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denk nicht über die Frauen hinweg sondern aus ihnen heraus gib ihnen deine Stimme einmal wolltest du doch Schriftsteller werden wirf die Fußnoten in den Papierkorb und sprich mit mir wenn du glaubst du bräuchtest Auskünfte vom anderen Planeten auf deinem Kopfkissen und so begann alles neu das Spiel mit

den Frauen dem Leben der Zeit

gegen die Scham oder Beschämung weibliche Stimmen anzunehmen gegen die mächtige Hypnose des 20. Jahrhunderts gegen die Furcht vor der freien ungeschützten narrativen (irgendwie femininen?) Sprache gegen den (männlichen?) Whiskey

schließlich hast du eine Tochter aufgezogen du weißt wie ein weiblicher Mensch groß wird (prinzipiell und in einem Beispiel wenigstens) und was eine Frau ist (die Professorin legt mir die warmen Fersen auf den Rücken)

Amerika kam zu sich

in den Zeiten von Goethes Lieben

stell dir Krawalle in Boston vor mit Friederike aus Straßburg (eine quicklebendige Pfarrerstochter schleppt ein Transparent in einer Wolke aus Tränengas Stop Bush’s War!) komm zur Tea-Party mit Lotte die das Brot schneidet im Kreise ihrer Geschwister (flieh bevor sie das Messer auf dich richtet) in einem Continental-Congress-Hotel in Philadelphia die Affäre mit Lili aus der Banker-Familie sie wendet sich dir offen und frei zu und bedroht dich mit einem ganzen Leben

also mach dich davon im Jahr der Unabhängigkeit nach Washington/Weimar zur blassen Frau von Stein der Hofdame die mit dreiunddreißig schon sieben Kinder geboren und fortgegeben hat und nun statt derer dich säugt mit ihrer blassen Milch ohne je von dir erfüllt zu werden umgeht sie dich dann höflich nach fünfzig Jahren Bekanntschaft mit ihrem Leichenzug einmal entliefst du ihr nach Italien um endlich (mit siebenunddreißig) die Jungmannschaft zu verlieren und auf den Geschmack der Jungen Schönen Derben Zupackenden zu kommen zehn Jahre nach der Unabhängigkeit wirklicher Krieg und wirklicher Frieden mit Christiane bis zum nächsten Krieg

es gibt eine Dorothy im Grass Root Kindergarten (University of Massachusetts Child Care) die dreimal pro Woche den Herrn Professor verschämt und zufrieden anlächelt als wäre die Arbeit an ihrer sommersprossigen Statue die Ursache seiner keuchenden Erhitzung im Spiel sein heißt immer auch die Fähigkeit zu anderen Spielen in sich zu spüren zwei Jahre lang (in den Schlammjahren aus denen mich der Dekan zog indem er mich im Campuspond der UMass versenkte) sah ich die Frauen gar nicht mehr an mit sechsundvierzig und siebenundvierzig hatte ich abgedankt bis ich mit einem Schlag nüchtern wurde und wieder so lebensfroh und gesellig dass Sabrina zu mir zog um doch in Amherst und nicht auf Long Island ihren Highschool-Abschluss zu machen

Suleika kommt Jussuph niemals näher wir sind

(glücklicherweise)

nicht Goethe und Marianne wir können so viel quälend Besonderes weniger und so viel glücklich Gewöhnliches mehr (Luisa groß und ruhig zwischen ihren hechelnden Studenten spanische Grammatik und lateinamerikanische Prosa erklärend Tapas und Fino auf der Porch sie drängelt mich mit den Knien hinaus als Sabrina mit David ankommt steuert meinen Ford vier Straßen weiter wir haben es eiliger als die Jungen wir sind denke ich viel stärker und deutlicher d a)

der Sultan wider Willen fürchtete die Frauen ebenso sehr wie er sie brauchte kam er deshalb auf den Orient (stickige Patriarchenluft in den Männercafés)

ich laufe im Tempo einer mäßig vorankommenden Pferdekutsche das Deutschland des Jahres 1815 wird erst in 130 Jahren und nur mit Hilfe der Vereinigten Staaten eine haltbare Demokratie entwickeln auf den Leichenfeldern zweier Kriege die vielleicht sogar für Napoleon Bonaparte unvorstellbar gewesen wären der nun gerade seine letzte Schlacht geschlagen hat mit dessen Ehrenlegionsorden sich der Alte schmückt wenn er am Nachmittag im Frack auftaucht um gesellschaftlich aufzutauen auf der Gerbermühle bei Oberrad am Main er ist gerade in den Orden der verrückten Hofräte aufgenommen worden ob orientalismum occidentalem er sieht von seinem Westfenster im Eckzimmer der alten Mühle über den Main nach Frankfurt hin keucht dann die Stiege herunter 66 Jahre alt zahnlos aber wieder schlanker nach vorn gebeugt die beinahe schwarzen Augen der in den Winkeln sinnlich geschwungene an der Oberlippe eingefallene Mund er bekommt einen Turban aus indischem Musselin zwei Körbe mit exotischen Früchten ein Feldblumenkränzchen mit Versen von Hafis und liest später am Abend aus dem eigenen Diwan lächelt und erschrickt über Mariannes Bajaderenlied (der Flammentod ich trage dich auf Armen aus Feuer in den Himmel die Stoffe die einen menschlichen Körper tausendmal schneller als Zunder in eine Flamme verwandeln

kommen erst noch)

beginnt nun bald den lyrischen Dialog mit dem Schauspielerinnenkind der kleinen drallen jetzt dreißigjährigen angeheirateten Ex-Adoptivtochter umsichtig bewirtet vom schöngeistig verworrenen Ex-Bankier und Ehemann

Suleika

Allgegenwärtige, gleich erkenn ich dich

überlebt

und wenn ich Allahs Namenhundert nenne

als Marianne

mit jedem klingt ein Name nach für dich

als fideles altes Frauchen immer noch (aber nie wieder auf Suleikas Höhe) dichtend auf der Gitarre klimpernd (die sie beherrschte nichts ist leicht sagt Sabrina) vor einem Jahr noch saß ich mit Sabrina und Luisa unter einer Kastanie vor der ahistorisch und schmucklos wiedererbauten Gerbermühle die Verhältnisse mit Frauen allein könnten doch das Leben nicht ausfüllen sagte der Alte auf der Kutschfahrt nach Heidelberg sie führten zu ausufernden Verwicklungen zu Qualen und Leiden oder zur vollkommenen Leere schließlich

all diese Pseudo-Nonnen mütterlich Frigiden bauernmagdhaft Derben oder pueril Künstlichen stets auf der Flucht vor der gleichwertigen Partnerin

aus Feigheit sagt Luisa aus Feigheit und Klugheit sage ich wie willst du Goethe werden wenn du bereits 1774 Lili Schönemann heiraten müsstest

im langsamen Pferdekutschentempo umrunde ich die Sportanlagen die noch völlig verwaist in der Morgenluft ruhen und im Sommer erst am Nachmittag zum Leben erwachen dann aber auf eine so geballte und energische Art mit Hunderten von Football und Baseball Spielenden eine Wiese nach der anderen (Männer- und Frauenmannschaften getrennt) füllend so dass man erschrecken könnte aber es ist doch so bei allen großen athletischen Stätten (die mich deshalb schon immer abgestoßen haben und zwar in jedem Land) und wir mobilisieren hier doch für Bildung und Erziehung we live in the heart of America’s education state we stand for freedom and enlightment, social justice and personal responsibility this is where liberal arts education started — and where it’s going this is

Massachusetts

im zügigeren Pferdekutschentempo werde ich überholt von einem Modellathleten mit Pferdeschwanz und nacktem Oberkörper ich höre die eisenbeschlagenen Räder auf dem hellen trockenen Asphalt Bagdad ist noch weit (die dunstige dröhnende sechsspurige Raschid-Straße verstopft mit Hunderten unwillig im Schritt fahrender rostiger verbeulter Autos in die Strommitte einscherenden roten Doppeldecker-Bussen kreuz und quer laufenden Fußgängern auf den Bürgersteigen türmen sich Teppichrollen Möbel Haushaltsgeräte Töpferwaren Kleiderkartons Wasser- und Eisverkäufer schreien und Frauen eilen vorbei mit weißen Kopftüchern und Baumwollkleidern oder in Jeans und Pullover oder verhüllt in schwarze Abayas) die Kutsche braucht kein Benzin im Jahre 1815 brennt die Öllampe noch mit dem Fett der Walfische die erst das Petroleum retten wird bei Kirkuk schlägt Feuer aus der Erde noch fast ungenutzt zwischen den grasenden Schafsherden öffnen sich die glühenden Feueröfen der Bibel in die Nebukadnezar Gefangene werfen ließ