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Er nickt ernst. »Ein berechtigter Einwand, Miss Steele.«

Ich unterzeichne mit großer Geste auf der gepunkteten Linie beider Blätter und gebe ihm eines zurück. Das andere falte ich zusammen und stecke es in meine Handtasche. Ich nehme einen großen Schluck Wein. Mein Unterbewusstsein starrt mich immer noch verblüfft an, denn ich gebe mich sehr viel mutiger, als ich es tatsächlich bin.

»Heißt das, dass du heute Nacht mit mir schlafen wirst, Christian?« Äh, habe ich das gerade gesagt?

Ihm bleibt der Mund offen stehen, aber er fängt sich schnell wieder. »Nein, Anastasia, das heißt es nicht. Erstens: Ich schlafe nicht mit jemandem. Ich ficke … hart. Zweitens: Wir haben noch eine Menge Papierkram vor uns. Und drittens: Du hast keine Ahnung, worauf du dich einlässt. Möglicherweise wirst du die Beine in die Hand nehmen und abhauen. Komm, ich zeige dir mein Spielzimmer.«

Mir fällt die Kinnlade herunter. Er fickt hart! Gott, klingt das … heiß. Aber wieso soll ich mir sein Spielzimmer ansehen?

»Hast du eine Xbox?«, frage ich etwas ratlos.

Er lacht schallend. »Nein, Anastasia, keine Xbox, keine Playstation. Komm.« Er steht auf und streckt mir die Hand entgegen.

Ich lasse mich von ihm zum Flur zurückführen. Rechts von der Doppeltür, durch die wir hereingekommen sind, führt eine andere zu einer Treppe. Wir gehen in den ersten Stock und wenden uns nach rechts. Christian nimmt einen Schlüssel aus seiner Tasche, schließt eine weitere Tür auf und fährt sich mit seinen Händen nervös durchs Haar.

»Du kannst jederzeit gehen. Der Hubschrauber steht bereit. Du kannst aber auch die Nacht hier verbringen und am Morgen heimfliegen. Es liegt bei dir.«

»Nun mach die verdammte Tür schon auf, Christian.«

Er öffnet die Tür und tritt einen Schritt beiseite. Ich sehe ihn ein letztes Mal an. Was verbirgt sich nur hinter dieser Tür? Ich hole tief Luft und gehe hinein.

Und fühle mich ins sechzehnte Jahrhundert zurückversetzt, zur Spanischen Inquisition.

SIEBEN

Als Erstes fällt mir der Geruch auf: nach Leder, Holz, Politur mit leichtem Zitrusduft. Ich empfinde die Atmosphäre als sehr angenehm. Die indirekte Beleuchtung ist gedämpft. Die burgunderfarbenen Wände und die Decke verleihen dem großen Raum etwas Uterusähnliches. Der Boden besteht aus altem, lackiertem Holz. An der Wand gegenüber der Tür hängt ein großes Andreaskreuz. Es besteht aus poliertem Mahagoni, an allen Ecken sind Ledermanschetten angebracht. Darüber befindet sich ein großes, von der Decke hängendes Metallgitter, an dem Seile, Ketten und glänzende Hand- und Fußfesseln baumeln. Bei der Tür entdecke ich zwei mit Schnitzwerk verzierte Stangen, die an ein Geländer oder an Vorhangstangen erinnern, jedoch länger sind. Daran ein ganzes Sortiment von Paddles, Peitschen, Reitgerten und seltsamen Gegenständen mit Federn.

Neben der Tür steht eine massive Mahagonikommode, alle Schubladen schmal, wie für Exponate in einem alten Museum. Was sich wohl in den Schubladen befindet? Will ich das wirklich wissen? Mein Blick fällt auf eine mit ochsenblutfarbenem Leder bezogene, gepolsterte Bank. An der Wand ist ein Holzgestell befestigt, das aussieht wie ein Billard-Queue; bei genauerem Hinsehen erkenne ich, dass darin Stöcke unterschiedlicher Länge und Breite stecken. In der gegenüberliegenden Ecke steht ein massiger, fast zwei Meter langer Holztisch, dessen Beine mit geschnitzten Ornamenten verziert sind, darunter zwei dazu passende Hocker.

Beherrscht wird der Raum von einem Bett. Es ist größer als Kingsize, ein wiederum reich mit Schnitzwerk verziertes Himmelbett, das aus dem späten neunzehnten Jahrhundert stammen könnte. Unter dem Baldachin sehe ich weitere schimmernde Ketten und Handschellen. Es gibt kein Bettzeug … nur eine Matratze mit rotem Lederbezug und einige rote Satinkissen.

Vielleicht einen Meter vom Fußende des Betts entfernt steht eine große, ebenfalls ochsenblutfarbene Chesterfield-Couch mitten im Raum. Ein eigenartiges Arrangement … ein Sofa gegenüber vom Bett … Unwillkürlich muss ich schmunzeln, dass ich ausgerechnet die Couch als merkwürdig empfinde, obwohl sie das unspektakulärste Möbelstück ist. Ich hebe den Blick zur Decke. In unregelmäßigen Abständen sind Karabiner angebracht. Wofür sind die? Das dunkle Holz, die dunklen Wände, das gedämpfte Licht und das ochsenblutfarbene Leder erzeugen eine weiche, romantische Stimmung … Ich weiß aber, dass der Eindruck trügt; dies ist Christians Version von weich und romantisch.

Als ich mich ihm zuwende, mustert er mich wie erwartet mit undurchdringlicher Miene. Ich gehe weiter in den Raum hinein, und er folgt mir. Das Federding fasziniert mich. Ich berühre es vorsichtig. Es ist aus Wildleder, wie eine kleine neunschwänzige Katze, allerdings buschiger, und am Ende befinden sich winzige Plastikperlen.

»Das ist ein Flogger«, informiert Christian mich.

Ein Flogger, aha. Meinem Unterbewusstsein hat’s komplett die Sprache verschlagen, oder es ist umgekippt und hat sein Leben ausgehaucht. Auch ich bin wie betäubt. Ich betrachte alles und nehme es auf, kann jedoch meine Gefühle über das, was sich mir da präsentiert, nicht in Worte fassen. Was ist die angemessene Reaktion, wenn man feststellt, dass der potenzielle Lover ein perverser Freak, ein Sadist oder Masochist ist? Angst … ja … das scheint das vorherrschende Gefühl zu sein. Aber merkwürdigerweise nicht vor ihm – ich glaube nicht, dass er mir wehtun würde, jedenfalls nicht ohne meine Einwilligung. So viele Fragen wirbeln durch mein Gehirn. Warum? Wie? Wann? Wie oft? Wer? Ich trete an das Bett und lasse die Hände an einem der verzierten Pfosten hinabgleiten. Er ist sehr stabil, eine beeindruckende Schreinerarbeit.

»Sag etwas«, verlangt Christian mit trügerisch sanfter Stimme.

»Machst du das mit Leuten, oder machen sie es mit dir?«

Seine Mundwinkel zucken, ob belustigt oder erleichtert, weiß ich nicht.

»Leute?« Er denkt blinzelnd über seine Antwort nach. »Ich mache das mit Frauen, die es von mir wollen.«

Das verstehe ich nicht.

»Wenn du Freiwillige hast, was mache ich dann hier?«

»Ich würde es gern mit dir tun.«

»Ach«, hauche ich. Warum?

Ich gehe zum anderen Ende des Raums, klopfe auf die hüfthohe Bank und lasse die Finger über das Leder gleiten. Er fügt Frauen gern Schmerz zu. Der Gedanke deprimiert mich.

»Du bist Sadist?«

»Ich bin dominant.« Seine Augen schimmern wieder wie flüssiges Silber.

»Was bedeutet das?«, flüstere ich.

»Es bedeutet, dass du dich mir freiwillig unterwerfen sollst, in allen Dingen.«

Ich runzle die Stirn, versuche zu begreifen, was ich da gerade gehört habe.

»Warum sollte ich das tun?«

»Um mir Vergnügen zu bereiten.« Er legt den Kopf schief. Um seine Mundwinkel spielt die Andeutung eines Lächelns.

Er möchte, dass ich ihm Vergnügen bereite! Ich glaube, mir fällt die Kinnlade herunter. Christian Grey Vergnügen bereiten. In dem Moment wird mir klar, dass es genau das ist, was ich möchte. Ich will, dass er verdammt nochmal entzückt von mir ist. Das ist eine Offenbarung für mich.

»Einfach ausgedrückt, ich möchte, dass du mir Vergnügen bereiten möchtest.« Seine Stimme ist hypnotisch.

»Und wie soll ich das anstellen?« Mein Mund ist trocken; ich wünschte, ich hätte noch Wein. Okay, ich verstehe den Teil mit dem Vergnügen, aber die Kombination aus Boudoir und elisabethanischer Folterkammer verwirrt mich. Will ich die Antwort überhaupt erfahren?

»Ich habe Regeln, die du befolgen musst. Sie sind zu deinem Nutzen und zu meinem Vergnügen gedacht. Wenn du diese Regeln zu meiner Zufriedenheit befolgst, belohne ich dich. Wenn nicht, bestrafe ich dich, und du lernst daraus«, flüstert er.