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Hergers zweiter Schild war desgleichen geborsten, und er verlangte nach seinem dritten und letzten Schild. Herger war sehr ermattet, und sein Gesicht war feucht und rot vor Anstrengung; der junge Ragnar wirkte leicht im Kampfe, mit wenig Anstrengung.

Dann war der dritte Schild geborsten, und Herger befand sich in höchster Not, so schien es einen flüchtigen Augenblick lang. Herger stand mit beiden Füßen fest auf dem Boden, niedergebeugt und nach Luft schnappend und höchst gräßlich ermattet. Diesen Zeitpunkt wählte Ragnar, über ihn herzufallen. Darauf wich Herger flink wie der Schlag einer Vogelschwinge zur Seite, und der junge Ragnar hieb mit seinem Schwerte durch die leere Luft. Darauf warf Herger sein eigen Schwert von der einen Hand in die andere, denn diese Nordmänner vermögen mit jeder Hand ebensogut zu fechten und gleichermaßen stark. Und hurtig drehte sich Herger und trennte mit einem einzigen Hieb seines Schwertes Ragnars Haupt von hinten ab. Wahrlich, ich sah das Blut aus dem Halse des Ragnar sprudeln und das Haupt durch die Luft in die Zuschauer fliegen, und ich sah mit eigenen Augen, daß das Haupt zu Boden schlug, bevor der Leib ebenso zu Boden schlug. Nun trat Herger beiseite, und darauf nahm ich an, daß der Kampf eine List gewesen war, denn Herger keuchte und hechelte nicht länger, sondern stand ohne ein Anzeichen der Ermattung und ohne Heben seiner Brust, und er hielt sein Schwert leichthin, und er sah aus, als ob er solche Männer im Dutzend töten könnte. Und er blickte zu Wiglif und sagte: »Ehre deinen Freund«, womit er sich ums Begräbnis kümmern meinte.

Herger sagte zu mir, als wir die Kampfstätte verließen, daß er zur List gegriffen habe, damit Wiglif erfahren sollte, daß die Mannen des Buliwyf nicht nur starke und tapfere Krieger seien, sondern verschlagen obendrein. »Dies wird ihm mehr Furcht bereiten«, sagte Herger, »und er wird nicht wagen, das Wort wider uns zu erheben.« Ich bezweifelte, daß sein Vorhaben sich dergestalt auswirken sollte, doch trifft es zu, daß die Nordmänner Täuschung höher einschätzen denn der täuschungskundigste Hazar, sogar höher denn der verlogenste Händler von Bahrein, für den Täuschung eine Art der Kunst bedeutet. Klugheit im Kampfe und in männlichen Dingen wird als eine höhere Tugend erachtet denn schiere Kraft im Kriegertum. Doch Herger war nicht wohlgemut, und ich nahm an, daß Buliwyf ebenso nicht wohlgemut war. Als der Abend nahte, bildeten sich in den hohen Hügeln des Inlandes die ersten Schleier des Dunstes. Ich glaubte, daß sie des toten Ragnar gedachten, welcher jung und stark und tapfer war und welcher in der bevorstehenden Schlacht von Nutzen gewesen wäre. Herger sagte dergleichen zu mir: »Ein toter Mann ist für niemanden von Nutzen.«

Der Angriff des Glühwurmdrachens Korgon

Mit dem Einbruch der Dunkelheit kroch nun der Dunst aus den Hügeln hernieder, legte sich wie verstohlene Finger um die Bäume und drang über die grünen Felder auf die Halle namens Hurot und die harrenden Krieger des Buliwyf vor. Hier gab es eine Unterbrechung der Arbeit; aus einem frischen Quell ward Wasser umgeleitet, den seichten Graben zu füllen, und da verstand ich den Sinn des Vorhabens, denn das Wasser verbarg die Pfähle und tieferen Löcher, und dergestalt war der Wassergraben trügerisch für jeden Eindringling. Des weiteren schleppten die Frauen von Rothgar Säcke aus Geißleder voller Wasser von einem Brunnen und begossen die Umzäunung und die Behausungen und das gesamte Äußere der Halle namens Hurot mit Wasser. Überdies tränkten die Krieger des Buliwyf sich in ihrer Rüstung mit Wasser von dem Quell. Die Nacht war klamm und kalt, und da ich dies als ein heidnisches Ritual erachtete, brachte ich Ausflüchte vor, doch ohne Nutzen: Herger begoß mich wie alle übrigen von Kopf bis Fuß. Tropfend und zitternd stand ich da: In Wahrheit schrie ich ob des jähen kalten Wasserschwalles laut auf und begehrte den Grund dafür zu erfahren. »Der Glühwurmdrache besitzt einen feurigen Odem«, sagte Herger zu mir.

Drauf bot er mir einen Becher Met, die Kälte zu lindern, und ich trank diesen Becher Met in einem Zuge und war froh darum. Nun herrschte vollends schwarze Nacht, und die Krieger des Buliwyf harrten der Ankunft des Drachens Korgon, Aller Augen waren auf die Hügel gerichtet, welche nun verloren lagen im Dunste der Nacht. Buliwyf selbst, sein großes Schwert Runding mit sich führend und leise Worte der Ermutigung zu seinen Kriegern sprechend, schritt nun sämtliche Befestigungen ab. Alle harrten schweigend, bis auf einen, den Unterführer Ecthgow. Dieser Ecthgow ist ein Meister mit der Handaxt; in einigem Abstand von sich hatte er einen stattlichen Pfahl aus Holz aufgestellt, und ein ums andere Mal warf er zur Übung mit seiner Handaxt auf diesen hölzernen Pfahl. Tatsächlich verfügte er über zahlreiche Handäxte; ich zählte fünf oder sechs, welche an seinem Gürtel hingen, und weitere in seinen Händen und rund um ihn auf dem Boden verstreut. In gleicher Weise spannte und erprobte Herger seinen Bogen und Pfeil, und ebenso Skeld, denn diese waren die Geschicktesten in der Kunstfertigkeit der nordischen Krieger. Die Pfeile der Nordmänner besitzen eiserne Spitzen und sind höchst auserlesen gefertigt, mit Schäften so gerade wie eine gespannte Schnur. In einem jeglichen Dorf oder Lager verfügen sie über einen Mann, welcher oftmals verkrüppelt ist oder lahm, und dieser ist bekannt als der almsmann; er fertigt die Pfeile und ebenso die Bogen für die Krieger in diesem Gebiete, und für diese almen wird er mit Gold oder Muscheln bezahlt oder, wie ich selbst gesehen habe, mit Speise und Fleisch. (Diese Passage ist offensichtlich die Quelle des aus dem Jahre 1869 stammenden Kommentars des gelehrten Rev Noel Harleigh, wonach »unter den barbarischen Wikingern Moralität so in ihr glattes Gegenteil verkehrt wurde, daß sie unter Almosen die den Waffenherstellern bezahlten Entgelder verstanden« Harleighs viktorianisches Selbstvertrauen übersteigt seine linguistischen Kenntnisse. Das nordische Wort alm bedeutet Ulme, den widerstandsfähigen Baum, aus welchem die Skandinavier Bogen und Pfeile herstellten Es ist reiner Zufall, daß sich das skandinavische »alm« im deutschen Wort Almosen oder im englischen alms wiederfindet, das die gleiche Bedeutung hat (Im allgemeinen nimmt man an, daß das englische »alms«, was ebenso wie das deutsche »Almosen« barmherzige Gaben bedeutet, vom griechischen eleos herrührt, was wiederum Mitleid heißt)