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»Es war ganz leicht. Wahrscheinlich wäre jeder von euch damit durchgekommen, wenn ihr euch normal benehmen würdet. Sie hat sich allerdings meinen Nacken angesehen.« Ich berührte ihn nachdenklich. »Deine Narbe ist zu offensichtlich selbstgemacht, aber mit den Medikamenten, die ich mitgenommen habe, könnte Doc das in Ordnung bringen.«

»Ich bezweifle, dass irgendeiner von uns sich so normal benehmen könnte.«

Ich nickte. »Stimmt. Mir fällt es leicht. Ich weiß, was sie erwarten.« Ich lachte kurz vor mich hin. »Ich bin eine von ihnen. Wenn du mir vertrauen würdest, könnte ich dir wahrscheinlich alles besorgen, was du nur willst.« Ich lachte wieder. Es war nur die sich lösende Anspannung, die mich albern machte. Aber ich fand es lustig. War ihm klar, dass ich wirklich genau das für ihn tun würde? Alles, was er nur wollte?

»Ich vertraue dir«, flüsterte er. »Ich vertraue dir all unsere Leben an.«

Und er hatte mir wirklich jedes einzelne ihrer Menschenleben anvertraut. Seins und Jamies und das aller anderen.

»Danke«, flüsterte ich zurück.

»Du hast es geschafft«, wiederholte er staunend. »Wir werden ihn retten.«

Jamie wird leben, freute sich Mel. Danke, Wanda.

Ich würde alles für sie tun, erklärte ich ihr und seufzte, weil so viel Wahrheit in diesem Satz steckte.

Nachdem wir die Planen wieder befestigt und den ausgetrockneten Wasserlauf erreicht hatten, übernahm Jared das Steuer. Die Strecke war ihm vertraut und er fuhr schneller, als es mir möglich gewesen wäre. Er ließ mich aussteigen, bevor er den Wagen in sein unglaublich enges Versteck unter dem Steinschlag fuhr. Ich rechnete jeden Moment damit, das Geräusch von an Stein entlangschabendem Metall zu hören, aber Jared schaffte es.

Und dann saßen wir wieder im Jeep und flogen durch die Nacht. Jared lachte triumphierend, als wir durch die offene Wüste rumpelten, und der Wind verwehte seine Stimme.

»Wo ist die Augenbinde?«, fragte ich. »Warum?«

Ich sah ihn an.

»Wanda, wenn du uns ausliefern wolltest, hättest du heute die Gelegenheit dazu gehabt. Niemand kann mehr leugnen, dass du jetzt eine von uns bist.«

Ich dachte darüber nach. »Ich glaube, einige von ihnen können das schon. Sie würden sich sicherer fühlen.«

»Diese einigen müssen eben mal umdenken.«

Ich schüttelte den Kopf und stellte mir unseren Empfang vor.

»wird nicht leicht sein, wieder hineinzukommen. Überleg nur mal, was sie in diesem Moment denken. Worauf sie warten ...«

Er antwortete nicht. Seine Augen wurden schmal.

»Jared ... wenn sie ... wenn sie nicht zuhören ... wenn sie nicht warten ...« Ich begann schneller zu reden, verspürte einen plötzlichen Druck, versuchte ihm alle Informationen mitzuteilen, bevor es zu spät war. »Gib Jamie als Erstes das Schmerzlos - leg es ihm auf die Zunge. Dann das Innere Reinigung-Spray - er muss es einfach einatmen. Doc muss dir helfen, um ...«

»He, he! Du wirst diejenige sein, die die Anweisungen gibt.« »Ich will dir doch bloß sagen ...«

»Nein, Wanda. So wird es nicht zu Ende gehen. Ich werde jeden erschießen, der dich anrührt.«

»Jared ...«

»Keine Panik. Ich ziele auf die Beine und dann kannst du dieses Zeugs benutzen, um sie wieder in Ordnung zu bringen.«

»Wenn das ein Witz sein sollte, ist er nicht lustig.«

»Das ist kein Witz, Wanda.« »Wo ist die Augenbinde?«

Er kniff die Lippen zusammen.

Aber ich hatte mein altes Hemd - Jebs zerlumpte Spende. Das würde denselben Zweck erfüllen.

»Dies wird es ein bisschen leichter für sie machen, uns hineinzulassen«, sagte ich, als ich es zu einer dicken Binde zusammenfaltete. »Was bedeutet, dass wir schneller zu Jamie kommen.« Ich verband mir damit die Augen.

Eine Weile lang war es ruhig. Der Jeep holperte durch das unebene Gelände. Ich erinnerte mich an Nächte wie diese, als Melanie die Beifahrerin gewesen war ...

»Ich fahre direkt bis an die Höhlen heran. Dort gibt es einen Platz, wo der Jeep für ein, zwei Tage ganz gut versteckt ist. So sparen wir Zeit.«

Ich nickte. Zeit war jetzt das, worauf es ankam.

»Wir sind fast da«, sagte er eine Minute später. Er atmete aus.

»Sie warten schon.«

Ich hörte ihn neben mir hantieren, hörte ein metallisches Klirren, als er das Gewehr vom Rücksitz nahm.

»Erschieß niemanden.«

»Das kann ich dir nicht versprechen.«

»Halt!«, rief jemand. Das Geräusch war in der leeren Wüstenluft weithin zu hören.

Der Jeep wurde langsamer und hielt.

»Wir sind's nur«, sagte Jared. »Ja, los, guck nach. Siehst du?

Ich bin immer noch ich selbst.«

Auf der anderen Seite war ein Zögern zu spüren.

»Hört zu - ich bringe den Jeep in sein Versteck, okay? Wir haben Medikamente für Jamie und wir haben es eilig. Es ist mir egal, was ihr denkt, ich werde nicht zulassen, dass sich mir heute Nacht jemand in den Weg stellt.«

Der Jeep fuhr wieder an. Das Geräusch veränderte sich und hallte, als er in das Versteck fuhr.

»Okay, Wanda, alles in Ordnung. Gehen wir.«

Ich hatte bereits den Rucksack aufgesetzt. Vorsichtig stieg ich aus dem Jeep, unsicher, wo die Wand war. Jared ergriff meine tastenden Hände.

»Hoch mit dir«, sagte er und warf mich wieder über seine Schulter.

Ich fühlte mich nicht so sicher wie zuvor. Er hielt mich nur mit einer Hand fest - in der anderen hatte er immer noch das Gewehr. Das gefiel mir nicht.

Aber ich war besorgt genug, um dankbar für die Waffe zu sein, als ich hörte, wie sich rennende Schritte näherten.

»Jared, du Idiot«, brüllte Kyle. »Was hast du dir dabei gedacht?«

»Beruhig dich, Kyle«, sagte Jeb.

»Ist sie verletzt?«, wollte Ian wissen.

»Geht mir aus dem Weg«, sagte Jared mit ruhiger Stimme. »Ich habe es eilig. Wanda geht's gut, aber sie hat darauf bestanden, die Augen verbunden zu bekommen. Wie ist Jamies Zustand?«

»Heiß«, sagte Jeb.

»Wanda hat alles besorgt, was wir brauchen.« Er glitt jetzt schnell bergab.

»Ich kann sie tragen.« Ian natürlich. »Sie ist bei mir gut aufgehoben.«

»Es geht mir wirklich gut«, erklärte ich Ian, wobei meine Stimme mit Jareds Bewegung hüpfte.

Es ging wieder bergauf, in gleichmäßigem Laufschritt trotz meines Gewichts. Ich hörte die anderen neben uns herrennen.

Ich nahm es erst wahr, als wir die Haupthöhle erreichten - das wütende Zischen von Stimmen schwoll um uns herum an und wurde zu lautem Geschrei.

»Aus dem Weg«, brüllte Jared über ihre Stimmen hinweg. »Ist Doc bei Jamie?«

Ich konnte die Antwort nicht hören. Jared hätte mich jetzt absetzen können, aber er hatte es zu eilig, um auch nur eine Sekunde anzuhalten.

Die wütenden Stimmen hallten hinter uns her und wurden leiser, als wir den schmaleren Tunnel betraten. Ich konnte jetzt spüren, wo wir waren, verfolgte in meinem Kopf die Biegungen, als wir über die Kreuzung in den dritten Gang des Schlaftrakts einbogen. Ich konnte beinahe die Türen zählen, als sie unsichtbar an mir vorbeizogen.

Jared blieb abrupt sieben, wodurch ich ihm von der Schulter rutschte. Meine Füße kamen auf dem Boden auf. Er riss mir die Augenbinde ab.

Unser Zimmer wurde von mehreren der gedämpften blauen Lämpchen beleuchtet. Doc stand stocksteif da, als wäre er gerade aufgesprungen. Neben ihm kniete Sharon, deren Hand noch ein feuchtes Tuch an Jamies Stirn drückte. Ihr Gesicht war wutverzerrt. Maggie kam an Jamies anderer Seite auf die Beine.

Jamie lag immer noch schlaff und rot mit geschlossenen Augen da, seine Brust hob und senkte sich kaum.

»Du!«, fauchte Sharon und sprang aus der Hocke auf. Wie eine Katze stürzte sie sich auf Jared und streckte die Fingernägel nach seinem Gesicht aus.