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Irgendwo auf dem Rückweg zur Farm mußte ihm der Gedanke gekommen sein, daß die Verabredung mit dem Versicherungsmann vielleicht ein Ablenkungsmanöver war. Wenn wir ihn schon einmal mit einem Trick nach Las Vegas gelockt hatten, konnten wir es vielleicht ein zweites Mal versuchen. Und wenn wir ihn aus dem Weg schaffen wollten, dann doch nur, um die Pferde zu holen. Also wartete er im Dunkeln wie ein sprungbereites Raubtier.

Als er die drei Stunden warten mußte, die unsere Reparatur an der Dichtung dauerte, mußte er wohl gedacht haben, daß Onkel Bark recht hatte und nicht er. Und dann waren wir am Ende doch gekommen.

Ich schaltete das Tonband wieder ein. Der ganze Rest der Nacht schrumpfte zu zwanzig Sekunden Schweigen zusammen, denn seine nächsten Telefonanrufe tätigte Offen eindeutig am Morgen.

«Hast du von Matt gehört?«

«Nein, er wollte mich heute morgen anrufen, aber ich habe noch nichts gehört. Auf der Farm meldet sich auch niemand.«

«An die Hühner und Kälber dachte ich nicht mehr.«

«Nein, eigentlich nicht. Er rief mich gestern abend an, weil er auf die verrückte Idee kam, Hawkins könnte eine Spur der

Pferde…«

Da hörte ich einen lauten Schrei von Yola.

«Es war irgend etwas von einem Geheimsender und gelber Farbe.«

Nun redete Yola eine Weile, und als Offen ihr antwortete, klang seine Stimme besorgt.

«Ja, ich weiß. Den ersten Hengst hat er auch gefunden, obwohl wir das für unmöglich hielten — glaubst du wirklich, Matt könnte recht behalten?«

«Yola, das ist ausgeschlossen. Warum fährst du nicht selbst?«

«Dann mach die Ranch zu. Schick sie alle nach Hause.«

«Hör mal, wenn du recht hast, wenn Matt recht hat — nehmen wir einmal an, er kam gestern abend zurück, und der Staatsanwalt wartete schon auf ihn, dann sitzt der jetzt noch dort und wartet nur auf mich. Warum antwortet Matt dann nicht? Nein, Yola, ich betrete diese Farm nicht. Sonst muß ich vielleicht noch Fragen beantworten, was ich da zu suchen habe und warum die beiden Pferde im Stall ausgerechnet Moviemakers und Centigrades Registriernummern im Maul eintätowiert haben. Ich fahre nicht hin.«

«Vielleicht verfolgt Matt schon einen eigenen Plan.«

«Nein, heute warte ich noch. Wenn ich bis morgen nichts von ihm gehört habe, dann… Ich lass’ mir schon noch etwas einfallen.«

Yolas letzte Bemerkung konnte auch ich laut und deutlich vernehmen. Ihre Stimme klang besorgt und verärgert zugleich.

«Wenn Matt etwas passiert ist…«

Da lief das Ende des Bandes von der Spule. Ich schaltete das Gerät aus. Yolas Leben würde sich nun ebenso von Grund auf ändern wie das von Walts Frau.

Ich legte mich ins Bett und blieb wach, obgleich jede Faser meines Körpers nach Schlaf fieberte. Meine Glieder waren entspannt, aber nicht mein Geist. Den ganzen Tag über hatte ich nur ein Bild vor Augen: Walt, wie er regungslos auf dem Rücken im Staub lag. Über ihm war einmal die Sonne aufgestiegen und wieder untergegangen. Bis morgen würde er ungeschützt daliegen. Ich konnte nicht schlafen, bis er Ruhe fand. Ich gab mir alle Mühe, aber es ging nicht.

Auf der Rückfahrt nach Santa Barbara hatte ich eine Kaffeepause eingelegt, mir Geld wechseln lassen und Paul M. Zeissen im Zentralbüro der >Buttress<-Versicherung in der 33. Straße angerufen. Nach New Yorker Zeit war es fast 18.00 Uhr. Zeissen wollte gerade ins Wochenende abfahren. Ich sagte ihm, ich mache mir einige Sorgen um Walt. Er sei wegen einer Versicherungsangelegenheit auf eine Farm in Arizona gefahren, und ich habe seitdem nichts mehr von ihm gehört. Zeissen und ich unterhielten uns ein paar Minuten kultiviert und höflich darüber und beschlossen dann, daß >Buttress< die Staatspolizei von Arizona verständigen sollte, wenn ich bis zum nächsten Morgen nichts von Walt gehört hatte. Die Beamten aus Kingman sollten dann einmal auf der Farm nachschauen.

Morgen früh mußte ich Zeissen zu Hause anrufen. Gegen Mittag konnten die Polizeibeamten aus Kingman eventuell auf der Farm sein. Für sie lag der Fall klar: Ein

Versicherungsvertreter kommt zu einer Verabredung und steigt aus dem Wagen. Matt Clive kommt eilig auf den Hof gefahren, weil er sich verspätet hat, sieht die dunkelgekleidete Gestalt zu spät, überfährt sie und kracht aufgrund des Schocks gegen die Mauer. Eine Blutprobe würde nachweisen, daß Matt nicht nüchtern war, außerdem lag die zersplitterte Flasche neben ihm im Wagen. Im Haus lag neben dem Telefon der Notizblock mit der Verabredung für 21.00 Uhr von Matts eigener Hand. Sonst nichts. Keine Pferde. Kein Hinweis auf weitere Besuche. Keinerlei Anzeichen dafür, daß es sich nicht um einen tragischen Unfall handelte.

Matt verstand sich gut auf Unfälle. Ich auch.

Den ganzen Vormittag lag ich auf dem Bauch im Sand, während Lynnie neben mir saß und Sandkörner durch die Finger rieseln ließ. Eunice war nach Santa Monica hinübergefahren.

«Fliegen Sie wirklich heute zurück?«fragte Lynnie.

«Ja, mit der nächsten Maschine.«

«Hätten Sie etwas dagegen — wenn ich mitkäme?«

Ich blickte überrascht auf.

«Ich dachte, Sie wollten für immer hierbleiben?«

«Ja, aber mit Ihnen — und Eunice. Und jetzt wollen Sie weg… Wissen Sie, Eunice war diese Woche auch nicht viel hier. Ich war die meiste Zeit allein. Am Strand kann man nicht viel anfangen, es ist jeden Tag dasselbe.«

«Wo war Eunice denn?«

«In Santa Monica, wie jetzt. Sie verbringt dort die ganze Zeit in einem Laden, der Vasen, Skulpturen und teure Lampen importiert. Vorgestern hat sie mich mitgenommen. Ich muß sagen, das war schon herrlich. Sie haben dort auch prächtige Stoffe.«

«Vielleicht ist sie gekränkt, wenn Sie einfach verschwinden.«

«Aber nein. Ich habe heute morgen, bevor sie wegfuhr, mit ihr darüber gesprochen, und ich glaube, sie war sogar erleichtert. Sie sagte nur, wenn ich wirklich weg wolle, sei sie einverstanden. Und in ein oder zwei Tagen würde sie ohnehin nach Santa Monica übersiedeln.«

«Schön, wenn Sie wirklich wollen. Ich fliege mit der Nachtmaschine nach Washington. Morgen früh habe ich noch einen Besuch in Lexington zu machen, danach geht’s zurück nach New York und von da aus nach England.«

«Und es macht Ihnen wirklich nichts aus, wenn Sie mich mitnehmen?«Es klang ein bißchen unsicher.

«Dann habe ich wenigstens jemanden, der mich bei den Zwischenlandungen aufweckt«, sagte ich.

Zum Mittagessen bestellten wir uns nur ein Sandwich, aber ich brachte keinen Bissen hinunter. Dann kam das Mädchen vom Empfang und sagte, ich würde am Telefon verlangt.

Paul M. Zeissen teilte mir mit entsprechend gedämpfter Stimme mit, daß die Polizei von Arizona sich freundlicherweise bereit erklärt hätte, auf der Farm nachzusehen, wobei Walt tot aufgefunden worden sei. Ich tat erschrocken. Zeissen bat mich, Walts Sachen einzupacken und zurückzuschicken. Ich versprach es ihm.

«Ich nehme an, Sie und Walt haben die andere Angelegenheit nicht zu Ende gebracht?«fragte er anzüglich.

«Die Pferde?«

«Ein Pferd — Allyx«, berichtigte er in tadelndem Ton.

«Der andere Hengst, Showman, war bei einer anderen Gesellschaft versichert.«

«O doch. Allyx ist in Sicherheit und dürfte innerhalb eines Monats identifiziert sein und wieder seine Pflichten als Zuchthengst erfüllen. Der Züchterverband wird sich bestimmt mit Ihnen in Verbindung setzen. Walt hat sehr hart an diesem Fall gearbeitet, und es ist allein seinen Bemühungen zu verdanken, daß die >Buttress<-Versicherung den größten Teil der ausgezahlten Versicherungssumme von eineinhalb Millionen Dollar zurückbekommen wird.«