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»Ich bin also dazu verdammt, in die Heimat zurückzukehren.« Louisa blickte zu den herumtollenden Knaben hinüber, während sie das sagte. »Und wozu, Lieutenant? In England werde ich meine Näherei wieder aufnehmen und Stunden mit meinen Wasserfarben verbringen. Zweifellos werde ich eine Zeit lang eine Kuriosität sein. Der Gutsherr wird von meinen drolligen Abenteuern hören wollen. Mister Bufford wird seine Avancen fortsetzen und mir versichern, dass ich, solange er noch Atem in seinem Körper hat, nie wieder so grässlichen Gefahren ausgesetzt werden soll! Ich werde das Pianoforte spielen und Wochen auf die Entscheidung verwenden, ob ich für die Ballkleider der nächsten Saison rosa oder blaue Bänder kaufen soll. Ich werde den Armen Almosen geben und mit den Damen der Stadt Tee trinken. Und alles wird ohne jegliche Anstrengung verlaufen, Lieutenant Sharpe.«

Sharpe fühlte sich einer Ironie ausgesetzt, die ganz zu verstehen er sich nicht zutraute. »Sie haben also beschlossen, Mister Bufford zu heiraten?«, fragte er besorgt, denn er fürchtete, die Antwort könnte all seine leisen Hoffnungen zunichtemachen.

»Ich habe nicht genug geerbt, um einen edleren Freier zu gewinnen«, sagte Louisa mit gespieltem Selbstmitleid. Sie wischte sich Asche vom Rock. »Aber es wäre sicherlich vernünftig von mir, es zu tun, nicht wahr, Lieutenant? Mister Bufford zu heiraten und in seinem sehr hübschen Haus zu wohnen? Ich werde an der Südmauer Rosen pflanzen lassen und in gewissen Zeitabständen, in sehr langen Zeitabständen, werde ich in den Zeitungen einen Artikel entdecken, der von einer fernen Schlacht berichtet, und ich werde mich erinnern, wie grässlich Pulverdampf riecht und wie traurig ein Soldat aussehen kann, wenn er das Blut von seinem Degen kratzt.«

Ihre letzten scheinbar so intimen Worte gaben seinem Optimismus Nahrung. Er blickte zu ihr auf.

»Sehen Sie, Lieutenant«, kam Louisa ihm zuvor, »jeder Mensch steht im Laufe seines Lebens einmal vor einer grundsätzlichen Entscheidung. Ist es nicht so?«

Die Hoffnung, so unbegründet, so vage und doch so unwiderstehlich, regte sich in Sharpe. »Ja«, sagte er. Er wusste zwar nicht genau, wie sie es schaffen wollte, beim Heer zu bleiben oder wie es um die Finanzen stand, an denen die meisten unpraktischen Romanzen scheiterten, aber andere Offiziersfrauen hatten Häuser in Lissabon, warum also nicht Louisa?

»Ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich die Rosen und die Stickarbeit haben will.« Louisa wirkte plötzlich nervös wie ein unerfahrenes Pferd, das sich scheu der Kampflinie nähert. »Ich weiß, ich sollte mir diese Dinge wünschen, und ich weiß, dass ich töricht bin, wenn ich sie verschmähe, aber mir gefällt es in Spanien! Mir gefällt die Aufregung hier. In England ist es immer so ruhig.«

»Ja.« Sharpe wagte kaum, sich zu bewegen, als könne er dadurch verhindern, dass sie ihn ablehnte.

»Finden Sie es falsch, dass ich mich nach Aufregung sehne?« Louisa wartete nicht auf Antwort, sondern stellte eine weitere Frage. »Glauben Sie wirklich, das britische Heer wird dableiben, um in Portugal zu kämpfen?«

»Natürlich!«

»Ich glaube es nicht.« Louisa wandte sich erneut ab und beobachtete die Jugendlichen, die jetzt auf der Asche der verbrannten französischen Fahne herumtrampelten. »Sir John Moore ist tot«, fuhr sie fort, »sein Heer ist fort, und wir wissen nicht einmal, ob die Lissaboner Garnison noch existiert. Und wenn sie noch da ist, Lieutenant, wie soll so eine kleine Garnison den Heerscharen Frankreichs widerstehen?«

Sharpe klammerte sich hartnäckig an seinen Glauben, dass das britische Heer die Hoffnung nicht aufgegeben hatte. »Den letzten Neuigkeiten zufolge, die wir aus Lissabon erhalten haben, besteht die Garnison weiter. Sie kann jederzeit verstärkt werden! Wir haben im letzten Jahr in Portugal zwei Schlachten gewonnen, warum nicht dieses Jahr noch mehr?«

Louisa schüttelte den Kopf. »Ich denke, wir Briten sind geschlagen, Lieutenant, und ich habe den Verdacht, dass wir Portugal seinem Schicksal überlassen werden. Es ist fünfzig Jahre her, dass ein britisches Heer in Europa erfolgreich war, wie kommen Sie darauf zu glauben, dass wir jetzt Erfolg haben können?«

Sharpe sah nun endlich ein, dass Louisas Wünsche und seine Hoffnungen doch nicht in die gleiche Richtung gingen. Ihre Nervosität war nicht die eines Mädchens, das scheu einen Antrag annimmt, sondern die eines Mädchens, das ängstlich darauf bedacht ist, mit ihrer Ablehnung niemanden zu verletzen. Er blickte zu ihr auf. »Ist das Ihre Meinung, Miss Parker? Oder die von Major Vivar?«

Louisa schwieg zunächst, dann sagte sie so leise, dass ihre Stimme über den Lärm der Kirchenglocken hinweg kaum zu Sharpe durchdrang. »Don Blas hat mich gebeten, in Spanien zu bleiben, Lieutenant.«

»Oh.« Sharpe schloss die Augen, als ob sie vom Sonnenlicht auf der Plaza schmerzten. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Nichts ist törichter, sagte er sich wieder, als ein abgewiesener Mann.

»Ich kann mich im katholischen Glauben unterweisen lassen«, sagte Louisa, »und ich kann Teil dieses Landes werden. Ich will nicht aus Spanien fort. Ich will nicht nach England zurückkehren und an all die Aufregung denken, die hier winkt. Und ich kann nicht ...« Sie hielt verlegen inne.

Es war nicht nötig, dass sie den Satz beendete. Sie konnte sich nicht an einen gemeinen Soldaten verschwenden, an einen alternden Lieutenant, an einen Habenichts in einer zerfetzten Uniform, dessen Zukunftsaussichten darin bestanden, in einer Provinzbaracke langsam zugrunde zu gehen. »Ja«, sagte Sharpe hilflos.

»Ich kann mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen«, sagte sie dramatisch.

»Ihre Familie ...«, setzte Sharpe an.

»Wird entsetzt sein!« Louisa zwang sich ein Lachen ab. »Ich versuche mir gerade einzureden, dass das nicht der einzige Grund ist, warum ich Don Blas' Angebot annehme.«

Sharpe musste sich zwingen, zu ihr aufzublicken. »Sie werden heiraten?«

Sie sah ihm ernst ins Gesicht. »Ja, Mister Sharpe, ich werde Don Blas heiraten.« Nun, da die Wahrheit heraus war, klang ihre Stimme erleichtert. »Das ist eine plötzliche Entscheidung, ich weiß, aber ich muss den Mut aufbringen, den Augenblick auszunutzen!«

»Ja.« Etwas anderes fiel ihm nicht ein.

Louisa betrachtete ihn schweigend. In ihren Augen standen Tränen, aber Sharpe sah sie nicht. »Tut mir leid«, begann sie.

»Nein.« Sharpe erhob sich. »Ich hatte keine Erwartungen, überhaupt keine.«

»Ich freue mich, das zu hören«, sagte Louisa sehr förmlich. Sie wich einen Schritt zurück, während Sharpe an den Rand der Steinfläche trat. Dann runzelte sie die Stirn, als er anfing, die Stufen hinabzugehen. »Wollten Sie nicht Don Blas aufsuchen?«

»Nein.« Sharpe war jetzt alles egal. Er steckte seinen Degen weg und ging davon. Er hatte das Gefühl, umsonst gekämpft zu haben. Nichts war geblieben, für das es sich zu kämpfen lohnte, und seine Hoffnungen waren wie die Asche der verbrannten Fahne auf der leeren Plaza. Alles umsonst.

KAPITEL 16

Dass Lieutenant Richard Sharpe Miss Louisa Parker begehrte, war auf seine Weise ein ebenso kühnes Unterfangen wie Vivars Plan, eine vom Feind besetzte Stadt zu erobern. Louisa stammte aus einer respektablen Familie, die zwar hin und wieder drohte, in vornehmer Armut zu versinken, jedoch weit über Sharpes niedrigem Stand angesiedelt war. Er war von Hause aus zum Proletarier, vom Zufall zum Offizier und vom Schicksal zum Habenichts auserkoren.

Und was, fragte sich Sharpe, hatte er von dem Mädchen erwartet? Hatte er sich vorgestellt, dass Louisa bereitwillig einen Feldzug nach dem anderen mitmachen würde oder dass sie ein verwahrlostes Haus in der Nähe der Kaserne finden, sich mit seinem unzureichenden Sold durchschlagen und ihn für Fleischreste und Brot vom Vortag ausgeben würde? Sollte sie die seidenen Kleider zugunsten wollener Unterröcke aufgeben? Oder hatte er von ihr erwartet, dass sie ihm in die westindische Garnison folgen würde, wo das Gelbfieber ganze Regimenter ausrottete? Er sagte sich, dass seine Hoffnungen auf das Mädchen ebenso dumm wie unrealistisch gewesen seien, doch damit war der jähe Schmerz nicht geheilt. Er sagte sich, dass es kindisch sei, überhaupt verletzt zu sein, aber das machte es nicht erträglicher.