Als der Richter aufbrechen möchte, fehlen wiederum dessen Pantoffeln, und er findet lediglich ein Paar erbärmlicher, geschmackloser Schuhe, welche, wie jedermann weiß, dem Geizhals Abu Kassim gehören. Der Richter ist wütend; Diener werden losgeschickt, die verlorengegangenen Pantoffeln herbeizuschaffen; und bald schon werden sie an den Füßen des nämlichen Diebes aufgefunden, welcher vor das Gericht des Magistrats zitiert und schwer bestraft wird. Abu Kassim verflucht sein Unglück und schleudert, kaum daß er zu Hause ist, die unseligen Pantoffeln aus dem Fenster, worauf sie in den schlammigen Tigris fallen. Einige Tage später holt eine Gruppe Fischer ihren Fang ein und findet dabei neben einigen Fischen auch die Pantoffeln des Abu Kassim; die Schuhnägel ebendieser Pantoffeln hatten ihre Netze zerrissen. Erzürnt werfen sie die durchweichten Pantoffeln durch ein offenes Fenster. Zufällig ist dies das Fenster des Abu Kassim; die Pantoffeln fallen auf die neu erworbenen Gläser und zertrümmern sie.
Abu Kassim bricht das Herz, und er trauert, wie dies nur ein unverbesserlicher Geizhals fertig bringt. Er gelobt, daß ihm die jämmerlichen Pantoffeln kein weiteres Leid zufügen sollen, und um sicherzugehen, begibt er sich mit einer Schaufel in den Garten und vergräbt sie. Während dies erfolgt, beobachtet ein Nachbar Abu Kassim beim Graben, einer gemeinen Arbeit, die sich nur für einen Diener geziemt. Der Nachbar vermutet, daß es sich, wenn der Hausherr dieses Werk persönlich verrichtet, um das Vergraben eines Schatzes handeln muß. Daher begibt sich der Nachbar zum Kalifen und berichtet ihm von Abu Kassim, denn gemäß den Gesetzen des Landes ist jeder im Erdboden gefundene Schatz Eigentum des Kalifen. Abu Kassim wird vor den Kalifen zitiert, und als er berichtet, daß er nur ein Paar alter Pantoffeln vergraben hat, lacht der Kalif lauthals ob des Kaufmannes offensichtlichem Versuch, sein wahres und unrechtmäßiges Ansinnen zu vertuschen. Der Kalif ist wütend, daß man ihn für einen derartigen Narren hält, dem man eine so alberne Lüge erzählen kann, und setzt die Strafe entsprechend herauf. Abu Kassim ist wie vom Donner gerührt, als das Urteil verkündet wird, und doch ist er zu zahlen verpflichtet.
Abu Kassim ist nun wildentschlossen, sich der Pantoffeln ein für alle Male zu entledigen. Um jegliches weitere Ungemach auszuschließen, unternimmt er eine weite Pilgerreise, wirft die Pantoffeln in einen abgelegenen Teich und verfolgt mit Zufriedenheit, wie sie zu Boden sinken. Doch der Teich versorgt die Stadt mit Wasser, und schließlich verstopfen die Pantoffeln die Rohre. Wachen, die ausgesandt werden, das Hindernis zu beseitigen, finden die Pantoffeln und erkennen sie wieder, denn jedermann kennt die Pantoffeln dieses berüchtigten Geizhalses. Abu Kassim wird erneut vor den Kalifen geführt und angeklagt, das Wasser der Stadt zu verunreinigen, und seine Strafe ist weitaus höher als zuvor. Die Pantoffeln werden ihm zurückgegeben.
Nun beschließt Abu Kassim, die Pantoffeln zu verbrennen, doch diese sind noch immer naß, so daß er sie zum Trocknen auf den Balkon stellt. Ein Hund sieht sie und spielt mit ihnen; einer der Pantoffeln rutscht ihm aus dem Maul und fällt auf die Straße hinunter, wo er eine vorbeigehende Frau trifft. Die Frau ist schwanger, und die Wucht des Aufpralls verursacht eine Fehlgeburt. Ihr Gatte stürmt vor Gericht und verlangt Schadenersatz, der reichlich gewährt wird, und Abu Kassim, mittlerweile ein verarmter und gebrochener Mann, ist verpflichtet zu zahlen.
Wortwörtlich gesehen, zeigt diese verschmitzte arabische Moralgeschichte auf, welche Übel einem Manne widerfahren können, der seine Pantoffeln nicht oft genug austauscht. Doch zweifellos war es die Nebenbedeutung dieser Erzählung, die Vorstellung, daß ein Mann sich einer Last nicht zu entledigen vermag, welche die Nordmänner verstörte.
Nun verstrich die Nacht ohne weitere Feierlichkeiten, und sämtliche Krieger des Buliwyf ergötzten sich auf sorglose Weise. Ich sah, wie der Sohn Wiglif den Buliwyf anfunkelte, bevor er die Halle verließ, doch Buliwyf schenkte ihm keinerlei Beachtung, sondern gab den Minnediensten an Sklavinnen und freigeborenen Frauen Vorrang. Nach einer Weile schlief ich. Am Morgen erwachte ich von lautem Gehämmer, und als ich mich aus der großen Halle mit Namen Hurot hervorwagte, fand ich alle Menschen des Königreiches von Rothgar bei der Arbeit an Verteidigungswerken. Diese wurden auf notdürftige Art angelegt: Pferde zogen große Mengen an Zaunpfählen herbei, welche die Krieger scharf zuspitzten; Buliwyf selbst gebot über die Aufstellung der Verteidigungswerke, indem er mit der Spitze seines Schwertes Kennzeichen in den Boden ritzte. Zu diesem Behufe gebrauchte er nicht sein großes Schwert Runding, sondern vielmehr ein anderes Schwert; mir ist nicht bekannt, ob es dafür einen Grund gab.
Zur Mitte des Tages kam die Frau, welche Engel des Todes (Hierbei handelt es sich nicht um den gleichen »Engel des Todes«, der bei den Nordmännern am Ufer der Wolga weilte. Offenbar hatte jeder Stamm eine alte Frau, welche die Aufgaben eines Schamanen erfüllte und als »Engel des Todes« bezeichnet wurde. Es handelt sich daher um einen allgemeinen Terminus.) genannt ward, und warf Knochen auf den Boden und stimmte Gesänge darob an und verkündete, daß in dieser Nacht der Dunst kommen werde. Da er dies hörte, befahl Buliwyf, alle Arbeit niederzulegen und ein großes Gelage zu bereiten. Dergestalt verfuhren alle Menschen und hielten in ihrem Werke inne. Ich begehrte von Herger zu erfahren, warum es ein Gelage geben sollte, doch er entgegnete mir, daß ich zu viele Fragen stellte. Es trifft überdies zu, daß ich den Zeitpunkt meiner Anfrage schlecht gewählt hatte, denn er protzte just vor einer blonden Sklavin, welche warmherzig in seine Richtung lächelte.
Nun, zur fortgeschrittenen Zeit des Tages, rief Buliwyf all seine Krieger zusammen und sagte zu ihnen: »Bereitet auch zum Kampfe vor«, und sie pflichteten bei und wünschten einander viel Glück, derweil rund um uns das Gelage bereitet ward.
Das Nachtgelage verlief ähnlich wie das vorherige, obgleich eine geringere Zahl von Rothgars Edlen und Fürsten zugegen war. Tatsächlich erfuhr ich, daß zahlreiche Edle überhaupt nicht teilnehmen wollten, aus Furcht vor dem, was in dieser Nacht in der Hurot-Halle geschehen würde, denn es schien, daß diesem Orte des Unholds vornehmliches Augenmerk in diesem Gebiete galt; daß es ihn nach der Hurot-Halle gelüstete oder dergleichen - ich war mir der Bedeutung nicht sicher. Dieses Gelage war für mich aufgrund meiner Vorahnung kommender Ereignisse nicht erfreulich. Indessen trug sich dieses Ereignis zu: Einer der älteren Edlen sprach etwas Latein und überdies einige Worte in der iberischen Zunge, denn er war als junger Mann in das Gebiet des Kalifen von Cordoba gereist, und ich verstrickte ihn in ein Gespräch. Unter diesen Umständen täuschte ich Kenntnis vor, welche ich nicht besaß, wie Ihr sehen werdet. Er sprach zu mir dergestalt: »So seid Ihr also der Fremdling, welcher die Zahl dreizehn erfüllt?« Und ich sagte, daß ich derselbe sei. »Ihr müßt außerordentlich tapfer sein«, sagte der alte Mann, »und ob Eurer Tapferkeit heiße ich Euch willkommen.« Darauf brachte ich leichthin eine höfliche Erwiderung dergestalt vor, daß ich, verglichen mit den anderen in Buliwyfs Schar, ein Feigling sei; was nur zu sehr der Wahrheit entsprach.
»Dessen ungeachtet«, sagte der alte Mann, welcher sich tief dem Becher mit dem Tranke des Gebietes ergeben - ein abscheuliches Gebräu, welches sie Met nennen, doch ist es stark -, »seid Ihr dennoch ein tapferer Mann, wenn Ihr dem Wendol entgegentretet.«
Nun verspürte ich, daß ich endlich einige Dinge von Belang erfahren könnte. Ich wiederholte diesem alten Manne eine Redensart der Nordmänner, welche Herger einst zu mir gesagt hatte. Ich sagte: »Tiere sterben, Freunde sterben, und ich werde sterben, doch eines stirbt nie, und dies ist der Ruf, welchen wir bei unserem Tode hinterlassen.«
Darob gackerte der alte Mann mit zahnlosem Munde; er war erfreut, daß ich ein nordmännisches Sprichwort kannte. Er sagte: »Dem ist so, doch auch der Wendol hat einen Ruf.« Und ich erwiderte mit äußerstem Gleichmut: »Wahrhaftig? Ich bin mir dessen nicht bewußt.«