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Jared ergriff ihre Hände und wirbelte sie herum, von ihm weg, wobei er ihr die Arme auf den Rücken drehte.

Maggie sah aus, als wollte sie ihrer Tochter zu Hilfe kommen, aber Jeb umrundete Jared und die um sich schlagende Sharon und stellte sich direkt vor sie. »Lass sie los!«, rief Doc.

Jared ignorierte ihn. »Wanda - heil ihn!« Doc stellte sich zwischen Jamie und mich.

»Doc«, keuchte ich. Die Gewalt, die hier im Raum herrschte und Jamies unbewegliche Silhouette umgab, machte mir Angst. »Ich brauche deine Hilfe. Bitte. Für Jamie.«

Doc rührte sich nicht, sein Blick auf Sharon und Jared gerichtet.

»Komm schon, Doc«, sagte Ian. Das kleine Zimmer war überfüllt, klaustrophobisch, als Ian sich neben mich stellte und mir die Hand auf die Schulter legte. »Willst du den Jungen aus purem Stolz sterben lassen?«

»Es geht nicht um Stolz. Wir wissen nicht, was diese fremden Substanzen mit ihm machen!«

»Viel schlimmer kann es nicht werden.«

»Doc«, sagte ich. »Sieh dir mein Gesicht an.«

Doc war nicht der Einzige, der meiner Aufforderung nachkam. Jeb, Ian und sogar Maggie sahen mich an und blinzelten dann ungläubig. Maggie sah schnell weg, wütend, dass sie überhaupt Interesse gezeigt hatte.

»Wie hast du das gemacht?«, wollte Doc wissen.

»Ich zeig es dir. Bitte. Jamie muss nicht leiden.«

Doc zögerte, starrte mein Gesicht an und stieß dann einen tiefen Seufzer aus. »Ian hat Recht - es kann eigentlich nicht mehr viel schlimmer werden. Wenn ihn das hier umbringt ...« Er zog die Schultern hoch und ließ sie dann herabfallen. Anschließend trat er einen Schritt zurück. »Nein«, schrie Sharon. Niemand beachtete sie.

Ich kniete mich neben Jamie, zerrte den Rucksack von meinen Schultern und öffnete ihn. Ich wühlte darin herum, bis ich das Schmerzlos fand. Ein helles Licht ging neben mir an und beleuchtete Jamies Gesicht.

»Wasser, bitte, Ian.«

Ich schraubte das Röhrchen auf und nahm eins der kleinen Seidenpapierquadrate heraus. Als ich Jamies Kinn nach unten zog, brannte seine Haut in meiner Hand. Ich legte ihm das Quadrat auf die Zunge und streckte dann die Hand aus, ohne aufzusehen. Ian gab mir die Schale mit Wasser.

Vorsichtig tröpfelte ich Jamie genug Wasser in den Mund, um das Medikament hinunterzuspülen. Sein Schlucken klang trocken und schmerzhaft.

Hektisch suchte ich nach der schmaleren Sprühflasche. Als ich sie fand, machte ich mit einer schnellen Bewegung den Deckel ab und versprühte eine Wolke über ihm. Ich wartete und beobachtete seine Brust, bis er eingeatmet hatte.

Ich berührte sein Gesicht. Es war so furchtbar heiß! Ich kramte nach Kühlung und betete, dass es einfach anzuwenden war. Als ich den Deckel aufgeschraubt hatte, stellte ich fest, dass das Röhrchen ebenfalls voll mit kleinen Seidenpapierquadraten war - hellblau diesmal. Ich stieß einen erleichterten Seufzer aus und legte eins davon auf Jamies Zunge. Dann nahm ich wieder die Schale und tröpfelte einen Mundvoll Wasser zwischen seine trockenen Lippen.

Diesmal schluckte er schneller, weniger angestrengt.

Eine andere Hand berührte Jamies Gesicht. Ich erkannte Docs lange, knochige Finger.

»Doc, hast du ein scharfes Messer?«

»Ich habe ein Skalpell. Soll ich die Wunde öffnen?«

»Ja, dann kann ich sie reinigen.«

»Ich habe auch schon daran gedacht, das zu versuchen ... sie zu drainieren, aber die Schmerzen ...«

»Er wird jetzt nichts merken.«

»Seht euch sein Gesicht an«, flüsterte Ian, der sich zu uns herunterbeugte.

Jamies Gesicht war nicht mehr rot. Es hatte wieder seine natürliche, gesunde Farbe angenommen. Über seinen Augenbrauen glänzte immer noch Schweiß, aber ich wusste, dass das nur der Rest von vorher war. Doc und ich berührten gleichzeitig seine Stirn.

Es funktioniert. Jubel überwältigte Mel und mich. »Bemerkenswert«, schnaufte Doc.

»Das Fieber ist gesunken, aber die Infektion steckt vielleicht immer noch in seinem Bein. Hilf mir mit der Wunde, Doc.«

»Sharon, könntest du mir ...«, begann er geistesabwesend. Dann sah er auf. »Oh. Äh, Kyle, würdest du mir bitte die Flasche geben, die neben deinem Fuß steht?«

Ich rutschte weiter nach unten, bis ich auf Höhe des roten, geschwollenen Schnitts saß. Ian richtete den Lichtstrahl auf die Wunde, so dass ich sie deutlich erkennen konnte. Doc und ich wühlten beide gleichzeitig in unseren Taschen. Er holte das silberne Skalpell heraus - ein Anblick, der mir einen unangenehmen Schauer über den Rücken jagte; ich ignorierte ihn und öffnete das größere Reinigungsspray.

»Und er wird nichts merken?«, fragte Doc zögernd nach.

»Hey«, krächzte Jamie. Seine Augen waren weit geöffnet und sein Blick schweifte durch den Raum, bis er mein Gesicht entdeckte. »Hey, Wanda. Was ist los? Was wollen die alle hier?«

Umringt

Jamie begann sich aufzurichten.

»Immer mit der Ruhe, Junge. Wie fühlst du dich?«Ian drückte Jamies Schultern zurück auf die Matratze.

»Ich fühle mich ... wirklich gut. Warum seid ihr alle hier? Ich kann mich nicht erinnern ...«

»Du warst krank. Halt still, damit wir dich wieder ganz in Ordnung bringen können.«

»Kann ich ein bisschen Wasser haben?«

»Natürlich, Kleiner. Hier.«

Doc starrte Jamie ungläubig an. Ich bekam kaum einen Ton heraus, die Freude schnürte mir die Kehle zu. »Das ist das Schmerzlos«, murmelte ich. »Es fühlt sich großartig an.«

»Warum hat Jared Sharon im Schwitzkasten?«, flüsterte Jamie Ian zu.

»Sie ist schlecht gelaunt«, erwiderte Ian in übertrieben lautem Flüsterton.

»Halt jetzt ganz still, Jamie«, warnte Doc. »Wir werden deine Wunde ... reinigen. Okay?«

»Okay«, stimmte Jamie mit schwacher Stimme zu. Er hatte das Skalpell in Docs Hand bemerkt und beäugte es misstrauisch.

»Sag mir, wenn du etwas spürst«, sagte Doc. »Wenn es wehtut«, ergänzte ich.

Geübt und vorsichtig zog Doc das Skalpell mit einer schnellen Bewegung durch die verletzte Haut. Wir sahen beide Jamie an. Er starrte hoch zur dunklen Decke.

»Das fühlt sich eigenartig an«, sagte Jamie. »Aber es tut nicht weh.«

Doc nickte vor sich hin, setzte das Skalpell erneut an und machte quer zum ersten noch einen Schnitt. Rotes Blut und dunkelgelber Eiter liefen aus der Wunde.

Sobald Doc seine Hand weggenommen hatte, versprühte ich großzügig Reinigung über dem blutigen X. Als es auf das austretende Sekret traf, schien das ungesunde Gelb leise zu zischen. Es begann zu verschwinden - beinahe so wie Schaum, der mit Wasser besprüht wird. Es schmolz dahin. Doc neben mir keuchte.

»Sieh dir das an.«

Ich sprühte die Stelle sicherheitshalber noch ein zweites Mal ein. Jamies Haut war jetzt schon nicht mehr dunkelrot. Alles, was noch zu sehen war, war die normale rote Farbe menschlichen Blutes, das herauslief.

»Okay, jetzt Heilung«, murmelte ich. Ich fand das richtige Fläschchen und kippte etwas daraus über die Schnitte in Jamies Haut. Die durchsichtige Flüssigkeit lief in die Wunde, überzog das rohe Fleisch und glitzerte dort. Überall da, wo Heilung hinlief, wurde die Blutung gestoppt. Ich goss die Hälfte des Fläschchens - sicher doppelt so viel wie nötig - in die Wunde.

»Gut, bitte halt jetzt die Ränder zusammen, Doc.«

Doc war mittlerweile sprachlos, obwohl sein Mund weit offen stand. Er tat, worum ich ihn gebeten hatte, wobei er beide Hände benutzte, um die Ränder zu fassen zu kriegen.

Jamie lachte. »Das kitzelt.« Docs Augen traten hervor.

Ich strich Versiegelung über das Kreuz und beobachtete voller Befriedigung, wie sich die Ränder schlossen und hellrosa wurden.

»Kann ich mal gucken?«, fragte Jamie.

»Du kannst ihn loslassen, Ian. Wir sind fast fertig.« Jamie stützte sich auf seine Ellbogen, seine Augen glänzten und waren voller Neugier. Sein verschwitztes, dreckiges Haar klebte ihm am Kopf. Es passte irgendwie so gar nicht zu seiner gesunden Gesichtsfarbe.