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»Nein, Sir.« Sharpe spürte, wie in ihm die Hoffnung aufbrandete, vielleicht doch nicht wieder zur Plackerei eines Quartiermeisters verdammt zu werden, sondern dableiben und am Kampf teilnehmen zu können. »Ich würde gern bleiben, Sir.«

»Guter Mann!« Hogan blieb auf dem Grat stehen und sah zu, wie die Spanier davonritten. »Seine Leute haben Ihnen bei der Flucht geholfen, wie?«

»Jawohl, Sir. Und sie haben eine ganze Stadt von den Franzosen zurückerobert, nicht für lange Zeit, aber immerhin lange genug.«

Hogan blickte Sharpe durchdringend an. »Santiago?«

»Jawohl, Sir.« Sharpe schlug einen defensiven Ton an. »Ich war nicht sicher, ob wir ihnen helfen sollten, Sir, aber ...« Er zuckte mit den Schultern, zu müde, um eine vollständige Erklärung abzugeben.

»Großer Gott, Mann! Wir haben davon gehört! Das waren Sie?« Es war eindeutig, dass dieser Captain der Ingenieure keine Einwände gegen Sharpes Abenteuer erheben würde. Im Gegenteil, Hogan war offensichtlich entzückt. »Sie müssen mir die Geschichte erzählen. Ich höre nichts lieber als eine gute Geschichte. Jetzt gleich! Ich nehme an, Ihre Jungs hätten gern was zu essen?«

»Ein Schluck Rum wäre ihnen lieber, Sir.«

Hogan lachte. »Das auch.« Er beobachtete die Schützen, wie sie nacheinander an ihm vorbeimarschierten. Ihre grünen Jacken waren zerfetzt und schmutzig, aber sie grinsten im Vorbeigehen den beiden Offizieren zu. Hogan fiel auf, dass diese Männer nicht das korrekte Schuhzeug anhatten, dass einige von ihnen französische Mäntel aufgerollt an französischen Tornistern mitschleppten, dass sie unrasiert, ungewaschen und ungepflegt waren. Andererseits hatten sie allesamt noch ihre Waffen, und diese Waffen waren perfekt in Schuss. »Nicht viele sind entkommen«, sagte Hogan.

»Sir?«

»Von den Männern, die von Moores Rückzug abgeschnitten wurden«, erläuterte Hogan. »Die meisten haben aufgegeben, wissen Sie?«

»Es war kalt«, sagte Sharpe, »sehr kalt. Aber ich hatte Glück mit meinem Sergeant. Der Große dort. Er ist Ire.«

»Das sind die Besten«, erwiderte Hogan fröhlich. »Aber sie sehen alle aus, als wären sie gute Burschen.«

»Das sind sie, Sir.« Sharpe erhob seine Stimme, damit jeder der erschöpften Männer dieses ungewöhnliche Lob hören konnte. »Sie sind versoffene Kerle, Sir, aber zugleich sind sie die besten Soldaten der Welt. Die allerbesten.« Und das meinte er im Ernst. Sie waren die Elite, die Verdammten, die Rifles. Sie waren die Soldaten im grünen Rock. Sie waren Sharpes Rifles.

HISTORISCHE ANMERKUNG

Der Rückzug nach La Coruña war eine der aufreibendsten Unternehmungen, die einem britischen Heer je auferlegt wurden. Das Wunder bei diesem Rückzug bestand darin, dass ihn genügend Männer überlebten, um kehrtzumachen und einen französischen Angriff außerhalb der Hafenstadt abzuwehren. Sir John Moore selbst fiel bei diesem Gefecht, doch sein Sieg brachte so viel Zeit ein, dass die überlebenden Soldaten die Schiffe besteigen konnten, die man zu ihrer Rettung entsandt hatte.

Es war den Franzosen gelungen, Britanniens Heer bis auf die kleine Garnison in Lissabon von der Iberischen Halbinsel zu vertreiben. Diese Leistung wurde in Paris als Sieg gefeiert, was sie auch war, obwohl niemand zu bemerken schien, dass der Feldzug französische Truppen von ihrer eigentlichen Aufgabe abgehalten hatte, die Invasion Spaniens und Portugals zu Ende zu führen. Diese Invasion wurde nie vollendet. Doch im Februar 1809 hätten nur wenige Leute diesen Fehlschlag vorhersehen können, und nur eine Hand voll glaubte, dass Britannien nach Moores Niederlage seine militärische Präsenz auf der Halbinsel aufrechterhalten werde.

Doch im Frühjahr 1809 übernahm Sir Arthur Wellesley, der eines Tages als Herzog von Wellington bekannt werden sollte, das Kommando über die Lissaboner Garnison, die daraufhin langsam, wenn nicht gar widerstrebend, zu jenem Heer aufgestockt wurde, das eine Reihe bemerkenswerter Siege erringen sollte, die mit der Invasion Frankreichs endete.

Die vorliegende Erzählung ist angesiedelt vor dem Hintergrund der brutalen französischen Besetzung Galiciens. Insoweit entspricht das Buch den Tatsachen. Die Franzosen haben tatsächlich Santiago de Compostela erobert und seine Kathedrale ausgeraubt, und sie haben tatsächlich heftige Kämpfe gegen den zunehmenden Widerstand aus den galicischen Bergen ausgetragen. Alles Übrige jedoch ist fiktiv. Inzwischen versichern uns sogar die Gelehrten, dass die romantische Ableitung des lateinischen campus compostela als »Sternenfeld« ebenfalls Fiktion sei. Sie sagen, der Name stamme in Wahrheit von dem lateinischen Wort für Friedhof ab. Manchmal ist es angebracht, nicht auf die Gelehrten zu hören.

Von Marschall Soult wurde erwartet, dass er vor Ende Februar ganz Portugal erobert haben sollte. Geplagt von Nachschubproblemen und ständig gepeinigt von Partisanen, schaffte er es nur bis Oporto am nördlichen Ufer des Douro im Norden Portugals. Aus dieser Verteidigungsstellung wurde er im Mai von Sir Arthur Wellesley vertrieben. Nachdem er die Franzosen aus Portugal verjagt hatte, wandte sich Wellesley in Richtung Osten, nach Spanien, um dort den ersten seiner spanischen Siege zu erringen, den von Talavera. Andere britische Siege sollten folgen, einige davon erstaunlich in ihrer Brillanz, aber diese Siege ließen (zumindest die Briten) übersehen, dass weit mehr Franzosen vom spanischen Volk getötet wurden, als in den Schlachten gegen die Briten fielen. Die Spanier waren in ihrer Mehrzahl Partisanen, die den guerilla kämpften, den »kleinen Krieg«. Die Guerilleros führten La Guerra de la Independencia, wie die Spanier ihren Unabhängigkeitskrieg nennen, und zu ihren Feinden gehörten in der Tat die afrancesados.

Sharpe und Harper jedoch sind nun erst einmal unterwegs nach Talavera. Von Talavera nach Frankreich ist ein weiter Weg, aber die Elite des britischen Heeres, die Rifles, sind jeden Schritt des Weges marschiert. Wenn nötig, wäre der Schütze in seiner grünen Jacke auch von Waterloo bis Paris zu Fuß gegangen. Sharpe und Harper steht beides noch bevor, daher müssen sie bald wieder marschieren. Werden Sie Teil der Bastei Lübbe Familie