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Ich fragte mich, wie sie es geschafft hatten, die SUcher auszuspionieren, die nach mir gefahndet hatten - und so viel herauszufinden. Ich fühlte mich irgendwie ungeschützt bei dem Gedanken. Die Vorstellung von unsichtbaren Menschen, die ihnen verhasste Seelen beobachteten, gefiel mir nicht. Ich bekam eine Gänsehaut.

»Also haben sie ihren Kram zusammengepackt und sind verschwunden. Die Sucher haben die Sache abgebrochen. Alle Freiwilligen sind weg. Keiner sucht mehr danach.« Sein Profil wandte sich mir zu und ich duckte mich in der Hoffnung, dass es hier drin zu dunkel für ihn war, um mich zu erkennen - dass ich wie sein Gesicht nur als schwarze Silhouette zu sehen war. »Ich nehme an, es ist offiziell für tot erklärt worden, falls sie diese Dinge so handhaben, wie wir es gemacht haben. Jeb sagt allen ständig: >Ich hab's euch doch gleich gesagt<, ob sie es hören wollen oder nicht.«

Jared grummelte irgendwas Unverständliches; ich konnte nur Jebs Namen heraushören. Dann holte er tief Luft, ließ sie wieder ausströmen und sagte: »Okay, das war's dann vermutlich.«

»Sieht so aus.« Ian zögerte einen Augenblick und fügte dann hinzu: »Außer ... na ja, es hat wahrscheinlich überhaupt nichts zu bedeuten.«

Jared verkrampfte sich wieder. Es gefiel ihm nicht, die Informationen nur scheibchenweise zu bekommen. »Sag schon.«

»Keiner außer Kyle schenkt der Sache viel Beachtung und du weißt ja, wie Kyle ist.« Jared grunzte zustimmend.

»Du hast das beste Gespür für solche Dinge und ich wollte deine Meinung hören. Deshalb bin ich hier und setze mein Leben aufs Spiel, indem ich in die verbotene Zone eindringe«, sagte Ian trocken, aber gleich darauf war seine Stimme wieder ganz ernst. »Weißt du, da ist eins dieser Wesen ... ein Sucher, daran besteht kein Zweifel - es hat eine Glock.«

Ich brauchte eine Sekunde, um das Wort zu verstehen, das er benutzte. Es gehörte nicht zu Melanies üblichem Wortschatz. Als mir klar wurde, dass er von einer Pistole sprach, verursachte mir der sehnsüchtige, neidische Unterton in seiner Stimme Übelkeit.

»Kyle war der Erste, dem aufgefallen ist, dass dieses eine aus der Reihe tanzte. Die anderen schienen es nicht wirklich ernst zu nehmen - zumindest war es nicht an der Entscheidungsfindung beteiligt. Oh, Vorschläge machte es eine Menge, soweit wir das erkennen konnten, aber offenbar hat das niemanden besonders interessiert. Ich wünschte, wir hätten hören können, was es sagte ...«

Ich bekam erneut eine Gänsehaut.

»Wie auch immer«, fuhr Ian fort, »als sie die Suche abgebrochen haben, war dieses eine Wesen äußerst unzufrieden mit der Entscheidung. Es war ... eigenartig. Du weißt doch, dass die Parasiten immer so ... unheimlich freundlich sind. Es war komisch - etwas, das einem Streit so nahe kam, habe ich bisher bei ihnen noch nicht beobachtet. Kein echter Streit, denn von den anderen hat eigentlich niemand mitgestritten, aber das Unzufriedene sah sehr wohl so aus, als wolle es mit ihnen streiten. Der Kern des Suchertrupps hat es ignoriert, sie sind alle weg.«

»Aber das Unzufriedene?«, fragte Jared.

»Es ist ins Auto gestiegen und fast bis nach Phoenix gefahren. Dann ist es zurück nach Tucson gefahren und dann wieder nach Westen.«

»Es sucht immer noch.«

»Oder ist verdammt durcheinander. Es hat an dem Tankstellen-Shop neben dem Picacho Peak gehalten. Mit dem Parasiten geredet, der da arbeitet, obwohl er bereits befragt worden war.«

»Hm«, grunzte Jared. Er war jetzt interessiert und konzentrierte sich auf die Lösung des Rätsels.

»Dann ist es den Berg hochgestiegen - dummes kleines Ding. Es muss vor Hitze eingegangen sein, von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet.«

Ein Krampf schüttelte meinen Körper und drückte mich fester an den Fels. Instinktiv gingen meine Hände in die Höhe, um mein Gesicht zu schützen. Ich hörte, wie ein Zischen durch den kleinen Raum hallte, und erst als es nachließ, stellte ich fest, dass es von mir stammte.

»Was war denn das?«, fragte Ian erschrocken.

Ich linste durch meine Finger hindurch und sah, wie ihre beiden Gesichter durch das Loch zu mir hereinblickten. Ians Gesicht lag im Dunkeln, aber Jareds Züge wurden teilweise angestrahlt, sie waren hart wie Stein. Ich wollte ruhig sein, unsichtbar, aber ein unkontrollierbares Zittern lief mir den Rücken hinunter. Jared verschwand und kam mit der Lampe in der Hand wieder zum Vorschein.

»Sieh dir seine Augen an«, murmelte Ian. »Es hat Angst.« Jetzt konnte ich beide Gesichter erkennen, aber ich sah nur Jared an. Sein forschender Blick durchbohrte mich. Ich nahm an, er ließ alles, was Ian gesagt hatte, noch einmal Revue passieren und suchte nach einem Hinweis, was mein Verhalten ausgelöst haben könnte.

Meine Hände hörten nicht auf zu zittern.

Sie wird niemals aufgeben, jammerte Melanie. Ich weiß, ich weiß, jammerte ich ebenfalls.

Wann war unsere Abneigung zu Angst geworden? Mein Magen krampfte sich zusammen. Warum konnte sie mich nicht einfach für tot erklären wie die anderen? Wenn ich wirklich tot war, würde sie mich dann immer noch jagen?

»Wer ist die Sucherin in Schwarz?«, fuhr mich Jared plötzlich an.

Meine Lippen zitterten, aber ich antwortete nicht. Es war am sichersten zu schweigen.

»Ich weiß, dass du sprechen kannst«, knurrte Jared. »Du sprichst mit Jeb und Jamie. Und jetzt wirst du mit mir sprechen.«

Er kletterte durch den Höhleneingang, wobei er überrascht schnaufte, als er feststellte, wie klein er sich machen musste, um hindurchzupassen. Die niedrige Decke zwang ihn dazu, sich hinzuknien, was ihm nicht besonders gefiel. Es war offensichtlich, dass er lieber vor mir gestanden hätte.

Ich konnte nirgendwohin, ich quetschte mich bereits in die hinterste Ecke. Die Höhle bot kaum Platz für uns beide. Ich konnte seinen Atem auf meiner Haut spüren.

»Sag mir, was du weißt«, befahl er.

Verlassen

»Wer ist die Sucherin in Schwarz? Warum gibt sie nicht auf?« Jareds Brüllen war ohrenbetäubend und hallte von allen Seiten wider.

Ich verbarg mich hinter meinen Händen und wartete auf den ersten Schlag.

»Äh ... Jared?«, murmelte Ian. »Vielleicht solltest du mich ...« »Halt dich da raus!«

Ians Summe kam näher und ich hörte, wie er am Fels entlangschrabbte, als er versuchte, Jared in den engen Raum zu folgen, der sowieso schon überfüllt war. »Merkst du nicht, dass es zu verängstigt zum Reden ist? Lass es einen Moment in Ruhe...«

Ich hörte etwas über den Boden schleifen, als Jared sich bewegte, und dann einen dumpfen Schlag. Ian fluchte. Ich schielte zwischen meinen Fingern hervor und sah, dass Ian verschwunden war und Jared mir den Rücken zugekehrt hatte.

Ian spuckte aus und stöhnte. »Das war Nummer zwei«, knurrte er und mir wurde klar, dass der Hieb, der mich hatte treffen sollen, von Ians Eingreifen abgelenkt worden war.

»Ich verpasse dir gerne auch noch Nummer drei«, murmelte Jared, drehte sich aber wieder zu mir um, diesmal mit Licht; in der Hand, mit der er Ian geschlagen hatte, hielt er jetzt die Lampe. Nach so viel Dunkelheit strahlte die Höhle geradezu.

Dann sprach Jared wieder mit mir, wobei er mein Gesicht in dem neuen Licht musterte und jedes Wort aussprach wie einen ganzen Satz: »Wer. Ist. Die. Sucherin.«