ER
will nur die Option (er sagte immer nur das was doch sein Geschick beweist) und lässt bis dahin an der rhetorischen Stilisierung der Gefahr arbeiten (DIEACHSEDESBÖSEN)
Ichwerdenichtwartenbisetwaspassiert
verkündet er Ende Januar 2002
wobei er allerdings dem französischen Präsidenten und dem deutschen Johnny im Mai problemlos erklärt dass
aufmeinemTischkeineKriegspläneliegen
obgleich er seit Monaten jede Woche mit seinen Chef-Planern über den Irak konferiert und
heimlich große Flugplätze und Treibstofflager in Kuwait angelegt werden in Katar eine Kriegskommandozentrale entsteht und CIA-Agenten mit Koffern voller Geld durchs wilde Kurdistan streunen während die Army Schutzanzüge gegen biologische und chemische Waffen anfertigen lässt im
September
am Ende dieses traurigen Jahres Luisa das ich wohl nur deinetwegen und allenfalls noch wegen dieses unbedingten
Verstehenmüssens
überlebt habe
kommt der besorgte kriegserfahrene Außenminister unvermittelt
aus dem Kühlschrank
(wie er sagt) und hat bezüglich des Irak bezüglich eines im Inneren zerbrochenen ausgepowerten chaotischen Landes mit 25 Millionen Einwohnern plötzlich
die PORZELLANLADEN-Regel
entdeckt: Du zerbrichst es — Dir gehört es!
und der Präsident will sich später erinnern das gehört zu haben aber er sei doch mehr damit beschäftigt gewesen AMERIKAZUSCHÜTZEN
wofür er nun
im September vor seiner Rede vor den UN zum Jahrestag des Attentats in der Gewitterwolke von Gründen zum Krieg den einzigen Grund findet der international Bestand haben wird weil er der tiefsten Logik des Traumas folgt und in den worst case führt in den totalen Schrecken den nicht erkannt und gebannt zu haben sich kein Politiker kein Zeitungsredakteur kein Fernsehintendant kein Diplomat und Staatsmann nachsagen lassen möchte nämlich den
Angriff (auf UNS) von der ACHSEDESBÖSEN
mit
M A S S E N V E R N I C H T U N G S W A F F E N
deren Existenz im Irak die Geheimdienste nicht recht bestätigen konnten aber sie untertreiben immer sagen RiceCheneyRumsfeldEtc die Inspektoren der UN lassen sich wohl an der Nase herumführen sofern sie nicht gar lügen
was blieb IHM da noch übrig er
musste allenfalls noch ein paar Freunde finden die genau das taten was er ihnen sagte an jenem
Samstag an dem Seymour mich anrief um unseren Joggingtermin zu verschieben kam es zum
COJONES-Meeting
sie waren zu viert: Tony Blair und George W. Bush
in Camp David und der Präsident fragte den Premier ob er (seine Jungs) dabei wären
The sensitive, orbic, underlapp’d brothers, that only privileged
feelers may be intimate where they are
wenn es darum ginge Saddam das Handwerk zu legen was dieser sofort und uneingeschränkt bejahte woraufhin Bush gegenüber den Mitarbeitern des Premiers ihrem Chef die Utensilien der Männlichkeit attestierte obwohl er zu wissen glaubte
dassdieBritskeineAhnunghabenwascojonessind
so mein Freund
landen wir endgültig beim König
Schahriyar
aber das alles ist natürlich ein
DEMOKRATISCHER Prozess (unter Männern)
als der italienische Fernsehmillionärsministerpräsident bei ihm weilt erklärt ER ihm (unnötigerweise wohl) dass
wirdieÖffentlichkeitinunserenLändern
führenwirdürfenderÖffentlichkeitnicht
hinterherlaufen
er lädt also so lange Kongressabgeordnete und Senatoren ins Weiße Haus zu energischen
Briefings
(DER hat Massenvernichtungswaffen DER hat C-Waffen DER wird sie einsetzen DER könnte innerhalb von sechs Monaten eine Atombombe haben DER könnte in 45 Minuten einen Angriff mit B-Waffen starten) bis IHN am 10. Oktober 2002 das Repräsentantenhaus ermächtigt
die Streitkräfte im Irak so einzusetzen wie ER es für angemessen und richtig hält
das bedeutet Krieg sagte Luisa und dachten nicht wenige der Studenten an der Columbia deren verstörte fragende skeptische Blicke ich nach nur sechs Wochen Vorlesungen ertragen gelernt hatte die mich
zu tragen
begonnen hatten ein weiches formbares aber doch sich selbst bestimmendes hoch aufmerksames
Medium das zu stärken zum selbständigen Denken zu provozieren zum schwer führbaren Bürger zu machen doch unsere verdammte Pflicht und Schuldigkeit ist so dass sie auch wenn sie zustimmen wissen
was sie tun was man für sie tut oder für sie zu tun vorgibt
in der wie rein physiologisch bedingten oder erzeugten meine Trauer für Stunden ja halbe Tage oder eine halbe Nacht beseitigenden Hochstimmung als lebte ich in einer Gegenwart mit einer nur um einen einzigen Tag glücklich veränderten Vergangenheit war ich einmal bei Luisa so selbstverständlich in ihrer lächelnden geduldigen Tiefe
der Präsident ist nur drei Jahre älter als ich
man hat keine Ausrede mehr irgendetwas nicht zu verstehen einer meiner Studenten brachte eine Zeitungsnotiz der zufolge ER sich in seiner Eigenschaft als
Oberbefehlshaber
gegen Pocken hatte impfen lassen (für den in diesem einen Fall nun wieder äußerst unwahrscheinlichen Fall eines irakischen B-Waffen-Angriffs so dass man nicht allzu viele VIPs immunisieren musste was war mit seiner Frau seinen Töchtern) die Undergraduates entwickeln bisweilen die Ängstlichkeit von Kindern oder
Politikern
über Weihnachten
wurde ES (endültig) entschieden sagten (später) viele ich las immer diese Formulierung in vollkommen unironischen Dokumentationen WürdenSieESmachen (Bush zu Rice) oder Wir müssen ES machen (Rice zu Bush) oder GlaubenSiewirmüssenESmachen (Bush zu Rumsfeld) als gäbe es sonst nur die Gossensprache oder lateinische Vokabeln DAFÜR
die Truppen stehen (an Weihnachten) schon beinahe komplett in der Region die Waffeninspektoren winden sich noch die Franzosen wollen nicht die Deutschen und die Russen noch weniger man hat jenen mit den UN vereinbarten Waffenbericht aus dem Irak termingemäß erhalten 11 000 Seiten voller Halbwahrheiten und Dreiviertellügen und muss ihn prüfen und hat zu alledem aber nun einfach
keine Lust mehr
auf diplomatische Verzögerungen glanzlosen zähen Frieden schleppende Verhandlungen das ganze UN-Theater auf das man ohnehin nicht viel gibt und als der französische Außenminister (ein vielsprachiger aristokratischer Schnösel der eine schwärmerische Napoleon-Biografie verfasst haben soll) sein Veto im Sicherheitsrat ankündigt entschließt man sich
selbst ein UN-Stückchen zu geben
der weltweit auf Millionen von Fernsehschirmen brillierende
GENERAL OHNE KLEIDER
(wenn wir versucht hätten ihn anstelle seines dunkelblauen Anzugs mit der Schlüssigkeit seiner Beweise und der Kraft seiner Indizien auszustaffieren) musste dafür präpariert werden und Du wirst dich noch länger über diese zwölf Minuten am dreizehnten Januar freuen die Dir dafür genügten und die wohl etwa so endeten:
Weißes Haus, Oval Office. Präsident Bush in seinem angestammten Sessel vor dem Kamin. Der General in Zivil auf dem Ehrensitz für ausländische Gäste. Der Präsident öffnet die Arme als würde er einen Tomahawk überreichen wollen oder einen großen toten Fisch.