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Die übrigen drei Franzosen zogen sich in Richtung Kirchentür zurück, doch die Schützen waren schneller. Ein weiterer Musketenschuss zerriss das Morgengrauen, dann taten die Schwertbajonette ihre Arbeit. Ein Franzose schrie erbärmlich.

»Bring den Kerl zum Schweigen!«, knurrte Harper. Eine Klinge stach zu, dann ein erstickter Laut, dann nichts mehr.

Aus Richtung Kirchentür knallte eine Pistole. Ein Rifle keuchte, wand sich und stürzte ins Feuer. Zwei Büchsen feuerten und warfen eine dunkle Gestalt zurück ins schattige Innere der Kirche. Der brennende Schütze schrie entsetzlich, als er aus den Flammen gezogen wurde. Die Köter bellten wie Höllenhunde.

Mit der Überraschung war es vorbei, und sie hatten noch dreihundert Yards Straße zu überwinden. Sharpe zerrte einen der Handkarren beiseite, machte die Straße für die nachfolgende Kavallerie frei. »Lasst diese Lumpen!« Es befanden sich weitere Franzosen in der Kirche, doch sie mussten ignoriert werden, wenn der Überfall überhaupt Aussicht auf Erfolg haben sollte. Selbst Sharpes eigene Verwundete mussten zurückgelassen werden, wenn die Stadt wirklich fallen sollte. »Lasst sie! Kommt!«

Die Rifles gehorchten. Einer oder auch zwei blieben zurück, suchten Schutz in der Dunkelheit, doch Harper erkundigte sich, ob es ihnen lieber wäre, ihn zu bekämpfen oder die Franzosen, worauf die Zauderer ihren Mut wiederfanden.

Sie folgten Sharpe in den Nebel, der längst nicht mehr so dunkel wie noch vor wenigen Stunden war.

In der Stadt erschallten Trompetensignale. Das bedeutete noch keinen Alarm, nur den allgemeinen Ruf zu den Waffen, aber ihr Klang trieb die Rifles zur Eile an. In ihrer Hast ging jegliche Ähnlichkeit mit einem geordneten Vormarsch verloren. Sie rückten weder hintereinander noch in Schützenlinie vor, sondern als stampfende Horde, die den Hang empor auf die Stadt zurannte.

Wo inzwischen wohl die Verteidigung in Alarmbereitschaft war. Nun fand die Angst Zeit, sich wieder einzuschleichen, und sie wurde dadurch verschlimmert, als Sharpe sah, dass die Franzosen jene Häuser abgerissen hatten, die der alten Mauer am nächsten waren, damit die Wachen hinter den Barrikaden eine klare Schusslinie hatten.

Die Franzosen feuerten hinter ihnen aus der Kirche. Eine Kugel flog über ihre Köpfe hinweg, eine zweite pfiff zwischen den Schützen durch und schlug vor ihnen in eine verfallene Mauer ein.

Sharpe stellte sich vor, wie die Musketen und Karabiner über die Barrikaden der Stadt geschoben wurden. Er stellte sich einen französischen Offizier vor, der den Soldaten befahl zu warten, bis der Feind näher gekommen sei. Nun war der Moment des Todes gekommen. Nun würden, falls es in den Stellungen Kanonen gab, die breiten Mündungen ihre Kartätschen ausstreuen. Die Schützen würden bei lebendigem Leibe zerfetzt werden, ihre Bäuche aufgerissen, ihre Eingeweide über zehn Yards entlang einer unwirtlichen Straße verteilt.

Aber die Schüsse blieben aus, und Sharpe erkannte, dass sich die Franzosen der Stadt von den Schüssen aus der Kirche hatten verwirren lassen. Für einen Mann in der Hauptverteidigungslinie musste es so aussehen, als seien die heranstürmenden Rifles die Letzten der Besatzung des Wachlokals, die vom Musketenfeuer eines fernen Feindes verfolgt wurden. Er brüllte das magische Wort, so laut er nur konnte, in der Hoffnung, dadurch diesen Irrtum zu bestärken. »Ami! Ami!«

Sharpe konnte jetzt die Hauptstellungen sehen. Man hatte einen Viehkarren quer über die nächste Straßenmündung geschoben, um eine provisorische Barrikade zu errichten, die sich tagsüber entfernen ließ, damit die Kavalleriepatrouillen in die Stadt einreiten und sie wieder verlassen konnten. Er wurde von einem Feuer angestrahlt, das außerdem die Umrisse von Männern erkennen ließ, die soeben die Ladefläche des Karrens erstiegen. Sharpe sah, wie sie ihre Bajonette aufpflanzten. Zugleich konnte er links von dem Karren eine schmale Bresche ausmachen, wo seine Deichsel das einzige Hindernis darstellte.

Von dem Karren wurde ihnen eine Frage zugerufen, und Sharpe wusste bis auf das eine Wort keine Antwort darauf. »Ami!« Er keuchte, so schnell war er bergauf gerannt, schaffte es jedoch, seinen Männern einen Befehl zuzurufen. »Nicht zusammendrängen! Verteilt euch!«

Dann ertönte aus der Kirche hinter ihm ein Infanteriehorn. Es musste sich um ein verabredetes Signal handeln, allerdings eines, das sich durch den Tod sowohl des Wachoffiziers als auch des Unteroffiziers verzögert hatte. Dies war der Alarm, schrill und verzweifelt, und er provozierte eine augenblickliche Salve vom Viehkarren her.

Die Musketen knallten, doch die Verteidiger hatten zu früh geschossen und - wie viele Soldaten, wenn sie bergab schießen - zu hoch. Die Erkenntnis ließ in Sharpe plötzlich Hoffnung aufkommen. Er stieß einen Kriegsruf aus, nichts Verständliches, nur einen mörderischen Wutschrei, der ihn bis dicht vor die feindliche Stellung begleiten würde.

Harper rannte mit stampfenden Schritten neben ihm, und die Rifles verteilten sich über die Straße, damit sie keine massierte Zielscheibe für die französischen Soldaten abgaben, die auf den Karren kletterten, um die Plätze jener Männer einzunehmen, die ihr Pulver verschossen hatten.

»Tirez!« Der Degen eines feindlichen Offiziers sauste hernieder.

Aus den Mündungen der französischen Musketen schossen lange Stichflammen. Rauch stieg auf und verbarg den Karren, und ein Schütze wurde zurückgeworfen, als hätte man ihn mit einem gespannten Tau von den Beinen gerissen.

Sharpe hatte nach links die eigentliche Straße verlassen und stolperte über das Geröll der abgerissenen Häuser. Er sah einen Schützen stehen bleiben, um zu zielen, und brüllte ihm zu, er solle weiterlaufen. Sie durften jetzt nicht haltmachen, auf keinen Fall, denn wenn dieser Angriff seine Schnelligkeit einbüßte, würde der Feind ihn mühelos abwehren. Sharpe bereitete sich auf den schrecklichen Moment vor, wenn sie die Bresche angehen mussten.

Er sprang auf die Lücke zu und schrie seine Herausforderung, um unter jenen, die dort auf ihn warteten, Furcht und Schrecken zu verbreiten. Drei Franzosen waren es, die mit ihren Bajonetten zustießen.

Sharpes Degen rutschte klirrend von ihren Klingen ab und bohrte sich in das Holz einer Muskete. Er stolperte über die Deichsel, wurde beiseite gestoßen, als Sergeant Harper durch die schmale Bresche stürmte. Andere Schützen griffen nach den Seitenwänden des Karrens, versuchten ihn zu erklimmen. Ein Franzose stach mit dem Bajonett auf sie ein, wurde jedoch von einer Kugel zurückgeworfen.

Weitere Büchsen schossen. Ein Franzose zielte auf Sharpe, hatte jedoch in seiner Nervosität vergessen, seine Muskete mit Zündpulver zu versehen. Der Feuerstein schlug in einer leeren Pfanne auf, der Mann schrie, dann hatte Sharpe das Gleichgewicht wiedergefunden und stieß zu.

Harper zog soeben sein Schwertbajonett mit einer Drehbewegung aus den Rippen eines Feindes. Immer mehr Schützen schlugen sich durch die Bresche, während andere über den Karren stiegen und die Franzosen zurückdrängten. Die Verteidiger waren in der Minderzahl, und sie hatten zu lange gewartet. Erst das Hornsignal hatte ihrer Unschlüssigkeit ein Ende bereitet. Nun starben sie entweder, oder sie flohen.