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»Um den cybellischen Lord zu töten, der als hauptverantwortlich für das Verlöschen jeder Hoffnung gilt, die Südwald je hatte, Altis’ Joch abzuschütteln? Ihr seid derjenige, der Fegfeuer besuchen muss, wenn Ihr das wirklich denkt«, fiel Sham ihm knurrend ins Wort. »Auch wenn es der Hai glauben mag, er ist weder allmächtig noch allwissend, und es gibt eine ganze Reihe von Menschen in Fegfeuer, die mit Freuden ihr erbärmliches Leben opfern würden, um es zu beweisen.«

»Sprecht Ihr jetzt«, fragte Halvok leise, der sein Gemüt offensichtlich gut im Griff hatte, »als besorgte Bürgerin oder als Mätresse des Vogts?«

»Spielt das eine Rolle?«, gab sie rundheraus zurück. »Was Ihr getan habt, war dumm und unnötig. Der Vogt weiß über Fegfeuer alles, was er wissen muss; was glaubt Ihr denn, wo er mich gefunden hat?«

Halvok verstummte kurz. »Ihr wart in Fegfeuer?«

Sham nickte. »Der Vogt hat mir das Leben gerettet. Warum glaubt Ihr wohl, dass ich für ihn, einen Altis anbetenden Cybeller, arbeite?« Die Wahrheit zu verdrehen gehörte zu ihren zahlreichen Begabungen.

»Lord Ervan war wohl kaum so arm, dass seine Witwe …« Er zögerte, dann verkündete er im Tonfall eines Mannes, der etwas Offensichtliches ausspricht, das er zuvor übersehen hat: »Ihr seid nicht seine Witwe.«

»Ich«, verriet Shamera und büßte dabei genug von ihrer Verärgerung ein, um ihn angrinsen zu können, »bin eine Diebin und lebe schon in Fegfeuer, seit die Feste gefallen ist. Hört, Ihr müsst mir alles über Dämonen erzählen, was Ihr könnt.«

Plötzlich grinste auch er. »Weil ich mich jetzt schuldig genug fühlen sollte, um das Wagnis einzugehen, darüber zu reden? Na schön, ich gebe zu, es war ein dummer Einfall, darauf zu bestehen, dass der Vogt in meine Werkstatt kommt – vor allem angesichts seines geschwächten Zustands. Obwohl es ihm deutlich besser zu gehen scheint, seit Ven gestorben ist, nicht wahr?«

»Eigentlich«, erwiderte sie, »stimmt das nicht ganz. Es geht ihm besser, seit wir Vens Leichnam entdeckt haben, obwohl das eine wenig mit dem anderen zu tun hatte. In jener Nacht habe ich am Vogt selbst und in seinem Umfeld eine Reihe von Runen gefunden, die ihn an den Dämon banden. Anscheinend war der Dämon für Lord Kerims Krankheit verantwortlich. Ich bin nicht sicher, warum er das getan hat, ja ich habe nicht einmal eine Vorstellung davon, was genau er damit bewirken wollte. Die von der Kreatur verwendeten Runen waren merkwürdige Ausgestaltungen der Hauptmuster.«

Lord Halvok sah sich um, bis sein Blick auf zwei Stühle fiel. Er bot einen davon Sham an und nahm auf dem anderen Platz. »Warum erzählst du mir nicht, was du über diesen Dämon weißt, Diebin, und ich sage dir alles, was ich erzählen kann?«

»Na gut.« Sie setzte sich auf den ihr angebotenen Platz. »Der Dämon tötet alle sieben bis acht Tage Menschen und tut das bereits die vergangenen … nun ja, etwa seit einem Dreivierteljahr. Seit wenigen Monaten mordet er bevorzugt in der Feste. Wie ich schon sagte, hat er aber auch Maur in Fegfeuer getötet – wodurch ich ursprünglich in die Sache verwickelt wurde.«

»Also haben die Morde etwa um dieselbe Zeit wie die Krankheit des Vogts begonnen?«, hakte Halvok nach.

»Ja.«

Lord Halvok legte die Stirn in Falten. »Nach allem, was ich über Dämonen weiß, tötet dieser weit häufiger, als er das eigentlich tun müsste. Dämonen sind zwar darauf angewiesen, sich von Tod zu ernähren – aber angeblich nur einmal alle paar Monate.«

»Richtig«, pflichtete Sham ihm bei. »Aber ich glaube, damit sein Simulakrum einsatzfähig bleibt, muss er viel öfter töten.«

»Ein Simulakrum?« Halvok klang neugierig.

»Lord Ven war bereits seit mehreren Tagen tot, als wir seinen Leichnam fanden. Ich … habe ihn aufgefrischt, um eine Panik unter denjenigen zu verhindern, die ihn noch am Hof sahen, während sein Körper bereits in einem selten benutzten Raum der Feste vor sich hin rottete. Die letzte Gestalt, die der Dämon angenommen hat und von der ich weiß, war die eines toten Stallknechts.«

»Der Stallknecht, der tot in Gegenwart dieses Selkies gefunden wurde, der unter dem Schutz des Vogts steht?«

Sie nickte. »Der Dämon hat ihn getötet, um sich Vens Gestalt zu entledigen, und er hat Elsic – das Selkie – benutzt, um so viel Sand wie möglich über seine Spuren zu streuen.«

Halvok schüttelte den Kopf. »Bei den Gezeiten«, fluchte er. »Kein Wunder, dass er so schwierig zu fangen ist.«

»Könnt Ihr mir sagen, wie sich der Dämon finden lässt?«

»Nein.«

»Na gut. Könnt Ihr mir dann wenigstens sagen, wie man ihn tötet?«

Halvok zuckte mit den Schultern. »Finde heraus, wer er ist, und töte den Körper, der ihn beherbergt – nachdem du das Simulakrum zerstört hast. Der Dämon sollte etwa ein Jahrzehnt brauchen, bevor er einen Menschen findet, dessen Körper er stehlen kann. Weißt du, dazu sind sie in der Lage, wenn sie nicht bereits an einen Wirt gebunden sind. Der Dämon selbst kann nicht getötet werden … es sei denn …« Er versteifte den Körper, als sei ihm gerade ein neuer Gedanke gekommen. »Wenn du den Dämon findest und so versklavst, wie es die alten Magier getan haben, dann stirbt er, wenn du stirbst.«

Sham dachte darüber nach und schüttelte den Kopf. »Er ist jetzt frei, weil er den Magier getötet hat, von dem er gerufen worden ist, und der wusste weit mehr über Dämonen als ich. Gibt es eine Möglichkeit, ihn dorthin zurückzuschicken, wo er hergekommen ist?«

Lord Halvok nickte und erklärte dazu: »Du müsstest eine männliche Jungfrau finden, dem Opfer die Zunge herausschneiden und die Augen entfernen, ein paar Zeilen aufsagen, das Herz herausschneiden und es dem Dämon zu fressen geben, nachdem du selbst einen Bissen davon genommen hast. Der Tod kann gewaltige Kraft entfesseln, wenn man ihn richtig einsetzt. Ich habe einen jungen Vetter, der vielleicht geeignet wäre, wenngleich ich für seine Jungfräulichkeit die Hand nicht ins Feuer legen kann.«

Sham schnaubte. »Ich glaube, wenn es keine andere Möglichkeit gibt, verzichte ich lieber. Ich werde mich damit begnügen, seinen Wirtskörper zu töten. Was ist mit dem Erzmagier, der Tybokk vernichtet hat? Wie hat er das gemacht?«

»Es ist ihm gelungen, den Dämon an den toten Körper zu binden, den er übernommen hatte, somit konnte er sich keinen anderen Wirt suchen. Dafür hat er einen Bann verwendet, der mit dem meisten anderen Wissen über Dämonen verloren gegangen ist – er steht auch nicht in Maurs Buch. Vielleicht findet sich etwas in der Bibliothek des ae’Magi. Ich werde dich nicht aufhalten, wenn du den ae’Magi fragen willst, ob er ein Buch über Dämonologie besitzt – obwohl er sich für ein solches Geständnis dem Rat stellen und sich danach hinrichten lassen müsste. Vielleicht würde es helfen, wenn du ihm sagst, dass du zwar ein Buch über Dämonenkunde hast, aber eine ganz bestimmte Auskunft brauchst.«

Sham lachte unwillkürlich und hob die Hand, um anzuzeigen, dass sie verstanden hatte. »Wäre es annehmbar, wenn ich noch einmal mit Euch rede, nachdem ich Gelegenheit hatte, das hier zu lesen?« Sie tippte auf das Buch, das er ihr gegeben hatte.

Der Adelige neigte zustimmend das Haupt. »Du sollst haben, was ich dir an Hilfe bieten kann. Ich werde Verbindung mit meinem alten Meister aufnehmen, um herauszufinden, ob er irgendwelche Vorschläge hat.«

»Das wüsste ich sehr zu schätzen.« Sham erhob sich vom Stuhl und ging zur Tür. Bevor sie diese öffnete, drehte sie sich jedoch noch einmal zu ihm um. »Lord Halvok, habt Ihr zufällig Bücher über Runen? Etwas, worin die Formen erwähnt sein könnten, die der Dämon benutzt?«