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das falsche flirrende Grün grobes Pixelmuster so intensiv strahlend dass sein Gehirn immer wieder rote Komplementärfarben auf die Glasscheibe projiziert ein bizarrer Vorgriff auf die Wiesen des Paradieses auf denen er mit 70 Jungfrauen die seinen gereinigten Leib in Empfang nehmen und die seinen Penis (schon wieder muss er pissen dieser verfluchte Preiselbeersaft) nur mit Gummihandschuhen anfassen während

niemand dort Allahs Highscore schlagen kann denn

Gott ist der beste Spieler

und Golf ist Tod es ist der Beginn der asphodelischen Wiesen auf denen die Alten und Moribunden zeitlupenartig auf den Abgrund zusteuern die Reichen in natura die Armen und Elenden vor quengelnden Automaten aber ebenfalls nur mit dem zerbrechlichen einzigen Körper der ihnen geliehen wurde es ist vielleicht sogar eine von Atta empfundene Ironie es

hat keinen Sinn ich finde nichts (oder wenig) auf der Oberfläche der von Dutzenden von Journalisten angefertigten Rapporte die sich ausnehmen wie kalkuliert bruchstückhafte kalkuliert schmutzige Szenen aus Siebziger-Jahre-Thrillern

dirty play

wo es doch um die absolute Reinheit des Massenmords ging

man fand

im Auto eines Tatverdächtigen in den Trümmern der auf einem Feld in Pennsylvania zum Absturz gebrachten Maschine sowie in jenem Koffer der auf dem Logan Airport in Boston nicht mehr verladen werden konnte und das denkwürdige Testament enthielt

eine

GEISTLICHE ANLEITUNG

der zufolge ich mir säuberlich gewaschene parfümierte und von allen überflüssigen Körperhaaren sorgsam befreite Killer vorstellen muss die mit auftragsgemäß eng geschnürten Schuhen und am Körper verborgenen Plastik- und/oder Teppichmessern durch die Check-in-Schalter direkt ins Paradies eintreten das Herz schon geöffnet den Tod in jeder Minute willkommen heißend unentwegt betend und Koranverse rezitierend sich selbst aufpeitschend als hätten sie einen messianischen iPod verschluckt der den Sound absoluter Skrupellosigkeit in jede Körperzelle hämmert

schlage

hart ins Genick (in dem Wissen dass der Himmel auf dich wartet die Engel schon deinen Namen rufen und ihre schönsten Kleider für dich angezogen haben was für ein Himmel in dem sich Engel bekleiden müssen aber das hatten wir doch auch in unseren Kinderbibeln) denn

du gehst den ewigen Weg und der ist hundertprozentiger Gehorsam denn

die Zeit ist reif

um

das Richtige zu tun heißt es unbestreitbar zutreffend für einen jeden von uns aber plötzlich trifft mich dann doch noch ein Satz mit einer erschütternd pauschalen Begründung

denn wir haben unser Leben verschwendet und nun ist die Gelegenheit gekommen uns Gott hinzugeben und ihm zu gehorchen

wenn

ich jetzt nicht begreife dann

verschwende ich mein Leben an meinen Schmerz und so

lese ich

Stunden um Stunden häufe Bücher auf dem Fußboden des Apartments an über die ich nachts stolpere ohne mich zu ärgern das Stolpern oft nur zum Vorwand nehmend um das Licht anzuschalten und weiterzulesen

studiere

die Auseinandersetzung der arabischen oder vielmehr islamischen Länder mit dem Abendland sagen wir im gerade verstrichenen Jahrtausend (eine leichte Übung für den Mann der sich jederzeit über 3000 Jahre Rechenschaft ablegt aber nicht für mich der ich von der Nacht in die Nacht lebe wobei ich mich frage was welche Massen an kaum zu bewältigender Lektüre ich eigentlich meinen älteren Studenten abverlange) fangen wir beim

Trauma der Kreuzzüge

an das für die andere Seite wohl oft noch so nah erscheint wie eine alltäglich (sich alltäglich wiederholende) militärische Bedrohung für uns aber schon tief abgesunken ist in die Ära der Technicolor-Hollywoodfilme in denen es auf beiden Seiten Gute und Böse gegeben hat (das demokratisch verteilte Gleichmaß zwischen Aggressoren und Verteidigern sollte uns doch stören) und in ein hier und da luftblasenähnlich aufsteigendes Bewusstsein davon dass der hundertjährige Fanatismus mit dem sich die Päpste konsolidieren und die Kaiser und Ritter ihrer Sünden entledigen wollten indem sie Massenmorde in fremden Ländern begingen nichts anderes als eine sinnlose und verbrecherische Unternehmung war

die Kreuzzüge begannen wie Kriege fast immer beginnen mit

Märchen also

mit frei erfundenen Gräuelgeschichten über die Untaten der anderen Religionsgemeinschaften und Kulturen (angebliche Schändung der christlichen Grabstätten in Jerusalem vorgeblich üble Behandlung von christlichen Wallfahrern durch die Türken sowie frei erfundene jüdische Machenschaften)

sie wurden eingefädelt von denjenigen die es fast immer einfädeln nämlich Machthabern denen gerade die Fäden zu entgleiten drohen in diesem Fall von den Päpsten Gregor VII. und Urban II. in ihrer Auseinandersetzung mit dem kaiserlichen Imperium

sie wurden ausgeführt von berechnenden Klerikern erlösungssüchtigen Adeligen wirrgeistigen Rittern und dem zum Dienst gepressten oder fanatisierten Pöbel der am meisten von Epidemien und Hungersnöten heimgesuchten Landstriche Deutschlands und Frankreichs

sie endeten mit Blutbädern mit dem Verlust der Grabstätten mit der Dschihad-Aufpeitschung der Muslime mit der ausbrechenden Animosität zwischen lateinischen und nichtrömischen Christen mit der Entzweiung von Byzanz und der Eroberung des christlichen Konstantinopels durch die christlichen Kreuzfahrer mit dem Hass der Ritter und Soldaten auf den Klerus und die Mächtigen

der Dialog der Kulturen die Auseinandersetzung mit der anderen Welt das Vermitteln der griechisch-arabischen Wissenschaft nahm andere Wege über Sizilien nämlich und über die italienischen Kaufleute in Venedig und Genua über

Andalusien

Luisa wo wir vor zwei Jahren doch erst noch all die routiniert freudigen De-la-frontera-Ortsschilder und weitere Reconquista-Markierungen aufmerksam aber leidenschaftslos besichtigten vielleicht nur weil die Grenze schon so lange nicht mehr zur Disposition steht heute denke ich manchmal ich würde die spanische Küste mit der Waffe in der Hand verteidigen und der auf das Gebiet der Alhambra gesetzte wuchtige

Dom für Karl den V. mit seinem kreisrunden doppelten Säulengang

ein blankes Stück Überwältigungsarchitektur frühes 16. Jahrhundert nie gänzlich fertiggestellt wegen des Aufstands der in Spanien nach der Reconquista verbliebenen Mauren denen man nach der Kapitulation Granadas Religionsfreiheit versprochen hatte um sie bald darauf per Zwangsbekehrung zu unterwerfen zu deportieren oder von der Inquisition verfolgen zu lassen

der Dom also der mir bei der ersten Besichtigung so deplatziert erschien und mich ärgerte strömt im Nachhinein eine wohltuende Kraft aus (aber was hilft es schon) so wie mich die aufkommende Renaissance die solche architektonischen Kolosse schuf

beruhigt

und tröstet wie der Humanismus die Aufklärung denn das sind Entwicklungen Europas aus eigener Kraft und hiervon gebe ich keinen Zentimeter her für jene besonders radikale Spielart des Islam die ihren rigorosen tyrannischen Stumpfsinn über die Erde verbreiten möchte die

MEINE TOCHTER ERMORDET HAT