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gläserne federleichte fließende Gegenwart

stattdessen spüre ich dieses Weggefallensein der Wände der Räume in denen ich etwas war das ich zu kennen glaubte und alles erscheint mir gleich weit entfernt (das Zimmer in Amherst die seltsame Schiffskabine auf dem Ozean der Wissenschaft in Boston die ich mir mit Julia teile das Eckzimmer im Sommerhaus der Garten der Charles River der Atlantik)

es klingelt und als Eric den Flur betritt bin ich

fremd und hemmungslos für zehn Minuten so dass wir durch den Flur purzeln und im Wohnzimmer auf dem Sofa uns glücklich verrenken bis zu einem Punkt an dem Eric spürt dass mir einfällt

wo ich bin

jetzt sehen wir aus als hätten Räuber versucht uns die Kleider vom Leib zu reißen (wobei es allerdings unverständlich ist weshalb ihnen meine Brustwarzen und Erics kleinerer bläulicher Kopf über dem Bund seiner Unterhose immer noch entgegenkommen wollen) und es scheint auch gleich als müssten wir fliehen (angetrieben von der langen Mittagspause im Fahrplan der Long Island Rail Road) so rasch ordnen wir uns und greifen nach meinem Rucksack verlassen das Haus

Eric

ist ein einfaches vollkommen müheloses leichtes

Verstehen

es ist nicht nötig zu sagen was ich erst allmählich begreife nämlich dass ich wohl

die Schwebe

aufrecht — waagerecht — die Möwe auf einer unsichtbaren nervösen kippeligen Schaukel über den Dächern der Holzhäuser

halten will das

Versprechen unseres Aufbruchs das Gefühl dass alles dass das Bestmögliche zwischen uns geschehen wird morgen nein wohl frühestens in drei Tagen wenn wir mit dem Greyhound-Bus Los Angeles erreicht haben werden auf dem Weg zum Bahnhof trägt Eric meinen Rucksack ich sehe mich so klar und deutlich noch einmal im Wohnzimmer des Sommerhauses ganz genau an der Stelle an der ich vor Erics Läuten stand als wäre ich noch dort

in einer anderen Zeit aus der ich nicht mehr

fliehen kann

Leave your shadows

heißt es im Refrain des ersten Songtextes den ich für Eric geschrieben habe er ist nicht sonderlich gut geworden aber wenn Eric das Lied singt wird er so stimmig und scheinbar unabänderlich dass ich heulen könnte aber das ist nicht nötig an diesem sonnigen Nachmittag in East Hampton an dem wir Hand in Hand zur Bahnstation gehen ich bin noch immer erregt und gespannt und zufrieden zugleich

Erics dunkelblonde Haare wehen ihm in die Augen die Handbewegung mit der er sie aus dem Gesicht streicht wirkt unbeholfen wegen des Rucksacks beinahe wie die Bewegung eines Tiefseetauchers oder Astronauten

in der hellen Sommerluft durch die wir schwimmen

oder schweben und es ist auch so dass ich jetzt konkret zurück möchte auf die Couch im Wohnzimmer und das vollkommen Wirkliche möchte bis zu diesem unterirdischen Schlagen Zucken einer fremden wilden Ader in mir

woher

nimmt er nehme ich das alles wir sind doch nur Fahrrad gefahren haben uns einen Frisbee zugeworfen schwammen faulenzten am Strand lasen uns vor sangen zu seiner Gitarre er hat einen Platz für Jazz- und Sologitarre an einem Konservatorium in L.A. er will in einer Band spielen er will sich ablösen von East Hampton von seiner überherzlichen ondulierten Mutter und seinem Vater dem hohen Polizeibeamten und seinem älteren Bruder der in der Army dient und stolz darauf ist den allerneuesten High-Tech-Panzer (STRIKER) zu fahren

wir sind nicht

irgendwo

sondern in Amerika also

glauben wir an uns Eric so hat man uns aufgezogen mit der Hand auf der Brust die Flagge der Freiheit besingend wir müssen uns selbst definieren und irgendetwas in Erics lässiger und doch bestimmter Art sagt mir dass er nicht nur ein Traumtänzer ist sondern immer Mittel und Wege finden wird wenigstens einen Teil der Träume zur Erde zu holen

die du doch studierst

er liebt es das zu sagen und auch dass die Erde sogar in Kalifornien existiere ja dass ich sie gerade dort wo sie ja äußerst lebendig sei noch besser erforschen könne er sagte auch er bräuchte die Gravitation meiner Bücher und meine deutsche

Nach-Denklichkeit

(das Wort brachte ich ihm bei)

im Sonnenlicht

lehnen wir aneinander am Bahnsteig

in unseren Körpern lodert eine Flamme auf

die überschlägt

und uns verbindet als hätten wir keine Kleider keine trennende Haut

schon fährt der Long-Island-Zug ein das Quietschen Fauchen und Zischen eines höheren (stärkeren) Wesens überragt uns (nur eine Maschine) küss mich Eric

öffne die Augen

die gelb gestreifte Front der Lok dann

eine verschmierte blaue Eisenwand

Martin

Es sind nur noch zwei Meilen zu laufen

ein (Sabrinas) Kinderleben lang benötigte ich bis mir das Denken in Meilen Fuß Zoll selbstverständlich wurde die Bürotürme der UMass ragen wie Burgzinnen hinter fahl himbeerroten Sportplatzumzäunungen auf hinter denen sich undeutlich einige Frühsportler bewegen Studenten und Oberschüler wie in großen Netzen gefangen von schrecklichen Fischkuttern der Luft die Bilder

flirren vorbei verschwimmen verwischen zu

Lichtfiguren der Regen an jenem Tag vor einem Jahr an dem ich Sabrina nach Boston fuhr

endgültig wie ich immer wieder und wieder

denken muss

hörte plötzlich auf die Sonne brach schier gewaltsam hervor auf dem Fenster der Beifahrerseite das Sabrina zur Hälfte heruntergelassen hatte sah ich mit zerlaufenen Wassertropfen und kondensiertem Dampf gemalt

in dieser Vergangenheit den Spiegel einer Vergangenheit

die Silhouette der Alhambra wie Luisa und ich sie einen Monat zuvor vom Albacín-Viertel aus (auf einer Steinmauer neben einer weißen Kirche sitzend) erblickt hatten mächtig und doch gelassen auf ihrem ockerfarbenen Felssockel ruhend ich dachte mir damals bezüglich dieses Urlaubs was Sabrina mit Blick auf unser Haus ihre alte Schule das ganze hinweggleitende vertraute Amherst meinte nämlich dass man gar nicht mehr heraus müsse dass man ebenso gut immer bleiben könnte ein naiver Gedanke den schon ein Blick über die Schulter widerlegt vom Heck her über die nach vorn geklappten Rücksitze des Ford bis zu den unwillig nachgebenden Lehnen der Vordersitze türmen sich die Kleider- und Bücherkartons Sporttaschen Plastiktüten (Sabrinas Schlittschuhe in bedrohlicher Nähe zur Glasscheibe des in eine Daunenjacke gesteckten alten PC-Monitors es wurde Zeit für ein Notebook)

es ist wiederum

ein früher Septembertag

ein später Sommertag

kälter nässer gleißender (blendende Lichtschneisen über dem Highway Nr 90 auf den wir bei Springfield auffahren) als der heutige bald in der Erinnerung erstarrende Tag meines letzten Laufes für so lange Zeit

der Lauf ist

noch nicht zu Ende

das letzte Jahr ist

noch nicht angebrochen

die Grenzübertritte haben noch nicht einmal Silhouetten im Nebel der Zukunft

es würde ihr helfen sagt Sabrina dass wir gerade erst aus Europa zurückgekommen seien nach der fünfwöchigen Reise wäre sie einfach unterwegs geblieben habe sie ihre Koffer nur wieder umgepackt ich sehe unter dem Vorwand die rechte Spur beobachten zu müssen zu ihr hinüber erschrecke gleichermaßen über ihren Mut ihre Leichtigkeit den noch so mädchenhaften schmalen Körper an meiner Seite ich würde am liebsten das Steuer herumreißen und sie zurück nachhause fahren ich muss die klügere Instanz in mir wiederherstellen die es vor Kurzem noch lieber gesehen hätte wenn sie zum Studium weiter weggegangen wäre (nach Kalifornien wenigstens oder sogar nach Berlin) als sich Boston auszusuchen gewissermaßen den geografischen Kompromiss zwischen der Villa auf Long Island und dem Holzhaus in Amherst

in Cambridge

wo ich in einer Frühstückspension übernachtete um unseren Abschied hinauszuziehen offiziell aber nur wegen des geplanten Mittagessens am nächsten Tag mit Amanda und