und Killer von Tikrit über uns schwebt
über uns auf dem Wasser trudeln jetzt die unförmigen massiven Kalaks aus luftgefüllten Ziegenhäuten wie eine Silhouette SEINER zeitlebens schlecht gelaunten militanten Mutter (sie schrie sie werde den Teufel gebären als ER aus ihr herauswollte) ein falsches Wort über sie und
du badest in Säure
mit unseren Fischlippen sollten wir ihr blankes Mausoleum putzen
das lausige Nest aus Lehmziegelbauten aus dem fast die ganze Bande gekrochen ist die uns regiert Saladin wurde hier geboren und ein historisches Augenblinzeln später ER unter dem Vorbild seines Nazi-begeisterten Onkels immer endet es in Strömen von Blut gib einem wahnsinnigen geprügelten Kind eine Pistole vergiss dass es schlau und skrupellos ist verschmähe es aus der souveränen Perspektive viel klügerer und gebildeterer Parteigenossen bis es dir den Lauf zwischen die Zähne stößt sieh den naiven blauen Himmel durch das Loch in deiner hinteren Schädelwand
sinke in den Schlamm
gleite stumm über die zerbrochenen Skelette durch die Schlingpflanzen die an deinen alten eisernen Schuppen zerreißen in den verzweifelten Windungen des Flusses bis
Licht
in dein trübes Auge strömt und du hinabstürzt durch eines der geöffneten Fluttore bei Samarra (einmal war das Land klug genug einen fünfzig Meter hohen Turm zu bauen um den fünf Mal eine spiralige Rampe läuft einmal war es klug genug mit Öl Wasser zu kaufen zu stauen umzuleiten in riesige Becken zur Versorgung der Denkverbotszone)
ich könnte die zappelnden Beine des Jungen sehen der ich gewesen bin schwämmen wir in den fünfziger Jahren durch den fast noch sauberen zinnfarbenen Strom durch die geschichtstrunken sich windenden Mäander des Wassers bei
Bagdad
als Jungfisch sähe ich den grün bewachsenen Brückenpfeiler der über der Wasseroberfläche in die Sommerhitze taucht wie kleine Frösche klammern wir uns an Steinvorsprüngen fest einer will höher hinauf als der andere unsere trockene warme Jungenhaut reibt sich aneinander mit dem Vergnügen dass der andere lebt Kraft hat wie du und klettert ich sehe meine beiden Propheten an den Stein geklammert den dünnen Ali mit seinem vornehmen ägyptischen Gesicht dagegen Husseins breites gutmütiges Lachen als trüge er schon den künstlerischen Bart seiner Erwachsenenjahre wir sind zwölf Jahre alt die englische Zeit endet gerade denn die Leute sind hier nach vierzig Jahren Ausbeutung und Bevormundung doch etwas wütend geworden sie erschossen den König und seine Familie sie schleppten den toten Regenten durch die Straßen und erkannten den ewigen Ministerpräsidenten den größten Freund der Engländer als er in Frauenkleidern zu fliehen versuchte lynchten ihn begruben ihn exhumierten ihn und rissen die Leiche in Stücke dies war nicht die feine englische Art mein Freund sondern die irre die sie hier sehr unenglisch gefördert haben aber wir sind das schon gewohnt denn
wir sind alte Karpfen geworden
verschrammt mürrisch zäh schlau feig unter Umständen auch schon tot
und ich fächle dahin als 1,80 Meter langer Schabbut und zögen sie mich jetzt heraus bestünde ich auf der ehrwürdig perversen Zubereitungsart bei der man mich mit Zitronenblättern Granatapfelkernen Petersilie und Kreuzkümmel füllt um mich (den Kopf in einem wassergefüllten Gefäß den Bauch mit ölgetränktem Leinen umwickelt den Schwanz in Baumwolle gesteckt) in einem Stück zugleich zu kochen zu braten und zu backen
so fintenreich
erledigt man uns hier
schwimme im Euphrat weiter nach Süden wetteifernder Bruder meine kundige Tochter Muna sollte dir etwas über Babylon und Uruk und Ur erzählen die alte Trauer die toten Libellen des Gilgamesch treiben dir auf dem Fluss entgegen aber
das Paradies liegt nun zwischen uns
das Schwemmland in dem ich dir etwas über Hafis berichten würde auch wenn er kein Iraker war
klingelte nicht mein Wecker in zwei Minuten und stellte ich ihn nicht ab bevor er Farida aus dem Schlaf reißt erwache und erhebe dich Tarik und
wandle in die Küche im Pyjama denn das hier ist
Pyjamaland
am Morgen (schieße fröhlich mit der Schrotflinte in die
Decke) nimm deinen Arztkoffer von der Truhe aber
leise
Sabrina
Mit geblähten Segeln
aus dem Himmel fallen
noch einmal war ich am Meer und dachte an ein mögliches Gedicht Montag am Strand (Montagmorgen am Strand? Montag am Meer?)
dein Schiff
Schwester könnte vom Himmel herabsegeln und
leise
auf dem fast glatten noch graublauen Schild des Atlantik vor Anker gehen ich würde hier am Strand auf dich warten zusehen wie du auf einem kleinen Boot herangerudert wirst von
Mamelucken?
ägyptischen oder nubischen Dienern schwarzen Männern jedenfalls mit gewaltigen schwarzen Armen Seidenjäckchen Ohrringen und Turbanen glänzend geschminkten Gesichtern in jeder Pore
Hollywood
wie ich es von Kindesbeinen an vor dem Fernseher einatmete den unermüdlich flackernden Dunst der tausendfachen falschen Dschinns die nie aus ihrem Glas entweichen
(erstickten sie doch am beißenden Sauerstoff
der Wirklichkeit)
du musstest fliehen Schwester du brauchtest
Asyl
aus nie ganz ersichtlichen geheimnisvollen todernsten Gründen und auf ähnlich unterirdische Weise warst du mit mir verwandt eben eine Schwester (im gleichen Alter ein Zwilling aus einem anderen Körper) die an meiner Seite lebte mit mir zur Schule ging jede Mahlzeit mit mir teilte und in meinem Bett schlief der ich wie einem eigenwilligen stolzen mit Goldkettchen Münzschnüren (völlig lautlosen) Glöckchen silbernen Schleiern verhängten Schatten alles was ich tat vormachen und erklären musste in einem unauflöslichen Geflecht aus Lust und Leid (eine auf mich angewiesene Zeugin für alles und jedes zu haben
das immergleiche stumme aber vollkommen deutliche ablehnende Urteil lastete auf mir denn nichts war dir gut genug und nichts konnte dich beeindrucken)
ein ganzes Jahr lang träumte ich von dir
der arabischen Prinzessin
trug dich mit mir herum wir lebten noch alle (Martin Amanda und ich) zusammen in Amherst ich war elf Jahre alt die Paris-Reise lag noch in der Zukunft ich las zu viel und war zu viel allein ich stieß meine besten Freundinnen vor den Kopf mit
deinem Stolz
oder dem Phantom des Stolzes das ich mir von dir lieh für die ich keinen Namen finden
wollte
an deren stummer störrischer schöner Fremdheit ich litt um sie in mich aufzunehmen um etwas Ähnliches in mir wachsen zu lassen vielleicht hattest du fliehen müssen weil du die Nächste warst mit der ein König Schahriyar ihre letzte Nacht verbringen wollte und ich behütete dich ich schützte dein Leben und las und las um in dem Augenblick in dem er uns finden würde vor ihn hinzutreten und ihn aufzufordern die Nacht mit mir zu verbringen und ihn einzuspinnen in das wunderbare
Garn meiner Erzählungen
aber die Ohnmacht der Stolz die arabische Prinzessin
war ich als
die Angst vor der Trennung von Martin und Amanda der Versuch ihnen zu zeigen dass sie mich verletzen würden
mit neunzehn begreifst du das allmählich es ist von heute aus betrachtet fast leicht
dem Meer den Rücken zu kehren (ein besserer Titel für das Gedicht?)
auf das weiße Gebäude zuzugehen das Sommerhaus das dreimal so groß ist wie unser altes Familienhaus in Amherst und cottage heißen muss da hier noch ganz andere Paläste zu Hütten werden eine flache grasbewachsene Düne steigt (wie der fahle Rücken eines mageren afrikanischen Büffels) gegen eine höhere an auf der Hagebuttenhecken mit grellrot leuchtenden Früchten den Weg zu Schlangenlinien zwingen
von dort oben
sehe ich doch noch einmal zurück Richtung Strand in die vergangenen Tage Silber fliegende Gischt hochschäumende Wellen es war heiß und oft stürmisch ein sprühender energischer Noch-einmal-Sommer in der blendend verschleierten Gegenlichtluft bewegten sich die Schemen der Badenden wie in einer fröhlichen Hypnose (sie hören sich nicht sie scheinen keine Absichten mehr zu haben) ich selbst bin im Vordergrund als könnte ich noch weiter im Vordergrund sein und mich beobachten in den schattenhaften wie betäubten Farben ein schlankes (erwachsenes) Mädchen mit rotem (fast grau erscheinenden) Badeanzug mit nassen Haaren erstarrt in einer schwungvollen Geste die langen Arme halb vom Körper gestreckt und mit gedrehter Hüfte als hätte ich gerade einen Frisbee geworfen hin zu