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»Diese Neuigkeiten wird man gerne hören. Vielen Dank, dass Ihr mir davon erzählt, Herrin Cara.«

»Er kann keine Befehle erteilen«, sagte Kahlan, »weil er felsenfest davon überzeugt ist, dass seine Beteiligung an der Truppenführung im Kampf gegen die Armee der Imperialen Ordnung derzeit zu einer Niederlage unsererseits führen würde. Er glaubt, wenn er sich vorzeitig in den Kampf einmischt, haben wir keine Aussicht, jemals zu gewinnen. Er glaubt, den richtigen Augenblick abwarten zu müssen, das ist alles. Mehr steckt nicht dahinter.«

Kahlan fühlte sich ein wenig zerrissen, dass sie dazu beitrug, Richards Verhalten zu rechtfertigen, wo sie doch selbst nicht völlig damit einverstanden war. Im Moment hielt sie es für erforderlich, die Vorhut der Armee der Imperialen Ordnung im Auge zu behalten und ihr keine Gelegenheit zu geben, die Völker der Neuen Welt nach Belieben auszuplündern und abzuschlachten.

Der Captain ließ sich das durch den Kopf gehen, während er ein Stück Fladenbrot verspeiste. Die Stirn in Falten gelegt, gestikulierte er mit dem Stück, das übrig blieb. »Es existiert eine Schlachttheorie für diese Art von Strategie. Solange man noch Einfluss darauf hat, greift man nur an, wenn man selbst die Bedingungen bestimmt und nicht der Feind.« Er dachte einen Augenblick darüber nach und wurde immer lebhafter. »Trotz der Schäden, die der Feind in der Zwischenzeit anrichten kann, ist es besser, für einen Angriff den rechten Zeitpunkt abzuwarten, als zur Unzeit in die Schlacht zu ziehen. Ein solches Vorgehen wäre ein Zeichen von Unbeherrschtheit.«

»Das ist wohl wahr.« Kahlan zog ihren Arm zurück und drückte das rechte Handgelenk gegen die Stirn. »Vielleicht könnt Ihr es den anderen Offizieren in ebendiesen Worten erklären – dass es noch nicht an der Zeit ist, Befehle auszugeben, und er erst den richtigen Augenblick abwarten will. Ich denke, das unterscheidet sich nicht wirklich von der Erklärung, die Richard uns gegeben hat, aber vielleicht stößt eine solche Formulierung auf größeres Verständnis.«

Der Captain verspeiste seinen Fladenbrotrest und schien darüber nachzudenken. »Ich vertraue Lord Rahl mein Leben an und weiß, die anderen tun das auch, aber ich denke, eine solche Erklärung für seine Zurückhaltung bei der Befehlsausgabe wird alle beruhigen. Jetzt verstehe ich, warum er uns verlassen musste – er wollte damit der Versuchung widerstehen, sich in den Kampf zu stürzen, bevor die Zeit gekommen ist.«

Gerne wäre Kahlan von der Begründung ebenso überzeugt gewesen wie der Captain. Sie musste an Caras Frage denken, die hatte wissen wollen, wie sich das Volk Richard gegenüber beweisen konnte. Sie wusste, dass eine zweite Abstimmung für ihn nicht in Frage kam, andererseits sah sie keine andere Möglichkeit.

»Ich würde Lord Rahl gegenüber nichts davon erwähnen«, sagte sie. »Es fällt ihm schwer – keine Befehle erteilen zu können. Er versucht zu tun, was er für richtig hält, aber es ist nicht einfach, dieser Linie treu zu bleiben.«

»Verstehe, Mutter Konfessor. ›Seine Weisheit erfüllt uns mit Demut. Wir leben nur um zu dienen. Unser Leben gehört ihm.‹«

Kahlan betrachtete die glatten Züge und den schlichten Schnitt seines jungen, vom tanzenden Schein des Feuers beleuchteten Gesichts. Sie erkannte in diesem Gesicht etwas von dem, was Richard ihr vorhin hatte erklären wollen. »Richard ist nicht der Ansicht, dass Euer Leben ihm gehört, Captain, vielmehr glaubt er, dass es jedem Einzelnen selbst gehört und von unschätzbarem Wert ist. Dafür kämpft er.«

Er wählte seine Worte mit Bedacht. Auch wenn der Umstand, dass sie die Mutter Konfessor war, ihn nicht beunruhigte, da er nicht in Angst vor der Kraft und der Herrschaft einer solchen Frau aufgewachsen war, so war sie doch immer noch die Gemahlin des Lord Rahl.

»Die meisten von uns sehen durchaus, wie sehr er sich vom vorherigen Lord Rahl unterscheidet. Ich will nicht behaupten, dass wir ihn voll und ganz verstehen, aber wir wissen, dass er kämpft, um etwas zu verteidigen, und nicht um der Eroberung willen. Als Soldat weiß ich, welchen Unterschied es ausmacht, ob man daran glaubt, wofür man kämpft, denn…«

Der Captain wich ihrem harten Blick aus. Er nahm einen kleinen Zweig aus dem Feuerholz und tippte damit eine Weile auf den Boden. Seine Stimme bekam etwas Gequältes. »… denn man verliert etwas sehr Kostbares, wenn man Menschen tötet, die einem niemals etwas angetan haben.«

Das Feuer knackte und zischte, als er langsam in der Glut stocherte. Funken stoben wirbelnd in die Höhe und wallten zu allen Seiten unter dem Felsvorsprung hervor.

Cara betrachtete ihren Strafer, während sie ihn zwischen ihren Fingern rollte. »Und Ihr … empfindet ebenso?«

Captain Meiffert sah Cara in die Augen. »Mir war zuvor nie recht bewusst, was das in mir anrichtet. Ich hatte keine Ahnung. Dank Lord Rahl bin ich stolz darauf, D’Haraner zu sein. Es ist sein Verdienst, dass das für etwas steht, was richtig ist … das war früher nie der Fall. Ich dachte immer, die Dinge sind so, wie sie sind, und werden sich niemals ändern.«

Caras Blick löste sich, als sie ihm insgeheim mit einem Nicken Recht gab. Kahlan vermochte sich bestenfalls vorzustellen, wie das Leben unter dieser Art von Herrschaft ausgesehen hatte, und was sie den Menschen antat.

»Ich bin froh, dass Ihr versteht, Captain«, sagte Kahlan leise. »Deswegen ist er so sehr um Euch alle besorgt. Er möchte, dass Ihr ein Leben führt, auf das Ihr stolz sein könnt. Ein Leben, das Euch gehört.«

Er ließ den Zweig ins Feuer fallen. »Er wollte, dass das gesamte Volk Anderiths sein Schicksal in die eigenen Hände nimmt, und möchte, dass wir unser Leben schätzen lernen. Die Abstimmung galt eigentlich nicht ihm, sondern ihnen. War ihm diese Abstimmung deswegen so wichtig?«

»So ist es«, bestätigte Kahlan knapp, aus Angst, ihre Stimme über Gebühr zu strapazieren.

Er rührte mit dem Löffel in seinem Abendessen, um es abzukühlen. Das war längst nicht mehr nötig, dessen war sie sicher. Vermutlich waren seine Gedanken aufgewühlter als alles, was sich auf seinem Teller befand.

»Wisst Ihr«, sagte er, »ich habe die Menschen unten in Anderith erzählen hören, Richard Rahl sei ebenso böse wie Darken Rahl, weil der sein Vater war. Es hieß, sein Vater habe Böses getan, und deshalb könne Richard vielleicht gelegentlich Gutes tun, doch ein guter Mensch sein könne er niemals.«

»Das habe ich auch gehört«, sagte Cara. »Nicht nur in Anderith, sondern an vielen Orten.«

»Aber das ist nicht wahr. Wie kommen die Menschen darauf, diese Verbrechen könnten auf jemanden übergehen, der sie niemals begangen hat, nur weil ein Elternteil grausam war? Und dass dieser Mensch sein Leben lang Wiedergutmachung zu leisten hat? Die Vorstellung, meine Kinder, sollte ich jemals das Glück haben, welche zu bekommen, müssten ewig für all das Unrecht leiden, das ich in Darken Rahls Diensten begangen habe, behagt mir ganz und gar nicht.« Er sah zu Kahlan und Cara hinüber. »Diese Art von Voreingenommenheit ist ungerecht.«

Als niemand darauf antwortete, starrte Cara in die Flammen.

»Ich habe unter Darken Rahl gedient. Ich kenne den Unterschied zwischen den beiden Männern.« Seine schäumende Wut ließ ihn die Stimme senken. »Es ist verkehrt, dass die Menschen die Schuld für Darken Rahls Verbrechen seinem Sohn zuschieben.«

»Da habt Ihr Recht«, murmelte Cara. »Die beiden mögen sich ein wenig ähnlich sehen, aber keiner, der beiden Männern in die Augen gesehen hat, so wie ich, könnte auch nur auf den Gedanken kommen, es handele sich um dieselbe Art von Mensch.«

6

Captain Meiffert verzehrte den Rest seiner Bohnen mit Reis schweigend. Cara reichte ihm ihren Wasserschlauch. Lächelnd nahm er ihn entgegen und bedankte sich mit einem Nicken. Sie füllte ihm einen zweiten Napf aus dem Topf und schnitt ihm ein weiteres Stück Fladenbrot ab; von einer Mord-Sith statt von Lord Rahl bedient zu werden, schien ihn nur unerheblich weniger zu peinigen. Cara amüsierte sich über seinen Gesichtsausdruck, nannte ihn ›Mein Flitter‹ und trug ihm auf, alles aufzuessen. Er tat es, während sie auf das Knacken des Feuers und das leise Plätschern von Wasser lauschten, das von den Fichtennadeln auf den Teppich aus Blättern und anderen Ablagerungen des Waldbodens tropfte.