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»Um Himmels willen, wieso denn nicht?«

»Warum, zur Hölle, sollte ich?«

»Warum, zur Hölle, hast du mir vorhin das Leben gerettet?« Sharpe wies auf das Gelände jenseits des Bauernhofs, wo ihn bei der panischen Flucht vor den Dragonern einzig Harpers Salven gerettet hatten.

Der große Ire blickte verlegen drein. »Daran wird Major Vivar schuld gewesen sein, Sir.«

»Was, zum Teufel, soll das heißen?«

»Nun ja, Sir, er hat zu mir gesagt, Sie seien mit einer Ausnahme der beste Mann im Kampf, den er je gesehen hat. Und dass ich Sie, Sir, solange die heidnischen Engländer für ein freies katholisches Spanien kämpfen, am Leben erhalten soll.«

»Der Beste?«

»Mit einer Ausnahme.«

»Und wer ist das?«

»Ich, Sir.«

»Der Major ist ein verlogener Schweinehund«, sagte Sharpe, dem allmählich dämmerte, dass er nehmen musste, was ihm angeboten wurde, nämlich Harpers Unterstützung auf dem Schlachtfeld. Das war immerhin besser als gar keine Unterstützung. »Wenn du so ein gottverdammt guter Kämpfer bist, dann sag mir gefälligst, wie wir aus diesem gottverdammten Loch herauskommen!«

»Vermutlich werden wir nicht herauskommen, Sir, und das ist die Wahrheit. Aber wir werden dem Gesindel einen teuflisch guten Kampf liefern, damit es beim nächsten Mal, wenn es auf die Rifles trifft, nicht mehr so verflucht selbstsicher ist.«

Durch das Küchenfenster pfiff ein Geschoss herein. Die Zehn-Minuten-Frist war verstrichen, und de l'Eclin nahm den Kampf wieder auf.

Durch eines der Löcher im Dach sah Sharpe den dicht bewachsenen Abzugsgraben, von dem der französische Oberst gesprochen hatte. Direkt nördlich davon, in einem ummauerten Pferch, weideten die meisten Dragonerpferde.

»Hagman!«

Der ehemalige Wilderer kletterte die Leiter herauf. »Sir?«

»Such dir eine Feuerstellung und fang an, Pferde abzuschießen. Damit halten wir das Gesindel auf Trab.«

Drunten war die Bauersfrau mit der Essensausgabe beschäftigt. Sie schleppte eine Kiste mit gesalzenen Makrelen und Weißfischen heran, Beweis für die Tatsache, dass das Meer nicht weit sein konnte, und verteilte sie unter die Soldaten. Ihr Mann hatte, nachdem seine Schießscharte fertig war, eine Vogelflinte mit Schießpulver und Schrot geladen, das er mit ohrenbetäubendem Krachen gen Osten verschoss.

Die Franzosen verlegten ihre Pferde weiter nach Norden. Aus der Scheune drang der quälend köstliche Duft von gebratenem Schweinefleisch. Während es langsam zu regnen aufhörte, setzten die Franzosen das Gehöft weiter unter Beschuss, richteten jedoch nicht viel Schaden an. Ein Schütze erlitt eine Fleischwunde am Arm und musste sich, als er aufschrie, von seinen Kameraden verspotten lassen.

Am Spätnachmittag unternahmen einige Dragoner einen halbherzigen Vorstoß durch den Obstgarten im Norden, ließen sich aber leicht entmutigen.

Sharpe ging von einem Fenster zum anderen und fragte sich, was für eine Teufelei de l'Eclin ausgeheckt haben mochte. Außerdem fragte er sich, wie Blas Vivar die Zeit nutzen würde, die er gewonnen hatte, als er de l'Eclin auf die falsche Fährte gelockt hatte. Die Truhe war offenbar von noch größerer Wichtigkeit, als Sharpe angenommen hatte. So wichtig, dass der Kaiser persönlich den Oberst entsandt hatte, um sie an sich zu bringen. Sharpe ging davon aus, dass er nie erfahren würde, was sie enthielt. Entweder würde er hier gefangen genommen oder getötet werden, oder sie würden, sobald die Franzosen in ihrer Wachsamkeit nachließen, von hier abziehen, und Sharpe würde sich nach Süden wenden. Er würde sich ein Schiff in die Heimat suchen und sich erneut dem Hauptheer anschließen.

Bei dem Gedanken an seinen Posten als Quartiermeister tat sein Herz einen kurzen Ruck. Erst in den letzten Tagen war ihm klar geworden, wie sehr ihm diese gottverdammte Aufgabe missfiel.

»Sir!« Die Stimme klang erschrocken. »Sir!«

Sharpe rannte zum vorderen Küchenfenster.

Die Franzosen hatten aus den Schafshürden Schutzschilde gebaut. Sie hatten sie zusammengebunden, sodass schwere Matten aus Birkenreisig entstanden, die groß genug waren, um ein halbes Dutzend Männer zu verbergen, und widerstandsfähig genug, um Kugeln abzuhalten. Die schwerfälligen Schilde rückten über den Hof hinweg immer weiter vor, und Sharpe wusste sogleich, dass die Franzosen, sobald sie das Haus erreicht hatten, von Äxten und Stangen Gebrauch machen würden, um die Türen aufzubrechen. Er schoss seine Büchse ab, obwohl ihm klar war, dass die Kugel gegen das elastische Holz nichts ausrichten konnte. Das Musketenfeuer nahm erneut zu.

Sharpe zwängte sich am Tisch vorbei zum nördlichen Fenster. Aus dem Obstgarten stieg Pulverdampf auf, der verriet, dass die Dragoner diesen Fluchtweg abgeschnitten hatten, doch er war seine einzige Hoffnung. Er trat an die Leiter und rief nach oben. »Runterkommen!«

Er wandte sich an Harper. »Wir nehmen die Spanier mit. Wir brechen nach Süden aus.«

»Sie werden uns einfangen.«

»Das ist besser, als wie die Ratten in der Falle zu sterben. Schwerter aufsetzen!« Er spähte die Leiter hinauf ins Schlafgemach. »Beeilt euch!«

»Sir!« Es war Dodd, der seinen Ruf erwiderte, der stille Dodd, der nun aus der Schießscharte im Dach starrte und ungewohnt erregt wirkte. »Sir!«

Denn nun schallte ein neues Trompetensignal gen Himmel.

Major Blas Vivar riss seinen Säbel aus der Scheide. Er hob ihn hoch und ließ ihn niedersausen, als die Trompete ihren schrillen höchsten Ton ausstieß.

Die Pferde stürmten los. Es waren einhundert Tiere: alle, die Leutnant Davila aus Orense herangeschafft hatte. Sie erklommen die Böschung des Abzugsgrabens, fanden festen Boden auf der Weide und preschten vorwärts.

»Santiago! Santiago!«

Vivar dehnte die letzte Silbe seines Kriegsgeschreis, während hinter ihm seine Cazadores herangaloppierten. Die Überlebenden seiner scharlachrot uniformierten Elitetruppe waren da, verstärkt durch ihre blauberockten Kameraden, die Leutnant Davila nach Norden begleitet hatten. Von den Hufen der Pferde spritzten Erdklumpen hoch in die Luft.

»Santiago!«

Vor ihnen befand sich eine Mulde, besetzt mit Dragonern, die bisher das Bauernhaus beschossen hatten. Nun standen sie auf, drehten sich hastig um und zielten auf die spanische Kavallerie. Eine Kugel zischte an Vivars Gesicht vorbei.

»Santiago!«

Er erreichte die Mulde, sprang darüber hinweg und schlug mit sausender Klinge einem Franzosen das Gesicht blutig.

Die Lanzenspitze des Standartenträgers traf einen Dragoner und vergrub die Standarte in seiner Brust. Der Standartenträger riss den Schaft frei, brüllte seine persönliche Herausforderung. Doch dann wurde er von einer Kugel in den Hals getroffen. Ein Reiter, der hinter ihm herkam, fing den fallenden Schaft auf und hob erneut die blutgetränkte Standarte.

»Santiago!«

Die abgesessenen Dragoner versuchten, sich auf den Hof zu retten. Die spanische Kavallerie ritt sie nieder, Klingen senkten sich herab. Verängstigte Pferde verrenkten die Hälse, schnappten mit gelblichen Zähnen zu und schlugen mit ihren Hufen aus. Säbel kreuzten sich, hell klingend wie Schmiedehämmer. Ein Spanier fiel aus dem Sattel, ein Franzose schrie auf, als ein Säbel ihn an die Scheunenwand nagelte. Die Reisigschutzwälle lagen verlassen im Schlamm.

Der Angriff hatte die Franzosen vom Hof getrieben und in der Mulde im Osten ein Blutbad angerichtet. Der Trompeter gab das Signal zum Neuformieren. Vivar zügelte sein Pferd, machte kehrt und ritt zurück. Ein französischer Dragoner, der von der ersten Attacke her auf unsicheren Beinen stand, führte einen schwachen Hieb gegen den Major aus und wurde mit einer durchgetrennten Kehle belohnt.