze Fahrt wurde mir unendlich lang.

Von Kingman zurück nach Santa Barbara waren es fast 450 Meilen, weder ein Bad noch die Rasur, noch die zwei Stunden Ruhe in meinem Zimmer schienen etwas zu nützen.

Ich kehrte in mein Zimmer im >Vacationer< zurück und spielte das ganze Vier stundenband ab. Die ersten

Unterhaltungen und zwei oder drei geschäftliche Anrufe stammten vom letzten Morgen, nachdem Walt ein neues Tonband eingelegt hatte. Dann folgte für die nächsten eineinhalb Stunden ein Gespräch zwischen Offen und einem Mann von der Dienststelle, bei der Vollblüter registriert werden. Sie hatten die Pferde schon besichtigt, und Offen legte einen Beweis nach dem anderen vor, daß die Pferde in seinem Stall tatsächlich echt waren und Moviemaker und Centigrade hießen. Ein Pferdepfleger, der Centigrade während seiner Rennzeit betreut hatte, mußte eine Erklärung unterschreiben, daß er den Hengst erkannt habe und bereit sei, seine Echtheit zu beschwören.

Der Mann vom Zuchtamt entschuldigte sich immer wieder dafür, daß jemand an Offens Ehrlichkeit gezweifelt hatte. Offen schien die ganze Sache unheimlichen Spaß zu machen, ich hörte immer wieder das vergnügte Glucksen in seiner Kehle. Nachdem der Besuch ihn verlassen hatte, lachte er lauthals. Ich freute mich mit ihm. In nächster Zeit würde er nicht mehr viel zu lachen haben.

Die nächste Aufnahme waren Offens Anweisungen an seinen Hauptverwalter, die Alkoholvorräte aufzufüllen, dann folgte eine Stunde Fernsehprogramm. Danach rief Matt an.

Seine Stimme konnte ich nicht hören, nur Offens Antworten, aber die reichten mir.

«Hallo Matt.«

«Langsam, langsam, ich komme nicht mit. Wo bist du jetzt?«

«Was hast du auf der Straße nach Las Vegas zu suchen?«

«Nun, das sehe ich ein, daß das Haus versichert werden muß.«

«Was hast du unter dem Handschuhfach gefunden?«

«Wie willst du denn wissen, daß es ein Sender ist?«

«Diese Minisender sind für mich ein Buch mit sieben

Siegeln.«

«Wer kann ihn da angebracht haben?«

«Ich verstehe das nicht. Wie war das mit der gelben Farbe?«

«Aber die Polizei sagt doch, es waren Vandalen.«

«Schon gut, Matt. Schrei nicht so. Ich gebe mir ja alle Mühe. Also noch einmaclass="underline" Du greifst nach einer Packung Zigaretten und stößt dabei gegen dieses — Ding. Ja, den Sender. Und jetzt machst du dir Sorgen, daß entweder Hawkins oder Prensela es dir in den Wagen geschmuggelt haben und daß sie dich damit und mit Hilfe der gelben Farbe verfolgen wollten, damit sie immer wissen, wo du bist. Stimmt das?«

«Matt, ich glaube, du machst aus einer Mücke einen Elefanten.«

«Aber hast du denn tatsächlich gesehen, daß dir ein Hubschrauber gefolgt ist?«

«Nun ja, sicher. Wenn du meinst, du sollst zurückfahren, dann fahr zurück. Die Pferde sind viel wichtiger als die Versicherung für das Haus. Aber ich glaube, du irrst dich. Hawkins und Prensela konzentrieren sich die ganze Zeit auf Moviemaker und Centigrade. Sie haben auch den Staatsanwalt in Los Angeles und das Zuchtamt rebellisch gemacht, ich habe die ganzen letzten Tage den reinsten Zirkus hier. Die versuchen gar nicht, woanders die Pferde zu finden, weil sie ganz sicher sind, daß die Hengste bei mir im Stall stehen.«

«Nun, ich weiß doch auch nicht, wer dir den Sender in den Wagen gesteckt hat.«

«Ja, in Ordnung, fahr zurück.«

«Ruf mich morgen früh an.«

«Gute Nacht, Matt.«

Der Hörer wurde auf gelegt, dann hörte ich ein paar Sekunden lang undeutliche Geräusche — Offen murmelte vor sich hin, räusperte sich, brummte und schien mit sich selbst

uneins zu sein.

Ich schaltete das Tonbandgerät aus und machte mir bittere Vorwürfe darüber, daß Matt den Sender gefunden hatte. Ich konnte ihn nicht mehr entfernen. Während meines ersten nächtlichen Besuchs auf der Farm stand in der Garage nur der Mietwagen, während sein eigener von der Farbe gereinigt wurde. Aber ich hätte es auch so als kein großes Risiko betrachtet, da diese kleinen Kapseln sehr leicht sind und sehr fest kleben. Es war schon wirklich ein Zufall, daß er im Dunkeln während der Fahrt nach Zigaretten tastete und zufällig dagegenstieß. Damit konnte ich nicht rechnen.