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Fletcher legte einer kurze Pause ein, aber Major Nelson preßte die Lippen noch immer fest zusammen, und auch die übrigen Anwesenden, die wußten, daß man von ihnen eine Reaktion erwartete, schwiegen beharrlich.

Also fuhr Fletcher mit seinem Bericht fort. Das entdeckte Segment hatte einen Doppelrumpf von dem nur der innere unter Druck stand. Bis auf die mit der Winterschlafausrüstung in Verbindung stehenden Geräte verfügte es über keine Steuerungs-, Sensoren- oder Energiesysteme. Nach Einschätzung des Captains ließ das technologische Niveau eher auf einen fortgeschrittenen interplanetarischen als auf einen interstellaren Entwicklungsstand schließen, so daß die Raumstation an ihrem ursprünglichen Platz gar nichts zu suchen gehabt hatte. Aber das rätselhafteste Merkmal an diesem Behälter war für Fletcher immer noch die zum Ein- und Aussteigen angewandte Methode.

Wie alle Anwesenden bereits gesehen hatten, befanden sich im Rumpf keine Öffnungen, die für den Überlebenden zum Ein- oder Aussteigen groß genug waren, was bedeutete, daß er dazu die flachen, runden Platten an den beiden Enden des Zylinders benutzen mußte. Nach Fletchers Ansicht stieg das Wesen an der einen Seite ein und an der anderen wieder aus, weil es sich wegen seiner enormen Körpergröße in dem engen Zylinder nicht umdrehen konnte. Doch an beiden Enden befand sich nichts, das Ähnlichkeit mit einer Tür gehabt hätte, nur die beiden großen, runden Platten, die in die breiten Zylinderrahmen eingepaßt waren, an denen sich auf jeder Seite auch die jeweils acht Kupplungen befanden.

„Soweit ich sehen kann, gibt es für die beiden Abschlußplatten keinen Betätigungsmechanismus“, fuhr Fletcher fort, wobei seine Stimme leicht entschuldigend klang. „Leider gibt es sehr viele Möglichkeiten, eine Tür zu öffnen, und es muß in diesem Container irgendwo zwei Öffnungen geben, von denen die eine rein- und die andere rausführt, aber ich kann keine entdecken. Ich hab sogar an Sprengbolzen gedacht, die den Container hermetisch abschließen, bis er sein Ziel erreicht hat oder durch Bergungstrupps an einen Ort gebracht wurde, der für seinen Insassen geeignete Umweltbedingungen bietet — also entweder auf einen Planeten oder in den Laderaum des Bergungsschiffs. Erst dann sprengt der Insasse die Verschlüsse der Luke auf und kriecht ins Freie. Dummerweise kann ich aber keine Verschlüsse entdecken, und wegen des rings um die Luken verlaufenden Zylinderrahmens, wenn es sich denn um Luken handelt, kann man sie auch nicht als Ganzes heraussprengen. Auch nach innen kann man sie nicht öffnen, weil der Durchmesser der unter Druck stehenden Innenhaut wiederum viel geringer als der der Abschlußplatten ist.“

Fletcher schüttelte ratlos den Kopf und beendete seine Folgerungen mit den Worten: „Es tut mir leid, Doktor. Im Moment sehe ich keine Möglichkeit, wie Sie an Ihren Patienten herankommen können, ohne gleich das ganze Schiff auseinanderzuschweißen. Ich muß unbedingt noch ein weiteres Teil dieses Puzzles untersuchen, eins, das kaputt ist, um zu sehen, wie die anderen, unbeschädigten Teile zusammengesetzt sind.“

Einen Moment lang herrschte Schweigen, und Prilicla zitterte voller Mitgefühl mit der Ratlosigkeit des Captains. Dann meldete sich Murchison zu Wort.

„Ich würde ebenfalls gern ein kaputtes Teil untersuchen“, sagte sie ruhig. „Genauer gesagt, eins mit einem Toten, damit ich sehen kann, wie unser Überlebender zusammengesetzt ist.“

Conway wandte sich an Dodds. „Gibt es viele Teile, die so aussehen, als ob sie auseinandergebrochen sein könnten?“

„Ein paar“, antwortete der Astronavigator. „Bei den meisten Echobildern liefern die Sensoren ähnliche Meßwerte wie bei dem ersten Teil. Das heißt, ein Flugobjekt von gleicher Masse mit Innendruck und einer schwachen Energiequelle. Aber sämtliche Segmente, auch die wenigen beschädigten, befinden sich nur noch gerade in der Reichweite der Sensoren. Mit normalem Raketenantrieb ist das eine ganz schöne Entfernung, und wenn wir durch den Hyperraum springen, würden wir wahrscheinlich übers Ziel hinausschießen.“

„Um wie viele Segmente handelt es sich denn insgesamt?“ fragte Nelson.

„Bisher dreiundzwanzig feste Objekte und ein paar anscheinend aus losen Trümmern bestehende Haufen. Außerdem gibt es noch ein recht großes Gebilde, radioaktiv und ohne Innendruck, das meiner Vermutung nach zu einer Energiezentrale gehört hat.“

Von der Decke fragte Prilicla: „Wenn ich vielleicht einen Vorschlag machen dürfte? Wie wäre es, wenn Major Nelson die Freundlichkeit besitzen würde, den Vermessungseinsatz der Tyrell zu unterbrechen, damit.“

Nelson lachte plötzlich, und auch die übrigen anwesenden Offiziere des Monitorkorps lächelten. Mit emotionsgeladener Stimme antwortete Nelson: „Es gibt in der ganzen Galaxis keine Besatzung eines Aufklärungsschiffs im Vermessungseinsatz, die nicht sofort lieber irgend etwas anderes tun würde — ganz egal, was! Sie brauchen mich nur zu fragen und mir eine halbwegs einleuchtende Entschuldigung für meine Vorgesetzten zu nennen, und schon ist Ihr Vorschlag angenommen, Doktor.“

„Vielen Dank, mein Freund“, entgegnete der vor Erheiterung langsam zitternde Empath. „Mein Vorschlag ist, daß die Rhabwar und die Tyrell getrennt nach weiteren Überlebenden suchen und sie dann hierherbringen — und zwar mit Hilfe der Traktorstrahlen, wenn die Entfernung kurz genug für den Raketenantrieb ist, oder mittels der ausgedehnten Hyperraumhülle, falls ein Sprung durch den Hyperraum unumgänglich erscheint. Dank meiner empathischen Fähigkeiten kann ich lebende Insassen in den Segmenten aufspüren, und wegen der großen Körpermasse dieser Wesen sollten mich Doktor Krach-Yul und Schwester Naydrad auf der Tyrell begleiten, um mir bei der Behandlung zu helfen, falls eine solche überhaupt möglich ist. Pathologin Murchison und Sie, Freund Conway, sind genausogut in der Lage, lebende Verunglückte mit konventionelleren Methoden aufzuspüren, falls Ihnen die Angaben der Schiffssensoren keinen genauen Aufschluß geben sollten.

Auf diese Weise halbieren wir die für die Suche nach weiteren Überlebenden benötigte Zeit, obwohl es auch so noch recht lange dauern wird“, beendete Prilicla seinen Vorschlag in entschuldigendem Ton.

Jetzt meldete sich der medizinische Offizier der Tyrell zum erstenmal zu Wort. Seine jaulende und bellende Sprache wurde übersetzt als: „Ich hab immer gedacht, bei einem Weltraumeinsatz eines Ambulanzschiffs würde es sich stets um eine dramatische Rettungsaktion handeln, bei der es auf Schnelligkeit und Entschlossenheit ankommt. Aber dieser Einsatz scheint sich zu einer enttäuschend langwierigen Geschichte zu entwickeln.“

„Ich bin ganz Ihrer Meinung, Doktor“, pflichtete ihm Conway bei. „Wir brauchen dringend Hilfe, wenn dieses Unternehmen nur ein paar Tage und nicht gleich monatelang dauern soll. Und damit meine ich nicht nur ein einzelnes Aufklärungsschiff, sondern eine ganze Flottille oder, noch besser, ein komplettes Geschwader zum Absuchen des gesamten.“

Captain Nelson fing an zu lachen, hörte aber schnell wieder auf, als er Conways Ernsthaftigkeit bemerkte, und sagte schließlich: „Doktor, ich bin nur ein Major des Monitorkorps, und dasselbe gilt für Captain Fletcher. Unser Rang gibt uns gar nicht die Befugnis, eine ganze Flottille Aufklärungsschiffe herzubeordern, egal, für wie dringend erforderlich Sie oder wir deren Einsatz halten. Wir können lediglich den Sachverhalt erklären und dabei eine bescheidene Bitte einfließen lassen.“

Fletcher blickte seinen Kollegen an und öffnete bereits den Mund zum Sprechen, besann sich aber lieber eines Besseren.