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Unsere weiteren Erlebnisse dürften kaum von allgemeinem Interesse sein, denn sie unterscheiden sich wenig von jenen, die schon viele andere Reisende im Inneren Afrikas hatten. Es genügt zu sagen, daß wir nach unglaublichen Strapazen und Entbehrungen etwa einhundertsiebzig Meilen südlich der Stelle, wo Billali uns verließ, den Sambesi erreichten. Dort wurden wir von einem wilden Stamm, der uns, vor allem wegen Leos jugendlichen Gesichtes und seines schneeweißen Haares, für übernatürliche Wesen hielt, sechs Monate lang gefangengehalten. Endlich gelang es uns zu entfliehen, und wir wanderten, den Sambesi überschreitend, südwärts, bis wir, dem Hungertode nahe, das Glück hatten, einem Elefantenjäger, einem Portugiesenmischling, zu begegnen, der eine Elefantenherde weiter als je zuvor ins Landesinnere verfolgt hatte. Dieser Mann erwies sich als äußerst gastfreundlich, und mit seiner Hilfe gelangten wir schließlich nach zahllosen weiteren Leiden und Abenteuern, über achtzehn Monate nach Verlassen der Sümpfe von Kor, zur Delagoa-Bucht und gingen am Tag darauf an Bord eines der Dampfer, die um das Kap herum nach England fahren. Nach einer glücklichen Heimfahrt setzten wir genau zwei Jahre, nachdem wir zu unserer leichtfertigen und vielleicht unsinnig erscheinenden Reise aufgebrochen waren, unseren Fuß auf den Kai von Southampton, und nun schreibe ich, während Leo mir über die Schulter blickt, in meinem alten Collegezimmer, dem gleichen, in das vor zweiundzwanzig Jahren in der denkwürdigen Nacht seines Todes mein armer Freund Vincey mit dem eisernen Kasten wankte, diese letzten Worte.

Dies ist das Ende dieser Geschichte, soweit sie die Wissenschaft und die Außenwelt angeht. Wie sie für Leo und mich enden wird, vermag ich nicht zu sagen, doch haben wir beide das Gefühl, daß sie noch nicht zu Ende ist. Eine Geschichte, die vor mehr als zweitausend Jahren begonnen hat, kann noch weit in die ferne, dunkle Zukunft reichen. Ist Leo wirklich eine Reinkarnation des alten Kallikrates, von dem die Inschrift spricht? Oder ließ Ayesha sich durch eine seltsame ererbte Ähnlichkeit täuschen? Und eine weitere Frage: Verband Ustane irgendeine Verwandtschaft mit der Amenartas ferner Zeiten? Möge der Leser sich hierüber wie über vieles andere sein eigenes Urteil bilden. Mein Urteil steht fest: >Sie< hat sich, was Leo betrifft, nicht getäuscht.

Oft sitze ich des Nachts allein und suche mit den Augen des Geistes das Dunkel der noch ungeborenen Zeit zu durchdringen und frage mich, wie wohl dereinst dies große Drama enden und welches der Schauplatz seines nächsten Aktes sein wird. Und wenn dieses Ende schließlich kommt, wie es gemäß einem vorbestimmten Schicksal und einem unabänderlichen Lauf der Dinge einmal kommen muß - welche Rolle wird dann wohl die schöne Ägypterin Amenartas spielen, die Prinzessin aus dem königlichen Geschlecht der Pharaonen, der zuliebe der Priester Kallikrates sein der Isis abgelegtes Gelübde brach und, verfolgt von der erbarmungslosen Rache der erzürnten Göttin, gen Libyens Küste floh, wo in Kor sein Verhängnis ihn ereilte?