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Roots nickte.»Ich kenne ihn.«

«Offens Neffe hat Showman und Allyx versorgt«, sagte ich.»Offen kann behaupten, er hätte ihm die beiden alten Gäule geliehen und könne sich nicht vorstellen, daß jemand sie stehlen wollte.«

«Ja, er hat schon einige gute Argumente für sich«, gab Roots zu.

«Sein augenblicklicher Stallmeister ist unschuldig«, sagte ich.»Davon wird er auch jeden überzeugen. Wenn Sie alles so lassen, wie es ist, wird Offen weder Allyx noch Showman zurückbekommen. Wenn Sie ihn anzeigen, schafft er es vielleicht.«

Erschüttert starrte Roots in sein Glas, aber als erfahrener Mann sah er beide Seiten der Medaille.

«Wir könnten es mit Blutproben versuchen«, sagte er zuletzt.

«Blutproben?«

«Für den Abstammungsnachweis. «Er nickte.»Wenn Zweifel bestehen, wer der Vater eines Fohlens ist, dann nehmen wir Blutproben. Hat der fragliche Hengst eine ähnliche Blutgruppe wie das Fohlen und der andere in Frage kommende eine ganz andere, dann ist der Fall geklärt.«

Ich fragte:»Aber genau wie beim Menschen kann man zwar feststellen, welcher Hengst nicht der Vater sein kann, aber man kann nicht mit Sicherheit sagen, welcher von zwei Hengsten mit gleicher Blutgruppe tatsächlich der Vater ist?«

«Das stimmt.«

Roots überlegte eine Weile, dann sagte er zuversichtlich:

«Wenn wir nachweisen können, daß keines der sogenannten Moviemaker-Fohlen tatsächlich von Moviemaker abstammen kann, daß aber alle von Showman stammen könnten, dann sitzt Offen in der Falle.«

«Wäre es nicht möglich, daß er sich vor dem Kauf von Moviemaker vergewissert hat, daß seine und Showmans Blutgruppe ähnlich sind? Ich meine, als Züchter muß er doch über diese Tests Bescheid wissen.«

Roots versank wieder in trübsinniges Brüten.»Ja, das wäre möglich. Auch Centigrade und Allyx könnten ähnliche Blutgruppen haben. «Plötzlich sah er mich an und merkte, daß ich lächelte.»Ihnen kann das komisch vorkommen«, sagte er und ahmte mein Lächeln nach.»Sie brauchen dieses Durcheinander nicht zu klären. Was machen wir aber mit dem Zuchtbuch? Moviemakers — nein Showmans — Nachkommen sind in einigen Fällen auch schon als Zuchthengste eingetragen. Wir haben das Durcheinander also bereits wieder in der zweiten Generation. Wie soll das jemals wieder ausgebügelt werden?«

Ich gab mir alle Mühe, mir meine Belustigung nicht anmerken zu lassen.»Selbst wenn Sie beweisen, daß nicht Moviemaker der Vater der Fohlen sein kann, die angeblich von ihm abstammen, so können sie auch nicht nachweisen, daß Showman der Vater ist.«

Er verzog das Gesicht zu einer komisch-schmerzlichen Grimasse.»Welcher andere Hengst könnte so brillante Nachfolger zeugen?«Er schüttelte den Kopf.»Nein, wir werden es Offen anhängen, selbst wenn wir warten müssen, bis Showman und Allyx wieder zur Zucht freigegeben sind und ihre ersten offiziellen Nachkommen genausoviel Geld einbringen wie alle anderen. Dann wird Offen nicht mehr behaupten können, daß es sich nur um zwei billige Halbblüter handelt, die er seinem Neffen zum Herumreiten geliehen hat. Wir erwischen ihn schon.«

«Im Rennsport ist das der Skandal des Jahres«, sagte ich lächelnd.

«Jahres? Soll das ein Witz sein? Des Jahrhunderts!«

Am Abend starteten Lynnie und ich vom Kennedy-Flughafen, bekamen unser Dinner über Kanada um Mitternacht serviert und drei Stunden später das Frühstück über Irland. Ich betrachtete sie, wie sie auf dem zurückgeklappten Liegesitz neben mir schlief. Ihre Haut war fein und zart wie bei einem Kind, und im Schlaf hatte sie auch das Gesicht eines Kindes. Die Frau in ihr war noch eine Knospe, und es würde noch eine Weile dauern, bis sie aufblühte.

Keeble holte uns am Flughafen Heathrow ab. Wie üblich regnete es. Lynnie begrüßte ihn mit einem herzhaften Kuß. Er gab mir sogar die Hand. Auf seiner linken Backe hatte er wieder einige Bartstoppeln stehenlassen, seine Augen blinzelten rasch hinter den Gläsern. Santa Barbara lag sechstausend Meilen entfernt. Wir waren wieder zu Hause.

Keeble lud uns zu einer Tasse Kaffee ein, bevor wir vom Flughafen abfuhren. Er fragte seine Tochter, wie es ihr gefallen habe. Sie redete pausenlos, etwa zwanzig Minuten lang, und ihre braunen Augen blitzten.

Schließlich wandte er sich mir zu. Seine Miene wirkte ein wenig gespannt.

«Und was haben Sie getrieben?«fragte er.

Als ich nicht antwortete, sagte Lynnie zögernd:»Einen guten Teil der Zeit hat er mit uns am Strand verbracht.«

Keeble strich ihr über den Arm.»Haben Sie die Pferde wiedergefunden?«fragte er.

Ich nickte.

«Alle drei?«

«Ja, aber nicht allein.«

«Ich habe Dave versprochen, daß ich Sie nachher am Krankenhaus absetze«, sagte er.»Er liegt immer noch flach, aber er hofft, nächste Woche entlassen zu werden.«

«Ich habe ihm eine Menge zu erzählen, und er muß so manche Entscheidung treffen.«

Dabei dachte ich, die schwerste Entscheidung wird sein, ob er wirklich in die Nähe der Orpheus-Farm ziehen oder ob er Eunice hinsichtlich ihres neuentdeckten Berufs enttäuschen sollte. Nichts ist leicht im Leben, nichts ist einfach.

«Sie sehen gar nicht gut aus«, sagte Keeble plötzlich.

«Ich werde es überleben«, antwortete ich. Er sah mich überrascht und gedankenvoll an. Ich lächelte schwach und wiederholte:»Ich werde es überleben.«

Dann standen wir auf. Statt mir die Hand zu geben, legte Lynnie mir plötzlich ihren Arm um die Taille und drückte ihren Kopf an meine Brust.

«Ich möchte dir nicht Lebewohl sagen«, murmelte sie undeutlich.»Ich möchte dich wiedersehen.«

«Nun«, antwortete ich,»wir werden uns schon wiedersehen.«

«Ich meine — oft.«

Keeble und ich sahen uns über ihren Kopf hinweg an. Er betrachtete seine Tochter mit ernstem Blick, aber ohne innere Unruhe.

«Sie ist zu jung«, sagte ich zu ihm, und er wußte genau, wie ich das meinte. Ich war nicht zu alt für sie, aber sie war zu jung für mich. Hatte zu wenig Erfahrung, Verständnis, Raffinesse.

«Ich werde älter«, sagte sie.»Reicht einundzwanzig?«

Ihr Vater lachte, aber sie hielt meinen Arm fest.»Reicht das?«

«Ja«, antwortete ich, ohne zu überlegen, und merkte eine Sekunde später, daß es mir damit ernst war.

«Sie wird es sich anders überlegen«, sagte Keeble leichthin.

Ich sagte:»Ja, natürlich. «Aber Lynnie sah mir in die Augen und schüttelte den Kopf.

Es war spät am Nachmittag, als ich in meine Wohnung zurückkam. Die ordentlichen, langweiligen, nichtssagenden Zimmer hatten sich überhaupt nicht verändert. Als ich einen Blick in die Küche warf, mußte ich daran denken, wie Lynnie hier ihr Rührei anbrennen ließ, und mit einiger Verwirrung wünschte ich mir bald wieder angebrannte Rühreier.

Ich packte meine Sachen aus. Der Abend lag grau und lang vor mir. Ich saß da und starrte blicklos die nackten Wände an.

>Wenn< ist ein quälendes Wort, dachte ich. Wenn Sam

Hengelman zur Reparatur der defekten Dichtung länger gebraucht hätte, dann hätte Walt uns noch auf der Straße eingeholt und davon abgehalten, zur Farm zu fahren. Wenn Sam schneller gearbeitet hätte, wären wir längst vor Walt dort gewesen, und Matt hätte, wie es seine Absicht war, mich getötet und nicht ihn.

Wenn ich nicht auf den Gedanken gekommen wäre, die Pferde durch einen Diebstahl wiederzubeschaffen, dann könnte Walt noch leben. Zusammen waren sie vielleicht fünf Millionen Dollar wert. Walts Leben waren sie aber nicht wert.