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Es war schon seit einer Weile dunkel, als wir die Wagen vertauscht hatten und den Highway erreichten. Jared wartete ein paar vorsichtige Minuten lang mit ausgeschaltetem Licht. Ich zählte zehn Autos, die vorbeifuhren. Dann war ein längerer dunkler Abschnitt zwischen den Scheinwerfern zu sehen, und Jared bog auf die Straße ein.

Die Fahrt nach Phoenix dauerte nicht lang, obwohl Jared sorgfältig darauf achtete, die Geschwindigkeitsbeschränkung nicht zu überschreiten. Die Zeit verstrich schneller, so als würde die Erde sich schneller drehen.

Wir reihten uns in den gleichmäßigen Verkehr ein und bewegten uns in seinem Strom den Highway entlang, der rings um die ausgedehnte Stadt führte. Ich sah das Krankenhaus von der Straße aus. Wir folgten einem anderen Auto auf die Ausfahrt, bewegten uns gleichmäßig und ohne Eile vorwärts. Jared bog auf den Hauptparkplatz ein.

»Wohin jetzt?«, fragte er angespannt. »Lass uns nachsehen, ob diese Straße ums Haus führt. Die Behälter werden am ehesten neben einem Liefereingang stehen.«

Jared fuhr langsam. Hier gab es viele Seelen, die die Einrichtung betraten oder verließen, einige von ihnen in OP- Kleidung. Heiler. Niemand beachtete uns.

Die Straße führte den Bürgersteig entlang und bog dann auf

die Nordseite des Gebäudekomplexes ab.

»Da. Lastwagen. Fahr dahin.«

Wir fuhren zwischen einer Gruppe niedriger Gebäude und einem Parkhaus hindurch. Eine Reihe von Lastwagen, die Medikamentenvorräte anlieferten, standen rückwärts an Lieferluken. Ich ließ den Blick über die Kisten auf der Entladerampe schweifen, die alle beschriftet waren.

»Fahr weiter ... auch wenn wir davon auf dem Rückweg vielleicht etwas mitnehmen. Sich mal - Heilung ... Kühlung ... Beruhigung? Was das wohl sein mag?«

Es gefiel mir, dass diese Kisten beschriftet und unbewacht waren. Meine Familie würde nicht ohne die Dinge, die sie benötigte, zurückbleiben, wenn ich nicht mehr da war. Wenn ich nicht mehr da war, es schien so, als wäre dieser Halbsatz jetzt an alle meine Gedanken geheftet.

Wir kamen hinter einem anderen Gebäude vorbei. Jared fuhr ein wenig schneller und hielt die Augen geradeaus gerichtet - dort waren vier Leute, die einen Lastwagen entluden. Es war die Präzision ihrer Bewegungen, die meine Aufmerksamkeit erregte. Sie muteten den kleinen Kisten keine Erschütterung zu; eher im Gegenteil, sie stellten sie mit unendlicher Sorgfalt auf den hüfthohen Betonvorsprung.

Ich brauchte kein Etikett zur Bestätigung, aber genau in diesem Moment drehte einer von ihnen seinen Karton, so dass mir die schwarzen Buchstaben direkt ins Auge sprangen.

»Hier ist es. Sie laden gerade belegte Behälter aus. Die leeren müssen irgendwo in der Nähe sein ... ah! Da, auf der anderen Seite. Das Lagerhaus dort ist halb voll davon. Ich wette, die verschlossenen Lagerhäuser sind alle voll ...«

Jared fuhr langsam weiter und bog um die Ecke.

Er schnaubte leise.

»Was ist los?«, fragte ich. »Na, das passt ja. Sieh mal.«

Er zeigte mit dem Kinn auf das Schild an der Seite des Gebäudes. Es war die Geburtsstation.

»Ah«, sagte ich. »Na, dann wisst ihr wenigstens immer, wo ihr suchen müsst.«

Als ich das sagte, warf er mir einen Blick zu und sah dann wieder auf die Straße.

»Wir müssen ein bisschen warten. Es sah so aus, als wären sie fast fertig.«

Jared fuhr wieder um das Krankenhaus herum und hielt dann im hinteren Teil des größten Parkplatzes, weit weg von den Laternen.

Er machte den Motor aus und ließ sich in den Sitz zurücksinken. Dann griff er nach meiner Hand. Ich wusste, dass er jetzt fragen würde, und versuchte mich darauf vorzubereiten.

»Wanda?«

»Ja?«

»Du willst die Sucherin retten, stimmt's?«

»Ja, das will ich.«

»Weil es richtig ist?«, vermutete er. »Das ist einer der Gründe.«

Er schwieg einen Moment.

»Du weißt, wie man die Seele herausholt, ohne den Körper zu verletzen?«

Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich musste schlucken, bevor ich antworten konnte. »Ja. Ich habe es schon einmal gemacht. In einem Notfall. Nicht hier.«

»Wo?«, fragte er. »Was war das für ein Notfall?«

Es war eine Geschichte, die ich ihnen aus naheliegenden Gründen bisher nie erzählt hatte. Eine meiner besten. Mit einer Menge Action - Jamie wäre begeistert gewesen. Ich seufzte und begann mit leiser Stimme zu sprechen.

»Auf dem Nebelplaneten. Ich war mit meinem Freund Harness Light und einem Führer unterwegs. An den Namen des Führers kann ich mich nicht mehr erinnern. Sie nannten mich dort Lives in the Stars. Ich hatte bereits einen gewissen Ruf.«

Jared lachte.

»Wir machten eine Pilgerreise über das vierte große Eisfeld zu einer der berühmtesten Kristallstädte. Es war eigentlich eine sichere Strecke - deshalb waren wir nur zu dritt.

Die Klauenbestien graben gerne Löcher und verbuddeln sich selbst im Schnee. Zur Tarnung, weißt du. Als Falle.

Wir sahen dort nichts weiter als flachen, endlosen Schnee. Dann, im nächsten Augenblick, schien es, als würde das ganze weiße Feld explodieren.

Ein durchschnittlicher ausgewachsener Bär ist ungefähr so groß wie ein Büffel. Eine ausgewachsene Klauenbestie ist eher so groß wie ein Blauwal. Diese hier war besonders groß.

Ich konnte den Führer nicht sehen. Die Klauenbestie war zwischen uns aufgesprungen und stand Harness Light und mir gegenüber. Bären sind schneller als Klauenbestien, aber dieser hier kam der Überraschungseffekt zugute. Ihre riesigen Zangen sausten herab und schnitten Harness Light mittendurch, bevor ich überhaupt begriffen hatte, was vor sich ging.«

Ein Auto fuhr langsam am Rand des Parkplatzes entlang. Wir saßen schweigend da, bis es vorbei war.

»Ich zögerte. Ich hätte davonrennen sollen, aber ... mein Freund lag dort auf dem Eis im Sterben. Dieses Zögern hätte auch mich das Leben gekostet, wenn die Klauenbestie nicht abgelenkt gewesen wäre. Ich fand später heraus, dass unser Führer - ich wünschte, ich könnte mich an seinen Namen erinnern! - den Schwanz der Klauenbestie angegriffen hatte in der Hoffnung, uns damit Gelegenheit zur Flucht zu geben. Der Angriff der Klauenbestie hatte so viel Schnee aufgewirbelt wie ein Schneesturm; in dessen Schutz könnten wir entkommen, dachte er. Er wusste nicht, dass es für Harness Light bereits zu spät zum Fliehen war.

Die Klauenbestie drehte sich zum Führer um und sein zweites Bein erwischte uns, wodurch ich im hohen Bogen davonflog. Harness Lights obere Hälfte landete neben mir. Sein Blut tränkte den Schnee.«

Ich hielt inne und schauderte.

»Was ich dann tat, ergab keinen Sinn, denn ich hatte keinen Körper für Harness Light. Wir befanden uns genau in der Mitte zwischen zwei Städten, die beide viel zu weit entfernt waren, um sie rechtzeitig zu erreichen. Es war wahrscheinlich auch grausam, ihn ohne Schmerzmittel herauszuholen. Aber ich konnte es nicht ertragen, ihn in der verstümmelten Hälfte seines Bärenwirts sterben zu lassen.

Ich benutzte die Rückseite meiner Hand ... die Seite, mit der man Eis schneiden konnte. Die Klinge war zu breit ... sie machte eine Menge kaputt. Ich konnte nur hoffen, dass Harness Light bewusstlos war und die Schmerzen nicht spürte. Mit Hilfe meiner weichen inneren Finger löste ich Harness Light vom Gehirn des Bären.

Er war noch am Leben. Ich nahm mir kaum die Zeit, das zu überprüfen, und schob ihn in die Eitasche im Innern meines Körpers zwischen den beiden heißesten Herzen. Ohne Körper würde er jedoch nur wenige Minuten überleben können. Und wo sollte ich in dieser leeren Eiswüste einen Wirtskörper herbekommen? Ich dachte daran, meinen Wirt mit ihm zu teilen, aber ich bezweifelte, dass ich lange genug bei Bewusstsein bleiben würde, um ihn in meinen eigenen Kopf zu implantieren. Außerdem würde ich bald sterben - weil sie so viele Herzen haben, verbluten Bären sehr schnell.