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Ich erwidere seinen finsteren Blick. Was hat er jetzt wieder für ein Problem? Was zur Hölle geht ihn das an? Wenn ich ihm gehören würde … Tu ich aber nicht. Obwohl es einem Teil von mir gar nicht so unrecht wäre. Ich erröte angesichts meines Unterbewusstseins  – es führt bei der Vorstellung, ihm zu gehören, einen Freudentanz auf.

»Mir wär schon nichts passiert. Schließlich war Kate dabei.«

»Und der Fotograf ?«, knurrt er.

Der gute José. Mit dem habe ich noch ein Hühnchen zu rupfen.

»José hat die Kontrolle verloren.« Ich zucke mit den Achseln.

»Wenn er das nächste Mal die Kontrolle verliert, sollte ihm jemand Manieren beibringen.«

»Du führst dich auf wie ein Tyrann«, zische ich.

»Anastasia, du hast keine Ahnung …« Seine Augen verengen sich, und er grinst wölfisch.

Das macht mich total an. In der einen Minute bin ich verwirrt und wütend, in der nächsten gaffe ich mit offenem Mund sein Wahnsinnslächeln an. Wow! … Ich bin völlig hin und weg, hauptsächlich deshalb, weil dieses Lächeln so selten auf seinem Gesicht zu sehen ist. Ich bekomme nicht mehr mit, was er sagt.

»Ich gehe jetzt duschen. Es sei denn, du möchtest zuerst?« Er legt den Kopf, nach wie vor lächelnd, schief. Mein Puls beschleunigt sich, und meine Medulla oblongata vergisst, die Synapsen zu aktivieren, die zum Atmen nötig sind. Sein Grinsen wird breiter, und er streckt die Hand aus, um seinen Daumen über meine Wange und meine Unterlippe gleiten zu lassen.

»Vergiss das Atmen nicht, Anastasia«, flüstert er. »Frühstück in fünfzehn Minuten hier. Du hast sicher einen Bärenhunger.« Er geht ins Bad und schließt die Tür.

Ich stoße die Luft aus, die ich angehalten habe. Warum sieht er so unverschämt gut aus? Am liebsten ginge ich zu ihm unter die Dusche. So sexy habe ich noch nie jemanden gefunden. Meine Hormone schlagen Purzelbäume, und meine Haut prickelt, wo sein Daumen mein Gesicht und meine Unterlippe nachgezeichnet hat. Ich winde mich vor Verlangen, nein Begierde. So also fühlt sich Begierde an.

Ich lehne mich in die weichen Daunenkissen zurück. Wenn du mir gehören würdest. Gott, was würde ich alles anstellen, um die Seine zu werden. Aber er ist kompliziert und verwirrend. In der einen Minute weist er mich zurück, in der nächsten schickt er mir sauteure Bücher und verfolgt mich wie ein Stalker. Die Nacht habe ich in seiner Hotelsuite verbracht und mich sicher und beschützt gefühlt. Er macht sich genug aus mir, um mich aus einer vermeintlichen Gefahr zu retten. Er ist kein schwarzer Ritter, sondern ein weißer in glänzender Rüstung – ein klassischer romantischer Held –, ein Sir Gawain oder Sir Lancelot.

Ich wälze mich aus seinem Bett und suche hektisch nach meiner Jeans. Er tritt, feucht und glänzend vom Duschen, aus dem Bad, unrasiert, nur ein Handtuch um die Hüfte. Ich stehe mit nackten Beinen da, unbeholfen wie immer. Es scheint ihn zu überraschen, dass ich aufgestanden bin.

»Falls du nach deiner Jeans suchst, die habe ich in die Reinigung gegeben.« Sein Blick wird dunkel. »Sie war voll mit deinem Erbrochenen.«

»Oje.« Ich werde tiefrot. Warum, warum nur erwischt er mich immer in peinlichen Situationen?

»Ich habe Taylor losgeschickt, eine neue kaufen, und ein Paar Schuhe. Ist alles in der Tüte auf dem Stuhl.«

Wie bitte?

»Ich glaube, ich möchte jetzt duschen«, murmle ich. »Danke.« Was soll ich sonst sagen? Ich nehme die Tüte und husche ins Bad, weg von dem fast nackten Christian. Michelangelos David ist ein Dreck gegen ihn.

Im Bad ist es warm und dampfig. Ich ziehe mich aus und klettere voller Vorfreude auf das reinigende Wasser in die Dusche. Als es sich in Kaskaden über mich ergießt, halte ich das Gesicht hinein. Ich will Christian Grey. Dringend. So einfach ist das. Zum ersten Mal im Leben möchte ich mit einem Mann ins Bett. Ich will seine Hände und seinen Mund auf meinem Körper spüren.

Er hat gesagt, er mag es, wenn seine Frauen sinnlich und empfänglich sind. Dann lebt er vermutlich nicht sexuell enthaltsam. Aber er hat mich, anders als Paul oder José, nicht angemacht. Ich verstehe das nicht. Begehrt er mich? Letzte Woche wollte er mich nicht küssen. Bin ich ihm zuwider? Doch er hat sich um mich gekümmert und mich hierher gebracht. Ich durchschaue ihn einfach nicht. Du hast die Nacht in seinem Bett geschlafen, und er hat dich nicht angerührt, Ana. Was das bedeutet, dürfte klar sein. Mein Unterbewusstsein reckt seinen hässlichen Kopf. Ich schenke ihm keine Beachtung.

Das Wasser ist warm und entspannend. Hm … Ich könnte bis in alle Ewigkeit unter dieser Dusche, in seinem Bad, stehen. Das Duschgel riecht nach ihm. Ein himmlischer Duft. Ich verteile es auf meinem Körper und stelle mir dabei vor, dass er das macht, es auf meinen Brüsten und meinem Bauch verreibt, mit seinen langgliedrigen Fingern zwischen meinen Oberschenkeln. O Gott. Wieder beschleunigt sich mein Puls. Es fühlt sich so gut an.

»Frühstück.« Er reißt mich mit seinem Klopfen aus meinen erotischen Tagträumen.

»O…kay«, stottere ich.

Ich steige aus der Dusche und winde ein Handtuch im Carmen-Miranda-Stil um meinen Kopf. Hastig trockne ich mich ab und bemühe mich zu ignorieren, wie angenehm das Handtuch sich auf meiner überempfindsamen Haut anfühlt.

Taylor hat nicht nur Jeans und neue Converse-Sneakers für mich besorgt, wie ich mit einem Blick in die Tüte feststelle, sondern auch eine hellblaue Bluse und Socken. Und oh, là, là – einen sauberen BH und einen sauberen Slip, wobei eine so nüchterne und sachliche Beschreibung ihnen nicht gerecht wird. Es handelt sich um exquisite europäische Designerwäsche mit hellblauer Spitze. Wow. Sie flößt mir Respekt und auch ein wenig Angst ein. Und noch erstaunlicher: Sie passt genau. Natürlich. Ich erröte bei dem Gedanken daran, wie Mr. Bürstenschnitt in einem Damenwäschegeschäft die Sachen für mich kauft, und frage mich unwillkürlich, wie seine Stellenbeschreibung aussieht.

Auch die übrige Kleidung passt wie angegossen. Hastig rubble ich mir die Haare trocken und versuche verzweifelt, sie zu bändigen. Doch wie üblich sträuben sie sich. In meiner Handtasche müsste ein Haarband sein, aber wo die ist, weiß ich nicht. Ich hole tief Luft. Zeit, Mr. Verwirrend gegenüberzutreten.

Erleichtert stelle ich fest, dass das Schlafzimmer leer ist. Ich suche nach meiner Handtasche – ohne sie zu finden. Nach einem tiefen Atemzug betrete ich den Wohnbereich der Suite. Er ist riesig. Es gibt eine elegante Sitzecke mit mehreren dick gepolsterten Sofas und weichen Kissen, einen reich verzierten Beistelltisch mit einem Stapel überformatiger Hochglanzbildbände sowie einen Arbeitsbereich mit dem neuesten iMac-Modell und einem riesigen Plasmafernseher an der Wand. Christian sitzt am Esstisch auf der anderen Seite des Zimmers und liest Zeitung. Der Raum ist so groß wie ein Tennisplatz. Nicht dass ich Tennis spielen würde, aber ich habe Kate ein paar Mal dabei zugesehen. Kate!

»Scheiße, Kate«, krächze ich.

Christian hebt den Blick. »Sie weiß, dass du hier und am Leben bist. Ich habe Elliot eine SMS geschickt«, teilt er mir mit einem Hauch von Belustigung mit.

O nein. Ihre Tanzorgie vom Vorabend, um ausgerechnet Christians Bruder zu verführen, fällt mir wieder ein! Was wird sie davon halten, dass ich hier bin? Ich habe noch nie die Nacht woanders verbracht. Sie wird wahrscheinlich denken, dass ich auch einen One-Night-Stand hatte.

Kate hat das in der Zeit, die wir uns kennen, nur zweimal gemacht, und beide Male musste ich hinterher eine Woche lang den scheußlichen pinkfarbenen Pyjama mit den Häschen ertragen.

Christian betrachtet mich mit Gebietermiene. Er trägt ein weißes Leinenhemd, Kragen und Manschetten offen. »Setz dich«, weist er mich an und deutet auf einen Stuhl am Tisch.