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Fletcher nahm gerade den Leuchtsignalkörper von seinem Rucksack ab. „Aufgrund der verkohlten Stielenden kann man sehen, daß diese Büsche brennbar sind“, antwortete er. „Ich hab dieses Stück nämlich mit dem Schneidbrenner abgeschnitten. Leider brennen die Ranken nicht von alleineweiter, aber vielleicht hemmt das Leuchtsignal wenigstens für eine Weile das weitere Wachstum der Triebe. Treten Sie beide bitte von der Tür zum Gang zurück. Dieses Leuchtsignal ist eigentlich nicht zur Verwendung in geschlossenen Räumen bestimmt.“

Nachdem er den Zeitzünder eingestellt hatte, warf er den Leuchtkörper mit aller Kraft in den Gang hinein. Die durch den Türrahmen strömenden Lichtstrahlen waren so intensiv, daß sie fast körperliche Gestalt angenommen zu haben schienen, und das Zischen des Leuchtsignals übertönte sogar noch das Geräusch des gegen die Außenhaut peitschende Sands. Das Licht blieb gleichmäßig hell, begann aber allmählich zu flackern, als aus dem Gang Rauch durch die Tür quoll.

Die Dornbüsche brennen, dachte Conway aufgeregt und hoffte nur, daß dieses kleine Feuerwerk dem Patienten nicht allzusehr zu schaffen machte. Er schien nämlich ungewöhnlich aufgeregt zu sein.

Plötzlich gab es eine krachende Explosion. Durch die Tür flogen Teile des Leuchtkörpers, brennende Dornenzweige und Leichenteile des sezierten DCMH. Der Kuppelrand, an dem sich Conway in aller Eile festgeklammert hatte, schien in seinen Händen zu rucken. Er hielt sich verzweifelt daran fest, als der senkrecht stehende Boden, begleitet von dem ohrenbetäubenden Kreischen berstenden Metalls, auf ihn zuzufallen schien. Dann folgte eine etwas weniger starke Erschütterung, und die metallischen Geräusche ließen allmählich nach. Die Notbeleuchtung war zwar ausgefallen, aber die zischenden Reste des Leuchtsignals und die Helmlampen erzeugten genügend Licht, um den aus der Kuppel gefallenen Patienten zu sehen, der jetzt direkt über ihnen hing und nur noch von den Gurten gehalten wurde, die teilweise bereits gerissen waren.

„Die Bahre!“ schrie Conway. „Schnell, helft mir!“ Auf dem Kommandodeck hing nun so dichter Rauch, daß Conway nur die Helmlampen von Murchison und Fletcher einigermaßen deutlich sehen konnte. Er nahm die eine Hand von der Kuppel und tastete nach der Bahre umher, die vor der Explosion schwerelos mit auf minus ein Ge eingestellten Repulsoren in der Luft geschwebt hatte, um das Manövrieren des Gefährts in dem beengten Raum zu vereinfachen. Schließlich ertastete Conway die Bahre und spürte wenige Sekunden später, wie sie von anderen Händen in die richtige Position gebracht wurde. Über ihm hing immer noch der Alien wie ein riesiger Baumstamm aus Fleisch und Blut, dessen Strünke zwischen den Gurten hervorragten, und der jeden Moment herunterzufallen drohte, wobei er zunächst Conway zerquetschen und anschließend durch den Sturz auf die zwar verkohlten, aber vermutlich immer noch giftigen Dornbüsche wahrscheinlich selbst sterben würde.

Plötzlich sackte der extraterrestrische Koloß über ihm ein Stück weiter herunter. Conway zuckte zwar im ersten Moment zurück, aber die restlichen Gurte hielten den Alien glücklicherweise noch, und er tastete nach dem Bedienungsfeld der Elektrobahre. „Schiebt die Bahre unter den Alien!“ brüllte er. „Ja, genau unter seinen Schwerpunkt. Ja, gut so!“

Er steigerte allmählich die Repulsion, bis die Bahre fest gegen die untere Körperseite des Patienten gedrückt wurde und schließlich das gesamte Gewicht des Aliens trug, so daß die Gurte ihn nur noch an seitlichen Bewegungen hinderten. Erst als das geschafft war, bemerkte Conway die Stimme von Dodds im Kopfhörer, der immer und immer wieder fragte, was denn bloß passiert sei und ob sie alle in Ordnung seien.

„Uns geht’s gut“, antwortete Fletcher wütend. „Aber was da eigentlich passiert ist, müssen uns schon Sie erzählen, Lieutenant. Wozu sind denn schließlich die Sensoren da?“

„Eine Explosion an der Stelle, wo sich die beschädigten Hydraulikbehälter befinden, Sir“, erwiderte Dodds, und man konnte ihm seine Erleichterung anhören. „Bei der Hydraulikflüssigkeit handelt es sich anscheinend nicht nur um ein hochgiftiges, sondern auch um ein leichtentzündliches Gemisch, das durch das Leuchtsignal hochgegangen ist. Durch die Explosion ist die auf dem Felsvorsprung liegende Seite des Schiffs geborsten, und jetzt liegt auch der Bug auf dem Sand. Am Mittelschiff und Heck haben die Explosion und der Wind einen großen Teil der Rumpfverkleidung abgerissen. Das Schiff sieht jetzt ziemlich. luftdurchlässig aus, Sir.“

Der Rauch hatte sich zwar inzwischen verflüchtigt, aber dafür strichen jetzt von irgendwoher feine Sandwolken durch das Kommandodeck. „Das glaube ich Ihnen sofort, Dodds“, antwortete Fletcher trocken. „Außerdem ist es hier ziemlich kalt. Wann können Sie uns frühestens abholen?“

„In knapp drei Stunden, Sir“, entgegnete Dodds. „In zwei Stunden geht die Sonne auf, und eine Stunde später müßte sich der Wind gelegt haben.“

Die beiden tragbaren Heizgeräte und ein Ersatzschneidbrenner hatten sich durch die Explosion gelöst und waren mitten in die Dornbüsche gefallen. Eins der Heizgeräte funktionierte sogar noch, doch der aus dem Gang fegende eisige und sandige Wind verminderte die Wirkung erheblich. Conway zitterte und biß die Zähne zusammen, sowohl um das Kälteklappern zu unterbinden, als auch als Reaktion auf den unbeschreiblichen Lärm des durch die nackten Rippen des Hecks heulenden Winds und auf das unregelmäßige, donnernde Getöse der sich losreißenden restlichen Rumpfverkleidung. Er stellte die tragbaren Scheinwerfer, die die Explosion unbeschadet überstanden hatten und wenigstens einen Hauch von Wärme spendeten, wieder an ihren alten Platz, ungefähr einen Meter von der Bahre entfernt.

Um den Alien aus der Kuppel herauszuholen, richtig in die Bahre zu legen und anschließend zu sichern, brauchten Murchison und Conway mehr als eine Stunde. Auch der ET litt unter der Kälte. Seine organischen Verbindungsstellen zuckten unaufhörlich, und der glatte, ansonsten keine besonderen Merkmale aufweisende Körper überzog sich mit einem Gewirr von Runzeln. Conway versuchte, irgend etwas Geeignetes zum Zudecken des Aliens zu finden, aber außer den breiten Gurten aus der Kommandokuppel und von den Besatzungsliegen konnte er auf diesem Deck nichts Passendes entdecken. Als er schließlich sein anstrengendes Werk vollendet hatte, war der Alien von den Gurten praktisch wie in einem Kokon eingewickelt. Nur die wenigen noch sichtbaren Hautstellen zuckten weiterhin und warfen Runzeln.

In der Hoffnung, die vorhandene Wärme würde nach oben steigen und die Luft dort wenigstens etwas mehr aufheizen, brachten sie den ET nach oben zur verschlossenen Besatzungsluke. Conway konnte allerdings keinen Temperaturunterschied feststellen, und er fragte sich, ob es eine Möglichkeit geben könnte, das zweite Heizgerät zu bergen. Aber durch einen Blick nach unten sah er zu seinem Entsetzen, daß neue, nicht verkohlte Dornenranken aus dem Gang heraus auf das Kommandodeck wuchsen und sich bereits auf sie zuschlängelten.

„Doktor“, sagte Fletcher schnell und deutete auf eine große Deckenplatte, die nur noch von einer einzelnen Stützstrebe getragen wurde. „Halten Sie die Platte fest, während ich sie losschweiße.“

Kurz darauf warfen sie die Platte auf die Dornenranken und knoteten einzelne Gutstücke zu einem Seil zusammen, damit sich der Captain daran auf die Platte hinunterlassen konnte. Zwar verbog sich die Platte durch sein Gewicht ein wenig, aber die Dornenranken darunter wurden von dem Gewicht gewaltsam zwei Meter oder mehr nach unten gedrückt. Fletcher kniete vorsichtig auf dem Behelfsfloß nieder, machte den Schneidbrenner bereit und griff mit der wie zu einer langen, dünnen Nadel gebündelten Flamme die ihn von allen Seiten umgebenden Dornbüsche an.

Nach beinahe sechsstündigem Dauerbetrieb war die Energie verbraucht. Als die Flamme schwächer wurde und schließlich erlosch, richtete sich Fletcher genauso vorsichtig wieder auf und beugte und streckte die Beine, wodurch die Deckenplatte leicht auf- und abfederte und die Dornenranken weiter heruntergedrückt wurden. Er legte eine kurze Verschnaufpause ein. Die Platte sank zwar immer noch weiter nach unten, aber jetzt wuchsen die spitzen Dornenranken über die Ränder des Floßes hinweg und drohten es allmählich zu überwuchern.