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„O ja, sehr gerne sogar“, erwiderte Krach-Yul, „und vielen Dank, Doktor.“

„Und jetzt lasse ich Sie hier mit Ihren Patienten allein und kehre auf die Rhabwar zurück“, sagte Conway und fügte in Gedanken hinzu: Und zwar um zu schlafen!

Die Tyrell wurde nach acht Tagen Abwesenheit mit Kurierdiensten betraut, wobei sie tote Aliens zum Orbit Hospital brachte und mit Informationen, Ratschlägen und detaillierten Fragelisten von Thornnastor wieder zurückkam. Die Fragen des Diagnostikers drehten sich in erster Linie um die jüngsten Fortschritte, die Murchison und Conway bei ihren Untersuchungen gemacht hatten. Während die einzelnen Segmente identifiziert, positioniert und zusammengekoppelt wurden, nahm das große, spulenförmige Puzzle, das einst das Alienschiff gewesen war, langsam Gestalt an — oder genauer gesagt, glich einer ganzen Menge halb- und viertelkreisförmiger Gestalten. Viele der Zylinder konnten allerdings noch nicht zusammengefügt werden — entweder weil sie so stark beschädigt waren, daß deren Insassen gestorben waren, oder weil sie von den Aufklärungsschiffen erst einmal gefunden und zum Montageplatz gebracht werden mußten.

Conway machte sich Sorgen, weil sich das noch unvollständige Spulenschiff gemeinsam mit der bunt zusammengewürfelten Flotte aus Korpsschiffen und dem Hilfsgerät auf direktem Kollisionskurs mit der nahe gelegenen Sonne befand, die mit jedem Tag merklich heller wurde. Weit weniger merklich war hingegen die Geschwindigkeit, mit der die Schiffsmontage fortschritt. Als er seine Sorgen dem Flottenkommandanten mitteilte, bat ihn Dermod höflich, er möge sich um seine eigenen, medizinischen Angelegenheiten kümmern.

Ein paar Tage darauf kehrte die Tyrell mit Informationen zurück, die es Conway sehr einfach machten, sich wieder mehr um seine medizinischen Angelegenheiten zu kümmern.

Der Kommunikationsoffizier der Vespasian, normalerweise ein Meister der diplomatischen Verzögerungstaktik, ließ im Gegensatz zu seinen sonstigen Gepflogenheiten Conway diesmal nicht langsam die gesamte Befehlsleiter des Schiffs nach oben klettern, sondern stellte ihn innerhalb kürzester Zeit direkt zum Flottenkommandanten durch. Das lag allerdings nicht an einer plötzlichen Verbesserung der Beziehungen zwischen Conway und dem ranghohen Korpsoffizier, sondern lediglich daran, daß sich der Flottenkommandant zufälligerweise gerade ebenfalls mit dem Chefarzt in Verbindung setzen wollte, als sich dieser meldete.

Dermod ergriff als erster das Wort. Seinem leicht gekünstelten Tonfall entnahm Conway jedoch, daß der Flottenkommandant nicht nur in Eile war und unter Druck stand, sondern außerdem andere Leute außerhalb der Reichweite der Kamera anwesend waren und zuhörten.

„Doktor“, sagte Dermod, „es gibt da ein ernsthaftes Problem in bezug auf die letzte Phase der Schiffsmontage, und deshalb brauche ich Ihre Hilfe. Nun, Sie befürchten schon seit längerem, daß uns nur noch eine begrenzte Zeit zur Verfügung steht. Ehrlich gesagt, wollte ich mit Ihnen erst dann darüber diskutieren, sobald ich Ihnen einen Überblick über den gesamten Umfang des Problems einschließlich seiner Lösung präsentieren könnte. Jetzt ist es soweit, am liebsten in umgekehrter Reihenfolge. Am dringendsten brauche ich zur Lösung des Problems ein weiteres Großkampfschiff Die Claudius steht zur Verfügung und könnte.“

„Und warum.?“ stammelte Conway und schüttelte völlig verdutzt den Kopf. Eigentlich hatte er seine eigenen Probleme und Bedürfnisse loswerden wollen und fand sich nun plötzlich selbst in der Rolle als Zielscheibe wieder.

„Also gut, Doktor, dann werde ich Ihnen erst einmal das Problem erklären“, erwiderte der Flottenkommandant und nickte jemandem außerhalb des Bildschirms stirnrunzelnd zu. Der Monitor wurde für ein paar Sekunden dunkel, dann erschien ein schwarzes Feld mit einer breiten, grauen Linie, die vertikal über den Bildschirm verlief. Am unteren Ende der Linie erschien ein großer, roter Kasten und am anderen Ende ein blauer Kreis. „Wir haben jetzt eine ziemlich genaue Vorstellung von der Form des Alienschiffs“, fuhr Dermod energisch fort, „aber ich zeige Ihnen nur eine stark vereinfachte Darstellung, weil ich für eine differenziertere Version im Moment keine Zeit hab.

Das Schiff hat einen zentralen Kern — diese graue Linie“, erklärte Dermod. „Achtern befinden sich der Kernreaktor und die Triebwerke, dargestellt als roter Kasten, und am Bug sind die Sensor- und Navigationssysteme montiert, symbolisiert durch den blauen Kreis. Da sich die Schiffsinsassen im bewußtlosen Zustand befinden, arbeiten diese Systeme allesamt vollautomatisch. Am Kern sitzen auch die Verankerungspunkte des Stützgerüsts für die bemannte Spule. Sie werden bemerken, daß die Hauptstreben nach vorne ausgerichtet sind, um die Belastungen aufzufangen, die beim Beschleunigen und während der Landemanöver auftreten.“

Plötzlich wuchs aus dem Kern ein ganzer Strebenwald heraus, wodurch das Alienschiff wie ein gedrungener, zylindrischer Weihnachtsbaum aussah, der in einem roten Kübel stand und eine hellblaue Lichtkrone hatte. Dann wurde die durchgehende Spule aus gekoppelten Winterschlafcontainern mit den Enden der Streben verbunden, und kurz darauf erschienen die Verbindungsstreben, mit denen die einzelnen Windungen der Spule stabilisiert wurden — nun hatte das Bild jede Ähnlichkeit mit einem Baum verloren.

„Der Spulendurchmesser ist überall gleich und beträgt knapp fünfhundert Meter“, fuhr die Stimme des Flottenkommandanten fort. „Ursprünglich besaß die Spule zwölf Windungen. Demnach befanden sich bei einer Längevon zwanzig Metern pro Container ungefähr achtzig scheintote CRLTs in jeder Windung der Spule und beinahe eintausend im gesamten SchiffDer Abstand zwischen den einzelnen Windungen der Spule beträgt immer siebzig Meter, die Gesamthöhe des Spulenschiffs liegt also knapp über achthundert Meter. Zuerst haben uns diese Abstände ziemlich verwirrt, weil es von der Konstruktion her viel einfacher gewesen wäre, die eine Windung direkt an die andere zu legen. Inzwischen glauben wir aber, daß diese offene Spulenkonstruktion entwickelt wurde, damit Schäden durch Meteoritenkollisionen reduziert und lokal begrenzt werden, aber auch um den Großteil der Container möglichst weit entfernt vom Kernreaktor zu haben, falls dieser einmal leckschlagen sollte. Nach unserer Vermutung ist das recht ungewöhnliche Schiff mit dem Schwanz nach vorn geflogen, damit das denkende Körperende des Aliens im Heck nach der Landung die Vorbereitungen zum Aussteigen einleiten konnte. Unglücklicherweise mußte der Heckabschnitt schwerer und steifer als der vordere Teil ausfallen, da er beim Abbremsen und Landen das Gewicht des gesamten Schiffs zu tragen hat, und deshalb hat auch das Heck bei der Kollision die meisten Schäden davongetragen, und der Großteil der verletzten CRLTs stammt aus der hintersten Spulenwindung.“

Der Computerrekonstruktion der Vespasian zufolge war das Schiff frontal mit einem Meteoriten zusammengestoßen, wobei durch die hohe Kollisionsgeschwindigkeit der zentrale Kern regelrecht herausgestanzt worden war — als hätte man eine alte Handfeuerwaffe benutzt, nur um die Kerne aus einem Apfel zu entfernen. Von dem Kernreaktor und dem Steuerungssystem waren nur wenige Trümmerteilchen übriggeblieben — gerade genug zur Identifikation, aber nicht für die Rekonstruktion —, und die Erschütterung der Kollision hatte die gesamte Spulenkonstruktion auseinandergesprengt.

Auf dem Bildschirm wurden die weit verstreuten Winterschlafcontainer wieder zu einer nicht ganz vollständigen Spule zusammengesetzt. Mehrere Teile fehlten, besonders in Hecknähe. Dann verschwanden der Spulenkern, die Energie- und Steuerungssysteme und das gesamte Stützgerüst wieder vom Bildschirm, und zurück blieb nur die unvollständige Spule.

„Der zentrale Kern des Schiffs ist jetzt eine einzige pulverisierte Trümmerwolke, die viele Lichtjahre entfernt ist“, fuhr Dermod rasch fort. „Wir sind zu dem Schluß gekommen, daß ein Bergungs- und Rekonstruktionsversuch reine Zeit- und Materialverschwendung wäre, zumal es eine viel einfachere Lösung gibt. Aber dafür wäre die Anwesenheit eines zweiten Schiffs der Imperatorklasse erforderlich, das.“