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der selbst noch kaum Fuß gefasst hat ich kann immer noch nicht wieder joggen ich starre die Läufer auf dem Bürgersteig oder im Central Park an wie ein Toter es sei nur noch ein

Treiben ein Dahintreiben

durchs Leben sagte Amandas Mutter Cynthia wie eine Vorwegnahme des großen Flusses in den wir einmal alle geraten werden eine uns gemäße und unweigerlich bevorstehende Bewegung die knallbunte Frivolität der Jogger ist unerträglich ist zutiefst

beneidenswert (richtige Zeit richtiger Ort)

ich gehe um mich zu ermüden mich abzustumpfen ich beruhige mich mit Gewaltmärschen ich habe keine Turnschuhe dabei ich gehe dreißig vierzig Blocks in Straßenschuhen weil ich nur das akzeptieren kann ein gewöhnlicher gehetzter Bewohner dieser Stadt in Straßenschuhen zu sein ich musste mir nach vier Monaten ein neues Paar kaufen ich gehe bis ich treibe mein Körper soll mit der Stadt verschmelzen mit ihrer titanischen Gewöhnlichkeit mit ihren nervösen höflichen schnellen verzweifelten gewitzten Bewohnern die mir als

Europäer

in all den Jahren doch viel nähergerückt sind und begreiflicher wurden als die Engländer Franzosen Schweden Spanier selbst an Luisas Seite sie brachte mich durch eine einzige Bemerkung dazu die Lehrerarbeit wiederaufzunehmen ab kommenden Donnerstag bin ich Visiting Professor an der Columbia

sie genießen es

hatte Luisa gesagt

das Opfer ist geleistet (und begrenzt) und jetzt sei es die Versuchung sich in allem recht zu geben sich vom Alltag von der Kritik von den Regeln der Zivilisation des Völkerrechts der Kultur zu suspendieren und

wie wahnsinnig

Ground Zero aufzuräumen

oder die Taliban zu bombardieren oder die Freiheitsrechte im eigenen Land zu verstümmeln brutale Gefängnisse außerhalb der eigenen Zivilgerichtsbarkeit aufzubauen die Folter zu legitimieren den

Irak

aufs Korn zu nehmen

was denke ich noch wozu brauche ich Wochen und Monate um

etwas zu verstehen

die Größe zu besitzen jetzt keinen Krieg zu führen sagte Luisa schon in der ersten Woche nach dem Anschlag als ich fassungslos den Taliban-Regierungssprecher im Fernsehen Beweise einfordern sah bevor man Osama bin Laden ausliefere was für ein Idiot dachte ich was glaubt er mit wem er es zu tun hat er ist schon tot und

ich gönnte es ihm

allein wegen der Dummheit zu glauben Amerika würde sich das bieten lassen

was verstehe ich

wenn ich hasse ich kann in drei Wochen schon so klug sein wie ein Leitartikel und die Welt auf zwei Spalten bringen aber

es hilft mir nichts ich muss auf meine Art klären

WIE ICH AUF DIE ERDE GEKOMMEN BIN

weshalb ich dort noch lebe (natürlich nur das)

wie ich eine Frau haben konnte (eine amerikanische Frau) wie ich es fertigbringen konnte Leben zu zeugen weshalb ich in Amerika blieb weshalb

ich immer noch bleibe

warum hassen (sie) (uns)

die Nächte

sind unruhig hell zerrissen oft stehe ich auf gehe in meiner Zelle in der Amsterdam Street umher gequält und doch auch mit schmerzendem Kopf zufrieden darüber dass ich nicht schlafen kann früher schaltete ich so gut wie nie den Fernseher ein schon gar nicht nachts

ein Spielfilm mit einer Rapper-Gang die Wetterkarte mit bedrohlichen Wirbeln über Atlanta eine grünlich-graue Nachtaufnahme von schimmernden Bombenzylindern oder Sprengköpfen eines vermeintlichen Massenvernichtungswaffenfunds mit der Fernbedienung das Bild zerstören wie durch Implosion immer gibt es von Außerhalb die ungeheuerliche Masse der Nacht die alles zurückschießen kann in den winzigen Leuchtpunkt des Zentrums (die rote Sonne auf der Stirn eines indischen Mädchens) ich muss aufstöhnen ich muss Wasser trinken ich trinke nur noch Wasser und Kaffee ich presse

die Stirn gegen das kühle Glas der Balkontür

das Rauschen des Verkehrs die jaulenden Polizeisirenen das Glühen der Neonröhren die Gedanken an Amherst mein Leben dort ist so entrückt als wäre es eine längst aus der Mode gekommene Fernsehserie das Haus um das sich Luisa kümmert soll ich es verkaufen oder nicht ich muss mich entscheiden weshalb hat mir Sabrina nichts über Kalifornien erzählt weshalb rief sie nicht mich an statt zu Amanda zu fahren weshalb

die jaulenden Sirenen

noch einmal Fernsehbilder

noch einmal das rasche Abschalten ich denke oft an Sabrinas erstes Lebensjahr an die zerrütteten Nächte damals an das Umhergehen mit ihr bis zum Morgengrauen ich legte Mozart auf aber sie mochte (glaube ich) lieber Astor Piazzolla

um sie aus der Welt zu bringen zu begleiten dachte ich oft gehe ich wieder umher

schlafe ich schlecht brauche ich die Nächte

eines Jahrs

Sommerschatten

Als Du bei mir warst

fehlte mir nichts.

Doch dann sah ich,

dass es das Unglück war.

Immer neu zärtliche Gestalten,

hinsinkend,

immer nur Du,

erstickter Schmetterling,

schwarz und wie ein Kohlestrich

so leicht.

Dein Nicht-Atmen,

die ins Auge gegrabenen Schatten,

Blindmale auf dem Papier

dieses helllichten sengenden

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Tarik

Wird es einen Krieg geben fragen mich alle wird es einen Krieg geben Herr Doktor als wären wir die Hauptzuständigen einen Krieg anzuleiern als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme vielleicht oder um das Embargo noch einmal voll auszureizen weißt du was passieren wird das ist doch klar wir werden ein Patientensterben haben das alles übersteigt was wir bislang hatten vielleicht wird gleich der ganze Irak zum Kollateralschaden ER nimmt die C-Waffe SIE die Atombombe WUMMS! wird es einen Krieg geben fragen sie mich und wollen ein Märchen hören von den mutigen Truppen Saddams die die USA zurückwerfen in den Golf oder in brennende Wüstenlöcher oder sie träumen gar vom Friedensausbruch unser großer SOLDAT spaziert mit einem Friedenstäubchen auf der Brust zu den neu eingeflogenen Waffeninspektoren lädt zum Masguf-Essen ein und dann kommt noch gleich George Double U selbst herüber und bringt einen Truthahn dem wir unserem Schabbut ins Maul stopfen oder in den Arsch oder umgekehrt mache ich hier gerade eine Nabelbruch-OP ach ja das wird’s sein es verengt das assoziative Feld wird es einen Krieg geben Herr Doktor aber sagen sie bloß nicht die Wahrheit wir sind schließlich ein arabischer Patient also her mit dem Märchen Herr Doktor alles wird gut es wird zwar einen Krieg geben aber einen verdammt märchenhaften Krieg ganz wie aus Tausendundeiner Nacht erinnern wir uns doch bitte wie diese Geschichte anfing mein lieber Tarik könntest du mir einen neuen Tupfer reichen du siehst so morsch aus wie ich mich fühle ganz nebenbei bemerkt danke bitte ja das war eine lehrbuchtaugliche Supraumbilikalhernie siehst du direkt über dem Bauchnabel und Gottseidank noch nicht sehr entzündet das arme Würmchen wir stecken das jetzt alles hier sauber wieder zurück wo es hergekommen ist wo war ich stehengeblieben beim Märchen ach ja wie beginnt unser großes Märchen womit mein alter Freund es beginnt mit der gekränkten Ehre beleidigten Würde geknickten Potenz der PRÄSIDENTEN denk an das lebende Schachspiel im Palasthof des Königs Schahriyar an die zehn weißen Sklavenmädchen und an die zehn schwarzen Sklavinnen die sich plötzlich als verkleidete Männer entpuppten als hochpotente Mohren die sich den weißen Mädchen zwischen die fetten Schenkel warfen und sie von morgens bis mittags beschliefen so wie sich dann auch die Frau des Königs ihren schwarzen Liebling Masud von einem Baum geangelt und zum Ausritt bestellt hat wie endet das Märchen sie wurden allesamt mit dem Schwert zerhackt und Hunderte von anderen Mädchen in Hunderten von anderen Nächten bis es keine Mädchen mehr gab bitte noch einen Tupfer genau hier ich denke wir brauchen kein Netz der Darm ist nur abgeklemmt gewesen noch nicht gerissen das wächst in Windeseile wieder zu die Logik ist also dass die PRÄSIDENTEN den PRÄSIDENTEN fürchten wie zehn und einen schwarzen Schwanz in ihren Frauen die PRÄSIDENTEN selbst mein Freund sind nämlich der SCHWANZ ihrer Länder das heißt der reichen alten Männer und der reichen alten Weiber ihrer Länder sie sind der Schwanz und die Weiber wollen so einen sehen also wenn der PRÄSIDENT seine TÜRME verloren hat dann wird er dafür sorgen dass auch hier bald kein Stein mehr auf dem anderen steht wird es einen Krieg geben was denn sonst es entspringt doch schon allein der Eitelkeit und Vorsicht mein Freund jetzt schnell die Nadel der Gigantomanie und der Eitelkeit wobei diese Schwanzstärke die sie immer zeigen müssen auch etwas zutiefst Zwittriges an sich hat etwas Tuntiges da steht garantiert was bei Freud diesem Juden den ich mit Kafka zusammen am liebsten lese weil er uns Arabern wirklich fehlt die travestierenden transvestierenden PRÄSIDENTEN sieh sie dir doch nur an den Unsrigen mit seinem Jagdflinten-Geballere seinem weißen Seidenanzug seinem Hirtenkostüm seinem Pelzkragenmantel seinem assyrischen Fantasiefummel seinem Tirolerhut seiner grünen Uniform und dann den US-Cowboy mit dem Hufeisenspiel der Jeans und der Motorsäge dem Bomberjäckchen Pilotenoutfit von der Champagnertruppe dem Baseballschläger dem Getue mit den Westpoint-Vorzeige-Rekruten es geht ihnen immer ganz persönlich um die Ehre die beleidigte Potenz die gefallenen Türme der Sechstagekrieg der zerschossene Atomreaktor das ist alles nur ihr SCHWANZ und kaum ist ihnen etwas passiert schon heißt es: zerhackt alles! Männer Frauen Kinder tausend Leichen für eine Nacht wird es einen Krieg geben Herr Doktor ja einen schönen sauberen UN-Krieg diese Landeier die ihre eigenen Töchter ermorden um sich von dem Makel eines Fremden zu befreien der sie vergewaltigt hat fragen mich ob es einen Krieg geben wird es ist immer schon