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De l'Eclin musterte Sharpe, um festzustellen, ob er sich auch keinen Spaß erlaube, fand dafür keine Anzeichen und brach in Gelächter aus. »Ebenso gut könnten sie darauf hoffen, Lieutenant, aus Tigern Kühe zu machen! Es ist das Privileg des Soldaten, den seltsamsten Menschen zu begegnen. Geben Sie mir Ihr Ehrenwort, dass diese Methodisten keine Waffen mitführen?«

Sharpe gefiel es, Louisas kleine Pistole zu vergessen. »Mein Ehrenwort, Sir.«

»Sie können sie auf den Weg schicken. Gott weiß, was wir mit ihnen anfangen werden, erschießen werden wir sie jedenfalls nicht.«

»Danke, Sir.« Sharpe wandte sich zum Gehen.

»Aber Sie dürfen mich noch nicht verlassen, Lieutenant. Ich habe mit Ihnen zu reden.« De l'Eclin sah die Besorgnis, die in Sharpes Gesicht aufflackerte, und schüttelte den Kopf. »Ich halte Sie nicht gegen Ihren Willen fest, Lieutenant. Ich weiß eine Parlamentärsflagge durchaus zu respektieren.«

Sharpe trat ans Scheunentor und rief zum Bauernhaus hinüber, dass die Parkers abziehen könnten. Außerdem schlug er vor, dass die drei Spanier auf dem Bauernhof diese Gelegenheit zur Flucht nutzen sollten. Aber es hatte den Anschein, als wolle keiner von ihnen sich auf französische Gastfreundschaft verlassen, denn nur die Familie Parker verließ das umzingelte Haus. Mrs Parker erschien als Erste. Sie stapfte durch Schlamm und Regen und trug ihren Schirm wie eine Waffe.

»Mon dieu«, murmelte de l'Eclin, der hinter Sharpe getreten war. »Warum rekrutiert man sie nicht?«

George Parker trat zögernd in den Regen, dann kam Louisa zum Vorschein, und de l'Eclin seufzte anerkennend. »Es scheint, als hätten wir Ihnen zu danken.«

»Vielleicht verzichten Sie darauf, Sir, wenn Sie die Tante kennenlernen.«

»Ich habe nicht vor, mein Lager mit der Tante zu teilen.« De l'Eclin befahl einem Hauptmann, sich der Zivilisten anzunehmen, dann zog er Sharpe zurück in die Scheune. »Nun, Lieutenant von den Rifles, was haben Sie als Nächstes vor?«

Sharpe überhörte seinen herablassenden Tonfall und tat so, als verstehe er nicht. »Sir?«

»Lassen Sie mich Ihnen erzählen, wie Ihre Pläne aussehen.« Der hochgewachsene Franzose, dessen Pelisse so elegant von seiner rechten Schulter hing, ging in der Scheune auf und ab. »Es ist Ihnen gelungen, im Obergeschoss des Bauernhauses vorn und hinten Schießscharten zu schlagen, daher kann ich Sie erst nach Einbruch der Dunkelheit überraschen. Ein nächtlicher Überfall könnte zum Erfolg führen, ist aber gefährlich, da Sie im Innern des Hauses zweifellos einen Brennstoffvorrat angelegt haben, mit dem Sie die Umgebung zu erhellen gedenken.«

Er bedachte den Schützen mit einem amüsierten Seitenblick, um seine Reaktion festzustellen, doch Sharpe ließ sich nichts anmerken. De l'Eclin unterbrach sich, um Sharpes Kelch aufzufüllen.

»Ich habe den Verdacht, dass Sie glauben, wenigstens noch einen Angriff überstehen zu können. Außerdem rechnen Sie damit, dass ich bis zum Morgengrauen abwarten werde, falls mein Angriff fehlgeschlagen ist. Daher wollen Sie gegen zwei oder drei Uhr morgens, wenn meine Männer besonders ermüdet sind, einen Ausfall wagen. Ich denke, Sie werden gen Westen vordringen, weil sich dort wenige hundert Schritte entfernt ein Abzugsgraben mit Gestrüpp befindet. Dort angekommen, werden Sie relativ ungefährdet sein, und es gibt dort bewaldete Pfade, die ins Hügelland hinaufführen.« De l'Eclin war wieder auf und ab gegangen, doch nun wirbelte er herum und starrte Sharpe ins Gesicht. »Habe ich recht?«

Der Gardeoffizier hatte ganz richtig geraten. Sharpe hatte von dem Abzugsgraben nichts gewusst, aber von dem Loch im Dach aus hätte er ihn sicher noch entdeckt, und dann hätte er zweifellos beschlossen, seinen Angriff in diese Richtung auszuführen.

»Nun?«, beharrte de l'Eclin.

»Ich hatte andere Pläne«, sagte Sharpe.

»Oh?« Der Oberst war von ausgesuchter Höflichkeit.

»Ich hatte vor, Ihre Männer gefangen zu nehmen und ihnen heimzuzahlen, was sie im Hügelland den spanischen Dorfbewohnern angetan haben.«

»Vergewaltigen wollten Sie sie?«, präzisierte de l'Eclin, dann lachte er. »Das könnte einigen meiner Männer sogar gefallen, doch ich versichere Ihnen, dass sich die überwältigende Mehrzahl Ihren bestialischen, aber sicher typisch englischen Gelüsten widersetzen wird.«

Sharpe, der sich angesichts der gelassenen Reaktion des Franzosen äußerst dumm vorkam, sagte nichts. Ihm wurde plötzlich bewusst, in was für einem abgerissenen Aufzug er hier auftreten musste. Seine Jacke war zerschlissen und blutbefleckt, er besaß keine Kopfbedeckung, seine Hose stand offen, weil er die Silberknöpfe als Zahlungsmittel benutzt hatte, und seine billigen Stiefel waren zerfetzt.

Im Gegensatz dazu war de l'Eclins Uniform geradezu prächtig. Der Jäger trug eine enge grüne Husarenjacke mit goldenen Schlaufen und Knöpfen. Darüber hing die scharlachrote Pelisse, ein gänzlich nutzloses Kleidungsstück, das bei der leichten Kavallerie jedoch sehr beliebt war. Die Pelisse war eigentlich eine zweite Jacke, die wie ein Mantel über eine Schulter gehängt wurde. De l'Eclins Pelisse hatte goldene Tressen, hing an einer Goldkette um seinen Hals und war mit weichem weißem Lammfell besetzt. Die leeren Ärmel reichten bis zu den goldfarbenen Ketten herab, mit denen sein Säbel befestigt war. Die Hosenbeine seiner dunkelgrünen Uniform waren innen an Schenkel und Wade mit schwarzem Leder verstärkt, um dem Scheuern eines Sattels standzuhalten, während die äußeren Säume aus roten Tuchstreifen bestanden, die mit goldenen Knöpfen geschmückt waren. Seine kurzen Stiefel waren aus weichem schwarzem Leder. Sharpe fragte sich, wie viel so eine Uniform kosten mochte. Er wusste, dass es vermutlich mehr war als sein Sold für ein ganzes Jahr.

De l'Eclin öffnete seine Säbeltasche und holte zwei Zigarren heraus. Eine davon bot er dem Engländer an, der keinen Grund sah, das Angebot abzulehnen. Die beiden Männer beugten sich einträchtig über die Flamme einer Kerze, dann paffte der Franzose seufzend Rauchschwaden über Sharpes Kopf hinweg. »Ich denke, Lieutenant, Sie und Ihre Rifles sollten sich ergeben.«

Sharpe brach sein eigensinniges Schweigen nicht.

De l'Eclin zuckte mit den Schultern. »Ich will ehrlich mit Ihnen sein, Lieutenant.« Er hielt inne. »Sharpe, sagten Sie?«

»Jawohl, Sir.«

»Ich will ehrlich mit Ihnen sein, Lieutenant Sharpe. Ich wünsche nicht, dass meine Männer die Nacht an diesem Ort verbringen. Wir haben die Ehre, Vortrupp unseres Heeres zu sein, und sind daher in exponierter Lage. Das spanische Bauernvolk lässt sich gelegentlich dazu hinreißen, uns zu belästigen. Wenn ich heute Nacht hierbleibe, könnte ich in der Dunkelheit eine Handvoll Männer ans Messer liefern, und ich bin nicht der Meinung, dass die besten Kavalleristen der Welt einen so ehrlosen und schmerzhaften Tod erleiden sollten. Daher erwarte ich von Ihnen, dass Sie sich rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit ergeben. Sollten Sie es nicht gleich tun, gedenke ich mich später sogar zu weigern, Ihre Kapitulation zu akzeptieren. Habe ich mich klar ausgedrückt?«

Sharpe verbarg sein Erstaunen ob dieser Drohung. »Ich habe verstanden, Sir.«

Trotz Sharpes Zusagen konnte de l'Eclin nicht widerstehen, seine Nötigung ein wenig auszuschmücken. »Sie werden allesamt sterben, Lieutenant. Nicht langsam, wie wir die spanischen Bauern töten, aber dennoch sterben. Morgen wird das Heer mich einholen, und ich werde Artillerie haben, um Ihre Schützen niederzumachen. Das wird anderen Feinden Frankreichs eine Lehre sein, des Kaisers Zeit nicht zu vergeuden.«

»Jawohl, Sir.«

De l'Eclin lächelte liebenswürdig. »Bedeutet dieses Ja, dass Sie sich ergeben wollen?«

»Nein, Sir. Sehen Sie, Sir, ich glaube nicht an Ihre Kanonen. Sie führen Futternetze mit sich.« Sharpe zeigte durch die offene Hintertür der Scheune auf die Pferde der Offiziere. Sie waren außer Sichtweite der Schützen festgebunden, und jedes einzelne hatte schwere Netze voller Heu um den Sattelknauf geschlungen. »Wenn Ihr Heer tatsächlich zu Ihnen aufholen würde, Sir, ließen Sie Ihr Futter auf Karren transportieren. Sie sind auf Patrouille, nicht mehr, und wenn ich lange genug Widerstand leiste, werden Sie abziehen.«